Stadthallengarten / Weyrauchstraße / Wintershall: Unterschied zwischen den Versionen

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== Kurzbeschreibung ==
 
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Die Anlage des Stadthallengartens flankierend zur Stadthalle folgt einem geometrischen Prinzip. Der westliche Teil bildet ein halbes Achteck, die strahlenförmig einmündenden Wohnstraßen setzen diese Geometrie fort. Die Verlängerung der zentralen Achse des Stadthallengartens bildet die Weyrauchstraße, die zum Teil als Denkmalensemble geschützt ist. Der einem Schmuckkasten gleichende Park ist eine begehrte öffentliche Grünfläche, eine Ruheinsel im Vorderen Westen. In der Nachbarschaft entstanden später zwei Hochhäuser, die aus der Gründerzeitarchitektur des Viertels weit heraus ragen: zum einen die Firmenzentrale der global tätigen BASF-Tochter Wintershall AG, zum anderen ein konventioneller Hotelbau, für den die ursprüngliche, aus Kostengründen gescheiterte, ambitionierte Planung einen elliptischen Grundriss vorgesehen hatten. WM
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Die Anlage des Stadthallengartens (ursprünglich: Aschrott-Anlage) flankierend zur Stadthalle folgt einem geometrischen Prinzip. Der westliche Teil bildet ein halbes Achteck, die strahlenförmig einmündenden Wohnstraßen setzen diese Geometrie fort. Die Verlängerung der zentralen Achse des Stadthallengartens bildet die Weyrauchstraße, die zum Teil als Denkmalensemble geschützt ist. Der einem Schmuckkasten gleichende Park ist eine begehrte öffentliche Grünfläche, eine Ruheinsel im Vorderen Westen. In der Nachbarschaft entstanden später zwei Hochhäuser, die die Gründerzeitarchitektur des Viertels weit überragen: zum einen die Firmenzentrale der international tätigen BASF-Tochter Wintershall, zum anderen ein konventioneller Hotelbau, für den die ursprüngliche, aus Kostengründen gescheiterte, ambitionierte Planung einen elliptischen Grundriss vorgesehen hatte.
  
 
== Geschichte ==
 
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In der zweiten Hälfte der 1920er Jahre war die Notwendigkeit entstanden, die gärtnerischen Anlagen um die Stadthalle neu zu gestalten. Die Planung übernahm Stadtgartendirektor Rudolf Stier (1890-1966). Neben dem eigentlichen Stadthallengarten (im westlichen Bereich) entstanden der Konzertgarten mit den Kolonaden und der Rosengarten am Kirchweg. Auf Grund von Kriegszerstörungen kam es 1951 zu einer Neugestaltung des inzwischen als Grabeland und Selbstversorgungsgärten genutzten Geländes durch Oswald Sauer, den Leiter des botanischen Gartens. Durch Veränderungen im Zuge der Umgestaltung der Stadthalle zum Kongresspalais in den letzten Jahren erfolgten weitere  Veränderungen, so dass die drei ursprünglich miteinander verbundenen Teile der Gesamtanlage nun weitgehend voneinander isoliert sind.
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Im Stadthallengarten befindet sich ein Büste Goethes.
  
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Im Wintershall-Gebäude befindet sich ein denkmalgeschützter Paternoster, der allerdings nicht mehr benutzt werden darf.
  
 
== Bedeutung der Straßennamen ==
 
== Bedeutung der Straßennamen ==
 
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Mit dem am 3. August 1832 in Neukirchen/Hessen geborenen Ernst Karl Georg Valentin von Weyrauch wurde wie bei den meisten ursprünglichen Namensgebungen ein Konservativer geehrt, der in diesem Fall sowohl in hessischen als auch in preußischen Diensten gestanden hatte.
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Weyrauch studierte in Marburg und Berlin Jura, trat 1853 in den Justizdienst in Fulda ein, wechselte 1862 zum Landratsamt in Marburg, war ab 1863 dann zunächst im kurhessischen Innenministerium, später im Ministerium für äußere Angelegenheiten tätig. Im Sinne des Außenministeriums trat er vergebens für den Anschluss Kurhessens an Preußen ein, zog sich während der Okkupation durch Preußen 1866 vorübergehend zurück, um nach dem Vollzug der Annexion Kurhessens durch Preußen in den Dienst dieses Staates einzutreten.
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Weyrauch wurde 1868 Landrat des neu errichteten Landkreises Kassel und 1881 Präsident des Konsistoriums. In dieser Stellung gelang es ihm, die drei evangelischen Kirchengemeinschaften des ehemaligen Kurfürstentums in einer Konföderation mit gemeinsamen Synoden zu vereinigen. Dem 1888 Geadelten verliehen die Universitäten Marburg und Königsberg Ehrendoktorwürden der Theologie und der Rechtswissenschaften. Von 1891 bis zum Ende seiner beruflichen Tätigkeit 1899 wirkte Weyrauch als Unterstaatssekretär im preußischen Kultusministerium. An der Gründung der deutschkonservativen Partei 1876 beteiligt, gehörte er 1879 bis 1882 dem preußischen Abgeordnetenhaus und 1887-1891 dem Reichstag an. Weyrauch starb 1905. Die Weyrauchstraße war nach dem 2. Weltkrieg vorübergehend nach Franz Mehring be­nannt.
  
 
== Weblinks ==
 
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[http://www.vorderer-westen.net/184/?L=0 Kassel West e. V. zum August-Rosberg-Haus]
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[http://www.nordhessen-online.com/wp-content/data/hundert/1935/a1935.htm Der Gartenarchitekt Rudolf Stier und das Bad Wilhelmshöhe]
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== Literatur ==
 
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Astrid Heck / Sandra Schäfer, „Parks und Plätze in Kassel“ – ein Führer zu öffentlichen Freiräumen, Universität Gesamthochschule Kassel 1999
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Wolfgang Matthäus (Hg.), Vom Hohenzollernviertel zum Vorderen Westen. Straßennamen, Geschichte und „Geschichtspolitik“, Kassel 2005
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Thomas Wiegand, Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Kulturdenkmäler in Hessen. Stadt Kassel II, hg. vom Landesamt für Denkmalpflege Hessen, Wiesbaden 2005

Aktuelle Version vom 3. März 2015, 13:41 Uhr

Kurzbeschreibung

A8 Luftbild kleinWo 034 03.jpg
A8 Gelände um Stadthalle 1960er Jahre.jpg
A8 Weyrauchstraºe-Wo236 30.jpg

Die Anlage des Stadthallengartens (ursprünglich: Aschrott-Anlage) flankierend zur Stadthalle folgt einem geometrischen Prinzip. Der westliche Teil bildet ein halbes Achteck, die strahlenförmig einmündenden Wohnstraßen setzen diese Geometrie fort. Die Verlängerung der zentralen Achse des Stadthallengartens bildet die Weyrauchstraße, die zum Teil als Denkmalensemble geschützt ist. Der einem Schmuckkasten gleichende Park ist eine begehrte öffentliche Grünfläche, eine Ruheinsel im Vorderen Westen. In der Nachbarschaft entstanden später zwei Hochhäuser, die die Gründerzeitarchitektur des Viertels weit überragen: zum einen die Firmenzentrale der international tätigen BASF-Tochter Wintershall, zum anderen ein konventioneller Hotelbau, für den die ursprüngliche, aus Kostengründen gescheiterte, ambitionierte Planung einen elliptischen Grundriss vorgesehen hatte.

Geschichte

In der zweiten Hälfte der 1920er Jahre war die Notwendigkeit entstanden, die gärtnerischen Anlagen um die Stadthalle neu zu gestalten. Die Planung übernahm Stadtgartendirektor Rudolf Stier (1890-1966). Neben dem eigentlichen Stadthallengarten (im westlichen Bereich) entstanden der Konzertgarten mit den Kolonaden und der Rosengarten am Kirchweg. Auf Grund von Kriegszerstörungen kam es 1951 zu einer Neugestaltung des inzwischen als Grabeland und Selbstversorgungsgärten genutzten Geländes durch Oswald Sauer, den Leiter des botanischen Gartens. Durch Veränderungen im Zuge der Umgestaltung der Stadthalle zum Kongresspalais in den letzten Jahren erfolgten weitere Veränderungen, so dass die drei ursprünglich miteinander verbundenen Teile der Gesamtanlage nun weitgehend voneinander isoliert sind.

A8 Plan klein1990 gi 087.jpg
A8 Modell klein1990 GI 090.jpg


Die Anlage auf Fotos aus der Vorkriegszeit

A8 Rosengarten1990 GI 052.jpg
A8 Westlicher Bereich1995 PGK 028.jpg
A8 Anlage 1990 GI 155.jpg
A8 Bau Spielplatz1990 GI 053.jpg
A8 Spielplatz Kirchweg1990 GI 057.jpg
A8 Gaststätte1990 GI 045.jpg

Architektur

Sehenswürdigkeiten / Besonderheiten

Im Stadthallengarten befindet sich ein Büste Goethes.

Im Wintershall-Gebäude befindet sich ein denkmalgeschützter Paternoster, der allerdings nicht mehr benutzt werden darf.

Bedeutung der Straßennamen

Mit dem am 3. August 1832 in Neukirchen/Hessen geborenen Ernst Karl Georg Valentin von Weyrauch wurde wie bei den meisten ursprünglichen Namensgebungen ein Konservativer geehrt, der in diesem Fall sowohl in hessischen als auch in preußischen Diensten gestanden hatte. Weyrauch studierte in Marburg und Berlin Jura, trat 1853 in den Justizdienst in Fulda ein, wechselte 1862 zum Landratsamt in Marburg, war ab 1863 dann zunächst im kurhessischen Innenministerium, später im Ministerium für äußere Angelegenheiten tätig. Im Sinne des Außenministeriums trat er vergebens für den Anschluss Kurhessens an Preußen ein, zog sich während der Okkupation durch Preußen 1866 vorübergehend zurück, um nach dem Vollzug der Annexion Kurhessens durch Preußen in den Dienst dieses Staates einzutreten. Weyrauch wurde 1868 Landrat des neu errichteten Landkreises Kassel und 1881 Präsident des Konsistoriums. In dieser Stellung gelang es ihm, die drei evangelischen Kirchengemeinschaften des ehemaligen Kurfürstentums in einer Konföderation mit gemeinsamen Synoden zu vereinigen. Dem 1888 Geadelten verliehen die Universitäten Marburg und Königsberg Ehrendoktorwürden der Theologie und der Rechtswissenschaften. Von 1891 bis zum Ende seiner beruflichen Tätigkeit 1899 wirkte Weyrauch als Unterstaatssekretär im preußischen Kultusministerium. An der Gründung der deutschkonservativen Partei 1876 beteiligt, gehörte er 1879 bis 1882 dem preußischen Abgeordnetenhaus und 1887-1891 dem Reichstag an. Weyrauch starb 1905. Die Weyrauchstraße war nach dem 2. Weltkrieg vorübergehend nach Franz Mehring be­nannt.

Weblinks

Kassel West e. V. zum August-Rosberg-Haus

Der Gartenarchitekt Rudolf Stier und das Bad Wilhelmshöhe

  • Link 2:

Dateien

Literatur

Astrid Heck / Sandra Schäfer, „Parks und Plätze in Kassel“ – ein Führer zu öffentlichen Freiräumen, Universität Gesamthochschule Kassel 1999

Wolfgang Matthäus (Hg.), Vom Hohenzollernviertel zum Vorderen Westen. Straßennamen, Geschichte und „Geschichtspolitik“, Kassel 2005

Thomas Wiegand, Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Kulturdenkmäler in Hessen. Stadt Kassel II, hg. vom Landesamt für Denkmalpflege Hessen, Wiesbaden 2005