Querallee / Friedrich-Ebert-Straße: Unterschied zwischen den Versionen

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(Kurzbeschreibung)
(Bedeutung der Straßennamen)
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== Bedeutung der Straßennamen ==
 
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Die Friedrich-Ebert-Straße hieß ursprünglich Hohenzollernstraße nach dem Geschlecht der Hohenzollern, das dem ganzen Viertel seinen Namen gab. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde sie zunächst in Karl-Marx-Straße, aber kurz darauf erneut umbenannt und hat seitdem den heutigen Namen.
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Friedrich Ebert wurde am 4. Februar 1871 in Heidelberg geboren. Der Sohn des Schneiders Karl Ebert und seiner Frau Katharina (geb. Hinkel) begann 1885 im Alter von 15 Jahren eine dreijährige Sattlerlehre. Im Zuge seiner Gesellenwanderschaft stieß er 1889 in Mannheim auf die SPD und trat ihr bei. Sein politisches Engagement begann er im gleichen Jahr in der Gewerkschaft. In den folgenden Jahren brachte ihn seine politische Tätigkeit auf die "schwarze Liste" der Polizei, was ihn dazu veranlasste, seinen Wohnort ständig zu ändern. Dabei hielt er sich u. a. auch in Kassel auf.
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Im Jahre 1891 wählte er Bremen zu seinem festen Aufenthaltsort, an dem er ab 1983 als Lokalredakteur der "Bremer Bürgerzeitung" tätig war. Im Jahr darauf heiratete er die Arbeiterin Louise Rump. Die im gleichen Jahr gepachtete Gastwirtschaft diente in Bremen als Treff­punkt für politische und gewerkschaftliche Aktivitäten. Zur gleichen Zeit führte er seine politische Karriere als Fraktionsvorsitzender der SPD in der "Bremer Bürgerschaft" fort und siedelte 1905 als Sekretär des SPD Parteivorstands nach Berlin über. 1912 wurde Ebert in den Reichstag gewählt und schon am 20. September 1913 nach dem Tod August Bebels auf dem Parteitag in Jena zusammen mit Hugo Haase dessen Nachfolger als Vorsitzender der SPD. Nach dem Rücktritt von Hugo Haase aus dem Parteivorsitz 1915 wurde Ebert am 11. Januar 1916 neben Philip Scheidemann zum Vorsitzenden der SPD-Reichstagsfraktion gewählt. Aufgrund dieses Amtes, der Position im Partievorstand sowie im Parteiausschuss gewann Friedrich Ebert maßgeblichen Einfluss in der SPD.
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Zu Beginn des 1. Weltkrieges sprach sich Ebert für den "Burgfrieden" und nationalen Zusammenhalt, jedoch gegen Annexion und Siegfrieden aus. Am 9. November 1918 wurde ihm von Prinz Max von Baden das Amt des Reichskanzlers übertragen, nachdem Wilhelm II. abgedankt hatte ("worden war"). Einen Tag später wurde der Rat der Volksbeauftragten unter paritätischer Beteiligung von Politikern der SPD und der von ihr abgespaltenen USPD ins Leben gerufen, wobei Ebert und Haase die Rollen der Vorsitzenden übernahmen. Die USPD verließ aber bereits wenig später den Rat der Volksbeauftragten.
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Ebert setzte sich für einen strikt parlamentarischen, auf Mehrheit setzenden Weg zur Neugestaltung Deutschlands und damit für die möglichst baldige Wahl einer Nationalversammlung ein. Bei der Gründung der Weimarer Republik spielte er eine entscheidende Rolle, indem er  wesentlich dazu beitrug, die Konstituierung einer Räte-Republik zu verhindern - auch mit Hilfe einer Zusammenarbeit mit der OHL unter General Groener. Am 11. Februar wurde Ebert von der Nationalversammlung zum vorläufigen Reichspräsidenten gewählt. Seine Politik gegen die Linksradikalen setzt er mit der Unterstützung von Gus­t­av Noske in dessen ge­waltsamen Vorgehen ge­gen revoltierende Arbeiter fort. Ende 1924 mach­te man ihm einen Prozess wegen Landesverrats aufgrund der Teilnahme am Berliner Januarstreik 1918.
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Nach einem verbreiteten Urteil trug Friedrich Ebert zur Stabilisierung der jungen Republik wesentlich bei. Anderen Auffassungen zu Folge war seine Politik zu sehr von einer Furcht vor dem Bolschewismus und, daraus erwachsend, aus dem Vergeben weiter rei­chen­ der Demokratisierungschancen ge­prägt. Ebert starb am 28. Februar 1925 in Berlin in Folge einer ver­schleppten Blinddarmentzündung.
  
 
== Weblinks ==
 
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Version vom 14. Februar 2013, 17:21 Uhr

Basisdaten
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Geo-Position Koordinaten

Kurzbeschreibung

An der Querallee griff die Aschrottsche Stadterweiterung auf die Gemarkung Wehlheidens über, das 1899 eingemeindet wurde. Die Eckhäuser an der Friedrich-Ebert-Straße zeugen von ganz unterschiedlichem Umgang mit der ursprünglichen Bebauung. Das 1905 errichtete Haus Nr. 93 mit seinen Jugendstilelementen zeugt von einem behutsamen Umgang mit dem ursprünglichen Bau. Nr. 98 (1891) erfuhr in der Nachkriegszeit „Modernisierungen“, die u. a. mit der Reduzierung der Geschosshöhen im Inneren zu einem brachialen Zumauern der Fenster führten. Nr. 96 (1890) stand in den 1960er Jahren kurz vor dem Abriss, wurde dann aber „modernisiert“ und dabei mit einer „grotesken Verkleidung“ (Wiegand) versehen. Nach langjähriger Diskussion erhielt der Kreuzungsbereich vor einigen Jahren eine Straßenbahnhaltestelle, die als erste überfahrbare Kaphaltestelle in Kassel eingerichtet wurde.

Geschichte

Architektur

Sehenswürdigkeiten / Besonderheiten

Bedeutung der Straßennamen

Die Friedrich-Ebert-Straße hieß ursprünglich Hohenzollernstraße nach dem Geschlecht der Hohenzollern, das dem ganzen Viertel seinen Namen gab. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde sie zunächst in Karl-Marx-Straße, aber kurz darauf erneut umbenannt und hat seitdem den heutigen Namen. Friedrich Ebert wurde am 4. Februar 1871 in Heidelberg geboren. Der Sohn des Schneiders Karl Ebert und seiner Frau Katharina (geb. Hinkel) begann 1885 im Alter von 15 Jahren eine dreijährige Sattlerlehre. Im Zuge seiner Gesellenwanderschaft stieß er 1889 in Mannheim auf die SPD und trat ihr bei. Sein politisches Engagement begann er im gleichen Jahr in der Gewerkschaft. In den folgenden Jahren brachte ihn seine politische Tätigkeit auf die "schwarze Liste" der Polizei, was ihn dazu veranlasste, seinen Wohnort ständig zu ändern. Dabei hielt er sich u. a. auch in Kassel auf. Im Jahre 1891 wählte er Bremen zu seinem festen Aufenthaltsort, an dem er ab 1983 als Lokalredakteur der "Bremer Bürgerzeitung" tätig war. Im Jahr darauf heiratete er die Arbeiterin Louise Rump. Die im gleichen Jahr gepachtete Gastwirtschaft diente in Bremen als Treff­punkt für politische und gewerkschaftliche Aktivitäten. Zur gleichen Zeit führte er seine politische Karriere als Fraktionsvorsitzender der SPD in der "Bremer Bürgerschaft" fort und siedelte 1905 als Sekretär des SPD Parteivorstands nach Berlin über. 1912 wurde Ebert in den Reichstag gewählt und schon am 20. September 1913 nach dem Tod August Bebels auf dem Parteitag in Jena zusammen mit Hugo Haase dessen Nachfolger als Vorsitzender der SPD. Nach dem Rücktritt von Hugo Haase aus dem Parteivorsitz 1915 wurde Ebert am 11. Januar 1916 neben Philip Scheidemann zum Vorsitzenden der SPD-Reichstagsfraktion gewählt. Aufgrund dieses Amtes, der Position im Partievorstand sowie im Parteiausschuss gewann Friedrich Ebert maßgeblichen Einfluss in der SPD. Zu Beginn des 1. Weltkrieges sprach sich Ebert für den "Burgfrieden" und nationalen Zusammenhalt, jedoch gegen Annexion und Siegfrieden aus. Am 9. November 1918 wurde ihm von Prinz Max von Baden das Amt des Reichskanzlers übertragen, nachdem Wilhelm II. abgedankt hatte ("worden war"). Einen Tag später wurde der Rat der Volksbeauftragten unter paritätischer Beteiligung von Politikern der SPD und der von ihr abgespaltenen USPD ins Leben gerufen, wobei Ebert und Haase die Rollen der Vorsitzenden übernahmen. Die USPD verließ aber bereits wenig später den Rat der Volksbeauftragten. Ebert setzte sich für einen strikt parlamentarischen, auf Mehrheit setzenden Weg zur Neugestaltung Deutschlands und damit für die möglichst baldige Wahl einer Nationalversammlung ein. Bei der Gründung der Weimarer Republik spielte er eine entscheidende Rolle, indem er wesentlich dazu beitrug, die Konstituierung einer Räte-Republik zu verhindern - auch mit Hilfe einer Zusammenarbeit mit der OHL unter General Groener. Am 11. Februar wurde Ebert von der Nationalversammlung zum vorläufigen Reichspräsidenten gewählt. Seine Politik gegen die Linksradikalen setzt er mit der Unterstützung von Gus­t­av Noske in dessen ge­waltsamen Vorgehen ge­gen revoltierende Arbeiter fort. Ende 1924 mach­te man ihm einen Prozess wegen Landesverrats aufgrund der Teilnahme am Berliner Januarstreik 1918. Nach einem verbreiteten Urteil trug Friedrich Ebert zur Stabilisierung der jungen Republik wesentlich bei. Anderen Auffassungen zu Folge war seine Politik zu sehr von einer Furcht vor dem Bolschewismus und, daraus erwachsend, aus dem Vergeben weiter rei­chen­ der Demokratisierungschancen ge­prägt. Ebert starb am 28. Februar 1925 in Berlin in Folge einer ver­schleppten Blinddarmentzündung.

Weblinks

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Dateien

Literatur

Wiegand, Denkmaltopographie Stadt Kassel II, S. 206f.