Karl-Marx-Platz

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Kurzbeschreibung

Die Gestaltung des Platzes kann wohl als andauernder Anlass zu Streit gesehen werden, der bis heute nicht beendet ist. Der Platz und seine Umgebung harren noch einer endgültigen Formgebung. Diese Umgebung wird geprägt durch das ehemalige Kasernengelände (als dessen Vorplatz der Platz gedacht war), das mit der heutigen Samuel-Beckett-Anlage die Wandlung einer militärischen über eine Polizeikaserne zu einem Wohngebiet demonstriert, und die 1908 eingeweihte Friedenskirche als weithin sichtbarem Kennzeichen des Zentrums des Vorderen Westens. Für Tradition und Kontinuität steht ein seit mehr als hundert Jahren hier ansässiger Bäckereibetrieb.


B2 Karl-Marx-Platz 1908 1908.jpg

Geschichte

Verkehrs- und städtebauliche Konflikte

Architektur

Sehenswürdigkeiten / Besonderheiten

Friedenskirche

Die Namensgebung erfolgte - natürlich - nicht auf der Grundlage eines weltlichen Begriffes von Frieden (über den es auch keine Übereinkunft gibt), sondern bezieht sich auf das Evangelium des Johannes 14, wo der Evangelist überliefert, was Jesus beim Abendmahl zu seinen Jüngern gesagt haben soll. Vers 27 ist überschrieben mit: “Der Friede Christi” und lautet: “Den Frieden lasse ich euch, den Frieden gebe ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt. Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht.” Die das Stadtbild des Vorderen Westens prägende Kirche wurde 1905-1908 für die lutherischen Bürger der Stadt erbaut - mit Renaissance-, gotischen, vor allem aber barocken Elementen. Sie ist als Blickfang an einem Straßenstern inszeniert, wie der Architekturführer Kassel meint. Von Kriegseinwirkungen blieb die Friedenskirche zwar nicht verschont, das Gebäude steht aber heute noch weitgehend in der ursprünglichen Form. Im Innenraum fanden mehrere Modernisierungen statt. Besonders prägend war die farbliche Neugestaltung des Restaurators Rolf-Gerhard Ernst im Jahr 1998.

Bedeutung des Namens

Früher den Hohenzollern gewidmet, wurde der Platz zusammen mit der Hohenzollernstraße 1947 nach Karl Marx, dem Begründer und führenden Vertreter des Marxismus bzw. des wissenschaftlichen Sozialismus und Kommunismus benannt. Marxismus ist die Bezeichnung für die von Marx und Engels entwickelte philosophischen, politischen, sozialen und ökonomischen Theorien und Lehren. Die Geschichte ist demnach die "Geschichte von Klassenkämpfen", die von Unterdrückern und Unterdrückten handelte. Die in der "Urgesellschaft" vorhandene Gleichheit aller soll durch den Kommunismus über den Weg des Sozialismus wieder erreicht werden. Während der historischen Epoche des Kapitalismus, der dem Sozialismus vorausgehe, basiere das Wachstum der Produktion auf der Ausbeutung des Menschen (Proletarier) durch den Menschen (Bourgeoisie). Da die besitzlosen Arbeiter nämlich mit ihrer Arbeitskraft in der Lage seien, den Wert für Waren zu erhöhen (Wertschöpfung), der Kapitalist sich aber die Differenz von produzierten Wert und Lohn, d. h. den Mehrwert, aneigne, werde der Arbeiter nach Marx ausgebeutet. Der historische Prozess werde vom Widerspruch der Produktivkräfte (u. a. auch menschliche Arbeitskraft) und den Produktionsverhältnissen (soziale Organisationsform von Rechts-, Eigentums- und Herrschaftsverhältnissen) vorangetrieben. Wenn die Produktionsverhältnisse nicht mehr der Fortentwicklung der Produktivkräfte entsprächen, komme es zu gesellschaftlichen Konflikten, die zu einer Revolution und damit zur Ablösung der bestehenden Ordnung führen könnten. Marx erklärt so den historischen Wechsel der herrschenden Klassen. Die historische Aufgabe des Proletariats als Unterdrückter sei es, die politische und ökonomische Macht zu erobern und sozialistische Produktionsverhältnisse, Kollektiveigentum, gesellschaftliche Planung und die "Diktatur des Proletariats" einzuführen. Er geht dabei davon aus, dass die weitere Entfesselung der Produktivkräfte, die der Kapitalismus zunächst ermöglicht, dann aber behindert habe, eine zunehmende Entlastung des Menschen von produktiven Tätigkeiten und damit ein erhöhtes Maß an Freiheit bringe. Wenn dies im Kommunismus erreicht sei, könne der Staatsapparat wegfallen, der Staat absterben. Karl Heinrich Marx, geboren am 05.05.1818 in Trier, studierte Rechtswissenschaft, Geschichte und Philosophie und beschäftigte sich insbesondere mit der Philosophie Hegels. Ab 1842/1843 war er bis zu ihrem Verbot Redakteur der "Rheinischen Zeitung". Unter dem Einfluss Feuerbachs wandte er sich von der Philosophie Hegels ab (Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie) und ab 1843 in Paris dem Sozialismus zu. Dabei begann er auch die Freundschaft und Zusammenarbeit mit Engels. 1845 aus Frankreich ausgewiesen, zog er nach Brüssel, um dort in enger Zusammenarbeit mit Engels im Auftrag des "Bundes der Kommunisten" das "Kommunistische Manifest" zu verfassen. Nachdem Marx auch aus Belgien ausgewiesen worden war, lebte er 1848 kurze Zeit in Köln, wo er die "Neue Rheinische Zeitung", die leitende Oppositionszeitung, als Chefredakteur über die Wirren der Revolution hinweg leitete. Nach dem Scheitern der Revolution wurde er von Preußen ins Exil geschickt. Darum lebte er bis zu seinem Tod in London. Finanziell von Engels unterstützt, gab er die "Neue Rheinische Revue" heraus, schrieb viele Artikel für die "New York Tribune" zur Weltpolitik und Weltwirtschaft. In London verfasste er dann auch seine eigentlichen wissenschaftliche Werke, wie z. B. "Zur Kritik der politischen Ökonomie" (1859) und den ersten Band von "Das Kapital" (1867). Die weiteren zwei Bände wurden mittels Aufzeichnungen von Engels nach dem Tod Marx' bearbeitet und schließlich 1885 und 1894 publiziert. Karl Heinrich Marx starb am 24.03.1883 in London. Marx' Denken hatte erheblichen Einfluss auf die deutsche (SPD) und internationale Arbeiterbewegung, aber auch die historischen und Sozialwissenschaften. Revolutionäre des 19. und 20. Jahrhunderts - nicht nur in Mittel- und Osteuropa - beriefen sich auf ihn und rechtfertigten kommunistische Systeme als auf wissenschaftlichen Lehren von Marx (und Lenin) beruhend. Im Sinne des Denkens von Marx wurde aber der "real existierende Sozialismus" auch kritisiert, der ganz gegen den Geist von Marx dessen Gedanken zu einem starren Gebäude und zu fixierten Lehren mache, die Bestehendes rechtfertigen sollten. Im Gefolge der Studentenbewegung in der zweiten Hälfte der 60er Jahre erlebte der Marxismus im Westen eine Renaissance, mit dem Zusammenbruch des Ostblocks scheint derzeit weltweit auch die radikale Kritik, die Marx am Kapitalismus übte, diskreditiert und von den Zwängen einer marktwirtschaftlichen Globalisierung überholt zu sein: einer Globalisierung, die Marx und Engels im kommunistischen Manifest von 1848 schon hellsichtig vorausgesehen hatten. Zur Zeit der Umbenennung des Platzes war die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) legal. Kommunisten hatten in Kassel zu einem Neuanfang im antifaschistischen Geist beigetragen - zum Teil im Auftrag der amerikanischen Besatzungsmacht, die nach "Unbelasteten" suchte; so waren sie z. B. in der Stadtverordnetenversammlung vertreten. Auch für die SPD spielte zu dieser Zeit marxistisches Denken offiziell noch eine Rolle. Die Partei propagierte in der Nachkriegszeit einen demokratischen Sozialismus, der ein sozialistisches Wirtschaftssystem mit Sozialisierung, Planung und Lenkung der Wirtschaft sowie ein parlamentarisch-demokratisches politisches System meinte. Die zentrale Straße des Stadtteils nach Karl Marx zu benennen, erschien zwei Jahre später, 1949, dann doch wohl nicht mehr angemessen. Übrig blieb der Karl-Marx-Platz - heute mit einem Denkmal, dem Stuhl des Redakteurs Karl Marx. Das Denkmal für Karl Marx und Friedrich Engels auf dem Alexanderplatz in Berlin ist nach der Vereinigung beschriftet worden: "Sorry Karl. Beim nächsten Mal machen wir es besser."

Weblinks

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Literatur