Goetheanlage: Unterschied zwischen den Versionen

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== Diakonissenhaus==
 
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Eine der größten Baustellen des Landes Hessen ist der Umbau des Diakonissenkrankenhauses, der sich in mehreren Bauabschnitten vollzieht. Als Riesenkubus entspricht er vermutlich den funktionalen Erfordernissen, zeigt aber in den Bezügen zur umgebenden Bebauung Defizite. Gliederungselemente wie sie die gründerzeitliche Bebauungs vorgibt werden nicht übernommen. Die Traufhöhen werden zum Teil deutlich überschritten. Der gelbliche Naturstein für die Fassaden ist zwar teuer, betont aber auch die Monumentalität des Gebäudekomplexes. Bedauerlich, dass hier nicht ein Architektenwettbewerb durchgeführt wurde.
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Eine der größten Baustellen des Landes Hessen ist der Umbau des Diakonissenkrankenhauses, der sich in mehreren Bauabschnitten vollzieht. Als Riesenkubus entspricht er vermutlich den funktionalen Erfordernissen, zeigt aber in den Bezügen zur umgebenden Bebauung Defizite. Gliederungselemente, wie sie die gründerzeitliche Bebauungs vorgibt, werden nicht übernommen. Die Traufhöhen werden zum Teil deutlich überschritten. Der gelbliche Naturstein für die Fassaden ist zwar teuer, betont aber auch die Monumentalität des Gebäudekomplexes. Bedauerlich, dass hier nicht ein Architektenwettbewerb durchgeführt wurde.
  
 
== Weblinks ==
 
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Version vom 19. August 2013, 15:46 Uhr

Basisdaten
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Geo-Position Koordinaten

Kurzbeschreibung

A4 oben Bau der Goetheanlage StA 0.001.765.jpg

Die Goetheanlage wurde in den 1920er Jahren konzipiert und in der Zeit der Weltwirtschaftskrise bis 1933 als pflegeleichter Volksgarten für Spiel, Sport und Erholung realisiert. Diese Funktion erfüllt die Anlage auch heute noch in hohem Maße. Im Westen begrenzt die 1930 eingeweihte Heinrich-Schütz-Schule die Anlage, ein vorgesehenes Schulgebäude im Osten wurde nicht gebaut. Dort schließt sich der große Komplex der Diakonie-Kliniken an. Bei dem Bau der Grünanlage wurde die Drusel unterirdisch verrohrt. (Vgl. das Foto) Freizeitangebote in der Anlage sind ein Spielplatz, eine Basketballanlage und ein Generationenparcours. Der westliche Eingangsbereich wurde 2012/13 saniert. 2012 hat sich der Freizeit- und Sportverein Goetheanlage Kassel gegründet, der die Nutzung der Anlage fördern will. Deren Beliebtheit für das Feiern von Partys führte in der Vergangenheit nicht selten zu Konflikten zwischen vor allem Jugendlichen und Anwohnern, so dass 2012 ein nächtliches Alkoholverbot verhängt wurde.

A4 unten Goetheanlage Einweihung StA 0.001.760.jpg
A$ Drusel Goethe.jpg

Geschichte

Die Goetheanlage in Kassels Vorderem Westen wurde in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts konzipiert und bis 1933 realisiert. Es sollte ein pflegeleichter Volksgarten für Spiel und Sport werden, der mit einem Rundweg erbaut wurde. Planer der Goetheanlage war der Stadtgartendirektor Rudolf Stier zusammen mit dem Stadtbaurat Labes. Die Goetheanlage war der Ausdruck der geänderten städteplanerischen Proritäten nach dem 1. Weltkrieg. (vgl. Wiegand) Es sollte ein modernes Quartier erstellt werden mit Wohnungen und zwei Schulen; eine wurde allerdings nur gebaut. Die Goetheanlage wurde rechteckig angelegt. Begrenzt wird sie im Osten von der Huttenstraße, im Süden von der Herkulesstraße, im Westen von der Freiherr-vom-Stein-Straße und im Norden von der Goethestraße. Die umgebende Bebauung besteht aus fünfgeschossigen Wohnhäusern. Durch die notwendige Höhenstaffelung am nördlichen Hang wird die Bauzeile so gegliedert, dass Teilabschnitte wie eigenständige Gebäude wirken. Beteiligt am Bau waren die Baugenossenschaften 1889 (damals Arbeiter Bauverein) sowie die „Heimat“ Bau AG ( heute GWH). Die Grünfläche entstand anstelle von Bauplätzen, die die damalige Aschrottgesellschaft nicht mehr verwerten konnte. Das tiefliegende Bett der Drusel wurde daher kanalisiert und mit Müll und Bauschutt bis unterhalb des Niveaus der Goetheanlage aufgefüllt.

Nach den weitreichenden Zerstörungen der Stadt im Oktober 1943 errichtete die Gestapo Kassel, die für den gesamten Regierungsbezirk zuständig war, in der Goetheanlage Baracken; daneben hatte sie eine Zweigstelle in Breitenau. Von hier aus wurden mörderiche Aktionen bis hin zu Massenmorden am Ende des Krieges geplant und angeordnet. Nach dem Krieg diente die Baracke der evangelischen Gemeinde Wehlheiden als Notkirche.

In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg gab es das populäre Radrennen "Rund um die Goethanlage", das von der im Vorderen Westen ansässigen Firma Edelmann veranstaltet wurde.

A 4 Notkirche klein.jpg
A4 Radrennen.jpg

Stadtplanung

A4 Blick auf Herkules.jpg


Der Schaffung der Goetheanlage lag der am Anfang des letzten Jahrhunderts nicht selbstverständliche Gedanke zu Grunde, eine frei verfügbare Fläche für alle zu schaffen, einen "Volkspark". Stadtgartendirektor Rudolf Stier verwirklichte ihn und schuf eine rechteckige, am Rand von Bäumen und Sträuchern umgebene Fläche mit Ruhezonen und Aktivitätsbereichen. Diesem Nutzungsgedanken wurde die Anlage erst nach Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg und ihrer Neugestaltung durch Stadtgartendirketor von Eichel-Streiber wirklich gerecht. Das Gelände, das von der Drusel durchflossen wurde und von Aschrott auch als Bauland vorgesehen war,wurde nun ganz anders genutzt, indem die Drusel verrohrt und das Gelände aufgeschüttet wurde, das allerdings immer noch um eniges tiefer liegt, als die Goethestraße.

In der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg wurden am westlichen Ende vor der Freiherr-vom-Stein-Straße betonierte Feuerlöschbecken angelegt, die in der Nachkriegszeit als Eisbahn im Winter, von Skatern und Basketballern (auch heute noch) genutzt wurden.

Sehenswürdigkeiten / Besonderheiten

A4 Spielplatz Goethe 50er.jpg

Freizeitangebote in der Anlage sind ein Spielplatz, eine Basketballanlage und ein Generationenparcours. Der westliche Eingangsbereich wurde 2012/13 saniert.

2012 hat sich der Freizeit und Sportverein Goetheanlage Kassel gegründet. Sein oberstes Anliegen ist es, "den Aufenthalt in der Goetheanlage Kassel für alle Besucher noch angenehmer und abwechselungsreicher zu gestalten. ... Desweiteren strebt der Verein nach Instandhaltung, Verbesserung und Reinhaltung der Anlage."

Diesem Anliegen wird er - als einziger Verein im Vorderen Westen neben Kassel West e. V. - auch gerecht. Auf Facebook rief er im März 2013 auf:

"Am Samstag ist Frühjahrsputz angesagt! Um 9 Uhr 30 Treffpunkt am Löschbecken um von den Stadtreinigern mit Werkzeugen ausgestattet zu werden. Es ist eine große Aufräumaktion die in ganz Kassel stattfindet. Jeder ist herzlich willkommen mit anzufassen um unsere geliebte Goetheanlage frisch und sauber für den Sommer zu machen der dann auch ruhig bald kommen darf!!!"

Zur gleichen Zeit hieß es:

"Im April steigt ein Basketball-Tunier in der Goethe dafür sind wir noch auf der Suche nach Fotos für den Flyer! Wer Bilder von der Goethe hat, postet diese einfach hier auf der Seite!"

Die Beliebtheit der Anlage (häufig einfach "die Goethe" genannt) für das Feiern von Partys führte in der Vergangenheit nicht selten zu Konflikten zwischen vor allem Jugendlichen und Anwohnern, so dass 2012 ein nächtliches Alkoholverbot verhängt wurde.


A4 Ruhezone Goetheanlage.jpg
A4 Skagte4r Goethe.jpg
A4 Pärchen Goethe.jpg
Blick auf Herkules.jpg


Der Bau der Anlage

Die Goetheanlage mit ihrem hohen Freizeit- und Erholungswert für ganz verschiedene Bevölkerungsgruppen war eine nachhaltige Investition in die Zukunft. Realisiert wurde sie in der Zeit außerordentlicher wirtschaftlicher Schwierigkeiten, in der Zeit der Weltwirtschaftkrise. Eingeweiht wurde Sie unter dem Zeichen der Hakenkreuzes der Nationalsozialisten, die sich nicht nur hier mit dem schmückten, was die von ihnen so verachtete Republik geschaffen hatte.Der Bau der Anlage, der sicherlich auch Arbeitsplätze schuf oder erhielt, ist in einer eindrucksvollen Fotoserie im Stadtmuseum Kassel überliefert. Wir verdanken diesen Hinweis Dr. Alexander Link vom Stadtmuseum. Wahrscheinlich stammen die Fotos vom Planer der Anlage, Rudolf Stier, selbst - jedenfall ist das so überliefert.

A4 Baugrube 1990 GI 167 klein.jpg
A4 Verrohrte Drusel 1 1990 GI 160 klein.jpg
A4 Lorenbahn 1 quer 1990 GI 165 klein.jpg
A4 Verrohrte Drusel 21990 GI 162 klein.jpg
A4 Loren 1990 GI 166 klein.jpg
Verrohrte3 Drusel 3 1990 GI 161 klein.jpg

Diakonissenhaus

Eine der größten Baustellen des Landes Hessen ist der Umbau des Diakonissenkrankenhauses, der sich in mehreren Bauabschnitten vollzieht. Als Riesenkubus entspricht er vermutlich den funktionalen Erfordernissen, zeigt aber in den Bezügen zur umgebenden Bebauung Defizite. Gliederungselemente, wie sie die gründerzeitliche Bebauungs vorgibt, werden nicht übernommen. Die Traufhöhen werden zum Teil deutlich überschritten. Der gelbliche Naturstein für die Fassaden ist zwar teuer, betont aber auch die Monumentalität des Gebäudekomplexes. Bedauerlich, dass hier nicht ein Architektenwettbewerb durchgeführt wurde.

Weblinks

Kassel West zu den Radrennen

Generationenparcours

FSV Goetheanlage Kassel e. V.

Der Gartenarchitekt Rudolf Stier und das Bad Wilhelmshöhe

Zur Drusel und ihrer Kanalisierung

Zur Geschichte des Diakonissenhauses

Dateien

Datei:FOTO
Datei:FOTO2


Literatur

Astrid Heck / Sandra Schäfer, „Parks und Plätze in Kassel“ – ein Führer zu öffentlichen Freiräumen, Universität Gesamthochschule Kassel 1999

Thomas Wiegand, Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Kulturdenkmäler in Hessen. Stadt Kassel II, hg. vom Landesamt für Denkmalpflege Hessen, Wiesbaden 2005