Albert-Schweitzer-Schule / Parkstraße

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Kurzbeschreibung

Das Gebäudeensemble der Albert-Schweitzer-Schule spiegelt eine mehr als hundertjährige Schulgeschichte wider. 1898 wurde am westlichen Stadtrand das Neorenaissancegebäude der Oberrealschule an der Kölnischen Straße eingeweiht. Erweiterungsbauten erfolgten in den 1950er, den 1980er Jahren und dem ersten Jahrzehnt dieses Jahrhunderts. 2012 wurde schließlich das Schülerforschungszentrum Nordhessen (SFN) an der Parkstraße eröffnet. Die Straße trägt ihren Namen nach dem ehemaligen Privatpark Sigmund Aschrotts, der sich vor dem Bau der Reichsbahndirektion zwischen Park-und Kölnischer Straße befand und öffentlich genutzt werden konnte.

Geschichte

Architektur

Die Architektur wird bestimmt durch die Addition einfacher Baukörper, die in ihrer Formensprache klar gegliedert sind und der Funktionalität eines Schulbaus entsprechen. Das Hauptgebäude ist als bedeutendes Denkmal der Moderne aus den zwanziger Jahren einzustufen. Das 19... entstandene Gebäude wurd von Heinrich Tessenow entworfen und realisiert. Der große Versammlungsraum mit den hohen gegliederten Fenstern und seiner typischen Farbgebung ( farblich Differenzierung der einzelnen Fensterelemente ) dominiert den Komplex

Sehenswürdigkeiten / Besonderheiten

Bedeutung der Namen

Albert-Schweitzer-Schule

Albert Schweitzer wurde am 14. Januar 1875 als Sohn des Pfarrers Louis Schweitzer in Kaysersberg (Elsass) geboren. Nach dem Besuch der Günsbacher Volksschule und der Realschule in Münster besuchte er 8 Jahre lang das Gymnasium in Mühlhausen. Bereits im Kindesalter hatte er eine besondere Beziehung zur Kirche entwickelt, was insbesondere durch seine Begeisterung für die Orgel gestärkt wurde. Nebenher widmete sich der junge Schweitzer in dieser Zeit auch mit besonderem Interesse deutscher und französischer Literatur. Mit dem Abschluss des Abiturs nahm er neben einem Theologie- und Philosophiestudium in Straßburg auch ein Studium der Orgel auf. Hierin sollte er sich schon bald als sehr talentiert erweisen. Nach Abschluss der Studien war Schweitzer Vikar und unterrichtete seit 1902 an der theologischen Fakultät in Straßburg. Doch er feierte in diesen Jahren auch Triumphe, die sich aus seinem besonderen Talent für die Orgel ergaben. Im Alter von 30 Jahren fasste Schweitzer den Entschluss, Arzt in Afrika zu werden. Er wollte den Menschen, von deren Mangel- und Tropenkrankheiten man nur aus der Ferne hörte, vor Ort helfen - und auch dem Ruf Jesu Christi nachfolgen. Viel Überzeugungskraft muss es den jungen Schweitzer wohl gekostet haben, als er seinen nun doch eher konservativen Eltern und Freunden von derart kühnen Plänen berichtete. Immerhin begab er sich nun auf unbekanntes Terrain, obwohl seine Zukunft doch bereits so viel versprechende Perspektiven zu öffnen schien. Schweitzers Denken und Handeln war sehr von seinen sozialen Überzeugungen geprägt. Er hatte das Gefühl, der Welt etwas zurückgeben zu müssen, weil sie ihm so vieles ermöglicht hatte. Er hatte auch die Überzeugung, dass die Kolonialstaaten in der Schuld der Kolonien standen, ihnen etwas zurückzugeben hatten. So studierte Schweitzer ab 1905 Medizin, erwies sich daneben aber auch auf den Gebieten der Theologie, Philosophie und Musik äußerst aktiv. Im Jahre 1911 schließlich beendete Schweitzer sein Medizinstudium. Nach der Hochzeit mit Helene Bresslau und der Promotion zum Doktor der Medizin reiste er mit seiner Frau im Jahre 1913 nach Lambarene (Äquatorialafrika, heute Gabun), wo sie ihr erstes Spital auf der Missionsstation von Andende aufbauten. In Folge des Ersten Weltkrieges wurden die Schweitzers zeitweise nach Europa deportiert, wo ihre Tochter Rhena zur Welt kam. Mitunter verhinderten auch finanzielle Engpässe die Arbeit in Lambarene, doch konnte Schweitzer diese durch Vorträge und Konzerte überwinden. Mit Orgelkonzerten, Vorträgen und Reden nahm er am europäischen Kulturleben äußerst aktiv teil. Ein häufiger Aufenthaltswechsel zwischen Lambarene und Europa fand in den nächsten Jahrzehnten statt. Seine erkrankte Frau jedoch konnte ihn auf seinen Reisen nicht mehr begleiten, während in Lambarene ein weiteres Spital und ein Lepradorf entstanden. Im Jahre 1953 wurde Schweitzer der Friedensnobelpreis verliehen - nicht zuletzt deshalb, weil er auch in seinen Reden und Vorträgen immer wieder zu einem friedlichen Umgang miteinander aufgerufen hatte. So übte Schweitzer auch einige Zeit später - im Jahre 1957 - heftige Kritik an der Atombombe und wies deutlich auf deren Gefahren und ihre Unvereinbarkeit mit dem Völkerrecht hin. Er war in diesen Jahren im Kontakt mit Gleichgesinnten, insbesondere auch mit Physikern, studierte in fortgeschrittenem Alter zum dritten Mal - diesmal alles, was half die Atombombe und ihre Auswirkungen physikalisch, che­misch und biologisch zu verstehen. Nach dem Tod seiner Frau 1957 starb Schweitzer am 4. September 1965 in Lambarene. Sein Leben und Wirken war immer von einer sozialen Grundrichtung bestimmt, die aber auch die natürliche Mitwelt des Menschen umschloss. So entwick­elte er die Ethik der "Ehrfurcht vor dem Leben": “Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will."

In den 50er Jahren erhielten einige Kasseler Schulen einen neuen Namen. Der Leiter des Realgymnasiums in der Kölnischen Straße, Herzog, setzte sich ganz be­sonders dafür ein, die Schule nach dem damals noch lebenden Albert Schweitzer zu benennen, er stand auch in Kontakt mit ihm. Zu dieser Zeit war Schweitzer vielleicht der populärste und bekannteste Mensch der Welt.

Parkstraße

Bei der Gründung und Erschließung des Westens der Stadt kam es Sigmund Aschrott auch darauf an, Parkanlagen zu schaffen: Es sollte ein großzügiges Wohngebiet entstehen. Zwischen Kölnischer Straße, Bismarckstraße, Westendstraße und Parkstraße entstand zunächst sein "Privatpark", der allerdings der Öffentlichkeit zugänglich war. Die Parkstraße erhielt so ihren Namen. Aschrott bemühte sich sehr um die wirtschaftliche Belebung Kassels, um die Schaffung von Arbeitsplätzen in der Stadt, vor allem um die Heranziehung zentraler Behörden - eine Vor­aussetzung für die Besiedlung des von ihm erschlossenen Westens. Gemeinsam mit Henschel gelang es ihm die Errichtung einer Eisenbahndirektion in Kassel zu erreichen, die dann auf dem Gelände seines Parks errichtet wurde. Deren Gebäude nehmen heute den ganzen Raum des ursprünglichen Parks ein, die Bahn zieht sich hier zu­rück, die Vereinigte Dienstleistungsgewerkschaft VerDi ist vor einiger Zeit in das Gebäude eingezogen.

Westendstraße

Wie der Name erkennen lässt, markierte diese Straße einmal das westliche Ende der Stadt - und zwar ca. um 1880. Noch wenige Jahre zuvor hatte sie am Ständeplatz geendet. Westlich davon lag einem Stadtplan von 1878 zur Folge (dort wo heute Nachkriegsbauten stehen, die Königstorhalle und ein Spielplatz sich befinden) die Stadtkaserne, noch weiter westlich befanden sich nur ganz wenige Gebäude, insbesondere die Infanteriekaserne auf dem später von der Bereitschaftspolizei genutzten Gelände. Die Westendstraße markiert heute nach wie vor die Abgrenzug zwischen Kassel Mitte und dem Vor­deren Westen.

aus: Matthäus, Hohenzollernviertel

Weblinks

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Dateien

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Literatur

Wolfgang Matthäus (Hg.), Ein Jahrhundert wird besichtigt. Hundert Jahre Schulgebäude in der Kölnischen Straße 89 in Kassel. Eine Dokumentation, Kassel 1998

Wolfgang Matthäus (Hg.), Vom Hohenzollernviertel zum Vorderen Westen. Straßennamen, Geschichte und „Geschichtspolitik“, Kassel 2005