http://geowest.vorderer-westen.net/api.php?action=feedcontributions&user=WMatth%C3%A4us&feedformat=atomGeo West - Benutzerbeiträge [de]2024-03-29T10:21:33ZBenutzerbeiträgeMediaWiki 1.24.1http://geowest.vorderer-westen.net/index.php?title=Hauptseite&diff=1893Hauptseite2013-10-30T10:16:25Z<p>WMatthäus: /* Stadteilrundgänge durch den Vorderen Westen */</p>
<hr />
<div>[[Image:geo_west_game.jpg|link=https://itunes.apple.com/us/app/geo-west/id687808771 | right | 175px| Geo West - Das Spiel ]]<br />
<br />
Willkommen auf dem Geo West Wiki. Hier finden Sie Informationen zu besonderen Orten des Vorderen Westens, den [[Stadteilrundgang | Stadteilrundgängen]] anlässlich des 1100 jährigen Bestehens der Stadt Kassel und dem Spiel "[[Geo West]]".<br />
<br />
Flyer zur Stadtteilbauausstellung und Geo West:<br />
: http://www.vorderer-westen.net/fileadmin/user_upload/Termine_2013/Flyer_Stadtteilbauausstellung.pdf<br />
<br />
Programm der 1100 Jahrfeier im Vorderen Westen:<br />
: http://www.vorderer-westen.net/fileadmin/user_upload/Termine_2013/1100kassel-final.pdf<br />
<br />
== Stadteilrundgänge durch den Vorderen Westen ==<br />
Zwei Rundgänge zeigen etwa 20 Orte mit den jeweiligen Informationsträgern, die für den Stadtteil und auch für die Stadt Kassel von besonderer Bedeutung sind. Vieles hat sich verändert, vieles wird sich noch ändern. Wir möchten auf Chancen und Probleme aufmerksam machen. Die Veränderungen des Stadtteils sind Anlass genug sich die Entwicklungen zu vergegenwärtigen und die jeweiligen Orte ggf. auch kritisch in Augenschein zu nehmen.<br />
<br />
Geführte Rundgänge finden statt:<br />
<br />
{| cellspacing="5"<br />
|'''Oktober'''<br />
|'''November''' <br />
|-<br />
|Samstag, 26.10.2013<br />
|Samstag, 02.11.2013<br />
|-<br />
|Sonntag, 27.10.2013<br />
|Sonntag, 03.11.2013<br />
|-<br />
|<br />
|Samstag, 09.11.2013<br />
|-<br />
|<br />
|Sonntag, 10.11.2013<br />
|}<br />
<br />
Jeweils um 14.00 Uhr ab August-Bebel-Platz.<br />
<br />
Zusätzliche Führungen wochentags finden statt<br />
<br />
am 8. und 13. November 2013 um 14.00 Uhr ab August-Bebel-Platz.<br />
<br />
== Rundgang A ==<br />
<br />
[[Datei:Route_A.jpg | thumb | 300px | Rundgang A]]<br />
<br />
[[Bebelplatz|AB1 - Bebelplatz]]<br />
<br />
[[Stadthalle / Stadthallenvorplatz / Huttenplatz|A2 - Stadthalle / Stadthallenvorplatz / Huttenplatz]]<br />
<br />
[[Geysostraße / Meysenbugstraße|A3 - Geysostraße / Meysenbugstraße]]<br />
<br />
[[Goetheanlage|A4 - Goetheanlage]]<br />
<br />
[[Heinrich-Schütz-Schule|A5 - Heinrich-Schütz-Schule]]<br />
<br />
[[Bundessozialgericht / Graf-Bernadotte-Platz|A6 - Bundessozialgericht / Graf-Bernadotte-Platz]]<br />
<br />
[[Aschrott-Park / Aschrott-Heim|A7 - Aschrottpark / Aschrottheim]]<br />
<br />
[[Stadthallengarten / Weyrauchstraße / Wintershall|A8 - Stadthallengarten / Weyrauchstraße / Wintershall]]<br />
<br />
[[Berliner Platz|A9 - Berliner Platz]]<br />
<br />
[[Kölnische Straße / Tannenwäldchen|A10 - Kölnische Straße / Tannenwäldchen]]<br />
<br />
[[Nördlicher Stadthallenvorplatz / Stadthalle|A11 - Nördlicher Stadthallenvorplatz / Stadthalle]]<br />
<br />
== Rundgang B ==<br />
[[Datei:Route_B.jpg | thumb | 300px | Rundgang B]]<br />
<br />
[[Bebelplatz|AB1 - Bebelplatz]]<br />
<br />
[[Karl-Marx-Platz|B2 - Karl-Marx-Platz]]<br />
<br />
[[Samuel-Beckett-Anlage|B3 - Samuel-Beckett-Anlage]]<br />
<br />
[[Treppenanlage Bodelschwinghstraße / Tannenwäldchen|B4 - Treppenanlage Bodelschwinghstraße / Breitscheidstraße / Tannenwäldchenn]]<br />
<br />
[[Dingelstedtstraße / Achenbachstraße|B5 - Dingelstedtstraße / Achenbachstraße]]<br />
<br />
[[Hofanlage Bruderhilfe / Kölnische Straße|B6 - Hofanlage Bruderhilfe / Kölnische Straße]]<br />
<br />
[[Albert-Schweitzer-Schule / Parkstraße|B7 - Albert-Schweitzer-Schule / Parkstraße]]<br />
<br />
[[Friedrich-Ebert-Straße / Badoglio-Hügel|B8 - Friedrich-Ebert-Straße / Badoglio-Hügel]]<br />
<br />
[[Westendstraße / Luisenstraße / Sporthalle|B9 - Westendstraße / Luisenstraße / Sporthalle]]<br />
<br />
[[Luisenplatz / ehem. Bosemuseum|B10 - Luisenplatz / ehemaliges Bosemuseum]]<br />
<br />
[[Goethestraße / Murhardstraße / Nebelthaustraße|B11 - Goethestraße / Murhardstraße / Nebelthaustraße]]<br />
<br />
[[Querallee / Friedrich-Ebert-Straße|B12 - Querallee / Friedrich-Ebert-Straße]]<br />
<br />
[[Goethe-Stern|B13 - Goethestern]]</div>WMatthäushttp://geowest.vorderer-westen.net/index.php?title=Friedrich-Ebert-Stra%C3%9Fe_/_Badoglio-H%C3%BCgel&diff=1892Friedrich-Ebert-Straße / Badoglio-Hügel2013-10-25T12:43:29Z<p>WMatthäus: /* Architektur */</p>
<hr />
<div>{| border="1" cellspacing="2" cellpadding="2" align="right"<br />
|- <br />
| align="center" colspan="2" | [[Datei:Vorlage_Bild.jpg|center|thumb|200px]]<br />
|-<br />
| align="center" colspan="2" style="background:#AACCCC;" | ''' Basisdaten '''<br />
|-<br />
|width="50"| ''' Adresse '''<br />
|width="200"| Hier steht die Adresse<br />
|-<br />
|width="50"| ''' Geo-Position '''<br />
|width="200"| Koordinaten<br />
|}<br />
== Kurzbeschreibung ==<br />
In diesem Bereich der im Krieg zerstörten gründerzeitlichen Blockstruktur wich man beim Wiederaufbau bewusst vom historischen Vorbild ab. Hier zeigt sich beispielhaft der Geist der 1950er Jahre im Städte- und Wohnungsbau. Gut belichtete, freistehende achtgeschossige Wohnzeilen, hier mit markanter Zick-Zack-Fassade und charakteristischen Laubengängen, stehen in einer grünen Umgebung. Architektur steht hier in engem Zusammenhang mit einer Freiraumgestaltung, die sich am Leitbild einer Parklandschaft orientiert. Problematisch wird der Ort in den dunklen rückwärtigen Zonen um die Sporthalle, auf dem sog. Badoglio-Hügel.<br />
Für den Stadtteil hat die quer zur Friedrich-Ebert-Straße angeordnete grüne Zone (auch „Grüne Banane“ genannt) eine besondere Bedeutung. Einerseits ist sie Aufenthalts- und Erholungsbereich, andererseits erhält sie mit der Umgestaltung der Friedrich-Ebert-Straße im Bereich der Straßenbahnhaltestelle eine zentrale Funktion. Deshalb bedarf dieser Ort bei der Gestaltung mit verbesserter Querungsmöglichkeit der Straße besonderer Aufmerksamkeit.<br />
<br />
{|<br />
|[[Datei:B8 01 Img 9565.jpg | thumb | 180px]]<br />
|[[Datei:B8 03 Img 9569.jpg | thumb | 400px]]<br />
|[[Datei:B8 02 Img 9566.jpg | thumb | 180px]]<br />
|}<br />
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{|<br />
|[[Datei:B8 04 Img 9562.jpg | thumb | 300px]]<br />
|[[Datei:B8 05 Img 9564.jpg | thumb | 300px]]<br />
|[[Datei:B8 06 Img 9570.jpg | thumb | 300px]] <br />
|}<br />
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{|<br />
|[[Datei:07 Img 9571.jpg | thumb | 300px]]<br />
|[[Datei:B8 08 Img 9567.jpg | thumb | 300px]]<br />
|[[Datei:B8 09 Img 9576.jpg | thumb | 300px]] <br />
|}<br />
<br />
== Geschichte ==<br />
<br />
'''Die verschwundene Stadtkaserne'''<br />
<br />
[[Datei:B8 Vor der Zerstörung im 2. Weltkrieg.jpg | thumb | 400px]]<br />
<br />
Wo sich heute die Königstorhalle, Wohnhäuser der Nachkriegszeit und der sog. Badogliohügel befinden, zwischen Luisenstraße, Westendstraße und Nebelthaustraße, befand sich bis zu seiner Zerstörung im Zweiten Weltkrieg der gewaltige Gebäudekomplex der Stadtkaserne. Ihr Bau wurde am 14. Februar 1811 von Jérôme Bonaparte verordnet. Der Bruder Napoleons, „König Lustik“, residierte zu dieser Zeit als König von Westphalen in dessen Hauptstadt Kassel und wollte die Stadt vom Druck der Einquartierung französisch-westfälischer Truppen entlasten. Die Kaserne sollte Platz für 3000 Mann schaffen, die Kosten dafür sollte größtenteils die Stadt Kassel übernehmen. Ursprünglich an der Holländischen Straße geplant, entschied man sich letztlich für das an der Drusel gelegene Ackerland an der Luisenstraße.<br />
Im Mai 1811 begann man mit dem Bau, nach Plänen des Oberingenieurs Ganzers sollte er bereits 1813 bezugsreif sein, was so jedoch nicht verwirklicht werden konnte.<br />
Als Kaserne diente dieses Gebäude nicht lange. Lediglich 1813 war eine Abteilung Garde-Husaren in der Kaserne untergebracht, diese verließ sie jedoch, als Tschernitscheff mit den Kosaken in Kassel eindrang, und kam nochmals zurück, um Kassel im Oktober 1813 mit Jérôme endgültig zu verlassen.<br />
Für Kurfürst Wilhelm I., der wieder in Kassel einzog, schien dieses unfertige Gebäude nutzlos. Man versuchte es zu verkaufen, jedoch ohne Erfolg. Von da an diente das Gebäude zahlreichen Zwecken, aber nur zeitweilig militärischen. Ab November 1819 überließ die Stadt z. B. einen großen Teil des Gebäudes als „Wilhelms-Institut“ den vereinigten Armen- und Werkhausanstalten. Später wurde es auch als Versorgungs- und Entbindungsanstalt sowie als Kinderstation für hilfsbedürftige Säuglinge, Klein- und Schulkinder benutzt. Im Ersten Weltkrieg befand sich in dem Gebäude die Suppenanstalt 2, die der Massenspeisung der armen Bevölkerung diente. In den 1920er Jahren fanden hier - angesichts der Nachkriegsnot - Quäkerspeisungen statt.<br />
Große Teile der Kaserne waren von der Stadt als Einzelwohnungen vermietet. Kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wohnten in der Kaserne 265 Parteien, meistens Familien, bis der große Komplex, der zum großen Teil aus einer Fachwerkkonstruktion bestand, als Opfer der Bomben völlig zerstört wurde.<br />
<br />
aus: Matthäus, Plätze<br />
<br />
== Architektur und Stadtplanung ==<br />
<br />
[[Datei:B8 Haus Lewandowski StA 0.001.887.jpg | thumb | 400px]]<br />
<br />
Der Bereich an der Hohenzollernstraße (heute Friedrich-Ebert-Straße) zwischen Annastraße und Westendstraße war bis zu den vollkommenen Zerstörungen im Krieg durch eine mehrgeschossige Blockrandbebauung im historisierenden Gründerzeitstil mit Läden im Erdgeschoss geprägt (ähnliche Häuser heute noch zwischen Annastraße und Querallee). Der Neuaufbau verzichtete auf eine Rekonstruktion und schuf in diesem Bereich eine vollkommen neue städtebauliche Situation. Das historische Foto zeigt links die Einmündung der Annastraße, rechts die der Kaiserstraße (Goethestraße) und ist in Blickrichtung Innenstadt aufgenommen.<br />
<br />
== Sehenswürdigkeiten / Besonderheiten ==<br />
<br />
== Entwicklungstendenzen ==<br />
<br />
== Badoglio-Hügel ==<br />
<br />
[[Datei:B9 unten Badogliohügel Königstor.jpg | thumb | 400px]]<br />
<br />
Nach den verheerenden Zerstörungen im 2. Weltkrieg entstand im Bereich der heutigen Königstorhalle aus Trümmerschutt ein Hügel. Die volkstümliche Bezeichnung verdankt er dem Zwangseinsatz von Italienern bei der Trümmerbeseitigung, den sog. „Badoglio-Soldaten“, die nach dem Sturz Mussolinis und dem Waffenstillstand Italiens mit den Alliierten unter Badoglio in deutsche Gefangenschaft geraten waren.<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
<br />
* Link 1<br />
* Link 2<br />
<br />
== Dateien ==<br />
[[Image:FOTO]]<br />
[[Image:FOTO2]]<br />
<br />
== Literatur ==<br />
Wolfgang Matthäus (Hg.), Plätze im Westen. Geschichte(n) eines Kasseler Stadtteils, Kassel 2010<br />
<br />
Wolfgang Matthäus (Hg.), Vom Hohenzollernviertel zum Vorderen Westen. Straßennamen, Geschichte und „Geschichtspolitik“, Kassel 2005</div>WMatthäushttp://geowest.vorderer-westen.net/index.php?title=Datei:B8_Haus_Lewandowski_StA_0.001.887.jpg&diff=1891Datei:B8 Haus Lewandowski StA 0.001.887.jpg2013-10-25T12:42:38Z<p>WMatthäus: Die heutige Friedrich-Ebert-Straße zwischen Annastraße und Westenendstraße (Stadtarchiv)</p>
<hr />
<div>Die heutige Friedrich-Ebert-Straße zwischen Annastraße und Westenendstraße (Stadtarchiv)</div>WMatthäushttp://geowest.vorderer-westen.net/index.php?title=Hauptseite&diff=1844Hauptseite2013-10-14T09:33:52Z<p>WMatthäus: /* Stadtteilführungen im Vorderen Westen */</p>
<hr />
<div>Willkommen auf dem Geo West Wiki. Hier werden finden Sie Informationen zu besonderen Orten des Vorderen Westens, den Stadtteilführungen anlässlich des 1100 jährigen Bestehens der Stadt Kassel und dem Spiel "[[Geo West]]".<br />
<br />
== Stadtteilführungen im Vorderen Westen ==<br />
Zwei Rundgänge zeigen etwa 20 Orte mit den jeweiligen Informationsträgern, die für den Stadtteil und auch für die Stadt Kassel von besonderer Bedeutung sind. Vieles hat sich verändert, vieles wird sich noch ändern. Wir möchten auf Chancen und Probleme aufmerksam machen. Die Veränderungen des Stadtteils sind Anlass genug sich die Entwicklungen zu vergegenwärtigen und die jeweiligen Orte ggf. auch kritisch in Augenschein zu nehmen.<br />
<br />
Geführte Rundgänge finden statt:<br />
<br />
Samstag, 26.10.13<br />
<br />
Sonntag, 27.10.13<br />
<br />
Samstag, 2.11.13<br />
<br />
Sonntag, 3.11.13<br />
<br />
Samstag, 9.11.13<br />
<br />
Sonntag, 10.11.13<br />
<br />
<br />
jeweils um 14.00 Uhr ab August-Bebel-Platz<br />
<br />
== Rundgang A ==<br />
<br />
[[Bebelplatz|AB1 - Bebelplatz]]<br />
<br />
[[Stadthalle / Stadthallenvorplatz / Huttenplatz|A2 - Stadthalle / Stadthallenvorplatz / Huttenplatz]]<br />
<br />
[[Geysostraße / Meysenbugstraße|A3 - Geysostraße / Meysenbugstraße]]<br />
<br />
[[Goetheanlage|A4 - Goetheanlage]]<br />
<br />
[[Heinrich-Schütz-Schule|A5 - Heinrich-Schütz-Schule]]<br />
<br />
[[Bundessozialgericht / Graf-Bernadotte-Platz|A6 - Bundessozialgericht / Graf-Bernadotte-Platz]]<br />
<br />
[[Aschrott-Park / Aschrott-Heim|A7 - Aschrottpark / Aschrottheim]]<br />
<br />
[[Stadthallengarten / Weyrauchstraße / Wintershall|A8 - Stadthallengarten / Weyrauchstraße / Wintershall]]<br />
<br />
[[Berliner Platz|A9 - Berliner Platz]]<br />
<br />
[[Kölnische Straße / Tannenwäldchen|A10 - Kölnische Straße / Tannenwäldchen]]<br />
<br />
[[Nördlicher Stadthallenvorplatz / Stadthalle|A11 - Nördlicher Stadthallenvorplatz / Stadthalle]]<br />
<br />
== Rundgang B ==<br />
<br />
[[Bebelplatz|AB1 - Bebelplatz]]<br />
<br />
[[Karl-Marx-Platz|B2 - Karl-Marx-Platz]]<br />
<br />
[[Samuel-Beckett-Anlage|B3 - Samuel-Beckett-Anlage]]<br />
<br />
[[Treppenanlage Bodelschwinghstraße / Tannenwäldchen|B4 - Treppenanlage Bodelschwinghstraße / Breitscheidstraße / Tannenwäldchenn]]<br />
<br />
[[Dingelstedtstraße / Achenbachstraße|B5 - Dingelstedtstraße / Achenbachstraße]]<br />
<br />
[[Hofanlage Bruderhilfe / Kölnische Straße|B6 - Hofanlage Bruderhilfe / Kölnische Straße]]<br />
<br />
[[Albert-Schweitzer-Schule / Parkstraße|B7 - Albert-Schweitzer-Schule / Parkstraße]]<br />
<br />
[[Friedrich-Ebert-Straße / Badoglio-Hügel|B8 - Friedrich-Ebert-Straße / Badoglio-Hügel]]<br />
<br />
[[Westendstraße / Luisenstraße / Sporthalle|B9 - Westendstraße / Luisenstraße / Sporthalle]]<br />
<br />
[[Luisenplatz / ehem. Bosemuseum|B10 - Luisenplatz / ehemaliges Bosemuseum]]<br />
<br />
[[Goethestraße / Murhardstraße / Nebelthaustraße|B11 - Goethestraße / Murhardstraße / Nebelthaustraße]]<br />
<br />
[[Querallee / Friedrich-Ebert-Straße|B12 - Querallee / Friedrich-Ebert-Straße]]<br />
<br />
[[Goethe-Stern|B13 - Goethestern]]</div>WMatthäushttp://geowest.vorderer-westen.net/index.php?title=Hauptseite&diff=1843Hauptseite2013-10-14T09:33:26Z<p>WMatthäus: /* Stadtteilführungen im Vorderen Westen */</p>
<hr />
<div>Willkommen auf dem Geo West Wiki. Hier werden finden Sie Informationen zu besonderen Orten des Vorderen Westens, den Stadtteilführungen anlässlich des 1100 jährigen Bestehens der Stadt Kassel und dem Spiel "[[Geo West]]".<br />
<br />
== Stadtteilführungen im Vorderen Westen ==<br />
Zwei Rundgänge zeigen etwa 20 Orte mit den jeweiligen Informationsträgern, die für den Stadtteil und auch für die Stadt Kassel von besonderer Bedeutung sind. Vieles hat sich verändert, vieles wird sich noch ändern. Wir möchten auf Chancen und Probleme aufmerksam machen. Die Veränderungen des Stadtteils sind Anlass genug sich die Entwicklungen zu vergegenwärtigen und die jeweiligen Orte ggf. auch kritisch in Augenschein zu nehmen.<br />
<br />
Geführte Rundgänge finden statt:<br />
<br />
Samstag, 26.10.13<br />
Sonntag, 27.10.13<br />
<br />
Samstag, 2.11.13<br />
Sonntag, 3.11.13<br />
<br />
Samstag, 9.11.13<br />
Sonntag, 10.11.13<br />
<br />
jeweils um 14.00 Uhr ab August-Bebel-Platz<br />
<br />
== Rundgang A ==<br />
<br />
[[Bebelplatz|AB1 - Bebelplatz]]<br />
<br />
[[Stadthalle / Stadthallenvorplatz / Huttenplatz|A2 - Stadthalle / Stadthallenvorplatz / Huttenplatz]]<br />
<br />
[[Geysostraße / Meysenbugstraße|A3 - Geysostraße / Meysenbugstraße]]<br />
<br />
[[Goetheanlage|A4 - Goetheanlage]]<br />
<br />
[[Heinrich-Schütz-Schule|A5 - Heinrich-Schütz-Schule]]<br />
<br />
[[Bundessozialgericht / Graf-Bernadotte-Platz|A6 - Bundessozialgericht / Graf-Bernadotte-Platz]]<br />
<br />
[[Aschrott-Park / Aschrott-Heim|A7 - Aschrottpark / Aschrottheim]]<br />
<br />
[[Stadthallengarten / Weyrauchstraße / Wintershall|A8 - Stadthallengarten / Weyrauchstraße / Wintershall]]<br />
<br />
[[Berliner Platz|A9 - Berliner Platz]]<br />
<br />
[[Kölnische Straße / Tannenwäldchen|A10 - Kölnische Straße / Tannenwäldchen]]<br />
<br />
[[Nördlicher Stadthallenvorplatz / Stadthalle|A11 - Nördlicher Stadthallenvorplatz / Stadthalle]]<br />
<br />
== Rundgang B ==<br />
<br />
[[Bebelplatz|AB1 - Bebelplatz]]<br />
<br />
[[Karl-Marx-Platz|B2 - Karl-Marx-Platz]]<br />
<br />
[[Samuel-Beckett-Anlage|B3 - Samuel-Beckett-Anlage]]<br />
<br />
[[Treppenanlage Bodelschwinghstraße / Tannenwäldchen|B4 - Treppenanlage Bodelschwinghstraße / Breitscheidstraße / Tannenwäldchenn]]<br />
<br />
[[Dingelstedtstraße / Achenbachstraße|B5 - Dingelstedtstraße / Achenbachstraße]]<br />
<br />
[[Hofanlage Bruderhilfe / Kölnische Straße|B6 - Hofanlage Bruderhilfe / Kölnische Straße]]<br />
<br />
[[Albert-Schweitzer-Schule / Parkstraße|B7 - Albert-Schweitzer-Schule / Parkstraße]]<br />
<br />
[[Friedrich-Ebert-Straße / Badoglio-Hügel|B8 - Friedrich-Ebert-Straße / Badoglio-Hügel]]<br />
<br />
[[Westendstraße / Luisenstraße / Sporthalle|B9 - Westendstraße / Luisenstraße / Sporthalle]]<br />
<br />
[[Luisenplatz / ehem. Bosemuseum|B10 - Luisenplatz / ehemaliges Bosemuseum]]<br />
<br />
[[Goethestraße / Murhardstraße / Nebelthaustraße|B11 - Goethestraße / Murhardstraße / Nebelthaustraße]]<br />
<br />
[[Querallee / Friedrich-Ebert-Straße|B12 - Querallee / Friedrich-Ebert-Straße]]<br />
<br />
[[Goethe-Stern|B13 - Goethestern]]</div>WMatthäushttp://geowest.vorderer-westen.net/index.php?title=Bebelplatz&diff=1842Bebelplatz2013-10-03T10:39:08Z<p>WMatthäus: /* Geschichte */</p>
<hr />
<div>{| border="1" cellspacing="2" cellpadding="2" align="right"<br />
|- <br />
| align="center" colspan="2" | [[Datei:Vorlage_Bild.jpg|center|thumb|200px]]<br />
|-<br />
| align="center" colspan="2" style="background:#AACCCC;" | ''' Basisdaten '''<br />
|-<br />
|width="50"| ''' Adresse '''<br />
|width="200"| Hier steht die Adresse<br />
|-<br />
|width="50"| ''' Geo-Position '''<br />
|width="200"| Koordinaten<br />
|}<br />
<br />
<br />
== Kurzbeschreibung ==<br />
<br />
[[Datei:AB1 Bebelplatz vor 1910 Eberth.jpg | thumb | 400 px]]<br />
<br />
Am Bebelplatz (früher: Markt, Neumarkt, Hindenburgplatz) schlägt wohl das Herz des Vorderen Westens. Seiner ursprünglichen Bezeichnung als Markt macht er noch heute alle Ehre. Von Anfang an war er als Verkehrsknotenpunkt, als Straßenplatz, gedacht – aber auch als Schmuckplatz, der dem neu entstehenden Viertel gegen Ende des 19. Jahrhunderts ein Glanzlicht aufsetzen sollte. So wurde mit Aschrotts Geld der Turm der Rosenkranzkirche als prägendes Bauwerk am Platz (Grundsteinlegung 1899) um ein Stockwerk erhöht. Über den Stadtteil hinaus erregten die Jugendstilhäuser an der Nordseite und in der Dörnbergstraße damals wie heute noch Aufmerksamkeit. Die heutige Randbebauung verweist mit ganz unterschiedlichen und aus heutiger Sicht wenig gelungenen Stadtreparaturen auf die Wunden, die der Krieg hier verursachte. <br />
Ursprünglich umfuhr die Straßenbahn den Platz an seiner Nordseite. Mit ihrer Verlegung in die Mitte und damit der Zerschneidung des Platzes begannen vor 100 Jahren Probleme, die auch bei seiner letzten Umgestaltung am Anfang dieses Jahrhunderts eine Rolle spielten.<br />
<br />
== Geschichte ==<br />
<br />
'''Zweiter Weltkrieg'''<br />
<br />
Dass der Bombenkrieg am Platz starke Zerstörungen hinterließ, ist noch heute deutlich sichtbar. Am Platz waren mehrere Häuser zerstört - vor allem an der Nordseite, aber auch am Kirchweg, an der Ecke Friedrich-Ebert-Straße/Dörnbergstraße, in der Mitte der Südseite (Friedrich-Ebert-Straße 151). Es sollte bis in die 80er Jahre dauern, bis die letzte Baulücke (Friedrich-Ebert-Straße 151) wieder geschlossen war. Zuvor waren zu unterschiedlichen Zeiten und in ganz unterschiedlichen Formen und Höhen Häuser wieder errichtet worden und zeugen von dem Architekturverständnis der jeweiligen Zeit - oder auch nur den finanziellen Möglichkeiten beim Neuaufbau.<br />
<br />
<br />
[[Datei:AB 166. Zerstörung 5.jpg | thumb | 400px]]<br />
<br />
'''21. Jahrhundert - ein Platz wird saniert'''<br />
<br />
,,Der Bebelplatz prägt das Stadtbild und hat eine herausragende Bedeutung nicht nur für den Stadtteil, sondern für das gesamte Stadtgebiet“, stellte Stadtbaurat Bernd Streitberger um die Jahrtausendwende fest. Der Denkmalbeirat der Stadt betrachtete ihn als „Mittelpunkt und lebendiges Zentrum des Vorderen Westens“. Das einstige „Juwel“ (Westwärts), das „Herz“ des Stadtteils, rückte in den Blickpunkt des öffentlichen Interesses. Ausgelöst worden war dies durch die Vorhaben der KVG, an ihren Einrichtungen auf dem Platz grundlegende Änderungen vorzunehmen. Anlass für den Ortsbeirat und eine Gruppe interessierter Bürger im „Arbeitskreis Bebelplatz“, bei der Stadt um eine Umgestaltung des Platzes zu ringen, die nicht nur die Bedürfnisse der KVG befriedigen sollte. Zu sehr war der Platz im Laufe von Jahrzehnten verwahrlost, zu groß war das Einverständnis im Stadtteil, dass er sich in einem sanierungsbedürftigen Zustand befand. Ortsvorsteher Wolfgang Rudolph beklagte, dass man seine Zerstückelung zugelassen, der Sprecher des AK Bebelplatz Holger H. Möller, dass es über Jahrzehnte keine Planung gegeben, man wahllos platziert habe, was gerade benötigt wurde: Telefonhäuschen, WC, Müllcontainer, Bänke und vieles mehr: ein „Museum für Stadtmöbel“, ein Platz ohne wirkliche Aufenthaltsqualität.<br />
Der Arbeitskreis Bebelplatz stellte jahrelang ein Bürgerbeteiligungsprojekt dar, der über seinen eigenen Kreis hinaus eine breite Bürgerbeteiligung zur Umgestaltung des Platzes initiierte und dabei um einen - nicht einfachen - Konsens im Stadtteil und dann mit der Stadt rang. Vielfältig waren die Aktionen: Workshops, Bebelplatztage, Auftritte in der Speakers Corner, Ausstellungen, Lesungen, ein eigener Bebeplatzsekt und vor allem Fragebogenaktionen, durch die möglichst viele zu Wort kommen sollten. Dem Arbeitskreis selbst ging es dabei nicht um eine völlige Neugestaltung, sondern bei Bewahrung der historischen Gestalt um eine Sanierung. Vom Traum eines Bebelplatzes als „Lern-, Kommunikations- und Dialogort im Stadtteil“ sprach der Ortsvorsteher.<br />
Letztendlich führte die Bürgerbeteiligung nur teilweise zur Berücksichtigung der aus ihr erwachsenen Vorschläge durch die Stadt, der von ihr vorgegebene finanzielle Rahmen schränkte die Möglichkeiten ein. Wesentliche Änderungen waren unter anderem: die Verlängerung des Platzes sowohl in Richtung Stadthalle als auch in Richtung Friedenskirche (um bessere Überquerungsmöglichkeiten zu schaffen), die Verlegung der Haltestelle in östlicher Richtung (so dass die Platzmitte nicht mehr durch Züge der KVG blockiert ist), die Umgestaltung der Platzränder, ein Aufräumen des Platzes (Abbau des WC-Häuschens und der Wertstoff- und Müllcontainer, die jetzt erstmals in Kassel einen unterirdischen Platz fanden), die Sanierung der Bürgersteige und barrierefreie Gestaltung der Haltestellen, die Bemalung des Trafohauses durch F. Deventer.<br />
<br />
<br />
'''Der Bebelplatz 2013'''<br />
<br />
<br />
{|<br />
|[[Datei:AB1 1 Img 9785.jpg | thumb | 280px]]<br />
|[[Datei:AB1 2 Img 9781.jpg | thumb | 280px]]<br />
|[[Datei:AB1 3 Img 9779.jpg | thumb | 280px]]<br />
|}<br />
<br />
{|<br />
|[[Datei:AB1 4 Img 9782.jpg | thumb | 280px]]<br />
|[[Datei:AB1 5 Img 9780.jpg | thumb | 130px]]<br />
|[[Datei:AB1 6 Img 9317.jpg | thumb | 130px]]<br />
|[[Datei:AB! 7 Img 9778.jpg | thumb | 130px]]<br />
|}<br />
<br />
== Architektur ==<br />
<br />
[[Datei:AB1 31. Jugendstil 1.jpg | thumb | 400px]]<br />
[[Datei:AB1 20. Plan 1892 klein.jpg | thumb | 400px]]<br />
<br />
'''Jugendstil'''<br />
<br />
Die meisten Häuser am Bebelplatz wie überhaupt im Vorderen Westen wurden in der Gründungsphase in historisierenden Bauformen errichtet - dem allgemeinen Trend im Kaiserreich folgend. Architekten griffen auf „Versatzstücke“, die Formensprache aus der Architekturgeschichte zurück: z. B. aus der Renaissance oder der Romanik, die man beim Bau der Rosenkranzkirche bemühte. Am Bebelplatz fallen einige Häuser aus diesem Rahmen. Im Jugendstil errichtet, erweckten sie zur Zeit ihres Baus eine hohe Aufmerksamkeit - die ihnen auch heute wohl wieder gewidmet wird. Vier der ursprünglich fünf Häuser (Dörnbergstraße 1-5, Friedrich-Ebert-Straße 130-132) haben den Krieg überstanden. Die Häuser in der Dörnbergstraße 3 und 5 unterscheiden sich dabei bereits deutlich von denen unmittelbar am Platz. Der Jugendstil verweist hier bereits auf die moderne Architektur, findet aber bei den Kasseler Bauten vor allem nur im Dekor seinen Ausdruck.<br />
<br />
== Städtebau ==<br />
<br />
Der Bebelplatz - das Herz des Vorderen Westens - zeigt eine besondere formale Ausprägung. Sechsgeschossige Wohn- bzw. Geschäftshäuser bilden ein fast regelmässige Oval. Die Figur des Ovals besitzt eine hohe Einprägsamkeit und ist in dem betreffenden Kartenmaterial deutlich erkennbar. Der Platz ist von vielen Geschäften und Dienstleistern umrahmt und in der weiteren Nachbarschaft befinden sich weitere interessante Läden und Gastronomien, die den Begriff 'Szeneviertel' rechtfertigen. Aber ebenfalls ist der Bebelplatz ein lokaler Verkehrsknotenpunktk, bei dem viele Verkehrsarten sich überlagern und verknüpfen. Bei allen Planungen in der jüngeren Vergangenheit hatte der Platz eine wichtige verkehrliche Funktion und nicht mehr die romantische Idylle früherer Gemälde und Fotos. Und er wurde geprägt von einer Mitte, die einen multifunktionalen und urbanen Raum darstellen sollte. In allen Diskussionen um die Gestaltung der Platzmitte wurde der Wunsch nach einer Grünfläche und einem Erholungsort sichtbar. Dies stand häufig im Widerspruch zu Nutzungsangeboten und Gestaltungsformen für die Fläche. Heute teilen die Oberflächen den Platz in verschiedene Zonen. Im Zuge verschiedener bürgerschaftlicher Aktivitäten hat die Stadt Kassel sich zu einer Umgestaltung des Bebelplatzes Anfang 2000 entschlossen. Es wurden eine Reihe von Verbesserungen erzielt, auch wenn wesentliche Elemente der ursprünglichen Planung von Bürgerinitiativen und Stadt auf der Strecke blieben. <br />
,<br />
<br />
== Sehenswürdigkeiten / Besonderheiten ==<br />
<br />
'''Rosenkranzkirche'''<br />
<br />
[[Datei:AB1 Hauptraum Wehlheiden.jpg |thumb | 300px]]<br />
<br />
Die katholische Pfarrkirche Sankt Marien, auch Rosenkranzkirche genannt, gehört zu den markansten Bauwerken des Vorderen Westens. <br />
Ihre Geschichte begann im kleinen Kreis. Am Abend des Hochfestes Mariä Himmelfahrt, dem 15. August 1892, versammelten sich im ,,Wehlheider Hof ´´ 32 Männer um eine Kapellengemeinde zu gründen, die sich zum Ziel setzte, eine eigene Kirche zu bauen. 1893 kaufte der Kirchenvorstand der Pfarrei Sankt Elisabeth, die bis dahin auch einzige Katholische Pfarrgemeinde in Kassel war, ein Grundstück für eine Kirche in Wehlheiden. Eine Notkapelle zur Feier der Gottesdienste wurde errichtet, die sich aber für den damals rasant wachsenden Stadtteil schnell als zu klein erwies, zudem war das Bauland ungeeignet. Aschrott schenkte der Gemeinde ein Grundstück am Neumarkt, dem heutigen Bebelplatz. Am 21. März 1899 wurde Regierungsbaumeister Georg Kegel, aktives Gemeindemitglied, vom Kirchenvorstand mit der Entwurfs- und Detailplanung sowie der Bauleitung für eine Pfarrkirche im Neoromanischen Stil beauftragt. Bereits wenige Monate später, am 3.Juli 1899 war Grundsteinlegung. Am 17. Juni 1901, acht Monate früher als geplant, feierte die Gemeinde den ersten Gottesdienst mit der Weihe der Kirche durch Bischof Adalbert Endert aus Fulda. Vergessen waren die vorangegangen Konflikte um Einzelheiten am Gebäude. Da nämlich das Geld knapp war, musste Architekt Kegel um jede Einzelheit kämpfen, so sollte z. B. der Turm einige Meter niedriger als geplant und die Kirche nur halb so groß errichtet werden. So weit kam es jadoch nicht, da der Gönner Aschrott, der ein enger Freund und Bewunderer Kegels war, mit einer hohen Finanzspritze aushalf. <br />
In der Kirche wurde ein Hochaltar errichtet, der - wie in der Romanik üblich - von einem Baldachin gekrönt war. Schmiedeeiserne Gitter für den Abschluss des Längsschiffes als Brüstung vor der Pieta, Chorgestühl und Beichtühle wurden nach Plänen Kegels gefertigt. 1901 erklang erstmalig das Geläut der vier Bronzeglocken der Firma Otto aus Hemelingen. Für die Finanzierung des Geläuts musste die Gemeinde selbst aufkommen und so gingen Gemeindemitglieder im Vorderen Westen von Haus zu Haus und sammelten für die neuen Glocken. Es folgten die Statuen der hlg. Maria und des hlg. Josef zu beiden Seiten der Apsis, eine Pieta unter der Orgelempore und ein Herz-Jesu-Altar für das rechte Querschiff. <br />
Im Jahre 1923 verstarb der erste Pfarrer der Gemeinde Heirich Burchard, der vor dem Herz-Jesu-Altar beigesetzt wurde. 1925 erfolgte der Einbau einer Orgel, 1934 die Ausmalung der Kirche durch den Kunstmaler Augustin Kolb und seine Söhne. <br />
Im Zweiten Weltkrieg wurde die Rosenkranzkirche schwer beschädigt, nachdem sie die Bombenangriffe vom 23. Januar 1944 fast unbeschadet überstanden hatte. Am 28. September 1944 wurde sie in der Vierung getroffen. Das Längsschiff und das linke Querschiff stürtzten ein und begruben die Kanzel und das Gestühl unter sich. Während weitere Brandbomben die Orgel zersörten, blieben der Hochaltar und das rechte Quer- und Seitenschiff unzerstört. Provisorisch wurde das rechte, noch erhalten gebliebene Schiff von der zerstörten Kirche abgemauert und unter der Orgelempore eine Notkapelle eingerichtet, in welcher die Überlebenden und Daheimgebliebenen ihre Gottesdienste feierten. Trotz weiterer Bombenangriffe 1945 gingen die Arbeiten weiter, 1946 begann der endgültige Wiederaufbau, der im Jahr 1949 sein Ende fand. 1952 bekam die Kirche ein neues Geläut, bestehend aus vier Leihglocken aus Bremen, Danzig, Kunzendorf und Freidersdorf, da die eigenen Glocken im Januar 1941 für Kriegszwecke eingeschmolzen worden waren. <br />
Am 9. September 1964 verstarb, nach 57-jähriger Tätigkeit als Pfarrer der Gemeinde, Heinrich Roßbach, der mit großem Engagment den Wiederaufbau der Kirche nach dem Krieg vorangetrieben hatte. Im selben Jahr übernahm Philipp Heim die Leitung der Pfarrei. <br />
Im Jahr 1973 begann mit dem Einbau einer neuen Orgel die Zeit der drastischen Umgestaltung der Kirche. Ein Jahr später folgte die Veränderung des Innenraumes nach den Vorstellungen des Zweiten Vatikanischen Konzils. Das Konzil verlangte u. a., dass die Gemeinde näher an den Altar rückte und sich quasi um ihn versammeln sollte. Eine stärkere Rolle wurde der Gottesdienstgemeinde zugesprochen und somit der weit entfernte Hochaltar als Dreh- und Angelpunkt der katholischen Liturgie verboten. So wurde der neue Altar schließlich mehr in der Mitte der Kirche aufgestellt, um somit der Gottesdienstgemeinde einen besseren Kontakt zur Liturgie am Altar zu gewährleisten. Eine Entfernung der alten Einrichtung wäre nicht notwendig gewesen, aber die Menschen damals, vom Reformgeist des Konzils bewegt, wollten es vielerorts, so auch in der Rosenkranzkirche. Das hieß, dass das Chorgestühl sowie der Hochaltar und die beiden Seitenaltäre des Müllpresse zum Opfer fielen. <br />
Im Jahr 1974 wurde Paul Friesenhagen Organist, Chorleiter und Reginonalkantor an Sankt Marien, eine bis heute wichtige Stelle für die Kirchenmusik und die kirchenmusikalische Ausbildung in Kassel. <br />
1994 trat der langjährige Pfarrer Philipp Heim in den Ruhestand. Unter seiner Leitung war die Kirchengemeinde umstrukturiert und die Kirche bis zum Schluss seiner Amtszeit immer wieder mit neuen Einrichtungsgegenständen versehen worden. So wurde noch Anfang der 90er Jahre der alte Kreuzweg aus Holz entfernt und durch einen modernen Kreuzweg des Künstlers Hubert Elsässer ersetzt. Am 1. Januar 1995 trat Reinhold Kircher seinen Dienst als Pfarrer in der Gemeinde an, er war zuvor als Militärdekan für Nordhessen tätig. 2000 ging Regionalkantor Friesenhagen in den Ruhestand. Sein Nachfolger wurde Thomas Pieper, der regelmäßige Konzerte in das kirchliche Leben integrierte. <br />
Im Jahr 2001 konnte in dem nun stark sanierungsbedürftigen Gotteshaus mit Weihbischof Johannes Kapp aus Fulda das 100-jährige Kirchweihjubiläum gefeiert werden. Immer wieder wurde um Spenden für die Sanierung gebeten, die im darauffolgendem Jahr beginnen konnte und im selben Sommer beendet war. <br />
Im August trat Monsignore Kircher in Pension. Sein Nachfolger im Amt wurde der ehemalige Pfarrer von Baunatal Paul Schupp. Heute leben über 3500 Menschen im Pfarreigebiet. Nicht nur für sie, sondern auch für viele Menschen über die Gemeindegrenzen hinaus ist die Rosenkranzkirche eine geistliche Heimat. <br />
<br />
Christos Theel<br />
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<br />
'''"Sanierungsergebnisse"'''<br />
<br />
Mit der Umgestaltung des Platzes zu Beginn dieses Jahrhunderts wurde das Trafohaus von dem Kasseler Künstler Friedel Deventer bemalt. Seitdem ist es von Graffitis verschont geblieben. Manch einer im Stadtteil hätte sich allerdings vielleicht ein anderes "Motiv" gewünscht.<br />
<br />
Bestandteil des "Aufräumens" auf dem Platz, der Entfernung weiter Teile einer wildwuchernden Möblierung des öffentlichen Raumes, war es auch, die Wertstoffcontainer unter die Erde zu verbannen. Dieses Anliegen der Bürgeriniative "Arbeitskreis Bebelplatz" konnte durchgesetzt werden. Inzwischen ist diese für Kassel erstmalige Einrichtung auch bei anderen städtebaulichen Maßnahmen berücksichtigt worden - zum Beispiel beim Umbau von Goethe- und Germaniastraße.<br />
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{|<br />
|[[Datei:Img 9312 klein.jpg | thumb | 400px]]<br />
|[[Datei:AB1 Img 9313. kleinjpg.jpg | thumb | 400px]]<br />
|}<br />
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== Bedeutung des Namens ==<br />
<br />
[[Datei:AB1 Bebel 4.jpg | thumb | 200px]]<br />
Der Platz hieß zunächst Markt, mit der Eingemeindung Wehlheidens Neumarkt. 1919 wurde Hindenburg sein Namenspatron. Im Zuge vieler Umbenennungen erhielt er 1947 den heutigen Namen.<br />
<br />
August Bebel wurde am 22. Februar 1840 als Sohn eines preußischen Unteroffiziers und des Dienstmädchens Wilhelmine Johanna in Deutz bei Köln geboren. Der hochbegabte Junge musste seine in ärmlichen Verhältnissen lebende Familie von klein auf durch Heimarbeit finanziell unterstützen. 1847-1854 besuchte Bebel die Armen- und Bürgerschule in Wetzlar. Kurz vor Ende seiner schulischen Ausbildung wurde der 13jährige zum Vollwaisen. Nach Abschluss seiner Drechslerlehre begab sich August Bebel 1858 auf Wanderschaft. 1860 ließ er sich schließlich in Leipzig nieder. Diese Stadt war damals ein Zentrum der aufsteigenden Arbeiterbewegung mit liberalen Tendenzen. Hier begann die politische Karriere des späteren Publizisten. 1864 wurde der Handwerksgeselle selbstständiger Drechslermeister in Leipzig und im folgenden Jahr zum ersten Vorsitzenden des Arbeitsbildungsvereins gewählt, der aus dem ehemaligen Gewerblichen Bildungsvereins hervorging. Die Bekanntschaft mit Wilhelm Liebknecht veränderte seine politischen Ansichten und brachte ihm den Marxismus näher. Gemeinsam gründeten sie 1866 die "Sächsische Volkspartei". Im selben Jahr heiratete der junge Bebel die Putzmacherin Julie Otto.<br />
1867 wurde Bebel als Abgeordneter seiner Volkspartei in den Norddeutschen Reichstag gewählt, kurz darauf Vorsitzender des "Verbandes Deutscher Arbeitervereine" (VDAV) und Mitglied der "Internationalen Arbeiterassoziation" (IAA). Ende der 60er Jahre löste sich Bebel vom bürgerlichen Liberalismus und wendete sich stark den Marxschen Thesen zu. Bebel wurde nun endgültig zum Sozialisten. Die marxistischen Theorien wurden letztendlich auch Grundlage für das Programm und die Statuten der neu gegründeten Sozialdemokratischen Arbeiter Partei (SDAP), zu deren Mitbegründern erneut August Bebel und Wilhelm Liebknecht zählten, die sich beide von Lassalle und dessen Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein abgrenzten. 1871 wurde Bebel Mitglied des Deutschen Reichstages, dem er bis zu seinem Tod angehörte. Auf Grund seiner antimilitaristischen, antiimperialistischen Haltung und der offenkundigen Ablehnung der Politik Bismarcks litt er lange unter politischer Verfolgung. 1872 wurden die Parteiführer Bebel und Liebknecht sogar auf Grund von Majestätsbeleidigung und Hochverrats zu beinahe drei Jahren Festungshaft verurteilt. Während dieser Haft begann der herausragende Rhetoriker seine politischen Erkenntnisse und Theorien niederzuschreiben. Neben zahlreichen Zeitungsartikeln und politischen Kommentaren verfasste Bebel auch Bücher. Als erstes umfangreiches politisch-historisches Werk erschien 1875 "Der deutsche Bauernkrieg". Sein theoretisches Hauptwerk wurde allerdings "Die Frau und der Sozialismus", das nur vier Jahre später illegal in Deutschland erschien. Bis zur Jahrhundertwende wurde dieses Buch weltweit zur meistgelesenen sozialdemokratischen Schrift.<br />
Nach seiner Entlassung 1875 fand die Vereinigung der Arbeiterbewegung statt. Die SDAP verbündete sich mit dem "Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein" (ADAV), der nach den Prinzipien Ferdinand Lassalles geführt wurde. Trotz der programmatischen Bedenken und Kritik an den Ideen Lassalles begrüßte und beförderte Bebel die Gründung der Sozialistischen Arbeiterpartei (SAP) maßgeblich. Gegen den zunehmenden Erfolg dieser SAP erließ der Reichstag - vor allem auf Initiative Bismarcks - das "Gesetz gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie" (Sozialistengesetz), das die Reichstagsfraktion der Partei - darunter August Bebel - als einzige legale Organisation der Sozialisten in Deutschland beließ.<br />
1880 lernte Bebel Karl Marx und Friedrich Engels in London persönlich kennen. 1881 wurde er auf Grund seiner politischen Haltung und scharfer Kritik der "Sozialistengesetze" aus Leipzig ausgewiesen. Daraufhin siedelte er nach Dresden über. Auch in den 80er Jahren litt Bebel weiterhin unter politischer Verfolgung und musste erneut mehrere Haftstrafen verbüßen. Doch selbst diese fortschreitende Verfolgung konnte ihn nicht davon abbringen, weiterhin für Frieden, Völkerverständigung und den gesellschaftlich-politischen Fortschritt zu kämpfen. Er war der unumstrittene Führer der sozialdemokratischen Bewegung.<br />
1890 wurde die SAP in die "Sozialdemokratische Partei Deutschlands" (SPD) umbenannt und nahm ein neues Statut an, welches hauptsächlich auf Bebels marxistischen Vorstellungen basierte. Bebel beeinflusste maßgeblich das "Erfurter Programm" der Partei nach der Aufhebung der Sozialistengesetze. Im Laufe der neunziger Jahre entwickelte sich die SPD zur wählerstärksten Massenpartei, die 1912 die stärkste Fraktion im Reichstag stellte. August Bebel wurde 1892 in den Parteivorsitz gewählt. In dieser Funktion vertrat er eine mittlere Linie zwischen den linken Radikalisten und den sog. Revisionisten, war für einen Ausgleich zwischen marxistischer Theorie und politischer Praxis.<br />
Ab 1900 gehörte Bebel zu den führenden Autoritäten der II. Internationale, an deren Gründung er im Juli 1889 aktiv teilgenommen hatte. Ab jetzt nahm der Politiker an allen wichtigen Sozialistenkongressen in Europa teil. 1904-1913 war August Bebel außerdem Mitglied des "Internationalen Sozialistischen Büros" (ISB). Nach dem Tod seiner Frau hielt sich der Publizist größtenteils in der Schweiz auf, wo er an seiner Biografie "Aus meinem Leben" arbeitete. Am 13. August 1913 starb August Bebel im Schweizer Kurort Passugg an einem Herzleiden.<br />
<br />
== Zukunft des Ortes ==<br />
<br />
Auch wenn der Platz im Wesentlichen seine Funktion erfüllt, kann an mehreren Stellen über Detailverbesserungen nachgedacht werden: zum Beispiel die ursprünglich vorgesehene architektonische Aufwertung des Trafohäuschens und die Beleuchtung des Platzes. Die vorhandenen Initiativen vor allem von der Gemeinschaft der Einzelhändler um den Bebelplatz sorgen auch für eine künftige Bestandssicherung des zentralen urbanen Freiraums.<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
<br />
* Link 1<br />
* Link 2<br />
<br />
== Dateien ==<br />
<br />
== Literatur ==<br />
Wolfgang Matthäus (Hg.), Vom Markt zum Bebelplatz. Eine Dokumentation, Kassel 2001 (Schriften der WERKSTATT GESCHICHTE an der Albert-Schweitzer-Schule, Heft 3) I <br />
ders. (Hg.), Plätze im Vorderen Westen. Geschichte(n) eines Kasseler Stadtteils, Kassel 2010 (Schriften der WERKSTATT GESCHICHTE an der Albert-Schweitzer-Schule, Heft 8)</div>WMatthäushttp://geowest.vorderer-westen.net/index.php?title=Datei:AB!_7_Img_9778.jpg&diff=1841Datei:AB! 7 Img 9778.jpg2013-10-03T10:38:13Z<p>WMatthäus: Nordseite mit Rosenkranzkirche (Foto Matthäus)</p>
<hr />
<div>Nordseite mit Rosenkranzkirche (Foto Matthäus)</div>WMatthäushttp://geowest.vorderer-westen.net/index.php?title=Datei:AB1_6_Img_9317.jpg&diff=1840Datei:AB1 6 Img 9317.jpg2013-10-03T10:35:20Z<p>WMatthäus: Relikt des Jägerhofes im Kirchweg 69, der ursprünglich im Kirchweg 67 beheimatet und eines der ersten Häuser in der Gegend war (Foto Matthäus)</p>
<hr />
<div>Relikt des Jägerhofes im Kirchweg 69, der ursprünglich im Kirchweg 67 beheimatet und eines der ersten Häuser in der Gegend war (Foto Matthäus)</div>WMatthäushttp://geowest.vorderer-westen.net/index.php?title=Bebelplatz&diff=1839Bebelplatz2013-10-03T10:29:34Z<p>WMatthäus: /* Geschichte */</p>
<hr />
<div>{| border="1" cellspacing="2" cellpadding="2" align="right"<br />
|- <br />
| align="center" colspan="2" | [[Datei:Vorlage_Bild.jpg|center|thumb|200px]]<br />
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| align="center" colspan="2" style="background:#AACCCC;" | ''' Basisdaten '''<br />
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|width="50"| ''' Adresse '''<br />
|width="200"| Hier steht die Adresse<br />
|-<br />
|width="50"| ''' Geo-Position '''<br />
|width="200"| Koordinaten<br />
|}<br />
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<br />
== Kurzbeschreibung ==<br />
<br />
[[Datei:AB1 Bebelplatz vor 1910 Eberth.jpg | thumb | 400 px]]<br />
<br />
Am Bebelplatz (früher: Markt, Neumarkt, Hindenburgplatz) schlägt wohl das Herz des Vorderen Westens. Seiner ursprünglichen Bezeichnung als Markt macht er noch heute alle Ehre. Von Anfang an war er als Verkehrsknotenpunkt, als Straßenplatz, gedacht – aber auch als Schmuckplatz, der dem neu entstehenden Viertel gegen Ende des 19. Jahrhunderts ein Glanzlicht aufsetzen sollte. So wurde mit Aschrotts Geld der Turm der Rosenkranzkirche als prägendes Bauwerk am Platz (Grundsteinlegung 1899) um ein Stockwerk erhöht. Über den Stadtteil hinaus erregten die Jugendstilhäuser an der Nordseite und in der Dörnbergstraße damals wie heute noch Aufmerksamkeit. Die heutige Randbebauung verweist mit ganz unterschiedlichen und aus heutiger Sicht wenig gelungenen Stadtreparaturen auf die Wunden, die der Krieg hier verursachte. <br />
Ursprünglich umfuhr die Straßenbahn den Platz an seiner Nordseite. Mit ihrer Verlegung in die Mitte und damit der Zerschneidung des Platzes begannen vor 100 Jahren Probleme, die auch bei seiner letzten Umgestaltung am Anfang dieses Jahrhunderts eine Rolle spielten.<br />
<br />
== Geschichte ==<br />
<br />
'''Zweiter Weltkrieg'''<br />
<br />
Dass der Bombenkrieg am Platz starke Zerstörungen hinterließ, ist noch heute deutlich sichtbar. Am Platz waren mehrere Häuser zerstört - vor allem an der Nordseite, aber auch am Kirchweg, an der Ecke Friedrich-Ebert-Straße/Dörnbergstraße, in der Mitte der Südseite (Friedrich-Ebert-Straße 151). Es sollte bis in die 80er Jahre dauern, bis die letzte Baulücke (Friedrich-Ebert-Straße 151) wieder geschlossen war. Zuvor waren zu unterschiedlichen Zeiten und in ganz unterschiedlichen Formen und Höhen Häuser wieder errichtet worden und zeugen von dem Architekturverständnis der jeweiligen Zeit - oder auch nur den finanziellen Möglichkeiten beim Neuaufbau.<br />
<br />
<br />
[[Datei:AB 166. Zerstörung 5.jpg | thumb | 400px]]<br />
<br />
'''21. Jahrhundert - ein Platz wird saniert'''<br />
<br />
,,Der Bebelplatz prägt das Stadtbild und hat eine herausragende Bedeutung nicht nur für den Stadtteil, sondern für das gesamte Stadtgebiet“, stellte Stadtbaurat Bernd Streitberger um die Jahrtausendwende fest. Der Denkmalbeirat der Stadt betrachtete ihn als „Mittelpunkt und lebendiges Zentrum des Vorderen Westens“. Das einstige „Juwel“ (Westwärts), das „Herz“ des Stadtteils, rückte in den Blickpunkt des öffentlichen Interesses. Ausgelöst worden war dies durch die Vorhaben der KVG, an ihren Einrichtungen auf dem Platz grundlegende Änderungen vorzunehmen. Anlass für den Ortsbeirat und eine Gruppe interessierter Bürger im „Arbeitskreis Bebelplatz“, bei der Stadt um eine Umgestaltung des Platzes zu ringen, die nicht nur die Bedürfnisse der KVG befriedigen sollte. Zu sehr war der Platz im Laufe von Jahrzehnten verwahrlost, zu groß war das Einverständnis im Stadtteil, dass er sich in einem sanierungsbedürftigen Zustand befand. Ortsvorsteher Wolfgang Rudolph beklagte, dass man seine Zerstückelung zugelassen, der Sprecher des AK Bebelplatz Holger H. Möller, dass es über Jahrzehnte keine Planung gegeben, man wahllos platziert habe, was gerade benötigt wurde: Telefonhäuschen, WC, Müllcontainer, Bänke und vieles mehr: ein „Museum für Stadtmöbel“, ein Platz ohne wirkliche Aufenthaltsqualität.<br />
Der Arbeitskreis Bebelplatz stellte jahrelang ein Bürgerbeteiligungsprojekt dar, der über seinen eigenen Kreis hinaus eine breite Bürgerbeteiligung zur Umgestaltung des Platzes initiierte und dabei um einen - nicht einfachen - Konsens im Stadtteil und dann mit der Stadt rang. Vielfältig waren die Aktionen: Workshops, Bebelplatztage, Auftritte in der Speakers Corner, Ausstellungen, Lesungen, ein eigener Bebeplatzsekt und vor allem Fragebogenaktionen, durch die möglichst viele zu Wort kommen sollten. Dem Arbeitskreis selbst ging es dabei nicht um eine völlige Neugestaltung, sondern bei Bewahrung der historischen Gestalt um eine Sanierung. Vom Traum eines Bebelplatzes als „Lern-, Kommunikations- und Dialogort im Stadtteil“ sprach der Ortsvorsteher.<br />
Letztendlich führte die Bürgerbeteiligung nur teilweise zur Berücksichtigung der aus ihr erwachsenen Vorschläge durch die Stadt, der von ihr vorgegebene finanzielle Rahmen schränkte die Möglichkeiten ein. Wesentliche Änderungen waren unter anderem: die Verlängerung des Platzes sowohl in Richtung Stadthalle als auch in Richtung Friedenskirche (um bessere Überquerungsmöglichkeiten zu schaffen), die Verlegung der Haltestelle in östlicher Richtung (so dass die Platzmitte nicht mehr durch Züge der KVG blockiert ist), die Umgestaltung der Platzränder, ein Aufräumen des Platzes (Abbau des WC-Häuschens und der Wertstoff- und Müllcontainer, die jetzt erstmals in Kassel einen unterirdischen Platz fanden), die Sanierung der Bürgersteige und barrierefreie Gestaltung der Haltestellen, die Bemalung des Trafohauses durch F. Deventer.<br />
<br />
<br />
'''Der Bebelplatz 2013'''<br />
<br />
<br />
{|<br />
|[[Datei:AB1 1 Img 9785.jpg | thumb | 280px]]<br />
|[[Datei:AB1 2 Img 9781.jpg | thumb | 280px]]<br />
|[[Datei:AB1 3 Img 9779.jpg | thumb | 280px]]<br />
|}<br />
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{|<br />
|[[Datei:AB1 4 Img 9782.jpg | thumb | 280px]]<br />
|[[Datei:AB1 5 Img 9780.jpg | thumb | 150px]]<br />
|}<br />
<br />
== Architektur ==<br />
<br />
[[Datei:AB1 31. Jugendstil 1.jpg | thumb | 400px]]<br />
[[Datei:AB1 20. Plan 1892 klein.jpg | thumb | 400px]]<br />
<br />
'''Jugendstil'''<br />
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Die meisten Häuser am Bebelplatz wie überhaupt im Vorderen Westen wurden in der Gründungsphase in historisierenden Bauformen errichtet - dem allgemeinen Trend im Kaiserreich folgend. Architekten griffen auf „Versatzstücke“, die Formensprache aus der Architekturgeschichte zurück: z. B. aus der Renaissance oder der Romanik, die man beim Bau der Rosenkranzkirche bemühte. Am Bebelplatz fallen einige Häuser aus diesem Rahmen. Im Jugendstil errichtet, erweckten sie zur Zeit ihres Baus eine hohe Aufmerksamkeit - die ihnen auch heute wohl wieder gewidmet wird. Vier der ursprünglich fünf Häuser (Dörnbergstraße 1-5, Friedrich-Ebert-Straße 130-132) haben den Krieg überstanden. Die Häuser in der Dörnbergstraße 3 und 5 unterscheiden sich dabei bereits deutlich von denen unmittelbar am Platz. Der Jugendstil verweist hier bereits auf die moderne Architektur, findet aber bei den Kasseler Bauten vor allem nur im Dekor seinen Ausdruck.<br />
<br />
== Städtebau ==<br />
<br />
Der Bebelplatz - das Herz des Vorderen Westens - zeigt eine besondere formale Ausprägung. Sechsgeschossige Wohn- bzw. Geschäftshäuser bilden ein fast regelmässige Oval. Die Figur des Ovals besitzt eine hohe Einprägsamkeit und ist in dem betreffenden Kartenmaterial deutlich erkennbar. Der Platz ist von vielen Geschäften und Dienstleistern umrahmt und in der weiteren Nachbarschaft befinden sich weitere interessante Läden und Gastronomien, die den Begriff 'Szeneviertel' rechtfertigen. Aber ebenfalls ist der Bebelplatz ein lokaler Verkehrsknotenpunktk, bei dem viele Verkehrsarten sich überlagern und verknüpfen. Bei allen Planungen in der jüngeren Vergangenheit hatte der Platz eine wichtige verkehrliche Funktion und nicht mehr die romantische Idylle früherer Gemälde und Fotos. Und er wurde geprägt von einer Mitte, die einen multifunktionalen und urbanen Raum darstellen sollte. In allen Diskussionen um die Gestaltung der Platzmitte wurde der Wunsch nach einer Grünfläche und einem Erholungsort sichtbar. Dies stand häufig im Widerspruch zu Nutzungsangeboten und Gestaltungsformen für die Fläche. Heute teilen die Oberflächen den Platz in verschiedene Zonen. Im Zuge verschiedener bürgerschaftlicher Aktivitäten hat die Stadt Kassel sich zu einer Umgestaltung des Bebelplatzes Anfang 2000 entschlossen. Es wurden eine Reihe von Verbesserungen erzielt, auch wenn wesentliche Elemente der ursprünglichen Planung von Bürgerinitiativen und Stadt auf der Strecke blieben. <br />
,<br />
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== Sehenswürdigkeiten / Besonderheiten ==<br />
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'''Rosenkranzkirche'''<br />
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[[Datei:AB1 Hauptraum Wehlheiden.jpg |thumb | 300px]]<br />
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Die katholische Pfarrkirche Sankt Marien, auch Rosenkranzkirche genannt, gehört zu den markansten Bauwerken des Vorderen Westens. <br />
Ihre Geschichte begann im kleinen Kreis. Am Abend des Hochfestes Mariä Himmelfahrt, dem 15. August 1892, versammelten sich im ,,Wehlheider Hof ´´ 32 Männer um eine Kapellengemeinde zu gründen, die sich zum Ziel setzte, eine eigene Kirche zu bauen. 1893 kaufte der Kirchenvorstand der Pfarrei Sankt Elisabeth, die bis dahin auch einzige Katholische Pfarrgemeinde in Kassel war, ein Grundstück für eine Kirche in Wehlheiden. Eine Notkapelle zur Feier der Gottesdienste wurde errichtet, die sich aber für den damals rasant wachsenden Stadtteil schnell als zu klein erwies, zudem war das Bauland ungeeignet. Aschrott schenkte der Gemeinde ein Grundstück am Neumarkt, dem heutigen Bebelplatz. Am 21. März 1899 wurde Regierungsbaumeister Georg Kegel, aktives Gemeindemitglied, vom Kirchenvorstand mit der Entwurfs- und Detailplanung sowie der Bauleitung für eine Pfarrkirche im Neoromanischen Stil beauftragt. Bereits wenige Monate später, am 3.Juli 1899 war Grundsteinlegung. Am 17. Juni 1901, acht Monate früher als geplant, feierte die Gemeinde den ersten Gottesdienst mit der Weihe der Kirche durch Bischof Adalbert Endert aus Fulda. Vergessen waren die vorangegangen Konflikte um Einzelheiten am Gebäude. Da nämlich das Geld knapp war, musste Architekt Kegel um jede Einzelheit kämpfen, so sollte z. B. der Turm einige Meter niedriger als geplant und die Kirche nur halb so groß errichtet werden. So weit kam es jadoch nicht, da der Gönner Aschrott, der ein enger Freund und Bewunderer Kegels war, mit einer hohen Finanzspritze aushalf. <br />
In der Kirche wurde ein Hochaltar errichtet, der - wie in der Romanik üblich - von einem Baldachin gekrönt war. Schmiedeeiserne Gitter für den Abschluss des Längsschiffes als Brüstung vor der Pieta, Chorgestühl und Beichtühle wurden nach Plänen Kegels gefertigt. 1901 erklang erstmalig das Geläut der vier Bronzeglocken der Firma Otto aus Hemelingen. Für die Finanzierung des Geläuts musste die Gemeinde selbst aufkommen und so gingen Gemeindemitglieder im Vorderen Westen von Haus zu Haus und sammelten für die neuen Glocken. Es folgten die Statuen der hlg. Maria und des hlg. Josef zu beiden Seiten der Apsis, eine Pieta unter der Orgelempore und ein Herz-Jesu-Altar für das rechte Querschiff. <br />
Im Jahre 1923 verstarb der erste Pfarrer der Gemeinde Heirich Burchard, der vor dem Herz-Jesu-Altar beigesetzt wurde. 1925 erfolgte der Einbau einer Orgel, 1934 die Ausmalung der Kirche durch den Kunstmaler Augustin Kolb und seine Söhne. <br />
Im Zweiten Weltkrieg wurde die Rosenkranzkirche schwer beschädigt, nachdem sie die Bombenangriffe vom 23. Januar 1944 fast unbeschadet überstanden hatte. Am 28. September 1944 wurde sie in der Vierung getroffen. Das Längsschiff und das linke Querschiff stürtzten ein und begruben die Kanzel und das Gestühl unter sich. Während weitere Brandbomben die Orgel zersörten, blieben der Hochaltar und das rechte Quer- und Seitenschiff unzerstört. Provisorisch wurde das rechte, noch erhalten gebliebene Schiff von der zerstörten Kirche abgemauert und unter der Orgelempore eine Notkapelle eingerichtet, in welcher die Überlebenden und Daheimgebliebenen ihre Gottesdienste feierten. Trotz weiterer Bombenangriffe 1945 gingen die Arbeiten weiter, 1946 begann der endgültige Wiederaufbau, der im Jahr 1949 sein Ende fand. 1952 bekam die Kirche ein neues Geläut, bestehend aus vier Leihglocken aus Bremen, Danzig, Kunzendorf und Freidersdorf, da die eigenen Glocken im Januar 1941 für Kriegszwecke eingeschmolzen worden waren. <br />
Am 9. September 1964 verstarb, nach 57-jähriger Tätigkeit als Pfarrer der Gemeinde, Heinrich Roßbach, der mit großem Engagment den Wiederaufbau der Kirche nach dem Krieg vorangetrieben hatte. Im selben Jahr übernahm Philipp Heim die Leitung der Pfarrei. <br />
Im Jahr 1973 begann mit dem Einbau einer neuen Orgel die Zeit der drastischen Umgestaltung der Kirche. Ein Jahr später folgte die Veränderung des Innenraumes nach den Vorstellungen des Zweiten Vatikanischen Konzils. Das Konzil verlangte u. a., dass die Gemeinde näher an den Altar rückte und sich quasi um ihn versammeln sollte. Eine stärkere Rolle wurde der Gottesdienstgemeinde zugesprochen und somit der weit entfernte Hochaltar als Dreh- und Angelpunkt der katholischen Liturgie verboten. So wurde der neue Altar schließlich mehr in der Mitte der Kirche aufgestellt, um somit der Gottesdienstgemeinde einen besseren Kontakt zur Liturgie am Altar zu gewährleisten. Eine Entfernung der alten Einrichtung wäre nicht notwendig gewesen, aber die Menschen damals, vom Reformgeist des Konzils bewegt, wollten es vielerorts, so auch in der Rosenkranzkirche. Das hieß, dass das Chorgestühl sowie der Hochaltar und die beiden Seitenaltäre des Müllpresse zum Opfer fielen. <br />
Im Jahr 1974 wurde Paul Friesenhagen Organist, Chorleiter und Reginonalkantor an Sankt Marien, eine bis heute wichtige Stelle für die Kirchenmusik und die kirchenmusikalische Ausbildung in Kassel. <br />
1994 trat der langjährige Pfarrer Philipp Heim in den Ruhestand. Unter seiner Leitung war die Kirchengemeinde umstrukturiert und die Kirche bis zum Schluss seiner Amtszeit immer wieder mit neuen Einrichtungsgegenständen versehen worden. So wurde noch Anfang der 90er Jahre der alte Kreuzweg aus Holz entfernt und durch einen modernen Kreuzweg des Künstlers Hubert Elsässer ersetzt. Am 1. Januar 1995 trat Reinhold Kircher seinen Dienst als Pfarrer in der Gemeinde an, er war zuvor als Militärdekan für Nordhessen tätig. 2000 ging Regionalkantor Friesenhagen in den Ruhestand. Sein Nachfolger wurde Thomas Pieper, der regelmäßige Konzerte in das kirchliche Leben integrierte. <br />
Im Jahr 2001 konnte in dem nun stark sanierungsbedürftigen Gotteshaus mit Weihbischof Johannes Kapp aus Fulda das 100-jährige Kirchweihjubiläum gefeiert werden. Immer wieder wurde um Spenden für die Sanierung gebeten, die im darauffolgendem Jahr beginnen konnte und im selben Sommer beendet war. <br />
Im August trat Monsignore Kircher in Pension. Sein Nachfolger im Amt wurde der ehemalige Pfarrer von Baunatal Paul Schupp. Heute leben über 3500 Menschen im Pfarreigebiet. Nicht nur für sie, sondern auch für viele Menschen über die Gemeindegrenzen hinaus ist die Rosenkranzkirche eine geistliche Heimat. <br />
<br />
Christos Theel<br />
<br />
<br />
'''"Sanierungsergebnisse"'''<br />
<br />
Mit der Umgestaltung des Platzes zu Beginn dieses Jahrhunderts wurde das Trafohaus von dem Kasseler Künstler Friedel Deventer bemalt. Seitdem ist es von Graffitis verschont geblieben. Manch einer im Stadtteil hätte sich allerdings vielleicht ein anderes "Motiv" gewünscht.<br />
<br />
Bestandteil des "Aufräumens" auf dem Platz, der Entfernung weiter Teile einer wildwuchernden Möblierung des öffentlichen Raumes, war es auch, die Wertstoffcontainer unter die Erde zu verbannen. Dieses Anliegen der Bürgeriniative "Arbeitskreis Bebelplatz" konnte durchgesetzt werden. Inzwischen ist diese für Kassel erstmalige Einrichtung auch bei anderen städtebaulichen Maßnahmen berücksichtigt worden - zum Beispiel beim Umbau von Goethe- und Germaniastraße.<br />
<br />
<br />
{|<br />
|[[Datei:Img 9312 klein.jpg | thumb | 400px]]<br />
|[[Datei:AB1 Img 9313. kleinjpg.jpg | thumb | 400px]]<br />
|}<br />
<br />
== Bedeutung des Namens ==<br />
<br />
[[Datei:AB1 Bebel 4.jpg | thumb | 200px]]<br />
Der Platz hieß zunächst Markt, mit der Eingemeindung Wehlheidens Neumarkt. 1919 wurde Hindenburg sein Namenspatron. Im Zuge vieler Umbenennungen erhielt er 1947 den heutigen Namen.<br />
<br />
August Bebel wurde am 22. Februar 1840 als Sohn eines preußischen Unteroffiziers und des Dienstmädchens Wilhelmine Johanna in Deutz bei Köln geboren. Der hochbegabte Junge musste seine in ärmlichen Verhältnissen lebende Familie von klein auf durch Heimarbeit finanziell unterstützen. 1847-1854 besuchte Bebel die Armen- und Bürgerschule in Wetzlar. Kurz vor Ende seiner schulischen Ausbildung wurde der 13jährige zum Vollwaisen. Nach Abschluss seiner Drechslerlehre begab sich August Bebel 1858 auf Wanderschaft. 1860 ließ er sich schließlich in Leipzig nieder. Diese Stadt war damals ein Zentrum der aufsteigenden Arbeiterbewegung mit liberalen Tendenzen. Hier begann die politische Karriere des späteren Publizisten. 1864 wurde der Handwerksgeselle selbstständiger Drechslermeister in Leipzig und im folgenden Jahr zum ersten Vorsitzenden des Arbeitsbildungsvereins gewählt, der aus dem ehemaligen Gewerblichen Bildungsvereins hervorging. Die Bekanntschaft mit Wilhelm Liebknecht veränderte seine politischen Ansichten und brachte ihm den Marxismus näher. Gemeinsam gründeten sie 1866 die "Sächsische Volkspartei". Im selben Jahr heiratete der junge Bebel die Putzmacherin Julie Otto.<br />
1867 wurde Bebel als Abgeordneter seiner Volkspartei in den Norddeutschen Reichstag gewählt, kurz darauf Vorsitzender des "Verbandes Deutscher Arbeitervereine" (VDAV) und Mitglied der "Internationalen Arbeiterassoziation" (IAA). Ende der 60er Jahre löste sich Bebel vom bürgerlichen Liberalismus und wendete sich stark den Marxschen Thesen zu. Bebel wurde nun endgültig zum Sozialisten. Die marxistischen Theorien wurden letztendlich auch Grundlage für das Programm und die Statuten der neu gegründeten Sozialdemokratischen Arbeiter Partei (SDAP), zu deren Mitbegründern erneut August Bebel und Wilhelm Liebknecht zählten, die sich beide von Lassalle und dessen Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein abgrenzten. 1871 wurde Bebel Mitglied des Deutschen Reichstages, dem er bis zu seinem Tod angehörte. Auf Grund seiner antimilitaristischen, antiimperialistischen Haltung und der offenkundigen Ablehnung der Politik Bismarcks litt er lange unter politischer Verfolgung. 1872 wurden die Parteiführer Bebel und Liebknecht sogar auf Grund von Majestätsbeleidigung und Hochverrats zu beinahe drei Jahren Festungshaft verurteilt. Während dieser Haft begann der herausragende Rhetoriker seine politischen Erkenntnisse und Theorien niederzuschreiben. Neben zahlreichen Zeitungsartikeln und politischen Kommentaren verfasste Bebel auch Bücher. Als erstes umfangreiches politisch-historisches Werk erschien 1875 "Der deutsche Bauernkrieg". Sein theoretisches Hauptwerk wurde allerdings "Die Frau und der Sozialismus", das nur vier Jahre später illegal in Deutschland erschien. Bis zur Jahrhundertwende wurde dieses Buch weltweit zur meistgelesenen sozialdemokratischen Schrift.<br />
Nach seiner Entlassung 1875 fand die Vereinigung der Arbeiterbewegung statt. Die SDAP verbündete sich mit dem "Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein" (ADAV), der nach den Prinzipien Ferdinand Lassalles geführt wurde. Trotz der programmatischen Bedenken und Kritik an den Ideen Lassalles begrüßte und beförderte Bebel die Gründung der Sozialistischen Arbeiterpartei (SAP) maßgeblich. Gegen den zunehmenden Erfolg dieser SAP erließ der Reichstag - vor allem auf Initiative Bismarcks - das "Gesetz gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie" (Sozialistengesetz), das die Reichstagsfraktion der Partei - darunter August Bebel - als einzige legale Organisation der Sozialisten in Deutschland beließ.<br />
1880 lernte Bebel Karl Marx und Friedrich Engels in London persönlich kennen. 1881 wurde er auf Grund seiner politischen Haltung und scharfer Kritik der "Sozialistengesetze" aus Leipzig ausgewiesen. Daraufhin siedelte er nach Dresden über. Auch in den 80er Jahren litt Bebel weiterhin unter politischer Verfolgung und musste erneut mehrere Haftstrafen verbüßen. Doch selbst diese fortschreitende Verfolgung konnte ihn nicht davon abbringen, weiterhin für Frieden, Völkerverständigung und den gesellschaftlich-politischen Fortschritt zu kämpfen. Er war der unumstrittene Führer der sozialdemokratischen Bewegung.<br />
1890 wurde die SAP in die "Sozialdemokratische Partei Deutschlands" (SPD) umbenannt und nahm ein neues Statut an, welches hauptsächlich auf Bebels marxistischen Vorstellungen basierte. Bebel beeinflusste maßgeblich das "Erfurter Programm" der Partei nach der Aufhebung der Sozialistengesetze. Im Laufe der neunziger Jahre entwickelte sich die SPD zur wählerstärksten Massenpartei, die 1912 die stärkste Fraktion im Reichstag stellte. August Bebel wurde 1892 in den Parteivorsitz gewählt. In dieser Funktion vertrat er eine mittlere Linie zwischen den linken Radikalisten und den sog. Revisionisten, war für einen Ausgleich zwischen marxistischer Theorie und politischer Praxis.<br />
Ab 1900 gehörte Bebel zu den führenden Autoritäten der II. Internationale, an deren Gründung er im Juli 1889 aktiv teilgenommen hatte. Ab jetzt nahm der Politiker an allen wichtigen Sozialistenkongressen in Europa teil. 1904-1913 war August Bebel außerdem Mitglied des "Internationalen Sozialistischen Büros" (ISB). Nach dem Tod seiner Frau hielt sich der Publizist größtenteils in der Schweiz auf, wo er an seiner Biografie "Aus meinem Leben" arbeitete. Am 13. August 1913 starb August Bebel im Schweizer Kurort Passugg an einem Herzleiden.<br />
<br />
== Zukunft des Ortes ==<br />
<br />
Auch wenn der Platz im Wesentlichen seine Funktion erfüllt, kann an mehreren Stellen über Detailverbesserungen nachgedacht werden: zum Beispiel die ursprünglich vorgesehene architektonische Aufwertung des Trafohäuschens und die Beleuchtung des Platzes. Die vorhandenen Initiativen vor allem von der Gemeinschaft der Einzelhändler um den Bebelplatz sorgen auch für eine künftige Bestandssicherung des zentralen urbanen Freiraums.<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
<br />
* Link 1<br />
* Link 2<br />
<br />
== Dateien ==<br />
<br />
== Literatur ==<br />
Wolfgang Matthäus (Hg.), Vom Markt zum Bebelplatz. Eine Dokumentation, Kassel 2001 (Schriften der WERKSTATT GESCHICHTE an der Albert-Schweitzer-Schule, Heft 3) I <br />
ders. (Hg.), Plätze im Vorderen Westen. Geschichte(n) eines Kasseler Stadtteils, Kassel 2010 (Schriften der WERKSTATT GESCHICHTE an der Albert-Schweitzer-Schule, Heft 8)</div>WMatthäushttp://geowest.vorderer-westen.net/index.php?title=Datei:AB1_5_Img_9780.jpg&diff=1838Datei:AB1 5 Img 9780.jpg2013-10-03T10:28:39Z<p>WMatthäus: Friedrich-Ebert-Straße stadteinwärts mit der Friedenskirche (Fpoto Matthäus)</p>
<hr />
<div>Friedrich-Ebert-Straße stadteinwärts mit der Friedenskirche (Fpoto Matthäus)</div>WMatthäushttp://geowest.vorderer-westen.net/index.php?title=Datei:AB1_4_Img_9782.jpg&diff=1837Datei:AB1 4 Img 9782.jpg2013-10-03T10:23:42Z<p>WMatthäus: Südseite (Foto Matthäus)</p>
<hr />
<div>Südseite (Foto Matthäus)</div>WMatthäushttp://geowest.vorderer-westen.net/index.php?title=Bebelplatz&diff=1836Bebelplatz2013-10-02T10:35:04Z<p>WMatthäus: /* Geschichte */</p>
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<div>{| border="1" cellspacing="2" cellpadding="2" align="right"<br />
|- <br />
| align="center" colspan="2" | [[Datei:Vorlage_Bild.jpg|center|thumb|200px]]<br />
|-<br />
| align="center" colspan="2" style="background:#AACCCC;" | ''' Basisdaten '''<br />
|-<br />
|width="50"| ''' Adresse '''<br />
|width="200"| Hier steht die Adresse<br />
|-<br />
|width="50"| ''' Geo-Position '''<br />
|width="200"| Koordinaten<br />
|}<br />
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== Kurzbeschreibung ==<br />
<br />
[[Datei:AB1 Bebelplatz vor 1910 Eberth.jpg | thumb | 400 px]]<br />
<br />
Am Bebelplatz (früher: Markt, Neumarkt, Hindenburgplatz) schlägt wohl das Herz des Vorderen Westens. Seiner ursprünglichen Bezeichnung als Markt macht er noch heute alle Ehre. Von Anfang an war er als Verkehrsknotenpunkt, als Straßenplatz, gedacht – aber auch als Schmuckplatz, der dem neu entstehenden Viertel gegen Ende des 19. Jahrhunderts ein Glanzlicht aufsetzen sollte. So wurde mit Aschrotts Geld der Turm der Rosenkranzkirche als prägendes Bauwerk am Platz (Grundsteinlegung 1899) um ein Stockwerk erhöht. Über den Stadtteil hinaus erregten die Jugendstilhäuser an der Nordseite und in der Dörnbergstraße damals wie heute noch Aufmerksamkeit. Die heutige Randbebauung verweist mit ganz unterschiedlichen und aus heutiger Sicht wenig gelungenen Stadtreparaturen auf die Wunden, die der Krieg hier verursachte. <br />
Ursprünglich umfuhr die Straßenbahn den Platz an seiner Nordseite. Mit ihrer Verlegung in die Mitte und damit der Zerschneidung des Platzes begannen vor 100 Jahren Probleme, die auch bei seiner letzten Umgestaltung am Anfang dieses Jahrhunderts eine Rolle spielten.<br />
<br />
== Geschichte ==<br />
<br />
'''Zweiter Weltkrieg'''<br />
<br />
Dass der Bombenkrieg am Platz starke Zerstörungen hinterließ, ist noch heute deutlich sichtbar. Am Platz waren mehrere Häuser zerstört - vor allem an der Nordseite, aber auch am Kirchweg, an der Ecke Friedrich-Ebert-Straße/Dörnbergstraße, in der Mitte der Südseite (Friedrich-Ebert-Straße 151). Es sollte bis in die 80er Jahre dauern, bis die letzte Baulücke (Friedrich-Ebert-Straße 151) wieder geschlossen war. Zuvor waren zu unterschiedlichen Zeiten und in ganz unterschiedlichen Formen und Höhen Häuser wieder errichtet worden und zeugen von dem Architekturverständnis der jeweiligen Zeit - oder auch nur den finanziellen Möglichkeiten beim Neuaufbau.<br />
<br />
<br />
[[Datei:AB 166. Zerstörung 5.jpg | thumb | 400px]]<br />
<br />
'''21. Jahrhundert - ein Platz wird saniert'''<br />
<br />
,,Der Bebelplatz prägt das Stadtbild und hat eine herausragende Bedeutung nicht nur für den Stadtteil, sondern für das gesamte Stadtgebiet“, stellte Stadtbaurat Bernd Streitberger um die Jahrtausendwende fest. Der Denkmalbeirat der Stadt betrachtete ihn als „Mittelpunkt und lebendiges Zentrum des Vorderen Westens“. Das einstige „Juwel“ (Westwärts), das „Herz“ des Stadtteils, rückte in den Blickpunkt des öffentlichen Interesses. Ausgelöst worden war dies durch die Vorhaben der KVG, an ihren Einrichtungen auf dem Platz grundlegende Änderungen vorzunehmen. Anlass für den Ortsbeirat und eine Gruppe interessierter Bürger im „Arbeitskreis Bebelplatz“, bei der Stadt um eine Umgestaltung des Platzes zu ringen, die nicht nur die Bedürfnisse der KVG befriedigen sollte. Zu sehr war der Platz im Laufe von Jahrzehnten verwahrlost, zu groß war das Einverständnis im Stadtteil, dass er sich in einem sanierungsbedürftigen Zustand befand. Ortsvorsteher Wolfgang Rudolph beklagte, dass man seine Zerstückelung zugelassen, der Sprecher des AK Bebelplatz Holger H. Möller, dass es über Jahrzehnte keine Planung gegeben, man wahllos platziert habe, was gerade benötigt wurde: Telefonhäuschen, WC, Müllcontainer, Bänke und vieles mehr: ein „Museum für Stadtmöbel“, ein Platz ohne wirkliche Aufenthaltsqualität.<br />
Der Arbeitskreis Bebelplatz stellte jahrelang ein Bürgerbeteiligungsprojekt dar, der über seinen eigenen Kreis hinaus eine breite Bürgerbeteiligung zur Umgestaltung des Platzes initiierte und dabei um einen - nicht einfachen - Konsens im Stadtteil und dann mit der Stadt rang. Vielfältig waren die Aktionen: Workshops, Bebelplatztage, Auftritte in der Speakers Corner, Ausstellungen, Lesungen, ein eigener Bebeplatzsekt und vor allem Fragebogenaktionen, durch die möglichst viele zu Wort kommen sollten. Dem Arbeitskreis selbst ging es dabei nicht um eine völlige Neugestaltung, sondern bei Bewahrung der historischen Gestalt um eine Sanierung. Vom Traum eines Bebelplatzes als „Lern-, Kommunikations- und Dialogort im Stadtteil“ sprach der Ortsvorsteher.<br />
Letztendlich führte die Bürgerbeteiligung nur teilweise zur Berücksichtigung der aus ihr erwachsenen Vorschläge durch die Stadt, der von ihr vorgegebene finanzielle Rahmen schränkte die Möglichkeiten ein. Wesentliche Änderungen waren unter anderem: die Verlängerung des Platzes sowohl in Richtung Stadthalle als auch in Richtung Friedenskirche (um bessere Überquerungsmöglichkeiten zu schaffen), die Verlegung der Haltestelle in östlicher Richtung (so dass die Platzmitte nicht mehr durch Züge der KVG blockiert ist), die Umgestaltung der Platzränder, ein Aufräumen des Platzes (Abbau des WC-Häuschens und der Wertstoff- und Müllcontainer, die jetzt erstmals in Kassel einen unterirdischen Platz fanden), die Sanierung der Bürgersteige und barrierefreie Gestaltung der Haltestellen, die Bemalung des Trafohauses durch F. Deventer.<br />
<br />
<br />
'''Der Bebelplatz 2013'''<br />
<br />
<br />
{|<br />
|[[Datei:AB1 1 Img 9785.jpg | thumb | 280px]]<br />
|[[Datei:AB1 2 Img 9781.jpg | thumb | 280px]]<br />
|[[Datei:AB1 3 Img 9779.jpg | thumb | 280px]]<br />
|}<br />
<br />
== Architektur ==<br />
<br />
[[Datei:AB1 31. Jugendstil 1.jpg | thumb | 400px]]<br />
[[Datei:AB1 20. Plan 1892 klein.jpg | thumb | 400px]]<br />
<br />
'''Jugendstil'''<br />
<br />
Die meisten Häuser am Bebelplatz wie überhaupt im Vorderen Westen wurden in der Gründungsphase in historisierenden Bauformen errichtet - dem allgemeinen Trend im Kaiserreich folgend. Architekten griffen auf „Versatzstücke“, die Formensprache aus der Architekturgeschichte zurück: z. B. aus der Renaissance oder der Romanik, die man beim Bau der Rosenkranzkirche bemühte. Am Bebelplatz fallen einige Häuser aus diesem Rahmen. Im Jugendstil errichtet, erweckten sie zur Zeit ihres Baus eine hohe Aufmerksamkeit - die ihnen auch heute wohl wieder gewidmet wird. Vier der ursprünglich fünf Häuser (Dörnbergstraße 1-5, Friedrich-Ebert-Straße 130-132) haben den Krieg überstanden. Die Häuser in der Dörnbergstraße 3 und 5 unterscheiden sich dabei bereits deutlich von denen unmittelbar am Platz. Der Jugendstil verweist hier bereits auf die moderne Architektur, findet aber bei den Kasseler Bauten vor allem nur im Dekor seinen Ausdruck.<br />
<br />
== Städtebau ==<br />
<br />
Der Bebelplatz - das Herz des Vorderen Westens - zeigt eine besondere formale Ausprägung. Sechsgeschossige Wohn- bzw. Geschäftshäuser bilden ein fast regelmässige Oval. Die Figur des Ovals besitzt eine hohe Einprägsamkeit und ist in dem betreffenden Kartenmaterial deutlich erkennbar. Der Platz ist von vielen Geschäften und Dienstleistern umrahmt und in der weiteren Nachbarschaft befinden sich weitere interessante Läden und Gastronomien, die den Begriff 'Szeneviertel' rechtfertigen. Aber ebenfalls ist der Bebelplatz ein lokaler Verkehrsknotenpunktk, bei dem viele Verkehrsarten sich überlagern und verknüpfen. Bei allen Planungen in der jüngeren Vergangenheit hatte der Platz eine wichtige verkehrliche Funktion und nicht mehr die romantische Idylle früherer Gemälde und Fotos. Und er wurde geprägt von einer Mitte, die einen multifunktionalen und urbanen Raum darstellen sollte. In allen Diskussionen um die Gestaltung der Platzmitte wurde der Wunsch nach einer Grünfläche und einem Erholungsort sichtbar. Dies stand häufig im Widerspruch zu Nutzungsangeboten und Gestaltungsformen für die Fläche. Heute teilen die Oberflächen den Platz in verschiedene Zonen. Im Zuge verschiedener bürgerschaftlicher Aktivitäten hat die Stadt Kassel sich zu einer Umgestaltung des Bebelplatzes Anfang 2000 entschlossen. Es wurden eine Reihe von Verbesserungen erzielt, auch wenn wesentliche Elemente der ursprünglichen Planung von Bürgerinitiativen und Stadt auf der Strecke blieben. <br />
,<br />
<br />
== Sehenswürdigkeiten / Besonderheiten ==<br />
<br />
'''Rosenkranzkirche'''<br />
<br />
[[Datei:AB1 Hauptraum Wehlheiden.jpg |thumb | 300px]]<br />
<br />
Die katholische Pfarrkirche Sankt Marien, auch Rosenkranzkirche genannt, gehört zu den markansten Bauwerken des Vorderen Westens. <br />
Ihre Geschichte begann im kleinen Kreis. Am Abend des Hochfestes Mariä Himmelfahrt, dem 15. August 1892, versammelten sich im ,,Wehlheider Hof ´´ 32 Männer um eine Kapellengemeinde zu gründen, die sich zum Ziel setzte, eine eigene Kirche zu bauen. 1893 kaufte der Kirchenvorstand der Pfarrei Sankt Elisabeth, die bis dahin auch einzige Katholische Pfarrgemeinde in Kassel war, ein Grundstück für eine Kirche in Wehlheiden. Eine Notkapelle zur Feier der Gottesdienste wurde errichtet, die sich aber für den damals rasant wachsenden Stadtteil schnell als zu klein erwies, zudem war das Bauland ungeeignet. Aschrott schenkte der Gemeinde ein Grundstück am Neumarkt, dem heutigen Bebelplatz. Am 21. März 1899 wurde Regierungsbaumeister Georg Kegel, aktives Gemeindemitglied, vom Kirchenvorstand mit der Entwurfs- und Detailplanung sowie der Bauleitung für eine Pfarrkirche im Neoromanischen Stil beauftragt. Bereits wenige Monate später, am 3.Juli 1899 war Grundsteinlegung. Am 17. Juni 1901, acht Monate früher als geplant, feierte die Gemeinde den ersten Gottesdienst mit der Weihe der Kirche durch Bischof Adalbert Endert aus Fulda. Vergessen waren die vorangegangen Konflikte um Einzelheiten am Gebäude. Da nämlich das Geld knapp war, musste Architekt Kegel um jede Einzelheit kämpfen, so sollte z. B. der Turm einige Meter niedriger als geplant und die Kirche nur halb so groß errichtet werden. So weit kam es jadoch nicht, da der Gönner Aschrott, der ein enger Freund und Bewunderer Kegels war, mit einer hohen Finanzspritze aushalf. <br />
In der Kirche wurde ein Hochaltar errichtet, der - wie in der Romanik üblich - von einem Baldachin gekrönt war. Schmiedeeiserne Gitter für den Abschluss des Längsschiffes als Brüstung vor der Pieta, Chorgestühl und Beichtühle wurden nach Plänen Kegels gefertigt. 1901 erklang erstmalig das Geläut der vier Bronzeglocken der Firma Otto aus Hemelingen. Für die Finanzierung des Geläuts musste die Gemeinde selbst aufkommen und so gingen Gemeindemitglieder im Vorderen Westen von Haus zu Haus und sammelten für die neuen Glocken. Es folgten die Statuen der hlg. Maria und des hlg. Josef zu beiden Seiten der Apsis, eine Pieta unter der Orgelempore und ein Herz-Jesu-Altar für das rechte Querschiff. <br />
Im Jahre 1923 verstarb der erste Pfarrer der Gemeinde Heirich Burchard, der vor dem Herz-Jesu-Altar beigesetzt wurde. 1925 erfolgte der Einbau einer Orgel, 1934 die Ausmalung der Kirche durch den Kunstmaler Augustin Kolb und seine Söhne. <br />
Im Zweiten Weltkrieg wurde die Rosenkranzkirche schwer beschädigt, nachdem sie die Bombenangriffe vom 23. Januar 1944 fast unbeschadet überstanden hatte. Am 28. September 1944 wurde sie in der Vierung getroffen. Das Längsschiff und das linke Querschiff stürtzten ein und begruben die Kanzel und das Gestühl unter sich. Während weitere Brandbomben die Orgel zersörten, blieben der Hochaltar und das rechte Quer- und Seitenschiff unzerstört. Provisorisch wurde das rechte, noch erhalten gebliebene Schiff von der zerstörten Kirche abgemauert und unter der Orgelempore eine Notkapelle eingerichtet, in welcher die Überlebenden und Daheimgebliebenen ihre Gottesdienste feierten. Trotz weiterer Bombenangriffe 1945 gingen die Arbeiten weiter, 1946 begann der endgültige Wiederaufbau, der im Jahr 1949 sein Ende fand. 1952 bekam die Kirche ein neues Geläut, bestehend aus vier Leihglocken aus Bremen, Danzig, Kunzendorf und Freidersdorf, da die eigenen Glocken im Januar 1941 für Kriegszwecke eingeschmolzen worden waren. <br />
Am 9. September 1964 verstarb, nach 57-jähriger Tätigkeit als Pfarrer der Gemeinde, Heinrich Roßbach, der mit großem Engagment den Wiederaufbau der Kirche nach dem Krieg vorangetrieben hatte. Im selben Jahr übernahm Philipp Heim die Leitung der Pfarrei. <br />
Im Jahr 1973 begann mit dem Einbau einer neuen Orgel die Zeit der drastischen Umgestaltung der Kirche. Ein Jahr später folgte die Veränderung des Innenraumes nach den Vorstellungen des Zweiten Vatikanischen Konzils. Das Konzil verlangte u. a., dass die Gemeinde näher an den Altar rückte und sich quasi um ihn versammeln sollte. Eine stärkere Rolle wurde der Gottesdienstgemeinde zugesprochen und somit der weit entfernte Hochaltar als Dreh- und Angelpunkt der katholischen Liturgie verboten. So wurde der neue Altar schließlich mehr in der Mitte der Kirche aufgestellt, um somit der Gottesdienstgemeinde einen besseren Kontakt zur Liturgie am Altar zu gewährleisten. Eine Entfernung der alten Einrichtung wäre nicht notwendig gewesen, aber die Menschen damals, vom Reformgeist des Konzils bewegt, wollten es vielerorts, so auch in der Rosenkranzkirche. Das hieß, dass das Chorgestühl sowie der Hochaltar und die beiden Seitenaltäre des Müllpresse zum Opfer fielen. <br />
Im Jahr 1974 wurde Paul Friesenhagen Organist, Chorleiter und Reginonalkantor an Sankt Marien, eine bis heute wichtige Stelle für die Kirchenmusik und die kirchenmusikalische Ausbildung in Kassel. <br />
1994 trat der langjährige Pfarrer Philipp Heim in den Ruhestand. Unter seiner Leitung war die Kirchengemeinde umstrukturiert und die Kirche bis zum Schluss seiner Amtszeit immer wieder mit neuen Einrichtungsgegenständen versehen worden. So wurde noch Anfang der 90er Jahre der alte Kreuzweg aus Holz entfernt und durch einen modernen Kreuzweg des Künstlers Hubert Elsässer ersetzt. Am 1. Januar 1995 trat Reinhold Kircher seinen Dienst als Pfarrer in der Gemeinde an, er war zuvor als Militärdekan für Nordhessen tätig. 2000 ging Regionalkantor Friesenhagen in den Ruhestand. Sein Nachfolger wurde Thomas Pieper, der regelmäßige Konzerte in das kirchliche Leben integrierte. <br />
Im Jahr 2001 konnte in dem nun stark sanierungsbedürftigen Gotteshaus mit Weihbischof Johannes Kapp aus Fulda das 100-jährige Kirchweihjubiläum gefeiert werden. Immer wieder wurde um Spenden für die Sanierung gebeten, die im darauffolgendem Jahr beginnen konnte und im selben Sommer beendet war. <br />
Im August trat Monsignore Kircher in Pension. Sein Nachfolger im Amt wurde der ehemalige Pfarrer von Baunatal Paul Schupp. Heute leben über 3500 Menschen im Pfarreigebiet. Nicht nur für sie, sondern auch für viele Menschen über die Gemeindegrenzen hinaus ist die Rosenkranzkirche eine geistliche Heimat. <br />
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Christos Theel<br />
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<br />
'''"Sanierungsergebnisse"'''<br />
<br />
Mit der Umgestaltung des Platzes zu Beginn dieses Jahrhunderts wurde das Trafohaus von dem Kasseler Künstler Friedel Deventer bemalt. Seitdem ist es von Graffitis verschont geblieben. Manch einer im Stadtteil hätte sich allerdings vielleicht ein anderes "Motiv" gewünscht.<br />
<br />
Bestandteil des "Aufräumens" auf dem Platz, der Entfernung weiter Teile einer wildwuchernden Möblierung des öffentlichen Raumes, war es auch, die Wertstoffcontainer unter die Erde zu verbannen. Dieses Anliegen der Bürgeriniative "Arbeitskreis Bebelplatz" konnte durchgesetzt werden. Inzwischen ist diese für Kassel erstmalige Einrichtung auch bei anderen städtebaulichen Maßnahmen berücksichtigt worden - zum Beispiel beim Umbau von Goethe- und Germaniastraße.<br />
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{|<br />
|[[Datei:Img 9312 klein.jpg | thumb | 400px]]<br />
|[[Datei:AB1 Img 9313. kleinjpg.jpg | thumb | 400px]]<br />
|}<br />
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== Bedeutung des Namens ==<br />
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[[Datei:AB1 Bebel 4.jpg | thumb | 200px]]<br />
Der Platz hieß zunächst Markt, mit der Eingemeindung Wehlheidens Neumarkt. 1919 wurde Hindenburg sein Namenspatron. Im Zuge vieler Umbenennungen erhielt er 1947 den heutigen Namen.<br />
<br />
August Bebel wurde am 22. Februar 1840 als Sohn eines preußischen Unteroffiziers und des Dienstmädchens Wilhelmine Johanna in Deutz bei Köln geboren. Der hochbegabte Junge musste seine in ärmlichen Verhältnissen lebende Familie von klein auf durch Heimarbeit finanziell unterstützen. 1847-1854 besuchte Bebel die Armen- und Bürgerschule in Wetzlar. Kurz vor Ende seiner schulischen Ausbildung wurde der 13jährige zum Vollwaisen. Nach Abschluss seiner Drechslerlehre begab sich August Bebel 1858 auf Wanderschaft. 1860 ließ er sich schließlich in Leipzig nieder. Diese Stadt war damals ein Zentrum der aufsteigenden Arbeiterbewegung mit liberalen Tendenzen. Hier begann die politische Karriere des späteren Publizisten. 1864 wurde der Handwerksgeselle selbstständiger Drechslermeister in Leipzig und im folgenden Jahr zum ersten Vorsitzenden des Arbeitsbildungsvereins gewählt, der aus dem ehemaligen Gewerblichen Bildungsvereins hervorging. Die Bekanntschaft mit Wilhelm Liebknecht veränderte seine politischen Ansichten und brachte ihm den Marxismus näher. Gemeinsam gründeten sie 1866 die "Sächsische Volkspartei". Im selben Jahr heiratete der junge Bebel die Putzmacherin Julie Otto.<br />
1867 wurde Bebel als Abgeordneter seiner Volkspartei in den Norddeutschen Reichstag gewählt, kurz darauf Vorsitzender des "Verbandes Deutscher Arbeitervereine" (VDAV) und Mitglied der "Internationalen Arbeiterassoziation" (IAA). Ende der 60er Jahre löste sich Bebel vom bürgerlichen Liberalismus und wendete sich stark den Marxschen Thesen zu. Bebel wurde nun endgültig zum Sozialisten. Die marxistischen Theorien wurden letztendlich auch Grundlage für das Programm und die Statuten der neu gegründeten Sozialdemokratischen Arbeiter Partei (SDAP), zu deren Mitbegründern erneut August Bebel und Wilhelm Liebknecht zählten, die sich beide von Lassalle und dessen Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein abgrenzten. 1871 wurde Bebel Mitglied des Deutschen Reichstages, dem er bis zu seinem Tod angehörte. Auf Grund seiner antimilitaristischen, antiimperialistischen Haltung und der offenkundigen Ablehnung der Politik Bismarcks litt er lange unter politischer Verfolgung. 1872 wurden die Parteiführer Bebel und Liebknecht sogar auf Grund von Majestätsbeleidigung und Hochverrats zu beinahe drei Jahren Festungshaft verurteilt. Während dieser Haft begann der herausragende Rhetoriker seine politischen Erkenntnisse und Theorien niederzuschreiben. Neben zahlreichen Zeitungsartikeln und politischen Kommentaren verfasste Bebel auch Bücher. Als erstes umfangreiches politisch-historisches Werk erschien 1875 "Der deutsche Bauernkrieg". Sein theoretisches Hauptwerk wurde allerdings "Die Frau und der Sozialismus", das nur vier Jahre später illegal in Deutschland erschien. Bis zur Jahrhundertwende wurde dieses Buch weltweit zur meistgelesenen sozialdemokratischen Schrift.<br />
Nach seiner Entlassung 1875 fand die Vereinigung der Arbeiterbewegung statt. Die SDAP verbündete sich mit dem "Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein" (ADAV), der nach den Prinzipien Ferdinand Lassalles geführt wurde. Trotz der programmatischen Bedenken und Kritik an den Ideen Lassalles begrüßte und beförderte Bebel die Gründung der Sozialistischen Arbeiterpartei (SAP) maßgeblich. Gegen den zunehmenden Erfolg dieser SAP erließ der Reichstag - vor allem auf Initiative Bismarcks - das "Gesetz gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie" (Sozialistengesetz), das die Reichstagsfraktion der Partei - darunter August Bebel - als einzige legale Organisation der Sozialisten in Deutschland beließ.<br />
1880 lernte Bebel Karl Marx und Friedrich Engels in London persönlich kennen. 1881 wurde er auf Grund seiner politischen Haltung und scharfer Kritik der "Sozialistengesetze" aus Leipzig ausgewiesen. Daraufhin siedelte er nach Dresden über. Auch in den 80er Jahren litt Bebel weiterhin unter politischer Verfolgung und musste erneut mehrere Haftstrafen verbüßen. Doch selbst diese fortschreitende Verfolgung konnte ihn nicht davon abbringen, weiterhin für Frieden, Völkerverständigung und den gesellschaftlich-politischen Fortschritt zu kämpfen. Er war der unumstrittene Führer der sozialdemokratischen Bewegung.<br />
1890 wurde die SAP in die "Sozialdemokratische Partei Deutschlands" (SPD) umbenannt und nahm ein neues Statut an, welches hauptsächlich auf Bebels marxistischen Vorstellungen basierte. Bebel beeinflusste maßgeblich das "Erfurter Programm" der Partei nach der Aufhebung der Sozialistengesetze. Im Laufe der neunziger Jahre entwickelte sich die SPD zur wählerstärksten Massenpartei, die 1912 die stärkste Fraktion im Reichstag stellte. August Bebel wurde 1892 in den Parteivorsitz gewählt. In dieser Funktion vertrat er eine mittlere Linie zwischen den linken Radikalisten und den sog. Revisionisten, war für einen Ausgleich zwischen marxistischer Theorie und politischer Praxis.<br />
Ab 1900 gehörte Bebel zu den führenden Autoritäten der II. Internationale, an deren Gründung er im Juli 1889 aktiv teilgenommen hatte. Ab jetzt nahm der Politiker an allen wichtigen Sozialistenkongressen in Europa teil. 1904-1913 war August Bebel außerdem Mitglied des "Internationalen Sozialistischen Büros" (ISB). Nach dem Tod seiner Frau hielt sich der Publizist größtenteils in der Schweiz auf, wo er an seiner Biografie "Aus meinem Leben" arbeitete. Am 13. August 1913 starb August Bebel im Schweizer Kurort Passugg an einem Herzleiden.<br />
<br />
== Zukunft des Ortes ==<br />
<br />
Auch wenn der Platz im Wesentlichen seine Funktion erfüllt, kann an mehreren Stellen über Detailverbesserungen nachgedacht werden: zum Beispiel die ursprünglich vorgesehene architektonische Aufwertung des Trafohäuschens und die Beleuchtung des Platzes. Die vorhandenen Initiativen vor allem von der Gemeinschaft der Einzelhändler um den Bebelplatz sorgen auch für eine künftige Bestandssicherung des zentralen urbanen Freiraums.<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
<br />
* Link 1<br />
* Link 2<br />
<br />
== Dateien ==<br />
<br />
== Literatur ==<br />
Wolfgang Matthäus (Hg.), Vom Markt zum Bebelplatz. Eine Dokumentation, Kassel 2001 (Schriften der WERKSTATT GESCHICHTE an der Albert-Schweitzer-Schule, Heft 3) I <br />
ders. (Hg.), Plätze im Vorderen Westen. Geschichte(n) eines Kasseler Stadtteils, Kassel 2010 (Schriften der WERKSTATT GESCHICHTE an der Albert-Schweitzer-Schule, Heft 8)</div>WMatthäushttp://geowest.vorderer-westen.net/index.php?title=Bebelplatz&diff=1835Bebelplatz2013-10-02T10:34:41Z<p>WMatthäus: /* Geschichte */</p>
<hr />
<div>{| border="1" cellspacing="2" cellpadding="2" align="right"<br />
|- <br />
| align="center" colspan="2" | [[Datei:Vorlage_Bild.jpg|center|thumb|200px]]<br />
|-<br />
| align="center" colspan="2" style="background:#AACCCC;" | ''' Basisdaten '''<br />
|-<br />
|width="50"| ''' Adresse '''<br />
|width="200"| Hier steht die Adresse<br />
|-<br />
|width="50"| ''' Geo-Position '''<br />
|width="200"| Koordinaten<br />
|}<br />
<br />
<br />
== Kurzbeschreibung ==<br />
<br />
[[Datei:AB1 Bebelplatz vor 1910 Eberth.jpg | thumb | 400 px]]<br />
<br />
Am Bebelplatz (früher: Markt, Neumarkt, Hindenburgplatz) schlägt wohl das Herz des Vorderen Westens. Seiner ursprünglichen Bezeichnung als Markt macht er noch heute alle Ehre. Von Anfang an war er als Verkehrsknotenpunkt, als Straßenplatz, gedacht – aber auch als Schmuckplatz, der dem neu entstehenden Viertel gegen Ende des 19. Jahrhunderts ein Glanzlicht aufsetzen sollte. So wurde mit Aschrotts Geld der Turm der Rosenkranzkirche als prägendes Bauwerk am Platz (Grundsteinlegung 1899) um ein Stockwerk erhöht. Über den Stadtteil hinaus erregten die Jugendstilhäuser an der Nordseite und in der Dörnbergstraße damals wie heute noch Aufmerksamkeit. Die heutige Randbebauung verweist mit ganz unterschiedlichen und aus heutiger Sicht wenig gelungenen Stadtreparaturen auf die Wunden, die der Krieg hier verursachte. <br />
Ursprünglich umfuhr die Straßenbahn den Platz an seiner Nordseite. Mit ihrer Verlegung in die Mitte und damit der Zerschneidung des Platzes begannen vor 100 Jahren Probleme, die auch bei seiner letzten Umgestaltung am Anfang dieses Jahrhunderts eine Rolle spielten.<br />
<br />
== Geschichte ==<br />
<br />
'''Zweiter Weltkrieg'''<br />
<br />
Dass der Bombenkrieg am Platz starke Zerstörungen hinterließ, ist noch heute deutlich sichtbar. Am Platz waren mehrere Häuser zerstört - vor allem an der Nordseite, aber auch am Kirchweg, an der Ecke Friedrich-Ebert-Straße/Dörnbergstraße, in der Mitte der Südseite (Friedrich-Ebert-Straße 151). Es sollte bis in die 80er Jahre dauern, bis die letzte Baulücke (Friedrich-Ebert-Straße 151) wieder geschlossen war. Zuvor waren zu unterschiedlichen Zeiten und in ganz unterschiedlichen Formen und Höhen Häuser wieder errichtet worden und zeugen von dem Architekturverständnis der jeweiligen Zeit - oder auch nur den finanziellen Möglichkeiten beim Neuaufbau.<br />
<br />
<br />
[[Datei:AB 166. Zerstörung 5.jpg | thumb | 400px]]<br />
<br />
'''21. Jahrhundert - ein Platz wird saniert'''<br />
<br />
,,Der Bebelplatz prägt das Stadtbild und hat eine herausragende Bedeutung nicht nur für den Stadtteil, sondern für das gesamte Stadtgebiet“, stellte Stadtbaurat Bernd Streitberger um die Jahrtausendwende fest. Der Denkmalbeirat der Stadt betrachtete ihn als „Mittelpunkt und lebendiges Zentrum des Vorderen Westens“. Das einstige „Juwel“ (Westwärts), das „Herz“ des Stadtteils, rückte in den Blickpunkt des öffentlichen Interesses. Ausgelöst worden war dies durch die Vorhaben der KVG, an ihren Einrichtungen auf dem Platz grundlegende Änderungen vorzunehmen. Anlass für den Ortsbeirat und eine Gruppe interessierter Bürger im „Arbeitskreis Bebelplatz“, bei der Stadt um eine Umgestaltung des Platzes zu ringen, die nicht nur die Bedürfnisse der KVG befriedigen sollte. Zu sehr war der Platz im Laufe von Jahrzehnten verwahrlost, zu groß war das Einverständnis im Stadtteil, dass er sich in einem sanierungsbedürftigen Zustand befand. Ortsvorsteher Wolfgang Rudolph beklagte, dass man seine Zerstückelung zugelassen, der Sprecher des AK Bebelplatz Holger H. Möller, dass es über Jahrzehnte keine Planung gegeben, man wahllos platziert habe, was gerade benötigt wurde: Telefonhäuschen, WC, Müllcontainer, Bänke und vieles mehr: ein „Museum für Stadtmöbel“, ein Platz ohne wirkliche Aufenthaltsqualität.<br />
Der Arbeitskreis Bebelplatz stellte jahrelang ein Bürgerbeteiligungsprojekt dar, der über seinen eigenen Kreis hinaus eine breite Bürgerbeteiligung zur Umgestaltung des Platzes initiierte und dabei um einen - nicht einfachen - Konsens im Stadtteil und dann mit der Stadt rang. Vielfältig waren die Aktionen: Workshops, Bebelplatztage, Auftritte in der Speakers Corner, Ausstellungen, Lesungen, ein eigener Bebeplatzsekt und vor allem Fragebogenaktionen, durch die möglichst viele zu Wort kommen sollten. Dem Arbeitskreis selbst ging es dabei nicht um eine völlige Neugestaltung, sondern bei Bewahrung der historischen Gestalt um eine Sanierung. Vom Traum eines Bebelplatzes als „Lern-, Kommunikations- und Dialogort im Stadtteil“ sprach der Ortsvorsteher.<br />
Letztendlich führte die Bürgerbeteiligung nur teilweise zur Berücksichtigung der aus ihr erwachsenen Vorschläge durch die Stadt, der von ihr vorgegebene finanzielle Rahmen schränkte die Möglichkeiten ein. Wesentliche Änderungen waren unter anderem: die Verlängerung des Platzes sowohl in Richtung Stadthalle als auch in Richtung Friedenskirche (um bessere Überquerungsmöglichkeiten zu schaffen), die Verlegung der Haltestelle in östlicher Richtung (so dass die Platzmitte nicht mehr durch Züge der KVG blockiert ist), die Umgestaltung der Platzränder, ein Aufräumen des Platzes (Abbau des WC-Häuschens und der Wertstoff- und Müllcontainer, die jetzt erstmals in Kassel einen unterirdischen Platz fanden), die Sanierung der Bürgersteige und barrierefreie Gestaltung der Haltestellen, die Bemalung des Trafohauses durch F. Deventer.<br />
<br />
'''Der Bebelplatz 2013'''<br />
<br />
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<br />
{|<br />
|[[Datei:AB1 1 Img 9785.jpg | thumb | 280px]]<br />
|[[Datei:AB1 2 Img 9781.jpg | thumb | 280px]]<br />
|[[Datei:AB1 3 Img 9779.jpg | thumb | 280px]]<br />
|}<br />
<br />
== Architektur ==<br />
<br />
[[Datei:AB1 31. Jugendstil 1.jpg | thumb | 400px]]<br />
[[Datei:AB1 20. Plan 1892 klein.jpg | thumb | 400px]]<br />
<br />
'''Jugendstil'''<br />
<br />
Die meisten Häuser am Bebelplatz wie überhaupt im Vorderen Westen wurden in der Gründungsphase in historisierenden Bauformen errichtet - dem allgemeinen Trend im Kaiserreich folgend. Architekten griffen auf „Versatzstücke“, die Formensprache aus der Architekturgeschichte zurück: z. B. aus der Renaissance oder der Romanik, die man beim Bau der Rosenkranzkirche bemühte. Am Bebelplatz fallen einige Häuser aus diesem Rahmen. Im Jugendstil errichtet, erweckten sie zur Zeit ihres Baus eine hohe Aufmerksamkeit - die ihnen auch heute wohl wieder gewidmet wird. Vier der ursprünglich fünf Häuser (Dörnbergstraße 1-5, Friedrich-Ebert-Straße 130-132) haben den Krieg überstanden. Die Häuser in der Dörnbergstraße 3 und 5 unterscheiden sich dabei bereits deutlich von denen unmittelbar am Platz. Der Jugendstil verweist hier bereits auf die moderne Architektur, findet aber bei den Kasseler Bauten vor allem nur im Dekor seinen Ausdruck.<br />
<br />
== Städtebau ==<br />
<br />
Der Bebelplatz - das Herz des Vorderen Westens - zeigt eine besondere formale Ausprägung. Sechsgeschossige Wohn- bzw. Geschäftshäuser bilden ein fast regelmässige Oval. Die Figur des Ovals besitzt eine hohe Einprägsamkeit und ist in dem betreffenden Kartenmaterial deutlich erkennbar. Der Platz ist von vielen Geschäften und Dienstleistern umrahmt und in der weiteren Nachbarschaft befinden sich weitere interessante Läden und Gastronomien, die den Begriff 'Szeneviertel' rechtfertigen. Aber ebenfalls ist der Bebelplatz ein lokaler Verkehrsknotenpunktk, bei dem viele Verkehrsarten sich überlagern und verknüpfen. Bei allen Planungen in der jüngeren Vergangenheit hatte der Platz eine wichtige verkehrliche Funktion und nicht mehr die romantische Idylle früherer Gemälde und Fotos. Und er wurde geprägt von einer Mitte, die einen multifunktionalen und urbanen Raum darstellen sollte. In allen Diskussionen um die Gestaltung der Platzmitte wurde der Wunsch nach einer Grünfläche und einem Erholungsort sichtbar. Dies stand häufig im Widerspruch zu Nutzungsangeboten und Gestaltungsformen für die Fläche. Heute teilen die Oberflächen den Platz in verschiedene Zonen. Im Zuge verschiedener bürgerschaftlicher Aktivitäten hat die Stadt Kassel sich zu einer Umgestaltung des Bebelplatzes Anfang 2000 entschlossen. Es wurden eine Reihe von Verbesserungen erzielt, auch wenn wesentliche Elemente der ursprünglichen Planung von Bürgerinitiativen und Stadt auf der Strecke blieben. <br />
,<br />
<br />
== Sehenswürdigkeiten / Besonderheiten ==<br />
<br />
'''Rosenkranzkirche'''<br />
<br />
[[Datei:AB1 Hauptraum Wehlheiden.jpg |thumb | 300px]]<br />
<br />
Die katholische Pfarrkirche Sankt Marien, auch Rosenkranzkirche genannt, gehört zu den markansten Bauwerken des Vorderen Westens. <br />
Ihre Geschichte begann im kleinen Kreis. Am Abend des Hochfestes Mariä Himmelfahrt, dem 15. August 1892, versammelten sich im ,,Wehlheider Hof ´´ 32 Männer um eine Kapellengemeinde zu gründen, die sich zum Ziel setzte, eine eigene Kirche zu bauen. 1893 kaufte der Kirchenvorstand der Pfarrei Sankt Elisabeth, die bis dahin auch einzige Katholische Pfarrgemeinde in Kassel war, ein Grundstück für eine Kirche in Wehlheiden. Eine Notkapelle zur Feier der Gottesdienste wurde errichtet, die sich aber für den damals rasant wachsenden Stadtteil schnell als zu klein erwies, zudem war das Bauland ungeeignet. Aschrott schenkte der Gemeinde ein Grundstück am Neumarkt, dem heutigen Bebelplatz. Am 21. März 1899 wurde Regierungsbaumeister Georg Kegel, aktives Gemeindemitglied, vom Kirchenvorstand mit der Entwurfs- und Detailplanung sowie der Bauleitung für eine Pfarrkirche im Neoromanischen Stil beauftragt. Bereits wenige Monate später, am 3.Juli 1899 war Grundsteinlegung. Am 17. Juni 1901, acht Monate früher als geplant, feierte die Gemeinde den ersten Gottesdienst mit der Weihe der Kirche durch Bischof Adalbert Endert aus Fulda. Vergessen waren die vorangegangen Konflikte um Einzelheiten am Gebäude. Da nämlich das Geld knapp war, musste Architekt Kegel um jede Einzelheit kämpfen, so sollte z. B. der Turm einige Meter niedriger als geplant und die Kirche nur halb so groß errichtet werden. So weit kam es jadoch nicht, da der Gönner Aschrott, der ein enger Freund und Bewunderer Kegels war, mit einer hohen Finanzspritze aushalf. <br />
In der Kirche wurde ein Hochaltar errichtet, der - wie in der Romanik üblich - von einem Baldachin gekrönt war. Schmiedeeiserne Gitter für den Abschluss des Längsschiffes als Brüstung vor der Pieta, Chorgestühl und Beichtühle wurden nach Plänen Kegels gefertigt. 1901 erklang erstmalig das Geläut der vier Bronzeglocken der Firma Otto aus Hemelingen. Für die Finanzierung des Geläuts musste die Gemeinde selbst aufkommen und so gingen Gemeindemitglieder im Vorderen Westen von Haus zu Haus und sammelten für die neuen Glocken. Es folgten die Statuen der hlg. Maria und des hlg. Josef zu beiden Seiten der Apsis, eine Pieta unter der Orgelempore und ein Herz-Jesu-Altar für das rechte Querschiff. <br />
Im Jahre 1923 verstarb der erste Pfarrer der Gemeinde Heirich Burchard, der vor dem Herz-Jesu-Altar beigesetzt wurde. 1925 erfolgte der Einbau einer Orgel, 1934 die Ausmalung der Kirche durch den Kunstmaler Augustin Kolb und seine Söhne. <br />
Im Zweiten Weltkrieg wurde die Rosenkranzkirche schwer beschädigt, nachdem sie die Bombenangriffe vom 23. Januar 1944 fast unbeschadet überstanden hatte. Am 28. September 1944 wurde sie in der Vierung getroffen. Das Längsschiff und das linke Querschiff stürtzten ein und begruben die Kanzel und das Gestühl unter sich. Während weitere Brandbomben die Orgel zersörten, blieben der Hochaltar und das rechte Quer- und Seitenschiff unzerstört. Provisorisch wurde das rechte, noch erhalten gebliebene Schiff von der zerstörten Kirche abgemauert und unter der Orgelempore eine Notkapelle eingerichtet, in welcher die Überlebenden und Daheimgebliebenen ihre Gottesdienste feierten. Trotz weiterer Bombenangriffe 1945 gingen die Arbeiten weiter, 1946 begann der endgültige Wiederaufbau, der im Jahr 1949 sein Ende fand. 1952 bekam die Kirche ein neues Geläut, bestehend aus vier Leihglocken aus Bremen, Danzig, Kunzendorf und Freidersdorf, da die eigenen Glocken im Januar 1941 für Kriegszwecke eingeschmolzen worden waren. <br />
Am 9. September 1964 verstarb, nach 57-jähriger Tätigkeit als Pfarrer der Gemeinde, Heinrich Roßbach, der mit großem Engagment den Wiederaufbau der Kirche nach dem Krieg vorangetrieben hatte. Im selben Jahr übernahm Philipp Heim die Leitung der Pfarrei. <br />
Im Jahr 1973 begann mit dem Einbau einer neuen Orgel die Zeit der drastischen Umgestaltung der Kirche. Ein Jahr später folgte die Veränderung des Innenraumes nach den Vorstellungen des Zweiten Vatikanischen Konzils. Das Konzil verlangte u. a., dass die Gemeinde näher an den Altar rückte und sich quasi um ihn versammeln sollte. Eine stärkere Rolle wurde der Gottesdienstgemeinde zugesprochen und somit der weit entfernte Hochaltar als Dreh- und Angelpunkt der katholischen Liturgie verboten. So wurde der neue Altar schließlich mehr in der Mitte der Kirche aufgestellt, um somit der Gottesdienstgemeinde einen besseren Kontakt zur Liturgie am Altar zu gewährleisten. Eine Entfernung der alten Einrichtung wäre nicht notwendig gewesen, aber die Menschen damals, vom Reformgeist des Konzils bewegt, wollten es vielerorts, so auch in der Rosenkranzkirche. Das hieß, dass das Chorgestühl sowie der Hochaltar und die beiden Seitenaltäre des Müllpresse zum Opfer fielen. <br />
Im Jahr 1974 wurde Paul Friesenhagen Organist, Chorleiter und Reginonalkantor an Sankt Marien, eine bis heute wichtige Stelle für die Kirchenmusik und die kirchenmusikalische Ausbildung in Kassel. <br />
1994 trat der langjährige Pfarrer Philipp Heim in den Ruhestand. Unter seiner Leitung war die Kirchengemeinde umstrukturiert und die Kirche bis zum Schluss seiner Amtszeit immer wieder mit neuen Einrichtungsgegenständen versehen worden. So wurde noch Anfang der 90er Jahre der alte Kreuzweg aus Holz entfernt und durch einen modernen Kreuzweg des Künstlers Hubert Elsässer ersetzt. Am 1. Januar 1995 trat Reinhold Kircher seinen Dienst als Pfarrer in der Gemeinde an, er war zuvor als Militärdekan für Nordhessen tätig. 2000 ging Regionalkantor Friesenhagen in den Ruhestand. Sein Nachfolger wurde Thomas Pieper, der regelmäßige Konzerte in das kirchliche Leben integrierte. <br />
Im Jahr 2001 konnte in dem nun stark sanierungsbedürftigen Gotteshaus mit Weihbischof Johannes Kapp aus Fulda das 100-jährige Kirchweihjubiläum gefeiert werden. Immer wieder wurde um Spenden für die Sanierung gebeten, die im darauffolgendem Jahr beginnen konnte und im selben Sommer beendet war. <br />
Im August trat Monsignore Kircher in Pension. Sein Nachfolger im Amt wurde der ehemalige Pfarrer von Baunatal Paul Schupp. Heute leben über 3500 Menschen im Pfarreigebiet. Nicht nur für sie, sondern auch für viele Menschen über die Gemeindegrenzen hinaus ist die Rosenkranzkirche eine geistliche Heimat. <br />
<br />
Christos Theel<br />
<br />
<br />
'''"Sanierungsergebnisse"'''<br />
<br />
Mit der Umgestaltung des Platzes zu Beginn dieses Jahrhunderts wurde das Trafohaus von dem Kasseler Künstler Friedel Deventer bemalt. Seitdem ist es von Graffitis verschont geblieben. Manch einer im Stadtteil hätte sich allerdings vielleicht ein anderes "Motiv" gewünscht.<br />
<br />
Bestandteil des "Aufräumens" auf dem Platz, der Entfernung weiter Teile einer wildwuchernden Möblierung des öffentlichen Raumes, war es auch, die Wertstoffcontainer unter die Erde zu verbannen. Dieses Anliegen der Bürgeriniative "Arbeitskreis Bebelplatz" konnte durchgesetzt werden. Inzwischen ist diese für Kassel erstmalige Einrichtung auch bei anderen städtebaulichen Maßnahmen berücksichtigt worden - zum Beispiel beim Umbau von Goethe- und Germaniastraße.<br />
<br />
<br />
{|<br />
|[[Datei:Img 9312 klein.jpg | thumb | 400px]]<br />
|[[Datei:AB1 Img 9313. kleinjpg.jpg | thumb | 400px]]<br />
|}<br />
<br />
== Bedeutung des Namens ==<br />
<br />
[[Datei:AB1 Bebel 4.jpg | thumb | 200px]]<br />
Der Platz hieß zunächst Markt, mit der Eingemeindung Wehlheidens Neumarkt. 1919 wurde Hindenburg sein Namenspatron. Im Zuge vieler Umbenennungen erhielt er 1947 den heutigen Namen.<br />
<br />
August Bebel wurde am 22. Februar 1840 als Sohn eines preußischen Unteroffiziers und des Dienstmädchens Wilhelmine Johanna in Deutz bei Köln geboren. Der hochbegabte Junge musste seine in ärmlichen Verhältnissen lebende Familie von klein auf durch Heimarbeit finanziell unterstützen. 1847-1854 besuchte Bebel die Armen- und Bürgerschule in Wetzlar. Kurz vor Ende seiner schulischen Ausbildung wurde der 13jährige zum Vollwaisen. Nach Abschluss seiner Drechslerlehre begab sich August Bebel 1858 auf Wanderschaft. 1860 ließ er sich schließlich in Leipzig nieder. Diese Stadt war damals ein Zentrum der aufsteigenden Arbeiterbewegung mit liberalen Tendenzen. Hier begann die politische Karriere des späteren Publizisten. 1864 wurde der Handwerksgeselle selbstständiger Drechslermeister in Leipzig und im folgenden Jahr zum ersten Vorsitzenden des Arbeitsbildungsvereins gewählt, der aus dem ehemaligen Gewerblichen Bildungsvereins hervorging. Die Bekanntschaft mit Wilhelm Liebknecht veränderte seine politischen Ansichten und brachte ihm den Marxismus näher. Gemeinsam gründeten sie 1866 die "Sächsische Volkspartei". Im selben Jahr heiratete der junge Bebel die Putzmacherin Julie Otto.<br />
1867 wurde Bebel als Abgeordneter seiner Volkspartei in den Norddeutschen Reichstag gewählt, kurz darauf Vorsitzender des "Verbandes Deutscher Arbeitervereine" (VDAV) und Mitglied der "Internationalen Arbeiterassoziation" (IAA). Ende der 60er Jahre löste sich Bebel vom bürgerlichen Liberalismus und wendete sich stark den Marxschen Thesen zu. Bebel wurde nun endgültig zum Sozialisten. Die marxistischen Theorien wurden letztendlich auch Grundlage für das Programm und die Statuten der neu gegründeten Sozialdemokratischen Arbeiter Partei (SDAP), zu deren Mitbegründern erneut August Bebel und Wilhelm Liebknecht zählten, die sich beide von Lassalle und dessen Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein abgrenzten. 1871 wurde Bebel Mitglied des Deutschen Reichstages, dem er bis zu seinem Tod angehörte. Auf Grund seiner antimilitaristischen, antiimperialistischen Haltung und der offenkundigen Ablehnung der Politik Bismarcks litt er lange unter politischer Verfolgung. 1872 wurden die Parteiführer Bebel und Liebknecht sogar auf Grund von Majestätsbeleidigung und Hochverrats zu beinahe drei Jahren Festungshaft verurteilt. Während dieser Haft begann der herausragende Rhetoriker seine politischen Erkenntnisse und Theorien niederzuschreiben. Neben zahlreichen Zeitungsartikeln und politischen Kommentaren verfasste Bebel auch Bücher. Als erstes umfangreiches politisch-historisches Werk erschien 1875 "Der deutsche Bauernkrieg". Sein theoretisches Hauptwerk wurde allerdings "Die Frau und der Sozialismus", das nur vier Jahre später illegal in Deutschland erschien. Bis zur Jahrhundertwende wurde dieses Buch weltweit zur meistgelesenen sozialdemokratischen Schrift.<br />
Nach seiner Entlassung 1875 fand die Vereinigung der Arbeiterbewegung statt. Die SDAP verbündete sich mit dem "Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein" (ADAV), der nach den Prinzipien Ferdinand Lassalles geführt wurde. Trotz der programmatischen Bedenken und Kritik an den Ideen Lassalles begrüßte und beförderte Bebel die Gründung der Sozialistischen Arbeiterpartei (SAP) maßgeblich. Gegen den zunehmenden Erfolg dieser SAP erließ der Reichstag - vor allem auf Initiative Bismarcks - das "Gesetz gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie" (Sozialistengesetz), das die Reichstagsfraktion der Partei - darunter August Bebel - als einzige legale Organisation der Sozialisten in Deutschland beließ.<br />
1880 lernte Bebel Karl Marx und Friedrich Engels in London persönlich kennen. 1881 wurde er auf Grund seiner politischen Haltung und scharfer Kritik der "Sozialistengesetze" aus Leipzig ausgewiesen. Daraufhin siedelte er nach Dresden über. Auch in den 80er Jahren litt Bebel weiterhin unter politischer Verfolgung und musste erneut mehrere Haftstrafen verbüßen. Doch selbst diese fortschreitende Verfolgung konnte ihn nicht davon abbringen, weiterhin für Frieden, Völkerverständigung und den gesellschaftlich-politischen Fortschritt zu kämpfen. Er war der unumstrittene Führer der sozialdemokratischen Bewegung.<br />
1890 wurde die SAP in die "Sozialdemokratische Partei Deutschlands" (SPD) umbenannt und nahm ein neues Statut an, welches hauptsächlich auf Bebels marxistischen Vorstellungen basierte. Bebel beeinflusste maßgeblich das "Erfurter Programm" der Partei nach der Aufhebung der Sozialistengesetze. Im Laufe der neunziger Jahre entwickelte sich die SPD zur wählerstärksten Massenpartei, die 1912 die stärkste Fraktion im Reichstag stellte. August Bebel wurde 1892 in den Parteivorsitz gewählt. In dieser Funktion vertrat er eine mittlere Linie zwischen den linken Radikalisten und den sog. Revisionisten, war für einen Ausgleich zwischen marxistischer Theorie und politischer Praxis.<br />
Ab 1900 gehörte Bebel zu den führenden Autoritäten der II. Internationale, an deren Gründung er im Juli 1889 aktiv teilgenommen hatte. Ab jetzt nahm der Politiker an allen wichtigen Sozialistenkongressen in Europa teil. 1904-1913 war August Bebel außerdem Mitglied des "Internationalen Sozialistischen Büros" (ISB). Nach dem Tod seiner Frau hielt sich der Publizist größtenteils in der Schweiz auf, wo er an seiner Biografie "Aus meinem Leben" arbeitete. Am 13. August 1913 starb August Bebel im Schweizer Kurort Passugg an einem Herzleiden.<br />
<br />
== Zukunft des Ortes ==<br />
<br />
Auch wenn der Platz im Wesentlichen seine Funktion erfüllt, kann an mehreren Stellen über Detailverbesserungen nachgedacht werden: zum Beispiel die ursprünglich vorgesehene architektonische Aufwertung des Trafohäuschens und die Beleuchtung des Platzes. Die vorhandenen Initiativen vor allem von der Gemeinschaft der Einzelhändler um den Bebelplatz sorgen auch für eine künftige Bestandssicherung des zentralen urbanen Freiraums.<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
<br />
* Link 1<br />
* Link 2<br />
<br />
== Dateien ==<br />
<br />
== Literatur ==<br />
Wolfgang Matthäus (Hg.), Vom Markt zum Bebelplatz. Eine Dokumentation, Kassel 2001 (Schriften der WERKSTATT GESCHICHTE an der Albert-Schweitzer-Schule, Heft 3) I <br />
ders. (Hg.), Plätze im Vorderen Westen. Geschichte(n) eines Kasseler Stadtteils, Kassel 2010 (Schriften der WERKSTATT GESCHICHTE an der Albert-Schweitzer-Schule, Heft 8)</div>WMatthäushttp://geowest.vorderer-westen.net/index.php?title=Bebelplatz&diff=1834Bebelplatz2013-10-02T10:33:38Z<p>WMatthäus: /* Geschichte */</p>
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| align="center" colspan="2" style="background:#AACCCC;" | ''' Basisdaten '''<br />
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|width="50"| ''' Adresse '''<br />
|width="200"| Hier steht die Adresse<br />
|-<br />
|width="50"| ''' Geo-Position '''<br />
|width="200"| Koordinaten<br />
|}<br />
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<br />
== Kurzbeschreibung ==<br />
<br />
[[Datei:AB1 Bebelplatz vor 1910 Eberth.jpg | thumb | 400 px]]<br />
<br />
Am Bebelplatz (früher: Markt, Neumarkt, Hindenburgplatz) schlägt wohl das Herz des Vorderen Westens. Seiner ursprünglichen Bezeichnung als Markt macht er noch heute alle Ehre. Von Anfang an war er als Verkehrsknotenpunkt, als Straßenplatz, gedacht – aber auch als Schmuckplatz, der dem neu entstehenden Viertel gegen Ende des 19. Jahrhunderts ein Glanzlicht aufsetzen sollte. So wurde mit Aschrotts Geld der Turm der Rosenkranzkirche als prägendes Bauwerk am Platz (Grundsteinlegung 1899) um ein Stockwerk erhöht. Über den Stadtteil hinaus erregten die Jugendstilhäuser an der Nordseite und in der Dörnbergstraße damals wie heute noch Aufmerksamkeit. Die heutige Randbebauung verweist mit ganz unterschiedlichen und aus heutiger Sicht wenig gelungenen Stadtreparaturen auf die Wunden, die der Krieg hier verursachte. <br />
Ursprünglich umfuhr die Straßenbahn den Platz an seiner Nordseite. Mit ihrer Verlegung in die Mitte und damit der Zerschneidung des Platzes begannen vor 100 Jahren Probleme, die auch bei seiner letzten Umgestaltung am Anfang dieses Jahrhunderts eine Rolle spielten.<br />
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== Geschichte ==<br />
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'''Zweiter Weltkrieg'''<br />
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Dass der Bombenkrieg am Platz starke Zerstörungen hinterließ, ist noch heute deutlich sichtbar. Am Platz waren mehrere Häuser zerstört - vor allem an der Nordseite, aber auch am Kirchweg, an der Ecke Friedrich-Ebert-Straße/Dörnbergstraße, in der Mitte der Südseite (Friedrich-Ebert-Straße 151). Es sollte bis in die 80er Jahre dauern, bis die letzte Baulücke (Friedrich-Ebert-Straße 151) wieder geschlossen war. Zuvor waren zu unterschiedlichen Zeiten und in ganz unterschiedlichen Formen und Höhen Häuser wieder errichtet worden und zeugen von dem Architekturverständnis der jeweiligen Zeit - oder auch nur den finanziellen Möglichkeiten beim Neuaufbau.<br />
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[[Datei:AB 166. Zerstörung 5.jpg | thumb | 400px]]<br />
<br />
'''21. Jahrhundert - ein Platz wird saniert'''<br />
<br />
,,Der Bebelplatz prägt das Stadtbild und hat eine herausragende Bedeutung nicht nur für den Stadtteil, sondern für das gesamte Stadtgebiet“, stellte Stadtbaurat Bernd Streitberger um die Jahrtausendwende fest. Der Denkmalbeirat der Stadt betrachtete ihn als „Mittelpunkt und lebendiges Zentrum des Vorderen Westens“. Das einstige „Juwel“ (Westwärts), das „Herz“ des Stadtteils, rückte in den Blickpunkt des öffentlichen Interesses. Ausgelöst worden war dies durch die Vorhaben der KVG, an ihren Einrichtungen auf dem Platz grundlegende Änderungen vorzunehmen. Anlass für den Ortsbeirat und eine Gruppe interessierter Bürger im „Arbeitskreis Bebelplatz“, bei der Stadt um eine Umgestaltung des Platzes zu ringen, die nicht nur die Bedürfnisse der KVG befriedigen sollte. Zu sehr war der Platz im Laufe von Jahrzehnten verwahrlost, zu groß war das Einverständnis im Stadtteil, dass er sich in einem sanierungsbedürftigen Zustand befand. Ortsvorsteher Wolfgang Rudolph beklagte, dass man seine Zerstückelung zugelassen, der Sprecher des AK Bebelplatz Holger H. Möller, dass es über Jahrzehnte keine Planung gegeben, man wahllos platziert habe, was gerade benötigt wurde: Telefonhäuschen, WC, Müllcontainer, Bänke und vieles mehr: ein „Museum für Stadtmöbel“, ein Platz ohne wirkliche Aufenthaltsqualität.<br />
Der Arbeitskreis Bebelplatz stellte jahrelang ein Bürgerbeteiligungsprojekt dar, der über seinen eigenen Kreis hinaus eine breite Bürgerbeteiligung zur Umgestaltung des Platzes initiierte und dabei um einen - nicht einfachen - Konsens im Stadtteil und dann mit der Stadt rang. Vielfältig waren die Aktionen: Workshops, Bebelplatztage, Auftritte in der Speakers Corner, Ausstellungen, Lesungen, ein eigener Bebeplatzsekt und vor allem Fragebogenaktionen, durch die möglichst viele zu Wort kommen sollten. Dem Arbeitskreis selbst ging es dabei nicht um eine völlige Neugestaltung, sondern bei Bewahrung der historischen Gestalt um eine Sanierung. Vom Traum eines Bebelplatzes als „Lern-, Kommunikations- und Dialogort im Stadtteil“ sprach der Ortsvorsteher.<br />
Letztendlich führte die Bürgerbeteiligung nur teilweise zur Berücksichtigung der aus ihr erwachsenen Vorschläge durch die Stadt, der von ihr vorgegebene finanzielle Rahmen schränkte die Möglichkeiten ein. Wesentliche Änderungen waren unter anderem: die Verlängerung des Platzes sowohl in Richtung Stadthalle als auch in Richtung Friedenskirche (um bessere Überquerungsmöglichkeiten zu schaffen), die Verlegung der Haltestelle in östlicher Richtung (so dass die Platzmitte nicht mehr durch Züge der KVG blockiert ist), die Umgestaltung der Platzränder, ein Aufräumen des Platzes (Abbau des WC-Häuschens und der Wertstoff- und Müllcontainer, die jetzt erstmals in Kassel einen unterirdischen Platz fanden), die Sanierung der Bürgersteige und barrierefreie Gestaltung der Haltestellen, die Bemalung des Trafohauses durch F. Deventer.<br />
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{|<br />
|[[Datei:AB1 1 Img 9785.jpg | thumb | 280px]]<br />
|[[Datei:AB1 2 Img 9781.jpg | thumb | 280px]]<br />
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== Architektur ==<br />
<br />
[[Datei:AB1 31. Jugendstil 1.jpg | thumb | 400px]]<br />
[[Datei:AB1 20. Plan 1892 klein.jpg | thumb | 400px]]<br />
<br />
'''Jugendstil'''<br />
<br />
Die meisten Häuser am Bebelplatz wie überhaupt im Vorderen Westen wurden in der Gründungsphase in historisierenden Bauformen errichtet - dem allgemeinen Trend im Kaiserreich folgend. Architekten griffen auf „Versatzstücke“, die Formensprache aus der Architekturgeschichte zurück: z. B. aus der Renaissance oder der Romanik, die man beim Bau der Rosenkranzkirche bemühte. Am Bebelplatz fallen einige Häuser aus diesem Rahmen. Im Jugendstil errichtet, erweckten sie zur Zeit ihres Baus eine hohe Aufmerksamkeit - die ihnen auch heute wohl wieder gewidmet wird. Vier der ursprünglich fünf Häuser (Dörnbergstraße 1-5, Friedrich-Ebert-Straße 130-132) haben den Krieg überstanden. Die Häuser in der Dörnbergstraße 3 und 5 unterscheiden sich dabei bereits deutlich von denen unmittelbar am Platz. Der Jugendstil verweist hier bereits auf die moderne Architektur, findet aber bei den Kasseler Bauten vor allem nur im Dekor seinen Ausdruck.<br />
<br />
== Städtebau ==<br />
<br />
Der Bebelplatz - das Herz des Vorderen Westens - zeigt eine besondere formale Ausprägung. Sechsgeschossige Wohn- bzw. Geschäftshäuser bilden ein fast regelmässige Oval. Die Figur des Ovals besitzt eine hohe Einprägsamkeit und ist in dem betreffenden Kartenmaterial deutlich erkennbar. Der Platz ist von vielen Geschäften und Dienstleistern umrahmt und in der weiteren Nachbarschaft befinden sich weitere interessante Läden und Gastronomien, die den Begriff 'Szeneviertel' rechtfertigen. Aber ebenfalls ist der Bebelplatz ein lokaler Verkehrsknotenpunktk, bei dem viele Verkehrsarten sich überlagern und verknüpfen. Bei allen Planungen in der jüngeren Vergangenheit hatte der Platz eine wichtige verkehrliche Funktion und nicht mehr die romantische Idylle früherer Gemälde und Fotos. Und er wurde geprägt von einer Mitte, die einen multifunktionalen und urbanen Raum darstellen sollte. In allen Diskussionen um die Gestaltung der Platzmitte wurde der Wunsch nach einer Grünfläche und einem Erholungsort sichtbar. Dies stand häufig im Widerspruch zu Nutzungsangeboten und Gestaltungsformen für die Fläche. Heute teilen die Oberflächen den Platz in verschiedene Zonen. Im Zuge verschiedener bürgerschaftlicher Aktivitäten hat die Stadt Kassel sich zu einer Umgestaltung des Bebelplatzes Anfang 2000 entschlossen. Es wurden eine Reihe von Verbesserungen erzielt, auch wenn wesentliche Elemente der ursprünglichen Planung von Bürgerinitiativen und Stadt auf der Strecke blieben. <br />
,<br />
<br />
== Sehenswürdigkeiten / Besonderheiten ==<br />
<br />
'''Rosenkranzkirche'''<br />
<br />
[[Datei:AB1 Hauptraum Wehlheiden.jpg |thumb | 300px]]<br />
<br />
Die katholische Pfarrkirche Sankt Marien, auch Rosenkranzkirche genannt, gehört zu den markansten Bauwerken des Vorderen Westens. <br />
Ihre Geschichte begann im kleinen Kreis. Am Abend des Hochfestes Mariä Himmelfahrt, dem 15. August 1892, versammelten sich im ,,Wehlheider Hof ´´ 32 Männer um eine Kapellengemeinde zu gründen, die sich zum Ziel setzte, eine eigene Kirche zu bauen. 1893 kaufte der Kirchenvorstand der Pfarrei Sankt Elisabeth, die bis dahin auch einzige Katholische Pfarrgemeinde in Kassel war, ein Grundstück für eine Kirche in Wehlheiden. Eine Notkapelle zur Feier der Gottesdienste wurde errichtet, die sich aber für den damals rasant wachsenden Stadtteil schnell als zu klein erwies, zudem war das Bauland ungeeignet. Aschrott schenkte der Gemeinde ein Grundstück am Neumarkt, dem heutigen Bebelplatz. Am 21. März 1899 wurde Regierungsbaumeister Georg Kegel, aktives Gemeindemitglied, vom Kirchenvorstand mit der Entwurfs- und Detailplanung sowie der Bauleitung für eine Pfarrkirche im Neoromanischen Stil beauftragt. Bereits wenige Monate später, am 3.Juli 1899 war Grundsteinlegung. Am 17. Juni 1901, acht Monate früher als geplant, feierte die Gemeinde den ersten Gottesdienst mit der Weihe der Kirche durch Bischof Adalbert Endert aus Fulda. Vergessen waren die vorangegangen Konflikte um Einzelheiten am Gebäude. Da nämlich das Geld knapp war, musste Architekt Kegel um jede Einzelheit kämpfen, so sollte z. B. der Turm einige Meter niedriger als geplant und die Kirche nur halb so groß errichtet werden. So weit kam es jadoch nicht, da der Gönner Aschrott, der ein enger Freund und Bewunderer Kegels war, mit einer hohen Finanzspritze aushalf. <br />
In der Kirche wurde ein Hochaltar errichtet, der - wie in der Romanik üblich - von einem Baldachin gekrönt war. Schmiedeeiserne Gitter für den Abschluss des Längsschiffes als Brüstung vor der Pieta, Chorgestühl und Beichtühle wurden nach Plänen Kegels gefertigt. 1901 erklang erstmalig das Geläut der vier Bronzeglocken der Firma Otto aus Hemelingen. Für die Finanzierung des Geläuts musste die Gemeinde selbst aufkommen und so gingen Gemeindemitglieder im Vorderen Westen von Haus zu Haus und sammelten für die neuen Glocken. Es folgten die Statuen der hlg. Maria und des hlg. Josef zu beiden Seiten der Apsis, eine Pieta unter der Orgelempore und ein Herz-Jesu-Altar für das rechte Querschiff. <br />
Im Jahre 1923 verstarb der erste Pfarrer der Gemeinde Heirich Burchard, der vor dem Herz-Jesu-Altar beigesetzt wurde. 1925 erfolgte der Einbau einer Orgel, 1934 die Ausmalung der Kirche durch den Kunstmaler Augustin Kolb und seine Söhne. <br />
Im Zweiten Weltkrieg wurde die Rosenkranzkirche schwer beschädigt, nachdem sie die Bombenangriffe vom 23. Januar 1944 fast unbeschadet überstanden hatte. Am 28. September 1944 wurde sie in der Vierung getroffen. Das Längsschiff und das linke Querschiff stürtzten ein und begruben die Kanzel und das Gestühl unter sich. Während weitere Brandbomben die Orgel zersörten, blieben der Hochaltar und das rechte Quer- und Seitenschiff unzerstört. Provisorisch wurde das rechte, noch erhalten gebliebene Schiff von der zerstörten Kirche abgemauert und unter der Orgelempore eine Notkapelle eingerichtet, in welcher die Überlebenden und Daheimgebliebenen ihre Gottesdienste feierten. Trotz weiterer Bombenangriffe 1945 gingen die Arbeiten weiter, 1946 begann der endgültige Wiederaufbau, der im Jahr 1949 sein Ende fand. 1952 bekam die Kirche ein neues Geläut, bestehend aus vier Leihglocken aus Bremen, Danzig, Kunzendorf und Freidersdorf, da die eigenen Glocken im Januar 1941 für Kriegszwecke eingeschmolzen worden waren. <br />
Am 9. September 1964 verstarb, nach 57-jähriger Tätigkeit als Pfarrer der Gemeinde, Heinrich Roßbach, der mit großem Engagment den Wiederaufbau der Kirche nach dem Krieg vorangetrieben hatte. Im selben Jahr übernahm Philipp Heim die Leitung der Pfarrei. <br />
Im Jahr 1973 begann mit dem Einbau einer neuen Orgel die Zeit der drastischen Umgestaltung der Kirche. Ein Jahr später folgte die Veränderung des Innenraumes nach den Vorstellungen des Zweiten Vatikanischen Konzils. Das Konzil verlangte u. a., dass die Gemeinde näher an den Altar rückte und sich quasi um ihn versammeln sollte. Eine stärkere Rolle wurde der Gottesdienstgemeinde zugesprochen und somit der weit entfernte Hochaltar als Dreh- und Angelpunkt der katholischen Liturgie verboten. So wurde der neue Altar schließlich mehr in der Mitte der Kirche aufgestellt, um somit der Gottesdienstgemeinde einen besseren Kontakt zur Liturgie am Altar zu gewährleisten. Eine Entfernung der alten Einrichtung wäre nicht notwendig gewesen, aber die Menschen damals, vom Reformgeist des Konzils bewegt, wollten es vielerorts, so auch in der Rosenkranzkirche. Das hieß, dass das Chorgestühl sowie der Hochaltar und die beiden Seitenaltäre des Müllpresse zum Opfer fielen. <br />
Im Jahr 1974 wurde Paul Friesenhagen Organist, Chorleiter und Reginonalkantor an Sankt Marien, eine bis heute wichtige Stelle für die Kirchenmusik und die kirchenmusikalische Ausbildung in Kassel. <br />
1994 trat der langjährige Pfarrer Philipp Heim in den Ruhestand. Unter seiner Leitung war die Kirchengemeinde umstrukturiert und die Kirche bis zum Schluss seiner Amtszeit immer wieder mit neuen Einrichtungsgegenständen versehen worden. So wurde noch Anfang der 90er Jahre der alte Kreuzweg aus Holz entfernt und durch einen modernen Kreuzweg des Künstlers Hubert Elsässer ersetzt. Am 1. Januar 1995 trat Reinhold Kircher seinen Dienst als Pfarrer in der Gemeinde an, er war zuvor als Militärdekan für Nordhessen tätig. 2000 ging Regionalkantor Friesenhagen in den Ruhestand. Sein Nachfolger wurde Thomas Pieper, der regelmäßige Konzerte in das kirchliche Leben integrierte. <br />
Im Jahr 2001 konnte in dem nun stark sanierungsbedürftigen Gotteshaus mit Weihbischof Johannes Kapp aus Fulda das 100-jährige Kirchweihjubiläum gefeiert werden. Immer wieder wurde um Spenden für die Sanierung gebeten, die im darauffolgendem Jahr beginnen konnte und im selben Sommer beendet war. <br />
Im August trat Monsignore Kircher in Pension. Sein Nachfolger im Amt wurde der ehemalige Pfarrer von Baunatal Paul Schupp. Heute leben über 3500 Menschen im Pfarreigebiet. Nicht nur für sie, sondern auch für viele Menschen über die Gemeindegrenzen hinaus ist die Rosenkranzkirche eine geistliche Heimat. <br />
<br />
Christos Theel<br />
<br />
<br />
'''"Sanierungsergebnisse"'''<br />
<br />
Mit der Umgestaltung des Platzes zu Beginn dieses Jahrhunderts wurde das Trafohaus von dem Kasseler Künstler Friedel Deventer bemalt. Seitdem ist es von Graffitis verschont geblieben. Manch einer im Stadtteil hätte sich allerdings vielleicht ein anderes "Motiv" gewünscht.<br />
<br />
Bestandteil des "Aufräumens" auf dem Platz, der Entfernung weiter Teile einer wildwuchernden Möblierung des öffentlichen Raumes, war es auch, die Wertstoffcontainer unter die Erde zu verbannen. Dieses Anliegen der Bürgeriniative "Arbeitskreis Bebelplatz" konnte durchgesetzt werden. Inzwischen ist diese für Kassel erstmalige Einrichtung auch bei anderen städtebaulichen Maßnahmen berücksichtigt worden - zum Beispiel beim Umbau von Goethe- und Germaniastraße.<br />
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{|<br />
|[[Datei:Img 9312 klein.jpg | thumb | 400px]]<br />
|[[Datei:AB1 Img 9313. kleinjpg.jpg | thumb | 400px]]<br />
|}<br />
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== Bedeutung des Namens ==<br />
<br />
[[Datei:AB1 Bebel 4.jpg | thumb | 200px]]<br />
Der Platz hieß zunächst Markt, mit der Eingemeindung Wehlheidens Neumarkt. 1919 wurde Hindenburg sein Namenspatron. Im Zuge vieler Umbenennungen erhielt er 1947 den heutigen Namen.<br />
<br />
August Bebel wurde am 22. Februar 1840 als Sohn eines preußischen Unteroffiziers und des Dienstmädchens Wilhelmine Johanna in Deutz bei Köln geboren. Der hochbegabte Junge musste seine in ärmlichen Verhältnissen lebende Familie von klein auf durch Heimarbeit finanziell unterstützen. 1847-1854 besuchte Bebel die Armen- und Bürgerschule in Wetzlar. Kurz vor Ende seiner schulischen Ausbildung wurde der 13jährige zum Vollwaisen. Nach Abschluss seiner Drechslerlehre begab sich August Bebel 1858 auf Wanderschaft. 1860 ließ er sich schließlich in Leipzig nieder. Diese Stadt war damals ein Zentrum der aufsteigenden Arbeiterbewegung mit liberalen Tendenzen. Hier begann die politische Karriere des späteren Publizisten. 1864 wurde der Handwerksgeselle selbstständiger Drechslermeister in Leipzig und im folgenden Jahr zum ersten Vorsitzenden des Arbeitsbildungsvereins gewählt, der aus dem ehemaligen Gewerblichen Bildungsvereins hervorging. Die Bekanntschaft mit Wilhelm Liebknecht veränderte seine politischen Ansichten und brachte ihm den Marxismus näher. Gemeinsam gründeten sie 1866 die "Sächsische Volkspartei". Im selben Jahr heiratete der junge Bebel die Putzmacherin Julie Otto.<br />
1867 wurde Bebel als Abgeordneter seiner Volkspartei in den Norddeutschen Reichstag gewählt, kurz darauf Vorsitzender des "Verbandes Deutscher Arbeitervereine" (VDAV) und Mitglied der "Internationalen Arbeiterassoziation" (IAA). Ende der 60er Jahre löste sich Bebel vom bürgerlichen Liberalismus und wendete sich stark den Marxschen Thesen zu. Bebel wurde nun endgültig zum Sozialisten. Die marxistischen Theorien wurden letztendlich auch Grundlage für das Programm und die Statuten der neu gegründeten Sozialdemokratischen Arbeiter Partei (SDAP), zu deren Mitbegründern erneut August Bebel und Wilhelm Liebknecht zählten, die sich beide von Lassalle und dessen Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein abgrenzten. 1871 wurde Bebel Mitglied des Deutschen Reichstages, dem er bis zu seinem Tod angehörte. Auf Grund seiner antimilitaristischen, antiimperialistischen Haltung und der offenkundigen Ablehnung der Politik Bismarcks litt er lange unter politischer Verfolgung. 1872 wurden die Parteiführer Bebel und Liebknecht sogar auf Grund von Majestätsbeleidigung und Hochverrats zu beinahe drei Jahren Festungshaft verurteilt. Während dieser Haft begann der herausragende Rhetoriker seine politischen Erkenntnisse und Theorien niederzuschreiben. Neben zahlreichen Zeitungsartikeln und politischen Kommentaren verfasste Bebel auch Bücher. Als erstes umfangreiches politisch-historisches Werk erschien 1875 "Der deutsche Bauernkrieg". Sein theoretisches Hauptwerk wurde allerdings "Die Frau und der Sozialismus", das nur vier Jahre später illegal in Deutschland erschien. Bis zur Jahrhundertwende wurde dieses Buch weltweit zur meistgelesenen sozialdemokratischen Schrift.<br />
Nach seiner Entlassung 1875 fand die Vereinigung der Arbeiterbewegung statt. Die SDAP verbündete sich mit dem "Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein" (ADAV), der nach den Prinzipien Ferdinand Lassalles geführt wurde. Trotz der programmatischen Bedenken und Kritik an den Ideen Lassalles begrüßte und beförderte Bebel die Gründung der Sozialistischen Arbeiterpartei (SAP) maßgeblich. Gegen den zunehmenden Erfolg dieser SAP erließ der Reichstag - vor allem auf Initiative Bismarcks - das "Gesetz gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie" (Sozialistengesetz), das die Reichstagsfraktion der Partei - darunter August Bebel - als einzige legale Organisation der Sozialisten in Deutschland beließ.<br />
1880 lernte Bebel Karl Marx und Friedrich Engels in London persönlich kennen. 1881 wurde er auf Grund seiner politischen Haltung und scharfer Kritik der "Sozialistengesetze" aus Leipzig ausgewiesen. Daraufhin siedelte er nach Dresden über. Auch in den 80er Jahren litt Bebel weiterhin unter politischer Verfolgung und musste erneut mehrere Haftstrafen verbüßen. Doch selbst diese fortschreitende Verfolgung konnte ihn nicht davon abbringen, weiterhin für Frieden, Völkerverständigung und den gesellschaftlich-politischen Fortschritt zu kämpfen. Er war der unumstrittene Führer der sozialdemokratischen Bewegung.<br />
1890 wurde die SAP in die "Sozialdemokratische Partei Deutschlands" (SPD) umbenannt und nahm ein neues Statut an, welches hauptsächlich auf Bebels marxistischen Vorstellungen basierte. Bebel beeinflusste maßgeblich das "Erfurter Programm" der Partei nach der Aufhebung der Sozialistengesetze. Im Laufe der neunziger Jahre entwickelte sich die SPD zur wählerstärksten Massenpartei, die 1912 die stärkste Fraktion im Reichstag stellte. August Bebel wurde 1892 in den Parteivorsitz gewählt. In dieser Funktion vertrat er eine mittlere Linie zwischen den linken Radikalisten und den sog. Revisionisten, war für einen Ausgleich zwischen marxistischer Theorie und politischer Praxis.<br />
Ab 1900 gehörte Bebel zu den führenden Autoritäten der II. Internationale, an deren Gründung er im Juli 1889 aktiv teilgenommen hatte. Ab jetzt nahm der Politiker an allen wichtigen Sozialistenkongressen in Europa teil. 1904-1913 war August Bebel außerdem Mitglied des "Internationalen Sozialistischen Büros" (ISB). Nach dem Tod seiner Frau hielt sich der Publizist größtenteils in der Schweiz auf, wo er an seiner Biografie "Aus meinem Leben" arbeitete. Am 13. August 1913 starb August Bebel im Schweizer Kurort Passugg an einem Herzleiden.<br />
<br />
== Zukunft des Ortes ==<br />
<br />
Auch wenn der Platz im Wesentlichen seine Funktion erfüllt, kann an mehreren Stellen über Detailverbesserungen nachgedacht werden: zum Beispiel die ursprünglich vorgesehene architektonische Aufwertung des Trafohäuschens und die Beleuchtung des Platzes. Die vorhandenen Initiativen vor allem von der Gemeinschaft der Einzelhändler um den Bebelplatz sorgen auch für eine künftige Bestandssicherung des zentralen urbanen Freiraums.<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
<br />
* Link 1<br />
* Link 2<br />
<br />
== Dateien ==<br />
<br />
== Literatur ==<br />
Wolfgang Matthäus (Hg.), Vom Markt zum Bebelplatz. Eine Dokumentation, Kassel 2001 (Schriften der WERKSTATT GESCHICHTE an der Albert-Schweitzer-Schule, Heft 3) I <br />
ders. (Hg.), Plätze im Vorderen Westen. Geschichte(n) eines Kasseler Stadtteils, Kassel 2010 (Schriften der WERKSTATT GESCHICHTE an der Albert-Schweitzer-Schule, Heft 8)</div>WMatthäushttp://geowest.vorderer-westen.net/index.php?title=Bebelplatz&diff=1833Bebelplatz2013-10-02T10:31:49Z<p>WMatthäus: /* Geschichte */</p>
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<div>{| border="1" cellspacing="2" cellpadding="2" align="right"<br />
|- <br />
| align="center" colspan="2" | [[Datei:Vorlage_Bild.jpg|center|thumb|200px]]<br />
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| align="center" colspan="2" style="background:#AACCCC;" | ''' Basisdaten '''<br />
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|width="50"| ''' Adresse '''<br />
|width="200"| Hier steht die Adresse<br />
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|width="50"| ''' Geo-Position '''<br />
|width="200"| Koordinaten<br />
|}<br />
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== Kurzbeschreibung ==<br />
<br />
[[Datei:AB1 Bebelplatz vor 1910 Eberth.jpg | thumb | 400 px]]<br />
<br />
Am Bebelplatz (früher: Markt, Neumarkt, Hindenburgplatz) schlägt wohl das Herz des Vorderen Westens. Seiner ursprünglichen Bezeichnung als Markt macht er noch heute alle Ehre. Von Anfang an war er als Verkehrsknotenpunkt, als Straßenplatz, gedacht – aber auch als Schmuckplatz, der dem neu entstehenden Viertel gegen Ende des 19. Jahrhunderts ein Glanzlicht aufsetzen sollte. So wurde mit Aschrotts Geld der Turm der Rosenkranzkirche als prägendes Bauwerk am Platz (Grundsteinlegung 1899) um ein Stockwerk erhöht. Über den Stadtteil hinaus erregten die Jugendstilhäuser an der Nordseite und in der Dörnbergstraße damals wie heute noch Aufmerksamkeit. Die heutige Randbebauung verweist mit ganz unterschiedlichen und aus heutiger Sicht wenig gelungenen Stadtreparaturen auf die Wunden, die der Krieg hier verursachte. <br />
Ursprünglich umfuhr die Straßenbahn den Platz an seiner Nordseite. Mit ihrer Verlegung in die Mitte und damit der Zerschneidung des Platzes begannen vor 100 Jahren Probleme, die auch bei seiner letzten Umgestaltung am Anfang dieses Jahrhunderts eine Rolle spielten.<br />
<br />
== Geschichte ==<br />
<br />
'''Zweiter Weltkrieg'''<br />
<br />
Dass der Bombenkrieg am Platz starke Zerstörungen hinterließ, ist noch heute deutlich sichtbar. Am Platz waren mehrere Häuser zerstört - vor allem an der Nordseite, aber auch am Kirchweg, an der Ecke Friedrich-Ebert-Straße/Dörnbergstraße, in der Mitte der Südseite (Friedrich-Ebert-Straße 151). Es sollte bis in die 80er Jahre dauern, bis die letzte Baulücke (Friedrich-Ebert-Straße 151) wieder geschlossen war. Zuvor waren zu unterschiedlichen Zeiten und in ganz unterschiedlichen Formen und Höhen Häuser wieder errichtet worden und zeugen von dem Architekturverständnis der jeweiligen Zeit - oder auch nur den finanziellen Möglichkeiten beim Neuaufbau.<br />
<br />
<br />
[[Datei:AB 166. Zerstörung 5.jpg | thumb | 400px]]<br />
<br />
'''21. Jahrhundert - ein Platz wird saniert'''<br />
<br />
,,Der Bebelplatz prägt das Stadtbild und hat eine herausragende Bedeutung nicht nur für den Stadtteil, sondern für das gesamte Stadtgebiet“, stellte Stadtbaurat Bernd Streitberger um die Jahrtausendwende fest. Der Denkmalbeirat der Stadt betrachtete ihn als „Mittelpunkt und lebendiges Zentrum des Vorderen Westens“. Das einstige „Juwel“ (Westwärts), das „Herz“ des Stadtteils, rückte in den Blickpunkt des öffentlichen Interesses. Ausgelöst worden war dies durch die Vorhaben der KVG, an ihren Einrichtungen auf dem Platz grundlegende Änderungen vorzunehmen. Anlass für den Ortsbeirat und eine Gruppe interessierter Bürger im „Arbeitskreis Bebelplatz“, bei der Stadt um eine Umgestaltung des Platzes zu ringen, die nicht nur die Bedürfnisse der KVG befriedigen sollte. Zu sehr war der Platz im Laufe von Jahrzehnten verwahrlost, zu groß war das Einverständnis im Stadtteil, dass er sich in einem sanierungsbedürftigen Zustand befand. Ortsvorsteher Wolfgang Rudolph beklagte, dass man seine Zerstückelung zugelassen, der Sprecher des AK Bebelplatz Holger H. Möller, dass es über Jahrzehnte keine Planung gegeben, man wahllos platziert habe, was gerade benötigt wurde: Telefonhäuschen, WC, Müllcontainer, Bänke und vieles mehr: ein „Museum für Stadtmöbel“, ein Platz ohne wirkliche Aufenthaltsqualität.<br />
Der Arbeitskreis Bebelplatz stellte jahrelang ein Bürgerbeteiligungsprojekt dar, der über seinen eigenen Kreis hinaus eine breite Bürgerbeteiligung zur Umgestaltung des Platzes initiierte und dabei um einen - nicht einfachen - Konsens im Stadtteil und dann mit der Stadt rang. Vielfältig waren die Aktionen: Workshops, Bebelplatztage, Auftritte in der Speakers Corner, Ausstellungen, Lesungen, ein eigener Bebeplatzsekt und vor allem Fragebogenaktionen, durch die möglichst viele zu Wort kommen sollten. Dem Arbeitskreis selbst ging es dabei nicht um eine völlige Neugestaltung, sondern bei Bewahrung der historischen Gestalt um eine Sanierung. Vom Traum eines Bebelplatzes als „Lern-, Kommunikations- und Dialogort im Stadtteil“ sprach der Ortsvorsteher.<br />
Letztendlich führte die Bürgerbeteiligung nur teilweise zur Berücksichtigung der aus ihr erwachsenen Vorschläge durch die Stadt, der von ihr vorgegebene finanzielle Rahmen schränkte die Möglichkeiten ein. Wesentliche Änderungen waren unter anderem: die Verlängerung des Platzes sowohl in Richtung Stadthalle als auch in Richtung Friedenskirche (um bessere Überquerungsmöglichkeiten zu schaffen), die Verlegung der Haltestelle in östlicher Richtung (so dass die Platzmitte nicht mehr durch Züge der KVG blockiert ist), die Umgestaltung der Platzränder, ein Aufräumen des Platzes (Abbau des WC-Häuschens und der Wertstoff- und Müllcontainer, die jetzt erstmals in Kassel einen unterirdischen Platz fanden), die Sanierung der Bürgersteige und barrierefreie Gestaltung der Haltestellen, die Bemalung des Trafohauses durch F. Deventer.<br />
<br />
<br />
<br />
{|<br />
|[[Datei:AB1 1 Img 9785.jpg | thumb | 280px]]<br />
|[[Datei:AB1 2 Img 9781.jpg | thumb | 280px]]<br />
|[[Datei:AB1 3 Img 9779.jpg]]<br />
|}<br />
<br />
== Architektur ==<br />
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[[Datei:AB1 31. Jugendstil 1.jpg | thumb | 400px]]<br />
[[Datei:AB1 20. Plan 1892 klein.jpg | thumb | 400px]]<br />
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'''Jugendstil'''<br />
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Die meisten Häuser am Bebelplatz wie überhaupt im Vorderen Westen wurden in der Gründungsphase in historisierenden Bauformen errichtet - dem allgemeinen Trend im Kaiserreich folgend. Architekten griffen auf „Versatzstücke“, die Formensprache aus der Architekturgeschichte zurück: z. B. aus der Renaissance oder der Romanik, die man beim Bau der Rosenkranzkirche bemühte. Am Bebelplatz fallen einige Häuser aus diesem Rahmen. Im Jugendstil errichtet, erweckten sie zur Zeit ihres Baus eine hohe Aufmerksamkeit - die ihnen auch heute wohl wieder gewidmet wird. Vier der ursprünglich fünf Häuser (Dörnbergstraße 1-5, Friedrich-Ebert-Straße 130-132) haben den Krieg überstanden. Die Häuser in der Dörnbergstraße 3 und 5 unterscheiden sich dabei bereits deutlich von denen unmittelbar am Platz. Der Jugendstil verweist hier bereits auf die moderne Architektur, findet aber bei den Kasseler Bauten vor allem nur im Dekor seinen Ausdruck.<br />
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== Städtebau ==<br />
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Der Bebelplatz - das Herz des Vorderen Westens - zeigt eine besondere formale Ausprägung. Sechsgeschossige Wohn- bzw. Geschäftshäuser bilden ein fast regelmässige Oval. Die Figur des Ovals besitzt eine hohe Einprägsamkeit und ist in dem betreffenden Kartenmaterial deutlich erkennbar. Der Platz ist von vielen Geschäften und Dienstleistern umrahmt und in der weiteren Nachbarschaft befinden sich weitere interessante Läden und Gastronomien, die den Begriff 'Szeneviertel' rechtfertigen. Aber ebenfalls ist der Bebelplatz ein lokaler Verkehrsknotenpunktk, bei dem viele Verkehrsarten sich überlagern und verknüpfen. Bei allen Planungen in der jüngeren Vergangenheit hatte der Platz eine wichtige verkehrliche Funktion und nicht mehr die romantische Idylle früherer Gemälde und Fotos. Und er wurde geprägt von einer Mitte, die einen multifunktionalen und urbanen Raum darstellen sollte. In allen Diskussionen um die Gestaltung der Platzmitte wurde der Wunsch nach einer Grünfläche und einem Erholungsort sichtbar. Dies stand häufig im Widerspruch zu Nutzungsangeboten und Gestaltungsformen für die Fläche. Heute teilen die Oberflächen den Platz in verschiedene Zonen. Im Zuge verschiedener bürgerschaftlicher Aktivitäten hat die Stadt Kassel sich zu einer Umgestaltung des Bebelplatzes Anfang 2000 entschlossen. Es wurden eine Reihe von Verbesserungen erzielt, auch wenn wesentliche Elemente der ursprünglichen Planung von Bürgerinitiativen und Stadt auf der Strecke blieben. <br />
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== Sehenswürdigkeiten / Besonderheiten ==<br />
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'''Rosenkranzkirche'''<br />
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[[Datei:AB1 Hauptraum Wehlheiden.jpg |thumb | 300px]]<br />
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Die katholische Pfarrkirche Sankt Marien, auch Rosenkranzkirche genannt, gehört zu den markansten Bauwerken des Vorderen Westens. <br />
Ihre Geschichte begann im kleinen Kreis. Am Abend des Hochfestes Mariä Himmelfahrt, dem 15. August 1892, versammelten sich im ,,Wehlheider Hof ´´ 32 Männer um eine Kapellengemeinde zu gründen, die sich zum Ziel setzte, eine eigene Kirche zu bauen. 1893 kaufte der Kirchenvorstand der Pfarrei Sankt Elisabeth, die bis dahin auch einzige Katholische Pfarrgemeinde in Kassel war, ein Grundstück für eine Kirche in Wehlheiden. Eine Notkapelle zur Feier der Gottesdienste wurde errichtet, die sich aber für den damals rasant wachsenden Stadtteil schnell als zu klein erwies, zudem war das Bauland ungeeignet. Aschrott schenkte der Gemeinde ein Grundstück am Neumarkt, dem heutigen Bebelplatz. Am 21. März 1899 wurde Regierungsbaumeister Georg Kegel, aktives Gemeindemitglied, vom Kirchenvorstand mit der Entwurfs- und Detailplanung sowie der Bauleitung für eine Pfarrkirche im Neoromanischen Stil beauftragt. Bereits wenige Monate später, am 3.Juli 1899 war Grundsteinlegung. Am 17. Juni 1901, acht Monate früher als geplant, feierte die Gemeinde den ersten Gottesdienst mit der Weihe der Kirche durch Bischof Adalbert Endert aus Fulda. Vergessen waren die vorangegangen Konflikte um Einzelheiten am Gebäude. Da nämlich das Geld knapp war, musste Architekt Kegel um jede Einzelheit kämpfen, so sollte z. B. der Turm einige Meter niedriger als geplant und die Kirche nur halb so groß errichtet werden. So weit kam es jadoch nicht, da der Gönner Aschrott, der ein enger Freund und Bewunderer Kegels war, mit einer hohen Finanzspritze aushalf. <br />
In der Kirche wurde ein Hochaltar errichtet, der - wie in der Romanik üblich - von einem Baldachin gekrönt war. Schmiedeeiserne Gitter für den Abschluss des Längsschiffes als Brüstung vor der Pieta, Chorgestühl und Beichtühle wurden nach Plänen Kegels gefertigt. 1901 erklang erstmalig das Geläut der vier Bronzeglocken der Firma Otto aus Hemelingen. Für die Finanzierung des Geläuts musste die Gemeinde selbst aufkommen und so gingen Gemeindemitglieder im Vorderen Westen von Haus zu Haus und sammelten für die neuen Glocken. Es folgten die Statuen der hlg. Maria und des hlg. Josef zu beiden Seiten der Apsis, eine Pieta unter der Orgelempore und ein Herz-Jesu-Altar für das rechte Querschiff. <br />
Im Jahre 1923 verstarb der erste Pfarrer der Gemeinde Heirich Burchard, der vor dem Herz-Jesu-Altar beigesetzt wurde. 1925 erfolgte der Einbau einer Orgel, 1934 die Ausmalung der Kirche durch den Kunstmaler Augustin Kolb und seine Söhne. <br />
Im Zweiten Weltkrieg wurde die Rosenkranzkirche schwer beschädigt, nachdem sie die Bombenangriffe vom 23. Januar 1944 fast unbeschadet überstanden hatte. Am 28. September 1944 wurde sie in der Vierung getroffen. Das Längsschiff und das linke Querschiff stürtzten ein und begruben die Kanzel und das Gestühl unter sich. Während weitere Brandbomben die Orgel zersörten, blieben der Hochaltar und das rechte Quer- und Seitenschiff unzerstört. Provisorisch wurde das rechte, noch erhalten gebliebene Schiff von der zerstörten Kirche abgemauert und unter der Orgelempore eine Notkapelle eingerichtet, in welcher die Überlebenden und Daheimgebliebenen ihre Gottesdienste feierten. Trotz weiterer Bombenangriffe 1945 gingen die Arbeiten weiter, 1946 begann der endgültige Wiederaufbau, der im Jahr 1949 sein Ende fand. 1952 bekam die Kirche ein neues Geläut, bestehend aus vier Leihglocken aus Bremen, Danzig, Kunzendorf und Freidersdorf, da die eigenen Glocken im Januar 1941 für Kriegszwecke eingeschmolzen worden waren. <br />
Am 9. September 1964 verstarb, nach 57-jähriger Tätigkeit als Pfarrer der Gemeinde, Heinrich Roßbach, der mit großem Engagment den Wiederaufbau der Kirche nach dem Krieg vorangetrieben hatte. Im selben Jahr übernahm Philipp Heim die Leitung der Pfarrei. <br />
Im Jahr 1973 begann mit dem Einbau einer neuen Orgel die Zeit der drastischen Umgestaltung der Kirche. Ein Jahr später folgte die Veränderung des Innenraumes nach den Vorstellungen des Zweiten Vatikanischen Konzils. Das Konzil verlangte u. a., dass die Gemeinde näher an den Altar rückte und sich quasi um ihn versammeln sollte. Eine stärkere Rolle wurde der Gottesdienstgemeinde zugesprochen und somit der weit entfernte Hochaltar als Dreh- und Angelpunkt der katholischen Liturgie verboten. So wurde der neue Altar schließlich mehr in der Mitte der Kirche aufgestellt, um somit der Gottesdienstgemeinde einen besseren Kontakt zur Liturgie am Altar zu gewährleisten. Eine Entfernung der alten Einrichtung wäre nicht notwendig gewesen, aber die Menschen damals, vom Reformgeist des Konzils bewegt, wollten es vielerorts, so auch in der Rosenkranzkirche. Das hieß, dass das Chorgestühl sowie der Hochaltar und die beiden Seitenaltäre des Müllpresse zum Opfer fielen. <br />
Im Jahr 1974 wurde Paul Friesenhagen Organist, Chorleiter und Reginonalkantor an Sankt Marien, eine bis heute wichtige Stelle für die Kirchenmusik und die kirchenmusikalische Ausbildung in Kassel. <br />
1994 trat der langjährige Pfarrer Philipp Heim in den Ruhestand. Unter seiner Leitung war die Kirchengemeinde umstrukturiert und die Kirche bis zum Schluss seiner Amtszeit immer wieder mit neuen Einrichtungsgegenständen versehen worden. So wurde noch Anfang der 90er Jahre der alte Kreuzweg aus Holz entfernt und durch einen modernen Kreuzweg des Künstlers Hubert Elsässer ersetzt. Am 1. Januar 1995 trat Reinhold Kircher seinen Dienst als Pfarrer in der Gemeinde an, er war zuvor als Militärdekan für Nordhessen tätig. 2000 ging Regionalkantor Friesenhagen in den Ruhestand. Sein Nachfolger wurde Thomas Pieper, der regelmäßige Konzerte in das kirchliche Leben integrierte. <br />
Im Jahr 2001 konnte in dem nun stark sanierungsbedürftigen Gotteshaus mit Weihbischof Johannes Kapp aus Fulda das 100-jährige Kirchweihjubiläum gefeiert werden. Immer wieder wurde um Spenden für die Sanierung gebeten, die im darauffolgendem Jahr beginnen konnte und im selben Sommer beendet war. <br />
Im August trat Monsignore Kircher in Pension. Sein Nachfolger im Amt wurde der ehemalige Pfarrer von Baunatal Paul Schupp. Heute leben über 3500 Menschen im Pfarreigebiet. Nicht nur für sie, sondern auch für viele Menschen über die Gemeindegrenzen hinaus ist die Rosenkranzkirche eine geistliche Heimat. <br />
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Christos Theel<br />
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'''"Sanierungsergebnisse"'''<br />
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Mit der Umgestaltung des Platzes zu Beginn dieses Jahrhunderts wurde das Trafohaus von dem Kasseler Künstler Friedel Deventer bemalt. Seitdem ist es von Graffitis verschont geblieben. Manch einer im Stadtteil hätte sich allerdings vielleicht ein anderes "Motiv" gewünscht.<br />
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Bestandteil des "Aufräumens" auf dem Platz, der Entfernung weiter Teile einer wildwuchernden Möblierung des öffentlichen Raumes, war es auch, die Wertstoffcontainer unter die Erde zu verbannen. Dieses Anliegen der Bürgeriniative "Arbeitskreis Bebelplatz" konnte durchgesetzt werden. Inzwischen ist diese für Kassel erstmalige Einrichtung auch bei anderen städtebaulichen Maßnahmen berücksichtigt worden - zum Beispiel beim Umbau von Goethe- und Germaniastraße.<br />
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== Bedeutung des Namens ==<br />
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[[Datei:AB1 Bebel 4.jpg | thumb | 200px]]<br />
Der Platz hieß zunächst Markt, mit der Eingemeindung Wehlheidens Neumarkt. 1919 wurde Hindenburg sein Namenspatron. Im Zuge vieler Umbenennungen erhielt er 1947 den heutigen Namen.<br />
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August Bebel wurde am 22. Februar 1840 als Sohn eines preußischen Unteroffiziers und des Dienstmädchens Wilhelmine Johanna in Deutz bei Köln geboren. Der hochbegabte Junge musste seine in ärmlichen Verhältnissen lebende Familie von klein auf durch Heimarbeit finanziell unterstützen. 1847-1854 besuchte Bebel die Armen- und Bürgerschule in Wetzlar. Kurz vor Ende seiner schulischen Ausbildung wurde der 13jährige zum Vollwaisen. Nach Abschluss seiner Drechslerlehre begab sich August Bebel 1858 auf Wanderschaft. 1860 ließ er sich schließlich in Leipzig nieder. Diese Stadt war damals ein Zentrum der aufsteigenden Arbeiterbewegung mit liberalen Tendenzen. Hier begann die politische Karriere des späteren Publizisten. 1864 wurde der Handwerksgeselle selbstständiger Drechslermeister in Leipzig und im folgenden Jahr zum ersten Vorsitzenden des Arbeitsbildungsvereins gewählt, der aus dem ehemaligen Gewerblichen Bildungsvereins hervorging. Die Bekanntschaft mit Wilhelm Liebknecht veränderte seine politischen Ansichten und brachte ihm den Marxismus näher. Gemeinsam gründeten sie 1866 die "Sächsische Volkspartei". Im selben Jahr heiratete der junge Bebel die Putzmacherin Julie Otto.<br />
1867 wurde Bebel als Abgeordneter seiner Volkspartei in den Norddeutschen Reichstag gewählt, kurz darauf Vorsitzender des "Verbandes Deutscher Arbeitervereine" (VDAV) und Mitglied der "Internationalen Arbeiterassoziation" (IAA). Ende der 60er Jahre löste sich Bebel vom bürgerlichen Liberalismus und wendete sich stark den Marxschen Thesen zu. Bebel wurde nun endgültig zum Sozialisten. Die marxistischen Theorien wurden letztendlich auch Grundlage für das Programm und die Statuten der neu gegründeten Sozialdemokratischen Arbeiter Partei (SDAP), zu deren Mitbegründern erneut August Bebel und Wilhelm Liebknecht zählten, die sich beide von Lassalle und dessen Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein abgrenzten. 1871 wurde Bebel Mitglied des Deutschen Reichstages, dem er bis zu seinem Tod angehörte. Auf Grund seiner antimilitaristischen, antiimperialistischen Haltung und der offenkundigen Ablehnung der Politik Bismarcks litt er lange unter politischer Verfolgung. 1872 wurden die Parteiführer Bebel und Liebknecht sogar auf Grund von Majestätsbeleidigung und Hochverrats zu beinahe drei Jahren Festungshaft verurteilt. Während dieser Haft begann der herausragende Rhetoriker seine politischen Erkenntnisse und Theorien niederzuschreiben. Neben zahlreichen Zeitungsartikeln und politischen Kommentaren verfasste Bebel auch Bücher. Als erstes umfangreiches politisch-historisches Werk erschien 1875 "Der deutsche Bauernkrieg". Sein theoretisches Hauptwerk wurde allerdings "Die Frau und der Sozialismus", das nur vier Jahre später illegal in Deutschland erschien. Bis zur Jahrhundertwende wurde dieses Buch weltweit zur meistgelesenen sozialdemokratischen Schrift.<br />
Nach seiner Entlassung 1875 fand die Vereinigung der Arbeiterbewegung statt. Die SDAP verbündete sich mit dem "Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein" (ADAV), der nach den Prinzipien Ferdinand Lassalles geführt wurde. Trotz der programmatischen Bedenken und Kritik an den Ideen Lassalles begrüßte und beförderte Bebel die Gründung der Sozialistischen Arbeiterpartei (SAP) maßgeblich. Gegen den zunehmenden Erfolg dieser SAP erließ der Reichstag - vor allem auf Initiative Bismarcks - das "Gesetz gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie" (Sozialistengesetz), das die Reichstagsfraktion der Partei - darunter August Bebel - als einzige legale Organisation der Sozialisten in Deutschland beließ.<br />
1880 lernte Bebel Karl Marx und Friedrich Engels in London persönlich kennen. 1881 wurde er auf Grund seiner politischen Haltung und scharfer Kritik der "Sozialistengesetze" aus Leipzig ausgewiesen. Daraufhin siedelte er nach Dresden über. Auch in den 80er Jahren litt Bebel weiterhin unter politischer Verfolgung und musste erneut mehrere Haftstrafen verbüßen. Doch selbst diese fortschreitende Verfolgung konnte ihn nicht davon abbringen, weiterhin für Frieden, Völkerverständigung und den gesellschaftlich-politischen Fortschritt zu kämpfen. Er war der unumstrittene Führer der sozialdemokratischen Bewegung.<br />
1890 wurde die SAP in die "Sozialdemokratische Partei Deutschlands" (SPD) umbenannt und nahm ein neues Statut an, welches hauptsächlich auf Bebels marxistischen Vorstellungen basierte. Bebel beeinflusste maßgeblich das "Erfurter Programm" der Partei nach der Aufhebung der Sozialistengesetze. Im Laufe der neunziger Jahre entwickelte sich die SPD zur wählerstärksten Massenpartei, die 1912 die stärkste Fraktion im Reichstag stellte. August Bebel wurde 1892 in den Parteivorsitz gewählt. In dieser Funktion vertrat er eine mittlere Linie zwischen den linken Radikalisten und den sog. Revisionisten, war für einen Ausgleich zwischen marxistischer Theorie und politischer Praxis.<br />
Ab 1900 gehörte Bebel zu den führenden Autoritäten der II. Internationale, an deren Gründung er im Juli 1889 aktiv teilgenommen hatte. Ab jetzt nahm der Politiker an allen wichtigen Sozialistenkongressen in Europa teil. 1904-1913 war August Bebel außerdem Mitglied des "Internationalen Sozialistischen Büros" (ISB). Nach dem Tod seiner Frau hielt sich der Publizist größtenteils in der Schweiz auf, wo er an seiner Biografie "Aus meinem Leben" arbeitete. Am 13. August 1913 starb August Bebel im Schweizer Kurort Passugg an einem Herzleiden.<br />
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== Zukunft des Ortes ==<br />
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Auch wenn der Platz im Wesentlichen seine Funktion erfüllt, kann an mehreren Stellen über Detailverbesserungen nachgedacht werden: zum Beispiel die ursprünglich vorgesehene architektonische Aufwertung des Trafohäuschens und die Beleuchtung des Platzes. Die vorhandenen Initiativen vor allem von der Gemeinschaft der Einzelhändler um den Bebelplatz sorgen auch für eine künftige Bestandssicherung des zentralen urbanen Freiraums.<br />
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== Weblinks ==<br />
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* Link 1<br />
* Link 2<br />
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== Dateien ==<br />
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== Literatur ==<br />
Wolfgang Matthäus (Hg.), Vom Markt zum Bebelplatz. Eine Dokumentation, Kassel 2001 (Schriften der WERKSTATT GESCHICHTE an der Albert-Schweitzer-Schule, Heft 3) I <br />
ders. (Hg.), Plätze im Vorderen Westen. Geschichte(n) eines Kasseler Stadtteils, Kassel 2010 (Schriften der WERKSTATT GESCHICHTE an der Albert-Schweitzer-Schule, Heft 8)</div>WMatthäushttp://geowest.vorderer-westen.net/index.php?title=Datei:AB1_3_Img_9779.jpg&diff=1832Datei:AB1 3 Img 9779.jpg2013-10-02T10:31:19Z<p>WMatthäus: Kirchweg (links) und Friedrich-Ebert-Straße (Foto Matthäus)</p>
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<div>Kirchweg (links) und Friedrich-Ebert-Straße (Foto Matthäus)</div>WMatthäushttp://geowest.vorderer-westen.net/index.php?title=Datei:AB1_2_Img_9781.jpg&diff=1831Datei:AB1 2 Img 9781.jpg2013-10-02T10:29:02Z<p>WMatthäus: Rosenkranzkirche (Foto Matthäus)</p>
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<div>Rosenkranzkirche (Foto Matthäus)</div>WMatthäushttp://geowest.vorderer-westen.net/index.php?title=Datei:AB1_1_Img_9785.jpg&diff=1830Datei:AB1 1 Img 9785.jpg2013-10-02T10:26:05Z<p>WMatthäus: Nordseite des Platzes mit Jugendstilbebauung und Nachkriegshäusern (Foto Matthäus)</p>
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<div>Nordseite des Platzes mit Jugendstilbebauung und Nachkriegshäusern (Foto Matthäus)</div>WMatthäushttp://geowest.vorderer-westen.net/index.php?title=Goethe-Stern&diff=1764Goethe-Stern2013-09-21T18:10:07Z<p>WMatthäus: /* Architektur */</p>
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|width="200"| Koordinaten<br />
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== Kurzbeschreibung ==<br />
[[Datei:B13 Plan Goethestern 1908.jpg | thumb | 300px]]<br />
[[Datei:B13 Goethestern-Wo236 28.jpg | thumb | 300px]]<br />
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Etwa hundert Jahre lang war der Kreuzungsbereich dreier Straßen der Schrecken von Fußgängern und später Fahrschülern, ehe 1989 eine künstlerische Aktion die Asphaltwüste mit einer provisorischen Verkehrsinsel versah, auf der danach verschiedene künstlerische Objekte erschienen, aber wieder entfernt wurden. So eigneten sich Frauen den Ort als „Platz der widerstandleistenden Frauen“ an (am Rand lag das erste Frauenzentrum), hatten jedoch damit keinen dauerhaften Erfolg. Demgegenüber kam es zu einer nachhaltigen Verkehrsberuhigung, die seit etwa dem Jahr 2000 durch einen gärtnerisch gestalteten Schmuckplatz erreicht wird. Dieser wird dominiert durch zwei herausragende Beispiele des Jugendstils in Kassel. Lange befand sich zwischen Lassalle- und Pestalozzistraße eine Tankstelle. Sie wich einem Wohngebäude – so wie seit einigen Jahren sämtliche Tankstellen aus dem Stadtteil verschwunden sind. <br />
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== Geschichte == <br />
[[Datei:B13 1991-EmmaMurks.jpg | thumb | 400px]]<br />
[[Datei:B13 Auftakt klein.jpg | thumb | 200px]]<br />
Ein Jahrhundert blieb die Kreuzung von drei Straßen nahezu unverändert. Jahrzehntelang war sie der Schrecken aller Fahrschüler, die im „Café Angst“ in unmittelbarer Nähe auf ihre Fahrstunde warteten. Als Platz, den zu überqueren für Fußgänger zum Abenteuer wurde, war sie nicht gedacht. Es bedurfte einer künstlerischen Aktion, um den Anstoß dafür zu geben, dass der erst seit einigen Jahren ganz offiziell als Goethestern bezeichnete Kreuzungsbereich sein heutiges Aussehen erhalten sollte.<br />
„Dass mal etwas auf dem Platz geschieht zum Wohlbefinden der Anwohner“ war eines der Ziele der Künstlergruppe „1 A Kassel“, die im September 1989 einen grünen Teppichboden, einen „Kunstrasen“, auf dem Asphalt in der Platzmitte auslegte und damit eine Verkehrsinsel schuf, deren verkehrsberuhigende Wirkung sich sofort zeigte. Die Aktion „Heimat, dein Stern“, zu der auch ein Rasenmähen und eine Gartenzwergparade gehörten, löste Initiativen - vor allem des Ortsbeirates - aus, die Insel auch weiterhin bestehen zu lassen. Waren sich hier alle im Prinzip einig, war der Weg frei für die Insel, so sollte es dennoch mehr als ein Jahrzehnt dauern, bis der „Platz“ seine heutige Gestaltung erhielt. Noch 1999 sprach die örtliche Presse von einer „Schande“, einer Tristesse im Vorderen Westen.<br />
War man offenkundig mit den Planungen einer „größtmöglichen Insel“ durch die Stadt einverstanden, so waren es vor allem Gestaltungs- und Finanzierungsfragen (der Orstbeirat versuchte immer wieder durch eigene Dispositionsmittel das Vorhaben voran zu bringen), die die Fertigstellung des Vorhabens zu einer unendlich scheinenden Geschichte werden ließen. Dabei gab es die heftigsten Auseinandersetzungen, als zur Walpurgisnacht 1991 Frauen aus der autonomen Frauen- und Lesbenszene sich den Platz aneigneten, ein feministisches Denkmal auf dem noch immer kahlen Oval errichteten und den Ort in „Platz der widerstandleistenden Frauen“ (um)benannten. Die Skulptur „Emma Murcks“ trat in Konkurrenz zu anderen Gestaltungsvorschlägen (vor allem von Friedel Deventer), 1992 aber auch zu einem zweiten Kunstwerk, als Ziggi Böttcher 1992 im Rahmen der documenta-Begleitaktion „Platz da!“ seine überdimensionale Steinschleuder errichtete, die ebenso wie die metallene Saboteurin 1993 wieder abgebaut wurde. <br />
Gestaltungsentwürfe gab es eine ganze Reihe: so die Idee, auf dem Oval die Dapolin-Tankstelle aufzustellen, die dem ICE-Bahnhof Wilhelmshöhe zum Opfer gefallen war, oder auch die zahlreichen in Modellform gekleideten Ideen für ein Denkmal auf dem Podest in der Mitte, die Schülerinnen und Schüler mehrerer Kasseler Schulen auf Anregung des Ortsbeirates entwarfen. Letztlich war die bestehende Tankstelle am Platz eher verschwunden und dort ein Wohngebäude („Goethestern“) errichtet als der Platz begrünt. Erst im Jahre 2000 meldete die HNA: „neuer Glanz für einen Stern“, nachdem Buchsbaumhecken und geplasterte Wege, angelegt worden waren, das Podest in der Mitte einer Buchsbaumpyramide gewichen, die Verkehrsinsel als Schmuckplatz angelegt war. Bänke und die heutige Bepflanzug kamen erst noch ein paar Jahre später hinzu, aber nicht ein Goethedenkmal, das im Stadthallengarten seinen Platz fand. In gleichen Jahr hatten Frauen ein zweites Denkmal errichtet, das nach wenigen Wochen wieder zerstört wurde.<br />
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aus: Wolfgang Matthäus (Hg.), Plätze im Vorderen Westen. Geschichte(n) eines Kasseler Stadtteils, Kassel 2010<br />
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== Architektur ==<br />
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'''Eigentum vepflichtet - Kulturdenkmal Goethestraße 67''' <br />
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Das fünfgeschossige Wohn- und Geschäftshaus an der Ecke Pestalozzistraße/Goethestraße ist in den letzten Jahrzehnten auf vorbildliche, mühsame und liebevolle Weise bis in die Details hinein restauriert worden. So viel Originales wie hier findet sich sonst nicht mehr im Vorderen Westen.<br />
Dass an und in dem 1905 fertig gestellten Gebäude heute nicht nur eine Fassade, sondern vor allem auch gründerzeitliche, vom Jugenstil geprägte Innenarchitektur zu bewundern ist, verdankt sich der Hauseigentümerin, die all dies hat restaurieren, zum Teil erst wieder freilegen lassen: Stuckdecken, Wandvertäfelungen, Jugendstilfliesen, bleiverglaste Fenster und Oberlichter, Deckenmalereien, Stuck, Dienstbotentreppen und andere Zeugnisse der Entstehungszeit - Zeugnisse des Repräsentationsbedürfnisses des Bürgertums zu Beginn des letzten Jahrhunderts.<br />
An das „bessere“ Publikum war nicht nur bei den Wohnungen, sondern auch bei der geschäftlichen Nutzung gedacht. Für das Erdgeschoss war ein Café vorgesehen, das diesem entsprechen sollte. In Anträgen zu seiner Konzessionierung (eine damals schwierige Angelegenheit) hieß es u. a.:<br />
[[Datei:B13 Goethestrasse 67 1998-2.jpg | thumb | 400px]]<br />
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„In dem hier vorliegenden Stadtteil (…), in welchem doch wohl nur besseres Publikum wohnt und verkehrt, ist ein Lokal, wie es von mir zu eröffnen beabsichtigt wird, noch nicht vorhanden. Dass dieser Stadtteil in schneller und blühender Entwicklung begriffen ist, beweist die große Bautätigkeit, die dort herrscht. Abgesehen davon dürfen die bereits errichteten und bewohnten Gebäude und der überaus rege Verkehr, welcher die Kaiserstraße von und nach Wilhelmshöhe belebt, die Bejahung der Bedürfnisfrage genügend rechtfertigen.“ „Alle in der Nähe befindlichen Lokale sind nur ganz gewöhnliche Bierwirtschaften, in denen besseres Publikum nicht verkehren kann. Da aber in jener Gegend fast ausschließlich sogenanntes feines Publikum wohnt, so ist allerdings das Bedürfnis für ein besseres Cafè-Restaurant dort vorhanden. Für das sogenannte feinere in der Kaiserstraße und den Nachbarstraßen wohnende Publikum besteht somit kein Lokal, in dem es verkehren kann.“ „Die Räume erhalten Linoleumbelag, die Decken sind moderne Stuckdecken und die Wände haben hohe Holzlamperie mit Spiegeleinlagen. Das Café hat Centralheizung und elektrische Beleuchtung. Die Ausstattung der Räume soll behaglich sein und besten Ansprüchen genügen, und es wird beabsichtigt das Café so zu bewirtschaften, dass den im Westen wohnenden Herrschaften der weite Weg in die Königsstraße erspart bleibt.“ (Stadtarchiv Kassel A. 3.3.32, 2134, zit. nach Wiegand, S. 258)<br />
Das Café „Prinzenhof“ konnte schließlich 1906 eröffnen, später - bis 1923 - befand sich in den Räumlichkeiten die Gaststätte „Meiningerhof“. Die heutige gewerbliche Nutzung entspricht dem historischen Charakter des Hauses.<br />
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aus: Wolfgang Matthäus (Hg.), Plätze im Vorderen Westen. Geschichte(n) eines Kasseler Stadtteils, Kassel 2010<br />
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==Frauenbewegung in Kassel==<br />
[[Datei:B13 Einweihung 2.jpg | thumb |300px]]<br />
[[Datei:B13 Einweihung 3.jpg | thumb | 300px]]<br />
n den 1970er Jahren zog der Geist der Zeit in die Goethestraße 67 ein. Mit einem Fest weihte die neu entstandene autonome Kasseler Frauenbewegung im Februar 1976 ihr Frauenzentrum in den Parterreräumlichkeiten zur Pestalozzistraße hin ein, die sich aber schon bald als zu klein erwiesen und zu einem Umzug in die Nähe, in das Haus Goethestraße/Ecke Reginastraße, führten, wo sich noch heute das Frauen- und Lesbenzentrum befindet. Von hier aus initiierten Frauen wichtige Projekte - zum Beispiel das Frauenhaus oder das Frauenmagazin „Krampfader“. Themen der Zeit waren vor allem der Paragraph 218, Sexualität, Lohn für Hausarbeit, Gewalt gegen Frauen, Benachteiligung von Mädchen und Frauen in fast allen gesellschaftlichen Bereichen. Im Frauenbuchladen Aradia in unmittelbarer Nähe des Zentrums in der Reginastraße konnten sich allein Frauen über all dies bestens informieren; er befindet sich heute nicht weit vom Goethestern in der Pestalozzistraße - jetzt auch offen für Männer.<br />
Die Goethestraße im Vorderen Westen war bereits vorher - zumindest zweitweise - die Heimat von zwei herausragenden Kämpferinnen für Gleichberechtigung: Nora Platiel wohnte in den 50er Jahren in der Goethestraße 150, später wenige Häuser weiter in der Goethestraße 130, wo die 1896 in einer jüdischen Kaufmannsfamilie geborene Sozialistin, Juristin und Politikerin 1979 starb. Der im Krieg ausgebombten Elisabeth Selbert, gleichfalls Juristin und Politikerin, eine der wenigen Mütter des Grundgesetzes und Hauptverantwortliche für die Formulierung eines strikten Gleichheitsgrundsatzes im Grundgesetz, wurde nach dem Krieg eine Wohnung in der Goethestraße 74 - nicht weit vom Goethestern - zugewiesen: Treffpunkt für den politischen Neubeginn in Kassel.<br />
Die Anfänge einer neuen Frauenbewegung lagen in Kassel bei Stundentinnen der Gesamthochschule. 1975 trat sie bei einer Demonstration gegen den § 218 zum ersten Mal öffentlich in Erscheinung. Unter dem Slogan: „Das Private ist politisch“ ging es ihr um „Selbsterfahrung, Selbsthilfe und Selbstreflexion über die Situation der Frau in der patriarchalischen Gesellschaft“. Mit den Räumlichkeiten in der Goethestraße 67 verfügten Frauen, die sonst in Kleingruppen arbeiteten, seit dem März 1976 über eine zentrale Einrichtung.<br />
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== Bedeutung der Straßennamen ==<br />
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'''Goethestraße'''<br />
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Johann Wolfgang von Goethe wird bis zum heutigen Tage als einer der größten deutschen Dichter und eine der herausragenden Persönlichkeiten der Weltliteratur gehandelt. Er war vielseitig begabt und wird aus diesem Grund nicht nur als bekanntester Vertreter der Weimarer Klassik, sondern auch als Politiker, Kunsttheoretiker und Naturwissenschaftler gepriesen. Während seiner Lebzeiten reiste er viel herum, besuchte viele Städte in Deutschland sowie auch in ganz Europa. Zu den mehrfach besuchten Städten gehörte auch die damalige Residenzstadt Kassel. Allerdings wird seine Vorliebe für die "mannigfachen Sehenswürdigkeiten" Kassels nur selten erwähnt. In dem Buch "Hier war Goethe nicht" konnte Kassel allerdings keine Erwähnung finden.<br />
Goethe wurde am 28. August 1749 in Frankfurt am Main geboren. Seine Mutter, Catharina Elisabeth von Goethe war die Tochter des Bürgermeisters von Frankfurt und sein Vater, Johann Caspar von Goethe, war anerkannter Staatsmann und im kaiserlichen Rat vertreten. Goethes Vater war von Anfang an sehr daran interessiert seinen einzigen Sohn zum Schultheißen in Frankfurt zu machen. Aus diesem Grund hat er ihn schon früh die Rechtsbücher studieren lassen. Deswegen verließ Goethe nach seiner unbeschwerten Kindheit Frankfurt und fuhr 1765 nach Leipzig, um dort Rechtswissenschaften zu studieren. Auf Grund von schwerer Krankheit konnte er sein Studium erst 1772 in Straßburg beenden. Noch im selben Jahr ging Goethe nach Wetzlar, um dort als Rechtspraktikant am Reichkammergericht zu arbeiten. Die Arbeit dort gefiel dem jungen Goethe allerdings nicht; zuwider war ihm die unaufhaltsame Korruption. Sein Interesse für Rechtswissenschaften, welches von Anfang an eher dem Interesse seines Vaters entsprach, verschwand immer mehr. Goethe entdeckte zunehmend seine Reiselust und widmete sich vollends der Poesie. 1774 hatte er mit "Die Leiden des Jungen Werther" seinen ersten großen Erfolg. <br />
Daraufhin ging der junge Dichter nach Weimar, wo er als Geheimer Legationsrat in die Dienste des Herzogs trat. 1779 wurde er schließlich zum Geheimrat befördert. Im selben Jahr besuchte Goethe zum ersten Mal Kassel. Er befand sich mit Herzog Karl August von Weimar auf der Reise in die Schweiz, als er am 14. September 1779 zum ersten Mal im "Posthaus" der Madame Goullon am Königsplatz abstieg. Auf dieser Durchreise machte Goethe Bekanntschaft mit dem jungen Forscher Georg Forster, mit dem er später im regen Briefkontakt stand. Während dieses Aufenthaltes schrieb Goethe in einem Brief an seine Freundin Charlotte von Stein folgendes: "Wir gehen unter den Cassler Herrlichkeiten herum und sehen eine Menge in uns hinein. Die Gemählde-Galerie hat mich sehr gelabt, wir sind wohl und lustig. Es war zeit, daß wir ins Wasser kamen. Schön Wetter haben wir bisher und klare Augen."<br />
Allmählich veränderte sich Goethes Weltanschauung. Die Zeit der Stürmer und Dränger war für ihn vorbei. Er wendete sich den ruhigen Formenschönheiten der Antike und der harmonischen Entfaltung der Persönlichkeiten nach dem Gesetz der Schönheit und Humanität zu. In dieser Phase des dichterischen Reifens fing Goethe außerdem an, sich mit den Naturwissenschaften auseinander zu setzen.<br />
1780 wurd Goethe als Lehrling in die Weimarer Loge Amalia aufgenommen und 1781 bereits zum Gesellen befördert. Nach seiner Ernennung zum Meister im Jahre 1782 machte er eine Reise in den Harz. Auf dieser Reise besuchte er erneut Kassel. Dieses Mal zeigte er dem Sohn seiner Freundin Charlotte von Stein, dem jungen Fritz von Stein, die Sehenswürdigkeiten Kassels. Erneut stieg er dabei in dem Posthaus am Königsplatz ab und besuchte mit Fritz von Stein wiederholt die Gemäldegalerie. Goethe befand sich zu dieser Zeit tief in seinen naturwissenschaftlichen Arbeiten. Deswegen untersuchte er an dem Schädel eines jungen Elefanten aus dem Kasseler Museum seine Theorien und machte bald darauf eine seiner wichtigsten naturwissenschaftlichen Erkenntnisse über die Rückbildung des menschlichen Zwischenkieferknochens. Diesen so genannten "Goethe-Elefanten" kann man heute noch im Naturkundemuseum bewundern.<br />
1786 machte Goethe erneut eine Reise. Er verließ Deutschland fluchtartig und reiste unter dem Namen "Filippo Miller" nach Italien. In Rom lernte er den Kasseler Maler Wilhelm Tischbein kennen, der dort einer seiner engsten Freunde wurde. In diesem Jahr entstand das berühmte Gemälde Tischbeins, welches Goethe als Reisenden in der römischen Campagna zeigt - allerdings mit zwei gleichen Füßen.<br />
Im Dezember 1792 - nachdem Goethe im "Koalitionskrieg" die "Kampagne in Frankreich" unterstützt hatte - war er erneut zu Gast im Kasseler "Posthaus". Goethe selbst schreibt: "Wie düster aber auch in der letzten und schwärzesten aller Nächte meine Gedanken mochten gewesen sein, so wurden sie auf einmal wieder aufgehellt, als ich in das mit hundert und aber hundert Lampen erleuchtete Cassel hineinfuhr. Bei diesem Anblick entwickelten sich vor meiner Seele alle Vorteile eines bürgerlich-städtischen Zusammenseins, die Wohlhäbigkeit eines jeden einzelnen in seiner von innen erleuchteten Wohnung und die behaglichen Anstalten zur Aufnahme der Fremden." Dieser Aufenthalt Goethes war nur sehr kurz, dennoch hat der Poet Zeit gefunden, erneut die Kasseler Gemäldegalerie aufzusuchen. Vom Herkules war er weniger begeistert.<br />
Im August 1801 besucht Goethe das letzte Mal Kassel. Dieses Mal in Begleitung von Christiane Vulpius, seines elfjährigen Sohnes August und von Professor Meyer. Zuvor schrieb Goethe seiner Lebensgefährtin in einem Brief: "Ich freue mich herzlich, Dich wiederzusehen und mit Dir in Cassel unter so viel neuen und schönen Sachen einige Tage zuzubringen. (…) In Cassel kannst du dir ein Hütchen kaufen und ein Kleid, sie haben die neusten Waren dort so gut als irgendwo."<br />
1808 wurde Goethe von Napoléon I. das Kreuz der Ehrenlegion verliehen. Im selben Jahr erschien neben der Gesamtausgabe seiner Werke Faust I. Die letzten Jahre Goethes waren sehr leidvoll. Der Verlust seines Freundes Schiller (1805), seiner Frau (1816) und seines einzigen Sohnes (1830) machten ihn zu einem sehr einsamen Menschen. Ein erneuter Blutsturz 1830 fesselte ihn an sein Bett, das er in den letzten Jahren seines Lebens kaum mehr verließ. Bis zu seinem Tod am 22. März 1832 arbeitete Johann Wolfgang von Goethe aktiv an Faust II, der sein großes Lebenswerk endgültig vollendete.<br />
Obwohl Goethe Kassel nur wenige Male besucht hat, hat er dennoch viele Spuren hinterlassen. So geht aus den zahlreichen Tagebucheinträgen und Briefen deutlich hervor, wie sehr Goethe die Bildergalerie, das Theater, die Museen, die Schlösser, den Bergpark und nicht zuletzt die hervorragenden Einkaufsmöglichkeiten in Kassel begeisterten. Besucher des Landesmuseums in Kassel können dort heute noch Goethes Eintragungen in die Besucherverzeichnisse vorfinden. Außerdem glauben viele Philologen, dass Goethe selbst bei der Niederschrift des 4. Aufzugs des Faust II an Kassel gedacht haben muss. Die Beschreibung des "Ortes der Sinnenlust" und die Erwähnung der "Teufelsbrücke" deuten daraufhin, dass Goethe sich vom Bergpark Wilhelmshöhe hat inspirieren lassen. <br />
Die Bezeichnung Goethestraße ist ein Ergebnis der Umbenennungen in der Nachkriegszeit. Ursprünglich war eine der wesentlichen Achse im Vorderen Westen nach dem Kaiser benannt, der später auf einigen Abschnitten der Erinnerung an den Ersten Weltkrieg weichen musste (Admiral Scheer Straße, Skagerrakplatz). (aus: Wolfgang Matthäus (Hg.), Vom Hohenzollernviertel zum Vorderen Westen. Straßennamen, Geschichte und "Geschichtspolitik", Kassel 2005)<br />
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'''Lassallestraße'''<br />
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Die Lassallestraße hieß bis 1949 Eulenburgstraße. Der Straßenname erinnert an die Gründungsgeschichte der deutschen Sozialdemokratie. Lassalle wurde am 11. April 1825 als Sohn des jüdischen Seidenhändlers Heyman Lassal und seiner Frau Rosalie Heitzfeld in Breslau geboren. Schon früh wurden Lassalles Scharfsinn und seine herausragenden rhetorischen Fähigkeiten deutlich. Heinrich Heine und Alexander von Humboldt bezeichneten ihn mehrfach als "Wunderkind" oder auch als den "neuen Mirabeau". <br />
Auf seinen eigenen Wunsch hin und gegen die Vorstellungen seines Vaters studierte Ferdinand Lassalle 1843-1846 Philosophie und Geschichte in Breslau und Berlin. Während dieser Zeit setzte er sich mit der Geschichtsphilosophie Hegels auseinander. Das Hegelsche Geschichtsdenken wurde nicht nur prägend, sondern auch verbindlich für Lassalle - sein ganzes Leben lang. Eine Universitätslaufbahn (als Dozent) blieb ihm allerdings auf Grund seiner jüdischen Herkunft verwehrt. Dennoch waren es weniger Wünsche nach Judenemanzipation, sondern vielmehr Lassalles demokratisch-revolutionäre Gesinnung sowie sozialistisch-kommunistischen Ideen, welche ihn nach der "Befreiung der Menschheit" streben ließen. Die frühsozialistischen Ideen von Louis Blanc und Joseph Proudhon hatte er auf einer Studienreise nach Paris (1845) kennen gelernt. <br />
Der Scheidungsprozess (1846-1854) der Gräfin Sophie Hatzfeldt, in welchem Lassalle oftmals als Bevollmächtigter der Gräfin agierte, verhalf ihm zu Rang und Namen. Im Verlauf dieses Prozess, den Lassalle selbst auch als einen politischen Kampf gegen die bestehenden sozialen Machtverhältnisse verstand, glänzte dieser mehrfach durch seine brillanten (Verteidigungs-) Reden, litt aber auch unter politischer Verfolgung. Der so genannte "Volksheld der demokratischen Revolution im Rheinland" wurde 1849 auf Grund seines aktiv revolutionären Handelns während der Revolution 1848/49 zu einer sechsmonatigen Haftstrafe wegen Beleidigung eines hohen Staatsbeamten verurteilt. Er musste deshalb die Zusammenarbeit mit Karl Marx und der "Neuen Rheinischen Zeitung" einstellen. Lassalle war zu dieser Zeit bereits nicht nur sehr populär ("Lassalle-Kult"), sondern seine Tätigkeiten hatten ihm auch die erwünschte finanzielle Unabhängigkeit eingebracht.<br />
In Anbetracht der gescheiterten Revolution und wiederholter Verhaftungen gehörte Lassalle zu denjenigen, die ihren demokratischen Prinzipien weiterhin treu blieben. In den fünfziger Jahren war er um schriftstellerisches und wissenschaftliches Ansehen in philosophischen Kreisen bemüht und publizierte seine philosophischen und politischen Ideen. In der Untersuchung "Die Philosophie des Herakleitos" (1857), zahlreichen anderen Schriften, vor allem aber in "Das System der erworbenen Rechte, eine Versöhnung des positiven Rechts und der Rechtsphilosophie" (1860-62) setzte er sich mit Hegel und dem liberalen Bürgertum auseinander und arbeitete heraus, dass ein gleiches Recht für alle erst in einer solidarischen Gesellschaft von politisch und sozial Gleichgestellten ohne (Besitz-) Privilegien zu erreichen sei. Auf ökonomischem Gebiet entwickelte er die These vom "ehernen Lohngesetz", die in der Arbeiterbewegung, vor allem von Marx, kritisiert wurde.<br />
1860-1862 unternahm Lassalle eine Reise durch die Schweiz und Italien. Hier machte er Bekanntschaft mit der national-italienischen revolutionären Bewegung. Durch seine Stellungnahmen zur Arbeiterfrage bekam er engeren Kontakt mit Arbeitervereinen und stieg in den letzten beiden Jahren seines kurzen Lebens zum unumstrittenen Führer und Organisator der ersten selbstständigen deutschen Arbeiterbewegung auf. Riesige Menschenmassen feierten stürmisch ihren erfolgreichen Kämpfer und Helden. Nachdem Lassalle 1862 einige Reden u.a. vor dem Berliner Arbeiterverein und dem Bürgerbezirksverein gehalten hatte, bat ihn das Leipziger Zentralkomitee ein Schreiben zu formulieren, in welchem er die Ziele und Aufgaben der Arbeiterbewegung darstellen sollte. Sein berühmtes "Offenes Antwortschreiben", welches das Lassalle'sche Arbeiterprogramm enthielt, wurde zum Statut des am 23. Mai 1863 gegründeten "Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins" (ADAV). Lassalle hatte die Abschaffung des verhassten Dreiklassenwahlrechts und die Beteiligung der Arbeiter an der Produktion sowie den Aufbau von Produktivassoziationen der Arbeiter mit staatlichen Hilfen gefordert, um soziale Ungleichheiten abzubauen. Er wurde zum ersten Präsidenten des ADAV gewählt und tat sehr viel, um die Ziele und das Programm der Arbeiterbewegung durchzusetzen. Dafür nahm er sogar Kontakt zu Otto von Bismarck auf. Die Gespräche führten allerdings zu keinem Erfolg.<br />
Auf dem Höhepunkt seines Wirkens kam es zu einem tragischen Zwischenfall. Lassalle erlag am 31. August 1864 einer Verletzung, die er sich bei einem Duell wegen einer Frauenaffäre in Genf zugezogen hatte.<br />
Lassalle war einer der führenden deutschen Theoretiker seiner Zeit. Zwar kritisierte Marx diesen mehrfach für seine Fehleinschätzungen sowie für die zum Teil utopischen Theorien, dennoch war Lassalle auch eindeutig ein willensstarker Mensch der Tat. Seine Ideen wirkten in der sozialdemokratischen Arbeitbewegung weiter; der ADAV vereinigte sich 1875 mit der von Liebknecht und Bebel 1869 gegründeten Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SDAP) zur Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands (SAP), die sich seit 1890 Sozialdemokratische Partei Deutschlands nannte. Im Vorderen Westen löste der "Urdemokrat" Lassalle 1947 einen konservativen Verteidiger der Klassengesellschaft des Kaiserreichs als Namenspatron ab, der die Sozialdemokratie heftig bekämpft hatte. (aus: Matthäus, a.a.O.)<br />
<br />
'''Pestalozzistraße'''<br />
<br />
Die ursprüngliche Prinzenstraße erfuhr nach dem Zweiten Weltkrieg eine fortschrittliche Umbenennung, sie wurde nach einem Pädagogen benannt, dessen Auffassungen noch heute bedeutsamt. In Deutschland gibt es wohl zahlreiche "Pestalozzi-Schulen" und auch -straßen.<br />
Johann Heinrich Pestalozzi wurde am 12. Januar 1746 in Zürich geboren. In erster Linie ist er als Erzieher und Schulreformer bekannt, war daneben aber auch Schriftsteller, Politiker und Philosoph. Seine Schriften und sein Wirken ließen ihn zum Wegbereiter der Volksschule werden. Er trat überzeugt für die Volksbildung ein, eine Bildung, die auch den unteren Gesellschaftsschichten zugänglich sein sollte - und nicht nur Prinzen. Dazu nahm erJean Jacques Rousseaus' Ideen auf und verknüpfte diese mit seinen beziehungsweise grenzte sie von eigenen Überzeugungen ab. <br />
Pestalozzi, der seinen Vater bereits in jungen Jahren verlor, besuchte von 1751-54 zunächst die Elementarschule. Hieran sollte sich der Besuch der Lateinschule sowie des Collegium humanitatis anschließen (1754-63). In den folgenden zwei Jahren widmete er sich seinem Philologie- sowie Philosophiestudium am Zürcher Collegium Carolinum (aufklärerische Ausrichtung).<br />
Stark geprägt wurde Pestalozzi durch die so genannte "Helvetische Gesellschaft", der er 1764 schließlich beitrat. Die Ideen dieser Gesellschaft gingen auf Montesquieu und Rousseau zurück. Kritisiert wurden neben der eher einer Oligarchie gleichende Demokratie Zürichs das als "verweichlicht" angesehene Leben der Städter sowie die Unterdrückung der Zürcher Landbevölkerung. Wie andere Mitglieder dieser Gesellschaft geriet auch Pestalozzi schließlich in den Verdacht, sich an Aufrufen gegen Entscheidungen des Züricher Stadtrates beteiligt zu haben, weshalb er am 31.1.1767 in städtischen Arrest genommen wurde.<br />
Für Pestalozzi stand von Beginn an die praktische Tätigkeit stark im Vordergrund. Aus diesem Grund brach er seine weiteren Studien in Theologie und Jura vorzeitig ab und beschäftigte sich mit der Landwirtschaft. Es stand in seiner Absicht, den Bauern ein Beispiel zu geben, wie sie ihre miserable Lage verbessern könnten. Doch dieses Vorhaben Pestalozzis scheiterte.<br />
Nach der Hochzeit mit Anna Schulthess 1769 gründete Pestalozzi gemeinsam mit seiner Frau auf dem Gut Neuhof im Aargau eine Erziehungsanstalt für arme Kinder. Hier wurde Arbeit mit schulischer Bildung verbunden. In den folgenden 20 Jahren widmete er sich in erster Linie der Schriftstellerei. So legte er in zahlreichen Büchern und Schriften seine Erziehungsgrundsätze dar. Um die bedeutendsten seiner Werke zu nennen: "Die Abendstunde eines Einsiedlers" (1780), in dem Pestalozzi sowohl an den mangelnden pädagogischen Kenntnissen in der Gesellschaft als auch an der schulischen Lehrmethodik Kritik übt, welche er durch eine naturgemäße Erziehung ersetzen wollte; "Lienhard und Gertrud" (1781-1787), welches zu einem Welterfolg werden sollte und mit dem er politische und bildungspolitische Zusammenhänge verdeutlichte; "Meine Nachforschungen über den Gang der Natur in der Entwicklung des Menschengeschlechts" (1797), worin eine Auseinandersetzung Pestalozzis mit der Französischen Revolution stattfindet und er die Ansicht vertritt, das "Menschengeschlecht", welches sich von einem "Naturzustand" zu einem "gesellschaftlichen Zustand" entwickelt habe, müsse sich nun zu einem sittlichen erheben; "Wie Gertrud ihre Kinder lehrt" (1801), in dem er seine pädagogischen Erfahrungen aus seiner praktischen Lehrtätigkeit niederschrieb. Anfänglich stützten sich Pestalozzis Überzeugungen noch deutlich auf die von Rousseau vermittelten Grundsätze, dies sollte sich später allerdings ändern. So revidierte er beispielsweise seine anfangs so kritische Einstellung gegenüber der Schule und trat nun für diese ein und war später nicht mehr von einem unbelasteten "Naturzustand" des Menschen überzeugt.<br />
Wirtschaftliche Gründe führten im Jahre 1780 zur Schließung der Gut Neuhofer Einrichtung. So befand er sich nun auf der Suche nach einer Möglichkeit, den Menschen seine volkserzieherischen Auffassungen zu vermitteln. Diese Möglichkeit bot ihm beispielsweise seine Anstellung als Redakteur beim "Helvetischen Volksblatt".<br />
Nachdem Pestalozzi 1792 von der französischen Nationalversammlung zum französischen Ehrenbürger erklärt worden war, übernahm er 1798 das Waisenhaus in Stans. Im kommenden Jahr fand die Gründung des Erziehungsinstituts in Burgdorf statt, in welchem er schließlich auch ein Lehrerseminar einrichtete. Im Jahre 1804 fand dessen Verlegung nach Yverdon statt. Hier wurden seine pädagogischen Grundsätze erprobt. Diese Zeit steht ganz im Zeichen weiterer pädagogischer Ausarbeitungen und Publikationen, die er häufig auch gemeinsam mit seinen Mitarbeitern erarbeitete. Dieses Institut sollte sich zu einem Zentrum der Lehrerbildung in Europa entwickeln. Doch auch diese Einrichtung musste - auf Grund von Unstimmigkeiten unter der Lehrerschaft bezüglich Pestalozzis Nachfolge - im Jahre 1825 geschlossen werden.<br />
Im Zentrum all seiner Bestrebungen stand stets das Ideal der bereits erwähnten Volksbildung. Pestalozzi forderte allgemeine Menschenbildung, Überwindung der Standesunterschiede und Anerkennung der Menschenwürde. Ferner bestand für ihn ein Zusammenhang zwischen Erziehung und politisch-sozialer und ökonomischer Umgebung. So stellte Erziehung für ihn den Ausgangspunkt für eine verbesserte soziale Umgebung dar. Seine so genannte "Idee der Elementarbildung" zielte auf eine Erziehung ab, die die Fähigkeiten von Kopf, Herz und Hand harmonisch miteinander vereinen sollte. Ein Grundsatz, der gerade heute wieder als sehr modern erscheint und als Grundlage pädagogischen Handelns vertreten wird. Pestalozzi war der Überzeugung, dass zu einer intellektuellen Bildung stets die Selbstständigkeit der Schüler gehöre.<br />
Johann Heinrich Pestalozzi starb am 17. Februar 1827 im Alter von 81 Jahren auf Gut Neuhof. Kaum ein anderer Pädagoge beeinflusste die Entwicklung der mitteleuropäischen Schule so grundlegend. Eine möglichst anschauliche Gestaltung des Schulunterrichts bleibt ein wesentlicher Aspekt der Pädagogik, die auf Pestalozzi zurückzuführen ist. (aus: Matthäus, a.a.O.)<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
<br />
* Link 1<br />
* Link 2<br />
<br />
== Dateien ==<br />
<br />
== Literatur ==<br />
Wolfgang Matthäus (Hg.), Vom Hohenzollernviertel zum Vorderen Westen. Straßennamen, Geschichte und „Geschichtspolitik“, Kassel 2005<br />
<br />
Wolfgang Matthäus (Hg.), Plätze im Westen. Geschichte(n) eines Kasseler Stadtteils, Kassel 2010<br />
<br />
Thomas Wiegand, Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Kulturdenkmäler in Hessen. Stadt Kassel II, hg. vom Landesamt für Denkmalpflege Hessen, Wiesbaden 2005</div>WMatthäushttp://geowest.vorderer-westen.net/index.php?title=Goetheanlage&diff=1763Goetheanlage2013-09-20T17:49:14Z<p>WMatthäus: /* Sehenswürdigkeiten / Besonderheiten */</p>
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| align="center" colspan="2" | [[Datei:Vorlage_Bild.jpg|center|thumb|200px]]<br />
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|width="200"| Hier steht die Adresse<br />
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|width="50"| ''' Geo-Position '''<br />
|width="200"| Koordinaten<br />
|}<br />
== Kurzbeschreibung ==<br />
[[Datei:A4 oben Bau der Goetheanlage StA 0.001.765.jpg | thumb | 300px]]<br />
Die Goetheanlage wurde in den 1920er Jahren konzipiert und in der Zeit der Weltwirtschaftskrise bis 1933 als pflegeleichter Volksgarten für Spiel, Sport und Erholung realisiert. Diese Funktion erfüllt die Anlage auch heute noch in hohem Maße. Im Westen begrenzt die 1930 eingeweihte Heinrich-Schütz-Schule die Anlage, ein vorgesehenes Schulgebäude im Osten wurde nicht gebaut. Dort schließt sich der große Komplex der Diakonie-Kliniken an. Bei dem Bau der Grünanlage wurde die Drusel unterirdisch verrohrt. (Vgl. das Foto) Freizeitangebote in der Anlage sind ein Spielplatz, eine Basketballanlage und ein Generationenparcours. Der westliche Eingangsbereich wurde 2012/13 saniert. <br />
2012 hat sich der Freizeit- und Sportverein Goetheanlage Kassel gegründet, der die Nutzung der Anlage fördern will. Deren Beliebtheit für das Feiern von Partys führte in der Vergangenheit nicht selten zu Konflikten zwischen vor allem Jugendlichen und Anwohnern, so dass 2012 ein nächtliches Alkoholverbot verhängt wurde. <br />
[[Datei:A4 unten Goetheanlage Einweihung StA 0.001.760.jpg | thumb | 300px]]<br />
[[Datei:A$ Drusel Goethe.jpg | thumb | 300px]]<br />
<br />
== Geschichte ==<br />
Die Goetheanlage in Kassels Vorderem Westen wurde in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts konzipiert und bis 1933 realisiert. Es sollte ein pflegeleichter Volksgarten für Spiel und Sport werden, der mit einem Rundweg erbaut wurde. <br />
Planer der Goetheanlage war der Stadtgartendirektor Rudolf Stier zusammen mit dem Stadtbaurat Labes. Die Goetheanlage war der Ausdruck der geänderten städteplanerischen Proritäten nach dem 1. Weltkrieg. (vgl. Wiegand) <br />
Es sollte ein modernes Quartier erstellt werden mit Wohnungen und zwei Schulen; eine wurde allerdings nur gebaut. Die Goetheanlage wurde rechteckig angelegt. Begrenzt wird sie im Osten von der Huttenstraße, im Süden von der Herkulesstraße, im Westen von der Freiherr-vom-Stein-Straße und im Norden von der Goethestraße. Die umgebende Bebauung besteht aus fünfgeschossigen Wohnhäusern. Durch die notwendige Höhenstaffelung am nördlichen Hang wird die Bauzeile so gegliedert, dass Teilabschnitte wie eigenständige Gebäude wirken.<br />
Beteiligt am Bau waren die Baugenossenschaften 1889 (damals Arbeiter Bauverein) sowie die „Heimat“ Bau AG ( heute GWH). Die Grünfläche entstand anstelle von Bauplätzen, die die damalige Aschrottgesellschaft nicht mehr verwerten konnte. Das tiefliegende Bett der Drusel wurde daher kanalisiert und mit Müll und Bauschutt bis unterhalb des Niveaus der Goetheanlage aufgefüllt.<br />
<br />
Nach den weitreichenden Zerstörungen der Stadt im Oktober 1943 errichtete die Gestapo Kassel, die für den gesamten Regierungsbezirk zuständig war, in der Goetheanlage Baracken; daneben hatte sie eine Zweigstelle in Breitenau. Von hier aus wurden mörderiche Aktionen bis hin zu Massenmorden am Ende des Krieges geplant und angeordnet. Nach dem Krieg diente die Baracke der evangelischen Gemeinde Wehlheiden als Notkirche.<br />
<br />
In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg gab es das populäre Radrennen "Rund um die Goethanlage", das von der im Vorderen Westen ansässigen Firma Edelmann veranstaltet wurde.<br />
<br />
{|<br />
|[[Datei:A 4 Notkirche klein.jpg | thumb | 400px]]<br />
|[[Datei:A4 Radrennen.jpg | thumb | 400px]]<br />
|}<br />
== Architektur ==<br />
Der ‚pflegeleichte Volkspark’ passt gut in die Reformbewegungen im Wohnungsbau, wie wir sie in der Jahrhundertwende als Gegenpol zur überlasteten Mietskaserne erleben. Die Gesamtanlage wird durch die angrenzenden Architekturen räumlich klar begrenzt. An der Huttenstraße befindet sich eine Kindertagesstätte <br />
== Stadtplanung==<br />
[[Datei:A4 Blick auf Herkules.jpg | thumb | 300px]]<br />
<br />
<br />
Der Schaffung der Goetheanlage lag der am Anfang des letzten Jahrhunderts nicht selbstverständliche Gedanke zu Grunde, eine frei verfügbare Fläche für alle zu schaffen, einen "Volkspark". Stadtgartendirektor Rudolf Stier verwirklichte ihn und schuf eine rechteckige, am Rand von Bäumen und Sträuchern umgebene Fläche mit Ruhezonen und Aktivitätsbereichen. Diesem Nutzungsgedanken wurde die Anlage erst nach Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg und ihrer Neugestaltung durch Stadtgartendirketor von Eichel-Streiber wirklich gerecht. Das Gelände, das von der Drusel durchflossen wurde und von Aschrott auch als Bauland vorgesehen war,wurde nun ganz anders genutzt, indem die Drusel verrohrt und das Gelände aufgeschüttet wurde, das allerdings immer noch um eniges tiefer liegt, als die Goethestraße.<br />
<br />
In der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg wurden am westlichen Ende vor der Freiherr-vom-Stein-Straße betonierte Feuerlöschbecken angelegt, die in der Nachkriegszeit als Eisbahn im Winter, von Skatern und Basketballern (auch heute noch) genutzt wurden.<br />
<br />
Die einfache und prägnante Grundfigur der Goetheanlage wird im Osten von der Huttenstraße begrenzt und leitet hier rechtwinklig nach Norden in den Huttenplatz über. Diese städtebaulich schöne und interessante Platzfolge wird dann über den Stadthallenvorplatz weitergeführt. Die strenge achsiale Symmetrie der Anlage bis zum Säulenportikus und bis zu den Kolonnaden der Stadthalle vermittelt einen herrschaftlichen Charakter, der aufgrund der gesamten Komplexität anderer Stadt-Teile nicht störend sondern eher bescheiden empfunden wird.<br />
<br />
== Sehenswürdigkeiten / Besonderheiten ==<br />
[[Datei:A4 Spielplatz Goethe 50er.jpg | thumb | 300px]]<br />
<br />
Freizeitangebote in der Anlage sind ein Spielplatz, eine Basketballanlage und ein Generationenparcours. Der westliche Eingangsbereich wurde 2012/13 saniert.<br />
<br />
2012 hat sich der Freizeit und Sportverein Goetheanlage Kassel gegründet. Sein oberstes Anliegen ist es, "den Aufenthalt in der Goetheanlage Kassel für alle Besucher noch angenehmer und abwechselungsreicher zu gestalten. ... Desweiteren strebt der Verein nach Instandhaltung, Verbesserung und Reinhaltung der Anlage."<br />
<br />
Diesem Anliegen wird er - als einziger Verein im Vorderen Westen neben Kassel West e. V. - auch gerecht. Auf Facebook rief er im März 2013 auf:<br />
<br />
"Am Samstag ist Frühjahrsputz angesagt! Um 9 Uhr 30 Treffpunkt am Löschbecken um von den Stadtreinigern mit Werkzeugen ausgestattet zu werden. Es ist eine große Aufräumaktion die in ganz Kassel stattfindet. Jeder ist herzlich willkommen mit anzufassen um unsere geliebte Goetheanlage frisch und sauber für den Sommer zu machen der dann auch ruhig bald kommen darf!!!"<br />
<br />
Zur gleichen Zeit hieß es:<br />
<br />
"Im April steigt ein Basketball-Tunier in der Goethe dafür sind wir noch auf der Suche nach Fotos für den Flyer!<br />
Wer Bilder von der Goethe hat, postet diese einfach hier auf der Seite!"<br />
<br />
Die Beliebtheit der Anlage (häufig einfach "die Goethe" genannt) für das Feiern von Partys führte in der Vergangenheit nicht selten zu Konflikten zwischen vor allem Jugendlichen und Anwohnern, so dass 2012 ein nächtliches Alkoholverbot verhängt wurde.<br />
<br />
<br />
{|<br />
| [[Datei:A4 Ruhezone Goetheanlage.jpg | thumb | 220px]]<br />
| [[Datei:A4 Skagte4r Goethe.jpg | thumb | 220px]]<br />
| [[Datei:A4 Pärchen Goethe.jpg | thumb | 220px]]<br />
| [[Datei:Blick auf Herkules.jpg | thumb | 220px]]<br />
|}<br />
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{|<br />
|[[Datei:A4 01 Img 9750.jpg | thumb | 220px]]<br />
|[[Datei:A4 03 Img 9751.jpg | thumb | 220px]]<br />
|[[Datei:A4 02 Img 9749.jpg | thumb | 220px]]<br />
|[[Datei:A4 04 Img 9747.jpg | thumb | 220px]]<br />
|}<br />
<br />
<br />
'''Der neu gestaltete westliche Bereich'''<br />
<br />
{|<br />
|[[Datei:A4 05 Img 9755.jpg | thumb | 400px]]<br />
|[[Datei:A4 06 Img 9753.jpg | thumb | 400px]]<br />
|}<br />
<br />
== Der Bau der Anlage==<br />
<br />
Die Goetheanlage mit ihrem hohen Freizeit- und Erholungswert für ganz verschiedene Bevölkerungsgruppen war eine nachhaltige Investition in die Zukunft. Realisiert wurde sie in der Zeit außerordentlicher wirtschaftlicher Schwierigkeiten, in der Zeit der Weltwirtschaftkrise. Eingeweiht wurde Sie unter dem Zeichen der Hakenkreuzes der Nationalsozialisten, die sich nicht nur hier mit dem schmückten, was die von ihnen so verachtete Republik geschaffen hatte.Der Bau der Anlage, der sicherlich auch Arbeitsplätze schuf oder erhielt, ist in einer eindrucksvollen Fotoserie im Stadtmuseum Kassel überliefert. Wir verdanken diesen Hinweis Dr. Alexander Link vom Stadtmuseum. Wahrscheinlich stammen die Fotos vom Planer der Anlage, Rudolf Stier, selbst - jedenfall ist das so überliefert.<br />
<br />
{|<br />
| [[Datei:A4 Baugrube 1990 GI 167 klein.jpg | thumb |300px]]<br />
| [[Datei:A4 Verrohrte Drusel 1 1990 GI 160 klein.jpg | thumb | 300px]]<br />
| [[Datei:A4 Lorenbahn 1 quer 1990 GI 165 klein.jpg | thumb | 300px]]<br />
|}<br />
<br />
{|<br />
| [[Datei:A4 Verrohrte Drusel 21990 GI 162 klein.jpg | thumb | 300px]]<br />
| [[Datei:A4 Loren 1990 GI 166 klein.jpg | thumb | 300px]]<br />
| [[Datei:Verrohrte3 Drusel 3 1990 GI 161 klein.jpg | thumb | 300px]]<br />
|}<br />
<br />
== Diakonissenhaus==<br />
<br />
Eine der größten Baustellen des Landes Hessen ist der Umbau des Diakonissenkrankenhauses, der sich in mehreren Bauabschnitten vollzieht. Als Riesenkubus entspricht er vermutlich den funktionalen Erfordernissen, zeigt aber in den Bezügen zur umgebenden Bebauung Defizite. Gliederungselemente, wie sie die gründerzeitliche Bebauungs vorgibt, werden nicht übernommen. Die Traufhöhen werden zum Teil deutlich überschritten. Der gelbliche Naturstein für die Fassaden ist zwar teuer, betont aber auch die Monumentalität des Gebäudekomplexes. Bedauerlich, dass hier nicht ein Architektenwettbewerb durchgeführt wurde.<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
<br />
[http://www.vorderer-westen.net/178/?L=0&no_cache=1&sword_list Kassel West zu den Radrennen]<br />
<br />
[http://www.stadt-kassel.de/imperia/md/content/cms01/06prokassel/senioren/er__ffnung_generationenparcours.pdf Generationenparcours]<br />
<br />
[https://www.facebook.com/fsvgoetheanlage FSV Goetheanlage Kassel e. V.]<br />
<br />
[http://www.nordhessen-online.com/wp-content/data/hundert/1935/a1935.htm Der Gartenarchitekt Rudolf Stier und das Bad Wilhelmshöhe]<br />
<br />
[http://www.druselpfad.de/ Zur Drusel und ihrer Kanalisierung]<br />
<br />
[http://www.diakonissenhaus-kassel.de/cms/de/22/Historie Zur Geschichte des Diakonissenhauses]<br />
<br />
== Dateien ==<br />
[[Image:FOTO]]<br />
[[Image:FOTO2]]<br />
<br />
<br />
== Literatur ==<br />
<br />
Astrid Heck / Sandra Schäfer, „Parks und Plätze in Kassel“ – ein Führer zu öffentlichen Freiräumen, Universität Gesamthochschule Kassel 1999<br />
<br />
Thomas Wiegand, Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Kulturdenkmäler in Hessen. Stadt Kassel II, hg. vom Landesamt für Denkmalpflege Hessen, Wiesbaden 2005</div>WMatthäushttp://geowest.vorderer-westen.net/index.php?title=Datei:A4_06_Img_9753.jpg&diff=1762Datei:A4 06 Img 9753.jpg2013-09-20T17:48:40Z<p>WMatthäus: Der neu gestaltete westliche Bereich - 2013 (Foto Matthäus)</p>
<hr />
<div>Der neu gestaltete westliche Bereich - 2013 (Foto Matthäus)</div>WMatthäushttp://geowest.vorderer-westen.net/index.php?title=Datei:A4_05_Img_9755.jpg&diff=1761Datei:A4 05 Img 9755.jpg2013-09-20T17:47:10Z<p>WMatthäus: Der neu gestaltete westliche Bereich - 2013 (Foto Matthäus)</p>
<hr />
<div>Der neu gestaltete westliche Bereich - 2013 (Foto Matthäus)</div>WMatthäushttp://geowest.vorderer-westen.net/index.php?title=Goetheanlage&diff=1760Goetheanlage2013-09-20T17:45:16Z<p>WMatthäus: /* Sehenswürdigkeiten / Besonderheiten */</p>
<hr />
<div>{| border="1" cellspacing="2" cellpadding="2" align="right"<br />
|- <br />
| align="center" colspan="2" | [[Datei:Vorlage_Bild.jpg|center|thumb|200px]]<br />
|-<br />
| align="center" colspan="2" style="background:#AACCCC;" | ''' Basisdaten '''<br />
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|width="50"| ''' Adresse '''<br />
|width="200"| Hier steht die Adresse<br />
|-<br />
|width="50"| ''' Geo-Position '''<br />
|width="200"| Koordinaten<br />
|}<br />
== Kurzbeschreibung ==<br />
[[Datei:A4 oben Bau der Goetheanlage StA 0.001.765.jpg | thumb | 300px]]<br />
Die Goetheanlage wurde in den 1920er Jahren konzipiert und in der Zeit der Weltwirtschaftskrise bis 1933 als pflegeleichter Volksgarten für Spiel, Sport und Erholung realisiert. Diese Funktion erfüllt die Anlage auch heute noch in hohem Maße. Im Westen begrenzt die 1930 eingeweihte Heinrich-Schütz-Schule die Anlage, ein vorgesehenes Schulgebäude im Osten wurde nicht gebaut. Dort schließt sich der große Komplex der Diakonie-Kliniken an. Bei dem Bau der Grünanlage wurde die Drusel unterirdisch verrohrt. (Vgl. das Foto) Freizeitangebote in der Anlage sind ein Spielplatz, eine Basketballanlage und ein Generationenparcours. Der westliche Eingangsbereich wurde 2012/13 saniert. <br />
2012 hat sich der Freizeit- und Sportverein Goetheanlage Kassel gegründet, der die Nutzung der Anlage fördern will. Deren Beliebtheit für das Feiern von Partys führte in der Vergangenheit nicht selten zu Konflikten zwischen vor allem Jugendlichen und Anwohnern, so dass 2012 ein nächtliches Alkoholverbot verhängt wurde. <br />
[[Datei:A4 unten Goetheanlage Einweihung StA 0.001.760.jpg | thumb | 300px]]<br />
[[Datei:A$ Drusel Goethe.jpg | thumb | 300px]]<br />
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== Geschichte ==<br />
Die Goetheanlage in Kassels Vorderem Westen wurde in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts konzipiert und bis 1933 realisiert. Es sollte ein pflegeleichter Volksgarten für Spiel und Sport werden, der mit einem Rundweg erbaut wurde. <br />
Planer der Goetheanlage war der Stadtgartendirektor Rudolf Stier zusammen mit dem Stadtbaurat Labes. Die Goetheanlage war der Ausdruck der geänderten städteplanerischen Proritäten nach dem 1. Weltkrieg. (vgl. Wiegand) <br />
Es sollte ein modernes Quartier erstellt werden mit Wohnungen und zwei Schulen; eine wurde allerdings nur gebaut. Die Goetheanlage wurde rechteckig angelegt. Begrenzt wird sie im Osten von der Huttenstraße, im Süden von der Herkulesstraße, im Westen von der Freiherr-vom-Stein-Straße und im Norden von der Goethestraße. Die umgebende Bebauung besteht aus fünfgeschossigen Wohnhäusern. Durch die notwendige Höhenstaffelung am nördlichen Hang wird die Bauzeile so gegliedert, dass Teilabschnitte wie eigenständige Gebäude wirken.<br />
Beteiligt am Bau waren die Baugenossenschaften 1889 (damals Arbeiter Bauverein) sowie die „Heimat“ Bau AG ( heute GWH). Die Grünfläche entstand anstelle von Bauplätzen, die die damalige Aschrottgesellschaft nicht mehr verwerten konnte. Das tiefliegende Bett der Drusel wurde daher kanalisiert und mit Müll und Bauschutt bis unterhalb des Niveaus der Goetheanlage aufgefüllt.<br />
<br />
Nach den weitreichenden Zerstörungen der Stadt im Oktober 1943 errichtete die Gestapo Kassel, die für den gesamten Regierungsbezirk zuständig war, in der Goetheanlage Baracken; daneben hatte sie eine Zweigstelle in Breitenau. Von hier aus wurden mörderiche Aktionen bis hin zu Massenmorden am Ende des Krieges geplant und angeordnet. Nach dem Krieg diente die Baracke der evangelischen Gemeinde Wehlheiden als Notkirche.<br />
<br />
In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg gab es das populäre Radrennen "Rund um die Goethanlage", das von der im Vorderen Westen ansässigen Firma Edelmann veranstaltet wurde.<br />
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{|<br />
|[[Datei:A 4 Notkirche klein.jpg | thumb | 400px]]<br />
|[[Datei:A4 Radrennen.jpg | thumb | 400px]]<br />
|}<br />
== Architektur ==<br />
Der ‚pflegeleichte Volkspark’ passt gut in die Reformbewegungen im Wohnungsbau, wie wir sie in der Jahrhundertwende als Gegenpol zur überlasteten Mietskaserne erleben. Die Gesamtanlage wird durch die angrenzenden Architekturen räumlich klar begrenzt. An der Huttenstraße befindet sich eine Kindertagesstätte <br />
== Stadtplanung==<br />
[[Datei:A4 Blick auf Herkules.jpg | thumb | 300px]]<br />
<br />
<br />
Der Schaffung der Goetheanlage lag der am Anfang des letzten Jahrhunderts nicht selbstverständliche Gedanke zu Grunde, eine frei verfügbare Fläche für alle zu schaffen, einen "Volkspark". Stadtgartendirektor Rudolf Stier verwirklichte ihn und schuf eine rechteckige, am Rand von Bäumen und Sträuchern umgebene Fläche mit Ruhezonen und Aktivitätsbereichen. Diesem Nutzungsgedanken wurde die Anlage erst nach Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg und ihrer Neugestaltung durch Stadtgartendirketor von Eichel-Streiber wirklich gerecht. Das Gelände, das von der Drusel durchflossen wurde und von Aschrott auch als Bauland vorgesehen war,wurde nun ganz anders genutzt, indem die Drusel verrohrt und das Gelände aufgeschüttet wurde, das allerdings immer noch um eniges tiefer liegt, als die Goethestraße.<br />
<br />
In der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg wurden am westlichen Ende vor der Freiherr-vom-Stein-Straße betonierte Feuerlöschbecken angelegt, die in der Nachkriegszeit als Eisbahn im Winter, von Skatern und Basketballern (auch heute noch) genutzt wurden.<br />
<br />
Die einfache und prägnante Grundfigur der Goetheanlage wird im Osten von der Huttenstraße begrenzt und leitet hier rechtwinklig nach Norden in den Huttenplatz über. Diese städtebaulich schöne und interessante Platzfolge wird dann über den Stadthallenvorplatz weitergeführt. Die strenge achsiale Symmetrie der Anlage bis zum Säulenportikus und bis zu den Kolonnaden der Stadthalle vermittelt einen herrschaftlichen Charakter, der aufgrund der gesamten Komplexität anderer Stadt-Teile nicht störend sondern eher bescheiden empfunden wird.<br />
<br />
== Sehenswürdigkeiten / Besonderheiten ==<br />
[[Datei:A4 Spielplatz Goethe 50er.jpg | thumb | 300px]]<br />
<br />
Freizeitangebote in der Anlage sind ein Spielplatz, eine Basketballanlage und ein Generationenparcours. Der westliche Eingangsbereich wurde 2012/13 saniert.<br />
<br />
2012 hat sich der Freizeit und Sportverein Goetheanlage Kassel gegründet. Sein oberstes Anliegen ist es, "den Aufenthalt in der Goetheanlage Kassel für alle Besucher noch angenehmer und abwechselungsreicher zu gestalten. ... Desweiteren strebt der Verein nach Instandhaltung, Verbesserung und Reinhaltung der Anlage."<br />
<br />
Diesem Anliegen wird er - als einziger Verein im Vorderen Westen neben Kassel West e. V. - auch gerecht. Auf Facebook rief er im März 2013 auf:<br />
<br />
"Am Samstag ist Frühjahrsputz angesagt! Um 9 Uhr 30 Treffpunkt am Löschbecken um von den Stadtreinigern mit Werkzeugen ausgestattet zu werden. Es ist eine große Aufräumaktion die in ganz Kassel stattfindet. Jeder ist herzlich willkommen mit anzufassen um unsere geliebte Goetheanlage frisch und sauber für den Sommer zu machen der dann auch ruhig bald kommen darf!!!"<br />
<br />
Zur gleichen Zeit hieß es:<br />
<br />
"Im April steigt ein Basketball-Tunier in der Goethe dafür sind wir noch auf der Suche nach Fotos für den Flyer!<br />
Wer Bilder von der Goethe hat, postet diese einfach hier auf der Seite!"<br />
<br />
Die Beliebtheit der Anlage (häufig einfach "die Goethe" genannt) für das Feiern von Partys führte in der Vergangenheit nicht selten zu Konflikten zwischen vor allem Jugendlichen und Anwohnern, so dass 2012 ein nächtliches Alkoholverbot verhängt wurde.<br />
<br />
<br />
{|<br />
| [[Datei:A4 Ruhezone Goetheanlage.jpg | thumb | 220px]]<br />
| [[Datei:A4 Skagte4r Goethe.jpg | thumb | 220px]]<br />
| [[Datei:A4 Pärchen Goethe.jpg | thumb | 220px]]<br />
| [[Datei:Blick auf Herkules.jpg | thumb | 220px]]<br />
|}<br />
<br />
<br />
{|<br />
|[[Datei:A4 01 Img 9750.jpg | thumb | 220px]]<br />
|[[Datei:A4 03 Img 9751.jpg | thumb | 220px]]<br />
|[[Datei:A4 02 Img 9749.jpg | thumb | 220px]]<br />
|[[Datei:A4 04 Img 9747.jpg | thumb | 220px]]<br />
|}<br />
<br />
<br />
'''Der neu gestaltete westliche Bereich'''<br />
<br />
== Der Bau der Anlage==<br />
<br />
Die Goetheanlage mit ihrem hohen Freizeit- und Erholungswert für ganz verschiedene Bevölkerungsgruppen war eine nachhaltige Investition in die Zukunft. Realisiert wurde sie in der Zeit außerordentlicher wirtschaftlicher Schwierigkeiten, in der Zeit der Weltwirtschaftkrise. Eingeweiht wurde Sie unter dem Zeichen der Hakenkreuzes der Nationalsozialisten, die sich nicht nur hier mit dem schmückten, was die von ihnen so verachtete Republik geschaffen hatte.Der Bau der Anlage, der sicherlich auch Arbeitsplätze schuf oder erhielt, ist in einer eindrucksvollen Fotoserie im Stadtmuseum Kassel überliefert. Wir verdanken diesen Hinweis Dr. Alexander Link vom Stadtmuseum. Wahrscheinlich stammen die Fotos vom Planer der Anlage, Rudolf Stier, selbst - jedenfall ist das so überliefert.<br />
<br />
{|<br />
| [[Datei:A4 Baugrube 1990 GI 167 klein.jpg | thumb |300px]]<br />
| [[Datei:A4 Verrohrte Drusel 1 1990 GI 160 klein.jpg | thumb | 300px]]<br />
| [[Datei:A4 Lorenbahn 1 quer 1990 GI 165 klein.jpg | thumb | 300px]]<br />
|}<br />
<br />
{|<br />
| [[Datei:A4 Verrohrte Drusel 21990 GI 162 klein.jpg | thumb | 300px]]<br />
| [[Datei:A4 Loren 1990 GI 166 klein.jpg | thumb | 300px]]<br />
| [[Datei:Verrohrte3 Drusel 3 1990 GI 161 klein.jpg | thumb | 300px]]<br />
|}<br />
<br />
== Diakonissenhaus==<br />
<br />
Eine der größten Baustellen des Landes Hessen ist der Umbau des Diakonissenkrankenhauses, der sich in mehreren Bauabschnitten vollzieht. Als Riesenkubus entspricht er vermutlich den funktionalen Erfordernissen, zeigt aber in den Bezügen zur umgebenden Bebauung Defizite. Gliederungselemente, wie sie die gründerzeitliche Bebauungs vorgibt, werden nicht übernommen. Die Traufhöhen werden zum Teil deutlich überschritten. Der gelbliche Naturstein für die Fassaden ist zwar teuer, betont aber auch die Monumentalität des Gebäudekomplexes. Bedauerlich, dass hier nicht ein Architektenwettbewerb durchgeführt wurde.<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
<br />
[http://www.vorderer-westen.net/178/?L=0&no_cache=1&sword_list Kassel West zu den Radrennen]<br />
<br />
[http://www.stadt-kassel.de/imperia/md/content/cms01/06prokassel/senioren/er__ffnung_generationenparcours.pdf Generationenparcours]<br />
<br />
[https://www.facebook.com/fsvgoetheanlage FSV Goetheanlage Kassel e. V.]<br />
<br />
[http://www.nordhessen-online.com/wp-content/data/hundert/1935/a1935.htm Der Gartenarchitekt Rudolf Stier und das Bad Wilhelmshöhe]<br />
<br />
[http://www.druselpfad.de/ Zur Drusel und ihrer Kanalisierung]<br />
<br />
[http://www.diakonissenhaus-kassel.de/cms/de/22/Historie Zur Geschichte des Diakonissenhauses]<br />
<br />
== Dateien ==<br />
[[Image:FOTO]]<br />
[[Image:FOTO2]]<br />
<br />
<br />
== Literatur ==<br />
<br />
Astrid Heck / Sandra Schäfer, „Parks und Plätze in Kassel“ – ein Führer zu öffentlichen Freiräumen, Universität Gesamthochschule Kassel 1999<br />
<br />
Thomas Wiegand, Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Kulturdenkmäler in Hessen. Stadt Kassel II, hg. vom Landesamt für Denkmalpflege Hessen, Wiesbaden 2005</div>WMatthäushttp://geowest.vorderer-westen.net/index.php?title=Goetheanlage&diff=1759Goetheanlage2013-09-20T17:39:50Z<p>WMatthäus: /* Sehenswürdigkeiten / Besonderheiten */</p>
<hr />
<div>{| border="1" cellspacing="2" cellpadding="2" align="right"<br />
|- <br />
| align="center" colspan="2" | [[Datei:Vorlage_Bild.jpg|center|thumb|200px]]<br />
|-<br />
| align="center" colspan="2" style="background:#AACCCC;" | ''' Basisdaten '''<br />
|-<br />
|width="50"| ''' Adresse '''<br />
|width="200"| Hier steht die Adresse<br />
|-<br />
|width="50"| ''' Geo-Position '''<br />
|width="200"| Koordinaten<br />
|}<br />
== Kurzbeschreibung ==<br />
[[Datei:A4 oben Bau der Goetheanlage StA 0.001.765.jpg | thumb | 300px]]<br />
Die Goetheanlage wurde in den 1920er Jahren konzipiert und in der Zeit der Weltwirtschaftskrise bis 1933 als pflegeleichter Volksgarten für Spiel, Sport und Erholung realisiert. Diese Funktion erfüllt die Anlage auch heute noch in hohem Maße. Im Westen begrenzt die 1930 eingeweihte Heinrich-Schütz-Schule die Anlage, ein vorgesehenes Schulgebäude im Osten wurde nicht gebaut. Dort schließt sich der große Komplex der Diakonie-Kliniken an. Bei dem Bau der Grünanlage wurde die Drusel unterirdisch verrohrt. (Vgl. das Foto) Freizeitangebote in der Anlage sind ein Spielplatz, eine Basketballanlage und ein Generationenparcours. Der westliche Eingangsbereich wurde 2012/13 saniert. <br />
2012 hat sich der Freizeit- und Sportverein Goetheanlage Kassel gegründet, der die Nutzung der Anlage fördern will. Deren Beliebtheit für das Feiern von Partys führte in der Vergangenheit nicht selten zu Konflikten zwischen vor allem Jugendlichen und Anwohnern, so dass 2012 ein nächtliches Alkoholverbot verhängt wurde. <br />
[[Datei:A4 unten Goetheanlage Einweihung StA 0.001.760.jpg | thumb | 300px]]<br />
[[Datei:A$ Drusel Goethe.jpg | thumb | 300px]]<br />
<br />
== Geschichte ==<br />
Die Goetheanlage in Kassels Vorderem Westen wurde in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts konzipiert und bis 1933 realisiert. Es sollte ein pflegeleichter Volksgarten für Spiel und Sport werden, der mit einem Rundweg erbaut wurde. <br />
Planer der Goetheanlage war der Stadtgartendirektor Rudolf Stier zusammen mit dem Stadtbaurat Labes. Die Goetheanlage war der Ausdruck der geänderten städteplanerischen Proritäten nach dem 1. Weltkrieg. (vgl. Wiegand) <br />
Es sollte ein modernes Quartier erstellt werden mit Wohnungen und zwei Schulen; eine wurde allerdings nur gebaut. Die Goetheanlage wurde rechteckig angelegt. Begrenzt wird sie im Osten von der Huttenstraße, im Süden von der Herkulesstraße, im Westen von der Freiherr-vom-Stein-Straße und im Norden von der Goethestraße. Die umgebende Bebauung besteht aus fünfgeschossigen Wohnhäusern. Durch die notwendige Höhenstaffelung am nördlichen Hang wird die Bauzeile so gegliedert, dass Teilabschnitte wie eigenständige Gebäude wirken.<br />
Beteiligt am Bau waren die Baugenossenschaften 1889 (damals Arbeiter Bauverein) sowie die „Heimat“ Bau AG ( heute GWH). Die Grünfläche entstand anstelle von Bauplätzen, die die damalige Aschrottgesellschaft nicht mehr verwerten konnte. Das tiefliegende Bett der Drusel wurde daher kanalisiert und mit Müll und Bauschutt bis unterhalb des Niveaus der Goetheanlage aufgefüllt.<br />
<br />
Nach den weitreichenden Zerstörungen der Stadt im Oktober 1943 errichtete die Gestapo Kassel, die für den gesamten Regierungsbezirk zuständig war, in der Goetheanlage Baracken; daneben hatte sie eine Zweigstelle in Breitenau. Von hier aus wurden mörderiche Aktionen bis hin zu Massenmorden am Ende des Krieges geplant und angeordnet. Nach dem Krieg diente die Baracke der evangelischen Gemeinde Wehlheiden als Notkirche.<br />
<br />
In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg gab es das populäre Radrennen "Rund um die Goethanlage", das von der im Vorderen Westen ansässigen Firma Edelmann veranstaltet wurde.<br />
<br />
{|<br />
|[[Datei:A 4 Notkirche klein.jpg | thumb | 400px]]<br />
|[[Datei:A4 Radrennen.jpg | thumb | 400px]]<br />
|}<br />
== Architektur ==<br />
Der ‚pflegeleichte Volkspark’ passt gut in die Reformbewegungen im Wohnungsbau, wie wir sie in der Jahrhundertwende als Gegenpol zur überlasteten Mietskaserne erleben. Die Gesamtanlage wird durch die angrenzenden Architekturen räumlich klar begrenzt. An der Huttenstraße befindet sich eine Kindertagesstätte <br />
== Stadtplanung==<br />
[[Datei:A4 Blick auf Herkules.jpg | thumb | 300px]]<br />
<br />
<br />
Der Schaffung der Goetheanlage lag der am Anfang des letzten Jahrhunderts nicht selbstverständliche Gedanke zu Grunde, eine frei verfügbare Fläche für alle zu schaffen, einen "Volkspark". Stadtgartendirektor Rudolf Stier verwirklichte ihn und schuf eine rechteckige, am Rand von Bäumen und Sträuchern umgebene Fläche mit Ruhezonen und Aktivitätsbereichen. Diesem Nutzungsgedanken wurde die Anlage erst nach Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg und ihrer Neugestaltung durch Stadtgartendirketor von Eichel-Streiber wirklich gerecht. Das Gelände, das von der Drusel durchflossen wurde und von Aschrott auch als Bauland vorgesehen war,wurde nun ganz anders genutzt, indem die Drusel verrohrt und das Gelände aufgeschüttet wurde, das allerdings immer noch um eniges tiefer liegt, als die Goethestraße.<br />
<br />
In der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg wurden am westlichen Ende vor der Freiherr-vom-Stein-Straße betonierte Feuerlöschbecken angelegt, die in der Nachkriegszeit als Eisbahn im Winter, von Skatern und Basketballern (auch heute noch) genutzt wurden.<br />
<br />
Die einfache und prägnante Grundfigur der Goetheanlage wird im Osten von der Huttenstraße begrenzt und leitet hier rechtwinklig nach Norden in den Huttenplatz über. Diese städtebaulich schöne und interessante Platzfolge wird dann über den Stadthallenvorplatz weitergeführt. Die strenge achsiale Symmetrie der Anlage bis zum Säulenportikus und bis zu den Kolonnaden der Stadthalle vermittelt einen herrschaftlichen Charakter, der aufgrund der gesamten Komplexität anderer Stadt-Teile nicht störend sondern eher bescheiden empfunden wird.<br />
<br />
== Sehenswürdigkeiten / Besonderheiten ==<br />
[[Datei:A4 Spielplatz Goethe 50er.jpg | thumb | 300px]]<br />
<br />
Freizeitangebote in der Anlage sind ein Spielplatz, eine Basketballanlage und ein Generationenparcours. Der westliche Eingangsbereich wurde 2012/13 saniert.<br />
<br />
2012 hat sich der Freizeit und Sportverein Goetheanlage Kassel gegründet. Sein oberstes Anliegen ist es, "den Aufenthalt in der Goetheanlage Kassel für alle Besucher noch angenehmer und abwechselungsreicher zu gestalten. ... Desweiteren strebt der Verein nach Instandhaltung, Verbesserung und Reinhaltung der Anlage."<br />
<br />
Diesem Anliegen wird er - als einziger Verein im Vorderen Westen neben Kassel West e. V. - auch gerecht. Auf Facebook rief er im März 2013 auf:<br />
<br />
"Am Samstag ist Frühjahrsputz angesagt! Um 9 Uhr 30 Treffpunkt am Löschbecken um von den Stadtreinigern mit Werkzeugen ausgestattet zu werden. Es ist eine große Aufräumaktion die in ganz Kassel stattfindet. Jeder ist herzlich willkommen mit anzufassen um unsere geliebte Goetheanlage frisch und sauber für den Sommer zu machen der dann auch ruhig bald kommen darf!!!"<br />
<br />
Zur gleichen Zeit hieß es:<br />
<br />
"Im April steigt ein Basketball-Tunier in der Goethe dafür sind wir noch auf der Suche nach Fotos für den Flyer!<br />
Wer Bilder von der Goethe hat, postet diese einfach hier auf der Seite!"<br />
<br />
Die Beliebtheit der Anlage (häufig einfach "die Goethe" genannt) für das Feiern von Partys führte in der Vergangenheit nicht selten zu Konflikten zwischen vor allem Jugendlichen und Anwohnern, so dass 2012 ein nächtliches Alkoholverbot verhängt wurde.<br />
<br />
<br />
{|<br />
| [[Datei:A4 Ruhezone Goetheanlage.jpg | thumb | 220px]]<br />
| [[Datei:A4 Skagte4r Goethe.jpg | thumb | 220px]]<br />
| [[Datei:A4 Pärchen Goethe.jpg | thumb | 220px]]<br />
| [[Datei:Blick auf Herkules.jpg | thumb | 220px]]<br />
|}<br />
<br />
<br />
{|<br />
|[[Datei:A4 01 Img 9750.jpg | thumb | 220px]]<br />
|[[Datei:A4 03 Img 9751.jpg | thumb | 220px]]<br />
|[[Datei:A4 02 Img 9749.jpg | thumb | 220px]]<br />
|[[Datei:A4 04 Img 9747.jpg | thumb | 220px]]<br />
|}<br />
<br />
== Der Bau der Anlage==<br />
<br />
Die Goetheanlage mit ihrem hohen Freizeit- und Erholungswert für ganz verschiedene Bevölkerungsgruppen war eine nachhaltige Investition in die Zukunft. Realisiert wurde sie in der Zeit außerordentlicher wirtschaftlicher Schwierigkeiten, in der Zeit der Weltwirtschaftkrise. Eingeweiht wurde Sie unter dem Zeichen der Hakenkreuzes der Nationalsozialisten, die sich nicht nur hier mit dem schmückten, was die von ihnen so verachtete Republik geschaffen hatte.Der Bau der Anlage, der sicherlich auch Arbeitsplätze schuf oder erhielt, ist in einer eindrucksvollen Fotoserie im Stadtmuseum Kassel überliefert. Wir verdanken diesen Hinweis Dr. Alexander Link vom Stadtmuseum. Wahrscheinlich stammen die Fotos vom Planer der Anlage, Rudolf Stier, selbst - jedenfall ist das so überliefert.<br />
<br />
{|<br />
| [[Datei:A4 Baugrube 1990 GI 167 klein.jpg | thumb |300px]]<br />
| [[Datei:A4 Verrohrte Drusel 1 1990 GI 160 klein.jpg | thumb | 300px]]<br />
| [[Datei:A4 Lorenbahn 1 quer 1990 GI 165 klein.jpg | thumb | 300px]]<br />
|}<br />
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{|<br />
| [[Datei:A4 Verrohrte Drusel 21990 GI 162 klein.jpg | thumb | 300px]]<br />
| [[Datei:A4 Loren 1990 GI 166 klein.jpg | thumb | 300px]]<br />
| [[Datei:Verrohrte3 Drusel 3 1990 GI 161 klein.jpg | thumb | 300px]]<br />
|}<br />
<br />
== Diakonissenhaus==<br />
<br />
Eine der größten Baustellen des Landes Hessen ist der Umbau des Diakonissenkrankenhauses, der sich in mehreren Bauabschnitten vollzieht. Als Riesenkubus entspricht er vermutlich den funktionalen Erfordernissen, zeigt aber in den Bezügen zur umgebenden Bebauung Defizite. Gliederungselemente, wie sie die gründerzeitliche Bebauungs vorgibt, werden nicht übernommen. Die Traufhöhen werden zum Teil deutlich überschritten. Der gelbliche Naturstein für die Fassaden ist zwar teuer, betont aber auch die Monumentalität des Gebäudekomplexes. Bedauerlich, dass hier nicht ein Architektenwettbewerb durchgeführt wurde.<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
<br />
[http://www.vorderer-westen.net/178/?L=0&no_cache=1&sword_list Kassel West zu den Radrennen]<br />
<br />
[http://www.stadt-kassel.de/imperia/md/content/cms01/06prokassel/senioren/er__ffnung_generationenparcours.pdf Generationenparcours]<br />
<br />
[https://www.facebook.com/fsvgoetheanlage FSV Goetheanlage Kassel e. V.]<br />
<br />
[http://www.nordhessen-online.com/wp-content/data/hundert/1935/a1935.htm Der Gartenarchitekt Rudolf Stier und das Bad Wilhelmshöhe]<br />
<br />
[http://www.druselpfad.de/ Zur Drusel und ihrer Kanalisierung]<br />
<br />
[http://www.diakonissenhaus-kassel.de/cms/de/22/Historie Zur Geschichte des Diakonissenhauses]<br />
<br />
== Dateien ==<br />
[[Image:FOTO]]<br />
[[Image:FOTO2]]<br />
<br />
<br />
== Literatur ==<br />
<br />
Astrid Heck / Sandra Schäfer, „Parks und Plätze in Kassel“ – ein Führer zu öffentlichen Freiräumen, Universität Gesamthochschule Kassel 1999<br />
<br />
Thomas Wiegand, Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Kulturdenkmäler in Hessen. Stadt Kassel II, hg. vom Landesamt für Denkmalpflege Hessen, Wiesbaden 2005</div>WMatthäushttp://geowest.vorderer-westen.net/index.php?title=Datei:A4_04_Img_9747.jpg&diff=1758Datei:A4 04 Img 9747.jpg2013-09-20T17:39:06Z<p>WMatthäus: Spielplatz - 2013 (Foto Matthäus)</p>
<hr />
<div>Spielplatz - 2013 (Foto Matthäus)</div>WMatthäushttp://geowest.vorderer-westen.net/index.php?title=Datei:A4_02_Img_9749.jpg&diff=1757Datei:A4 02 Img 9749.jpg2013-09-20T17:37:40Z<p>WMatthäus: Spielplatz 2013 (Foto Matthäus)</p>
<hr />
<div>Spielplatz 2013 (Foto Matthäus)</div>WMatthäushttp://geowest.vorderer-westen.net/index.php?title=Datei:A4_03_Img_9751.jpg&diff=1756Datei:A4 03 Img 9751.jpg2013-09-20T17:35:27Z<p>WMatthäus: Mehrgenerationenparcours - 2013 (Foto Matthäus)</p>
<hr />
<div>Mehrgenerationenparcours - 2013 (Foto Matthäus)</div>WMatthäushttp://geowest.vorderer-westen.net/index.php?title=Datei:A4_01_Img_9750.jpg&diff=1755Datei:A4 01 Img 9750.jpg2013-09-20T17:33:04Z<p>WMatthäus: Eine Anlage für alle - 2013 (Foto Matthäus)</p>
<hr />
<div>Eine Anlage für alle - 2013 (Foto Matthäus)</div>WMatthäushttp://geowest.vorderer-westen.net/index.php?title=Goethe-Stern&diff=1754Goethe-Stern2013-09-20T17:16:14Z<p>WMatthäus: /* Kurzbeschreibung */</p>
<hr />
<div>{| border="1" cellspacing="2" cellpadding="2" align="right"<br />
|- <br />
| align="center" colspan="2" | [[Datei:Vorlage_Bild.jpg|center|thumb|200px]]<br />
|-<br />
| align="center" colspan="2" style="background:#AACCCC;" | ''' Basisdaten '''<br />
|-<br />
|width="50"| ''' Adresse '''<br />
|width="200"| Hier steht die Adresse<br />
|-<br />
|width="50"| ''' Geo-Position '''<br />
|width="200"| Koordinaten<br />
|}<br />
<br />
== Kurzbeschreibung ==<br />
[[Datei:B13 Plan Goethestern 1908.jpg | thumb | 300px]]<br />
[[Datei:B13 Goethestern-Wo236 28.jpg | thumb | 300px]]<br />
<br />
Etwa hundert Jahre lang war der Kreuzungsbereich dreier Straßen der Schrecken von Fußgängern und später Fahrschülern, ehe 1989 eine künstlerische Aktion die Asphaltwüste mit einer provisorischen Verkehrsinsel versah, auf der danach verschiedene künstlerische Objekte erschienen, aber wieder entfernt wurden. So eigneten sich Frauen den Ort als „Platz der widerstandleistenden Frauen“ an (am Rand lag das erste Frauenzentrum), hatten jedoch damit keinen dauerhaften Erfolg. Demgegenüber kam es zu einer nachhaltigen Verkehrsberuhigung, die seit etwa dem Jahr 2000 durch einen gärtnerisch gestalteten Schmuckplatz erreicht wird. Dieser wird dominiert durch zwei herausragende Beispiele des Jugendstils in Kassel. Lange befand sich zwischen Lassalle- und Pestalozzistraße eine Tankstelle. Sie wich einem Wohngebäude – so wie seit einigen Jahren sämtliche Tankstellen aus dem Stadtteil verschwunden sind. <br />
{|<br />
|[[Datei:B13 Verkehrsproblem 1979.jpg | thumb | 300px]]<br />
|[[Datei:B13 Platzoval.jpg | thumb | 200px]]<br />
|}<br />
<br />
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{|<br />
|[[Datei:B12 01 Img 9760.jpg | thumb | 220px]]<br />
|[[Datei:B13 02 Img 9761.jpg | thumb | 220px]]<br />
|[[Datei:B13 04 Img 9762.jpg | thumb | 220px]]<br />
|[[Datei:B13 05 Img 9775.jpg | thumb | 220px]]<br />
|}<br />
<br />
<br />
{|<br />
|[[Datei:B13 09 Img 9774.jpg | thumb | 220px]]<br />
|[[Datei:B13 06 Img 9771.jpg | thumb | 220px]]<br />
|[[Datei:B13 07 Img 9770.jpg | thumb | 220px]]<br />
|[[Datei:B13 08 Img 9773.jpg | thumb | 220px]]<br />
|}<br />
<br />
== Geschichte == <br />
[[Datei:B13 1991-EmmaMurks.jpg | thumb | 400px]]<br />
[[Datei:B13 Auftakt klein.jpg | thumb | 200px]]<br />
Ein Jahrhundert blieb die Kreuzung von drei Straßen nahezu unverändert. Jahrzehntelang war sie der Schrecken aller Fahrschüler, die im „Café Angst“ in unmittelbarer Nähe auf ihre Fahrstunde warteten. Als Platz, den zu überqueren für Fußgänger zum Abenteuer wurde, war sie nicht gedacht. Es bedurfte einer künstlerischen Aktion, um den Anstoß dafür zu geben, dass der erst seit einigen Jahren ganz offiziell als Goethestern bezeichnete Kreuzungsbereich sein heutiges Aussehen erhalten sollte.<br />
„Dass mal etwas auf dem Platz geschieht zum Wohlbefinden der Anwohner“ war eines der Ziele der Künstlergruppe „1 A Kassel“, die im September 1989 einen grünen Teppichboden, einen „Kunstrasen“, auf dem Asphalt in der Platzmitte auslegte und damit eine Verkehrsinsel schuf, deren verkehrsberuhigende Wirkung sich sofort zeigte. Die Aktion „Heimat, dein Stern“, zu der auch ein Rasenmähen und eine Gartenzwergparade gehörten, löste Initiativen - vor allem des Ortsbeirates - aus, die Insel auch weiterhin bestehen zu lassen. Waren sich hier alle im Prinzip einig, war der Weg frei für die Insel, so sollte es dennoch mehr als ein Jahrzehnt dauern, bis der „Platz“ seine heutige Gestaltung erhielt. Noch 1999 sprach die örtliche Presse von einer „Schande“, einer Tristesse im Vorderen Westen.<br />
War man offenkundig mit den Planungen einer „größtmöglichen Insel“ durch die Stadt einverstanden, so waren es vor allem Gestaltungs- und Finanzierungsfragen (der Orstbeirat versuchte immer wieder durch eigene Dispositionsmittel das Vorhaben voran zu bringen), die die Fertigstellung des Vorhabens zu einer unendlich scheinenden Geschichte werden ließen. Dabei gab es die heftigsten Auseinandersetzungen, als zur Walpurgisnacht 1991 Frauen aus der autonomen Frauen- und Lesbenszene sich den Platz aneigneten, ein feministisches Denkmal auf dem noch immer kahlen Oval errichteten und den Ort in „Platz der widerstandleistenden Frauen“ (um)benannten. Die Skulptur „Emma Murcks“ trat in Konkurrenz zu anderen Gestaltungsvorschlägen (vor allem von Friedel Deventer), 1992 aber auch zu einem zweiten Kunstwerk, als Ziggi Böttcher 1992 im Rahmen der documenta-Begleitaktion „Platz da!“ seine überdimensionale Steinschleuder errichtete, die ebenso wie die metallene Saboteurin 1993 wieder abgebaut wurde. <br />
Gestaltungsentwürfe gab es eine ganze Reihe: so die Idee, auf dem Oval die Dapolin-Tankstelle aufzustellen, die dem ICE-Bahnhof Wilhelmshöhe zum Opfer gefallen war, oder auch die zahlreichen in Modellform gekleideten Ideen für ein Denkmal auf dem Podest in der Mitte, die Schülerinnen und Schüler mehrerer Kasseler Schulen auf Anregung des Ortsbeirates entwarfen. Letztlich war die bestehende Tankstelle am Platz eher verschwunden und dort ein Wohngebäude („Goethestern“) errichtet als der Platz begrünt. Erst im Jahre 2000 meldete die HNA: „neuer Glanz für einen Stern“, nachdem Buchsbaumhecken und geplasterte Wege, angelegt worden waren, das Podest in der Mitte einer Buchsbaumpyramide gewichen, die Verkehrsinsel als Schmuckplatz angelegt war. Bänke und die heutige Bepflanzug kamen erst noch ein paar Jahre später hinzu, aber nicht ein Goethedenkmal, das im Stadthallengarten seinen Platz fand. In gleichen Jahr hatten Frauen ein zweites Denkmal errichtet, das nach wenigen Wochen wieder zerstört wurde.<br />
<br />
aus: Wolfgang Matthäus (Hg.), Plätze im Vorderen Westen. Geschichte(n) eines Kasseler Stadtteils, Kassel 2010<br />
<br />
== Architektur ==<br />
<br />
'''Eigentum vepflichtet - Kulturdenkmal Goethestraße 67''' <br />
<br />
Das fünfgeschossige Wohn- und Geschäftshaus an der Ecke Pestalozzistraße/Goethestraße ist in den letzten Jahrzehnten auf vorbildliche, mühsame und liebevolle Weise bis in die Details hinein restauriert worden. So viel Originales wie hier findet sich sonst nicht mehr im Vorderen Westen.<br />
Dass an und in dem 1905 fertig gestellten Gebäude heute nicht nur eine Fassade, sondern vor allem auch gründerzeitliche, vom Jugenstil geprägte Innenarchitektur zu bewundern ist, verdankt sich der Hauseigentümerin, die all dies hat restaurieren, zum Teil erst wieder freilegen lassen: Stuckdecken, Wandvertäfelungen, Jugendstilfliesen, bleiverglaste Fenster und Oberlichter, Deckenmalereien, Stuck, Dienstbotentreppen und andere Zeugnisse der Entstehungszeit - Zeugnisse des Repräsentationsbedürfnisses des Bürgertums zu Beginn des letzten Jahrhunderts.<br />
An das „bessere“ Publikum war nicht nur bei den Wohnungen, sondern auch bei der geschäftlichen Nutzung gedacht. Für das Erdgeschoss war ein Café vorgesehen, das diesem entsprechen sollte. In Anträgen zu seiner Konzessionierung (eine damals schwierige Angelegenheit) hieß es u. a.:<br />
[[Datei:B13 Goethestrasse 67 1998-2.jpg | thumb | 400px]]<br />
<br />
„In dem hier vorliegenden Stadtteil (…), in welchem doch wohl nur besseres Publikum wohnt und verkehrt, ist ein Lokal, wie es von mir zu eröffnen beabsichtigt wird, noch nicht vorhanden. Dass dieser Stadtteil in schneller und blühender Entwicklung begriffen ist, beweist die große Bautätigkeit, die dort herrscht. Abgesehen davon dürfen die bereits errichteten und bewohnten Gebäude und der überaus rege Verkehr, welcher die Kaiserstraße von und nach Wilhelmshöhe belebt, die Bejahung der Bedürfnisfrage genügend rechtfertigen.“ „Alle in der Nähe befindlichen Lokale sind nur ganz gewöhnliche Bierwirtschaften, in denen besseres Publikum nicht verkehren kann. Da aber in jener Gegend fast ausschließlich sogenanntes feines Publikum wohnt, so ist allerdings das Bedürfnis für ein besseres Cafè-Restaurant dort vorhanden. Für das sogenannte feinere in der Kaiserstraße und den Nachbarstraßen wohnende Publikum besteht somit kein Lokal, in dem es verkehren kann.“ „Die Räume erhalten Linoleumbelag, die Decken sind moderne Stuckdecken und die Wände haben hohe Holzlamperie mit Spiegeleinlagen. Das Café hat Centralheizung und elektrische Beleuchtung. Die Ausstattung der Räume soll behaglich sein und besten Ansprüchen genügen, und es wird beabsichtigt das Café so zu bewirtschaften, dass den im Westen wohnenden Herrschaften der weite Weg in die Königsstraße erspart bleibt.“ (Stadtarchiv Kassel A. 3.3.32, 2134, zit. nach Wiegand, S. 258)<br />
Das Café „Prinzenhof“ konnte schließlich 1906 eröffnen, später - bis 1923 - befand sich in den Räumlichkeiten die Gaststätte „Meiningerhof“. Die heutige gewerbliche Nutzung entspricht dem historischen Charakter des Hauses.<br />
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aus: Wolfgang Matthäus (Hg.), Plätze im Vorderen Westen. Geschichte(n) eines Kasseler Stadtteils, Kassel 2010<br />
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'''Die Randbebauung heute'''<br />
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==Frauenbewegung in Kassel==<br />
[[Datei:B13 Einweihung 2.jpg | thumb |300px]]<br />
[[Datei:B13 Einweihung 3.jpg | thumb | 300px]]<br />
n den 1970er Jahren zog der Geist der Zeit in die Goethestraße 67 ein. Mit einem Fest weihte die neu entstandene autonome Kasseler Frauenbewegung im Februar 1976 ihr Frauenzentrum in den Parterreräumlichkeiten zur Pestalozzistraße hin ein, die sich aber schon bald als zu klein erwiesen und zu einem Umzug in die Nähe, in das Haus Goethestraße/Ecke Reginastraße, führten, wo sich noch heute das Frauen- und Lesbenzentrum befindet. Von hier aus initiierten Frauen wichtige Projekte - zum Beispiel das Frauenhaus oder das Frauenmagazin „Krampfader“. Themen der Zeit waren vor allem der Paragraph 218, Sexualität, Lohn für Hausarbeit, Gewalt gegen Frauen, Benachteiligung von Mädchen und Frauen in fast allen gesellschaftlichen Bereichen. Im Frauenbuchladen Aradia in unmittelbarer Nähe des Zentrums in der Reginastraße konnten sich allein Frauen über all dies bestens informieren; er befindet sich heute nicht weit vom Goethestern in der Pestalozzistraße - jetzt auch offen für Männer.<br />
Die Goethestraße im Vorderen Westen war bereits vorher - zumindest zweitweise - die Heimat von zwei herausragenden Kämpferinnen für Gleichberechtigung: Nora Platiel wohnte in den 50er Jahren in der Goethestraße 150, später wenige Häuser weiter in der Goethestraße 130, wo die 1896 in einer jüdischen Kaufmannsfamilie geborene Sozialistin, Juristin und Politikerin 1979 starb. Der im Krieg ausgebombten Elisabeth Selbert, gleichfalls Juristin und Politikerin, eine der wenigen Mütter des Grundgesetzes und Hauptverantwortliche für die Formulierung eines strikten Gleichheitsgrundsatzes im Grundgesetz, wurde nach dem Krieg eine Wohnung in der Goethestraße 74 - nicht weit vom Goethestern - zugewiesen: Treffpunkt für den politischen Neubeginn in Kassel.<br />
Die Anfänge einer neuen Frauenbewegung lagen in Kassel bei Stundentinnen der Gesamthochschule. 1975 trat sie bei einer Demonstration gegen den § 218 zum ersten Mal öffentlich in Erscheinung. Unter dem Slogan: „Das Private ist politisch“ ging es ihr um „Selbsterfahrung, Selbsthilfe und Selbstreflexion über die Situation der Frau in der patriarchalischen Gesellschaft“. Mit den Räumlichkeiten in der Goethestraße 67 verfügten Frauen, die sonst in Kleingruppen arbeiteten, seit dem März 1976 über eine zentrale Einrichtung.<br />
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== Bedeutung der Straßennamen ==<br />
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'''Goethestraße'''<br />
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Johann Wolfgang von Goethe wird bis zum heutigen Tage als einer der größten deutschen Dichter und eine der herausragenden Persönlichkeiten der Weltliteratur gehandelt. Er war vielseitig begabt und wird aus diesem Grund nicht nur als bekanntester Vertreter der Weimarer Klassik, sondern auch als Politiker, Kunsttheoretiker und Naturwissenschaftler gepriesen. Während seiner Lebzeiten reiste er viel herum, besuchte viele Städte in Deutschland sowie auch in ganz Europa. Zu den mehrfach besuchten Städten gehörte auch die damalige Residenzstadt Kassel. Allerdings wird seine Vorliebe für die "mannigfachen Sehenswürdigkeiten" Kassels nur selten erwähnt. In dem Buch "Hier war Goethe nicht" konnte Kassel allerdings keine Erwähnung finden.<br />
Goethe wurde am 28. August 1749 in Frankfurt am Main geboren. Seine Mutter, Catharina Elisabeth von Goethe war die Tochter des Bürgermeisters von Frankfurt und sein Vater, Johann Caspar von Goethe, war anerkannter Staatsmann und im kaiserlichen Rat vertreten. Goethes Vater war von Anfang an sehr daran interessiert seinen einzigen Sohn zum Schultheißen in Frankfurt zu machen. Aus diesem Grund hat er ihn schon früh die Rechtsbücher studieren lassen. Deswegen verließ Goethe nach seiner unbeschwerten Kindheit Frankfurt und fuhr 1765 nach Leipzig, um dort Rechtswissenschaften zu studieren. Auf Grund von schwerer Krankheit konnte er sein Studium erst 1772 in Straßburg beenden. Noch im selben Jahr ging Goethe nach Wetzlar, um dort als Rechtspraktikant am Reichkammergericht zu arbeiten. Die Arbeit dort gefiel dem jungen Goethe allerdings nicht; zuwider war ihm die unaufhaltsame Korruption. Sein Interesse für Rechtswissenschaften, welches von Anfang an eher dem Interesse seines Vaters entsprach, verschwand immer mehr. Goethe entdeckte zunehmend seine Reiselust und widmete sich vollends der Poesie. 1774 hatte er mit "Die Leiden des Jungen Werther" seinen ersten großen Erfolg. <br />
Daraufhin ging der junge Dichter nach Weimar, wo er als Geheimer Legationsrat in die Dienste des Herzogs trat. 1779 wurde er schließlich zum Geheimrat befördert. Im selben Jahr besuchte Goethe zum ersten Mal Kassel. Er befand sich mit Herzog Karl August von Weimar auf der Reise in die Schweiz, als er am 14. September 1779 zum ersten Mal im "Posthaus" der Madame Goullon am Königsplatz abstieg. Auf dieser Durchreise machte Goethe Bekanntschaft mit dem jungen Forscher Georg Forster, mit dem er später im regen Briefkontakt stand. Während dieses Aufenthaltes schrieb Goethe in einem Brief an seine Freundin Charlotte von Stein folgendes: "Wir gehen unter den Cassler Herrlichkeiten herum und sehen eine Menge in uns hinein. Die Gemählde-Galerie hat mich sehr gelabt, wir sind wohl und lustig. Es war zeit, daß wir ins Wasser kamen. Schön Wetter haben wir bisher und klare Augen."<br />
Allmählich veränderte sich Goethes Weltanschauung. Die Zeit der Stürmer und Dränger war für ihn vorbei. Er wendete sich den ruhigen Formenschönheiten der Antike und der harmonischen Entfaltung der Persönlichkeiten nach dem Gesetz der Schönheit und Humanität zu. In dieser Phase des dichterischen Reifens fing Goethe außerdem an, sich mit den Naturwissenschaften auseinander zu setzen.<br />
1780 wurd Goethe als Lehrling in die Weimarer Loge Amalia aufgenommen und 1781 bereits zum Gesellen befördert. Nach seiner Ernennung zum Meister im Jahre 1782 machte er eine Reise in den Harz. Auf dieser Reise besuchte er erneut Kassel. Dieses Mal zeigte er dem Sohn seiner Freundin Charlotte von Stein, dem jungen Fritz von Stein, die Sehenswürdigkeiten Kassels. Erneut stieg er dabei in dem Posthaus am Königsplatz ab und besuchte mit Fritz von Stein wiederholt die Gemäldegalerie. Goethe befand sich zu dieser Zeit tief in seinen naturwissenschaftlichen Arbeiten. Deswegen untersuchte er an dem Schädel eines jungen Elefanten aus dem Kasseler Museum seine Theorien und machte bald darauf eine seiner wichtigsten naturwissenschaftlichen Erkenntnisse über die Rückbildung des menschlichen Zwischenkieferknochens. Diesen so genannten "Goethe-Elefanten" kann man heute noch im Naturkundemuseum bewundern.<br />
1786 machte Goethe erneut eine Reise. Er verließ Deutschland fluchtartig und reiste unter dem Namen "Filippo Miller" nach Italien. In Rom lernte er den Kasseler Maler Wilhelm Tischbein kennen, der dort einer seiner engsten Freunde wurde. In diesem Jahr entstand das berühmte Gemälde Tischbeins, welches Goethe als Reisenden in der römischen Campagna zeigt - allerdings mit zwei gleichen Füßen.<br />
Im Dezember 1792 - nachdem Goethe im "Koalitionskrieg" die "Kampagne in Frankreich" unterstützt hatte - war er erneut zu Gast im Kasseler "Posthaus". Goethe selbst schreibt: "Wie düster aber auch in der letzten und schwärzesten aller Nächte meine Gedanken mochten gewesen sein, so wurden sie auf einmal wieder aufgehellt, als ich in das mit hundert und aber hundert Lampen erleuchtete Cassel hineinfuhr. Bei diesem Anblick entwickelten sich vor meiner Seele alle Vorteile eines bürgerlich-städtischen Zusammenseins, die Wohlhäbigkeit eines jeden einzelnen in seiner von innen erleuchteten Wohnung und die behaglichen Anstalten zur Aufnahme der Fremden." Dieser Aufenthalt Goethes war nur sehr kurz, dennoch hat der Poet Zeit gefunden, erneut die Kasseler Gemäldegalerie aufzusuchen. Vom Herkules war er weniger begeistert.<br />
Im August 1801 besucht Goethe das letzte Mal Kassel. Dieses Mal in Begleitung von Christiane Vulpius, seines elfjährigen Sohnes August und von Professor Meyer. Zuvor schrieb Goethe seiner Lebensgefährtin in einem Brief: "Ich freue mich herzlich, Dich wiederzusehen und mit Dir in Cassel unter so viel neuen und schönen Sachen einige Tage zuzubringen. (…) In Cassel kannst du dir ein Hütchen kaufen und ein Kleid, sie haben die neusten Waren dort so gut als irgendwo."<br />
1808 wurde Goethe von Napoléon I. das Kreuz der Ehrenlegion verliehen. Im selben Jahr erschien neben der Gesamtausgabe seiner Werke Faust I. Die letzten Jahre Goethes waren sehr leidvoll. Der Verlust seines Freundes Schiller (1805), seiner Frau (1816) und seines einzigen Sohnes (1830) machten ihn zu einem sehr einsamen Menschen. Ein erneuter Blutsturz 1830 fesselte ihn an sein Bett, das er in den letzten Jahren seines Lebens kaum mehr verließ. Bis zu seinem Tod am 22. März 1832 arbeitete Johann Wolfgang von Goethe aktiv an Faust II, der sein großes Lebenswerk endgültig vollendete.<br />
Obwohl Goethe Kassel nur wenige Male besucht hat, hat er dennoch viele Spuren hinterlassen. So geht aus den zahlreichen Tagebucheinträgen und Briefen deutlich hervor, wie sehr Goethe die Bildergalerie, das Theater, die Museen, die Schlösser, den Bergpark und nicht zuletzt die hervorragenden Einkaufsmöglichkeiten in Kassel begeisterten. Besucher des Landesmuseums in Kassel können dort heute noch Goethes Eintragungen in die Besucherverzeichnisse vorfinden. Außerdem glauben viele Philologen, dass Goethe selbst bei der Niederschrift des 4. Aufzugs des Faust II an Kassel gedacht haben muss. Die Beschreibung des "Ortes der Sinnenlust" und die Erwähnung der "Teufelsbrücke" deuten daraufhin, dass Goethe sich vom Bergpark Wilhelmshöhe hat inspirieren lassen. <br />
Die Bezeichnung Goethestraße ist ein Ergebnis der Umbenennungen in der Nachkriegszeit. Ursprünglich war eine der wesentlichen Achse im Vorderen Westen nach dem Kaiser benannt, der später auf einigen Abschnitten der Erinnerung an den Ersten Weltkrieg weichen musste (Admiral Scheer Straße, Skagerrakplatz). (aus: Wolfgang Matthäus (Hg.), Vom Hohenzollernviertel zum Vorderen Westen. Straßennamen, Geschichte und "Geschichtspolitik", Kassel 2005)<br />
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'''Lassallestraße'''<br />
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Die Lassallestraße hieß bis 1949 Eulenburgstraße. Der Straßenname erinnert an die Gründungsgeschichte der deutschen Sozialdemokratie. Lassalle wurde am 11. April 1825 als Sohn des jüdischen Seidenhändlers Heyman Lassal und seiner Frau Rosalie Heitzfeld in Breslau geboren. Schon früh wurden Lassalles Scharfsinn und seine herausragenden rhetorischen Fähigkeiten deutlich. Heinrich Heine und Alexander von Humboldt bezeichneten ihn mehrfach als "Wunderkind" oder auch als den "neuen Mirabeau". <br />
Auf seinen eigenen Wunsch hin und gegen die Vorstellungen seines Vaters studierte Ferdinand Lassalle 1843-1846 Philosophie und Geschichte in Breslau und Berlin. Während dieser Zeit setzte er sich mit der Geschichtsphilosophie Hegels auseinander. Das Hegelsche Geschichtsdenken wurde nicht nur prägend, sondern auch verbindlich für Lassalle - sein ganzes Leben lang. Eine Universitätslaufbahn (als Dozent) blieb ihm allerdings auf Grund seiner jüdischen Herkunft verwehrt. Dennoch waren es weniger Wünsche nach Judenemanzipation, sondern vielmehr Lassalles demokratisch-revolutionäre Gesinnung sowie sozialistisch-kommunistischen Ideen, welche ihn nach der "Befreiung der Menschheit" streben ließen. Die frühsozialistischen Ideen von Louis Blanc und Joseph Proudhon hatte er auf einer Studienreise nach Paris (1845) kennen gelernt. <br />
Der Scheidungsprozess (1846-1854) der Gräfin Sophie Hatzfeldt, in welchem Lassalle oftmals als Bevollmächtigter der Gräfin agierte, verhalf ihm zu Rang und Namen. Im Verlauf dieses Prozess, den Lassalle selbst auch als einen politischen Kampf gegen die bestehenden sozialen Machtverhältnisse verstand, glänzte dieser mehrfach durch seine brillanten (Verteidigungs-) Reden, litt aber auch unter politischer Verfolgung. Der so genannte "Volksheld der demokratischen Revolution im Rheinland" wurde 1849 auf Grund seines aktiv revolutionären Handelns während der Revolution 1848/49 zu einer sechsmonatigen Haftstrafe wegen Beleidigung eines hohen Staatsbeamten verurteilt. Er musste deshalb die Zusammenarbeit mit Karl Marx und der "Neuen Rheinischen Zeitung" einstellen. Lassalle war zu dieser Zeit bereits nicht nur sehr populär ("Lassalle-Kult"), sondern seine Tätigkeiten hatten ihm auch die erwünschte finanzielle Unabhängigkeit eingebracht.<br />
In Anbetracht der gescheiterten Revolution und wiederholter Verhaftungen gehörte Lassalle zu denjenigen, die ihren demokratischen Prinzipien weiterhin treu blieben. In den fünfziger Jahren war er um schriftstellerisches und wissenschaftliches Ansehen in philosophischen Kreisen bemüht und publizierte seine philosophischen und politischen Ideen. In der Untersuchung "Die Philosophie des Herakleitos" (1857), zahlreichen anderen Schriften, vor allem aber in "Das System der erworbenen Rechte, eine Versöhnung des positiven Rechts und der Rechtsphilosophie" (1860-62) setzte er sich mit Hegel und dem liberalen Bürgertum auseinander und arbeitete heraus, dass ein gleiches Recht für alle erst in einer solidarischen Gesellschaft von politisch und sozial Gleichgestellten ohne (Besitz-) Privilegien zu erreichen sei. Auf ökonomischem Gebiet entwickelte er die These vom "ehernen Lohngesetz", die in der Arbeiterbewegung, vor allem von Marx, kritisiert wurde.<br />
1860-1862 unternahm Lassalle eine Reise durch die Schweiz und Italien. Hier machte er Bekanntschaft mit der national-italienischen revolutionären Bewegung. Durch seine Stellungnahmen zur Arbeiterfrage bekam er engeren Kontakt mit Arbeitervereinen und stieg in den letzten beiden Jahren seines kurzen Lebens zum unumstrittenen Führer und Organisator der ersten selbstständigen deutschen Arbeiterbewegung auf. Riesige Menschenmassen feierten stürmisch ihren erfolgreichen Kämpfer und Helden. Nachdem Lassalle 1862 einige Reden u.a. vor dem Berliner Arbeiterverein und dem Bürgerbezirksverein gehalten hatte, bat ihn das Leipziger Zentralkomitee ein Schreiben zu formulieren, in welchem er die Ziele und Aufgaben der Arbeiterbewegung darstellen sollte. Sein berühmtes "Offenes Antwortschreiben", welches das Lassalle'sche Arbeiterprogramm enthielt, wurde zum Statut des am 23. Mai 1863 gegründeten "Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins" (ADAV). Lassalle hatte die Abschaffung des verhassten Dreiklassenwahlrechts und die Beteiligung der Arbeiter an der Produktion sowie den Aufbau von Produktivassoziationen der Arbeiter mit staatlichen Hilfen gefordert, um soziale Ungleichheiten abzubauen. Er wurde zum ersten Präsidenten des ADAV gewählt und tat sehr viel, um die Ziele und das Programm der Arbeiterbewegung durchzusetzen. Dafür nahm er sogar Kontakt zu Otto von Bismarck auf. Die Gespräche führten allerdings zu keinem Erfolg.<br />
Auf dem Höhepunkt seines Wirkens kam es zu einem tragischen Zwischenfall. Lassalle erlag am 31. August 1864 einer Verletzung, die er sich bei einem Duell wegen einer Frauenaffäre in Genf zugezogen hatte.<br />
Lassalle war einer der führenden deutschen Theoretiker seiner Zeit. Zwar kritisierte Marx diesen mehrfach für seine Fehleinschätzungen sowie für die zum Teil utopischen Theorien, dennoch war Lassalle auch eindeutig ein willensstarker Mensch der Tat. Seine Ideen wirkten in der sozialdemokratischen Arbeitbewegung weiter; der ADAV vereinigte sich 1875 mit der von Liebknecht und Bebel 1869 gegründeten Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SDAP) zur Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands (SAP), die sich seit 1890 Sozialdemokratische Partei Deutschlands nannte. Im Vorderen Westen löste der "Urdemokrat" Lassalle 1947 einen konservativen Verteidiger der Klassengesellschaft des Kaiserreichs als Namenspatron ab, der die Sozialdemokratie heftig bekämpft hatte. (aus: Matthäus, a.a.O.)<br />
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'''Pestalozzistraße'''<br />
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Die ursprüngliche Prinzenstraße erfuhr nach dem Zweiten Weltkrieg eine fortschrittliche Umbenennung, sie wurde nach einem Pädagogen benannt, dessen Auffassungen noch heute bedeutsamt. In Deutschland gibt es wohl zahlreiche "Pestalozzi-Schulen" und auch -straßen.<br />
Johann Heinrich Pestalozzi wurde am 12. Januar 1746 in Zürich geboren. In erster Linie ist er als Erzieher und Schulreformer bekannt, war daneben aber auch Schriftsteller, Politiker und Philosoph. Seine Schriften und sein Wirken ließen ihn zum Wegbereiter der Volksschule werden. Er trat überzeugt für die Volksbildung ein, eine Bildung, die auch den unteren Gesellschaftsschichten zugänglich sein sollte - und nicht nur Prinzen. Dazu nahm erJean Jacques Rousseaus' Ideen auf und verknüpfte diese mit seinen beziehungsweise grenzte sie von eigenen Überzeugungen ab. <br />
Pestalozzi, der seinen Vater bereits in jungen Jahren verlor, besuchte von 1751-54 zunächst die Elementarschule. Hieran sollte sich der Besuch der Lateinschule sowie des Collegium humanitatis anschließen (1754-63). In den folgenden zwei Jahren widmete er sich seinem Philologie- sowie Philosophiestudium am Zürcher Collegium Carolinum (aufklärerische Ausrichtung).<br />
Stark geprägt wurde Pestalozzi durch die so genannte "Helvetische Gesellschaft", der er 1764 schließlich beitrat. Die Ideen dieser Gesellschaft gingen auf Montesquieu und Rousseau zurück. Kritisiert wurden neben der eher einer Oligarchie gleichende Demokratie Zürichs das als "verweichlicht" angesehene Leben der Städter sowie die Unterdrückung der Zürcher Landbevölkerung. Wie andere Mitglieder dieser Gesellschaft geriet auch Pestalozzi schließlich in den Verdacht, sich an Aufrufen gegen Entscheidungen des Züricher Stadtrates beteiligt zu haben, weshalb er am 31.1.1767 in städtischen Arrest genommen wurde.<br />
Für Pestalozzi stand von Beginn an die praktische Tätigkeit stark im Vordergrund. Aus diesem Grund brach er seine weiteren Studien in Theologie und Jura vorzeitig ab und beschäftigte sich mit der Landwirtschaft. Es stand in seiner Absicht, den Bauern ein Beispiel zu geben, wie sie ihre miserable Lage verbessern könnten. Doch dieses Vorhaben Pestalozzis scheiterte.<br />
Nach der Hochzeit mit Anna Schulthess 1769 gründete Pestalozzi gemeinsam mit seiner Frau auf dem Gut Neuhof im Aargau eine Erziehungsanstalt für arme Kinder. Hier wurde Arbeit mit schulischer Bildung verbunden. In den folgenden 20 Jahren widmete er sich in erster Linie der Schriftstellerei. So legte er in zahlreichen Büchern und Schriften seine Erziehungsgrundsätze dar. Um die bedeutendsten seiner Werke zu nennen: "Die Abendstunde eines Einsiedlers" (1780), in dem Pestalozzi sowohl an den mangelnden pädagogischen Kenntnissen in der Gesellschaft als auch an der schulischen Lehrmethodik Kritik übt, welche er durch eine naturgemäße Erziehung ersetzen wollte; "Lienhard und Gertrud" (1781-1787), welches zu einem Welterfolg werden sollte und mit dem er politische und bildungspolitische Zusammenhänge verdeutlichte; "Meine Nachforschungen über den Gang der Natur in der Entwicklung des Menschengeschlechts" (1797), worin eine Auseinandersetzung Pestalozzis mit der Französischen Revolution stattfindet und er die Ansicht vertritt, das "Menschengeschlecht", welches sich von einem "Naturzustand" zu einem "gesellschaftlichen Zustand" entwickelt habe, müsse sich nun zu einem sittlichen erheben; "Wie Gertrud ihre Kinder lehrt" (1801), in dem er seine pädagogischen Erfahrungen aus seiner praktischen Lehrtätigkeit niederschrieb. Anfänglich stützten sich Pestalozzis Überzeugungen noch deutlich auf die von Rousseau vermittelten Grundsätze, dies sollte sich später allerdings ändern. So revidierte er beispielsweise seine anfangs so kritische Einstellung gegenüber der Schule und trat nun für diese ein und war später nicht mehr von einem unbelasteten "Naturzustand" des Menschen überzeugt.<br />
Wirtschaftliche Gründe führten im Jahre 1780 zur Schließung der Gut Neuhofer Einrichtung. So befand er sich nun auf der Suche nach einer Möglichkeit, den Menschen seine volkserzieherischen Auffassungen zu vermitteln. Diese Möglichkeit bot ihm beispielsweise seine Anstellung als Redakteur beim "Helvetischen Volksblatt".<br />
Nachdem Pestalozzi 1792 von der französischen Nationalversammlung zum französischen Ehrenbürger erklärt worden war, übernahm er 1798 das Waisenhaus in Stans. Im kommenden Jahr fand die Gründung des Erziehungsinstituts in Burgdorf statt, in welchem er schließlich auch ein Lehrerseminar einrichtete. Im Jahre 1804 fand dessen Verlegung nach Yverdon statt. Hier wurden seine pädagogischen Grundsätze erprobt. Diese Zeit steht ganz im Zeichen weiterer pädagogischer Ausarbeitungen und Publikationen, die er häufig auch gemeinsam mit seinen Mitarbeitern erarbeitete. Dieses Institut sollte sich zu einem Zentrum der Lehrerbildung in Europa entwickeln. Doch auch diese Einrichtung musste - auf Grund von Unstimmigkeiten unter der Lehrerschaft bezüglich Pestalozzis Nachfolge - im Jahre 1825 geschlossen werden.<br />
Im Zentrum all seiner Bestrebungen stand stets das Ideal der bereits erwähnten Volksbildung. Pestalozzi forderte allgemeine Menschenbildung, Überwindung der Standesunterschiede und Anerkennung der Menschenwürde. Ferner bestand für ihn ein Zusammenhang zwischen Erziehung und politisch-sozialer und ökonomischer Umgebung. So stellte Erziehung für ihn den Ausgangspunkt für eine verbesserte soziale Umgebung dar. Seine so genannte "Idee der Elementarbildung" zielte auf eine Erziehung ab, die die Fähigkeiten von Kopf, Herz und Hand harmonisch miteinander vereinen sollte. Ein Grundsatz, der gerade heute wieder als sehr modern erscheint und als Grundlage pädagogischen Handelns vertreten wird. Pestalozzi war der Überzeugung, dass zu einer intellektuellen Bildung stets die Selbstständigkeit der Schüler gehöre.<br />
Johann Heinrich Pestalozzi starb am 17. Februar 1827 im Alter von 81 Jahren auf Gut Neuhof. Kaum ein anderer Pädagoge beeinflusste die Entwicklung der mitteleuropäischen Schule so grundlegend. Eine möglichst anschauliche Gestaltung des Schulunterrichts bleibt ein wesentlicher Aspekt der Pädagogik, die auf Pestalozzi zurückzuführen ist. (aus: Matthäus, a.a.O.)<br />
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== Weblinks ==<br />
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* Link 1<br />
* Link 2<br />
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== Dateien ==<br />
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== Literatur ==<br />
Wolfgang Matthäus (Hg.), Vom Hohenzollernviertel zum Vorderen Westen. Straßennamen, Geschichte und „Geschichtspolitik“, Kassel 2005<br />
<br />
Wolfgang Matthäus (Hg.), Plätze im Westen. Geschichte(n) eines Kasseler Stadtteils, Kassel 2010<br />
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Thomas Wiegand, Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Kulturdenkmäler in Hessen. Stadt Kassel II, hg. vom Landesamt für Denkmalpflege Hessen, Wiesbaden 2005</div>WMatthäushttp://geowest.vorderer-westen.net/index.php?title=Datei:B13_08_Img_9773.jpg&diff=1753Datei:B13 08 Img 9773.jpg2013-09-20T17:15:39Z<p>WMatthäus: Lassallestraße Richtung August-Bebel-Platz (Foto Matthäus)</p>
<hr />
<div>Lassallestraße Richtung August-Bebel-Platz (Foto Matthäus)</div>WMatthäushttp://geowest.vorderer-westen.net/index.php?title=Datei:B13_07_Img_9770.jpg&diff=1752Datei:B13 07 Img 9770.jpg2013-09-20T17:13:31Z<p>WMatthäus: Einmündungen Pestalozzistraße und Lassallestraße - hier war früher eine Tankstelle (Foto Matthäus).</p>
<hr />
<div>Einmündungen Pestalozzistraße und Lassallestraße - hier war früher eine Tankstelle (Foto Matthäus).</div>WMatthäushttp://geowest.vorderer-westen.net/index.php?title=Datei:B13_06_Img_9771.jpg&diff=1751Datei:B13 06 Img 9771.jpg2013-09-20T17:10:25Z<p>WMatthäus: Pestalozzistraße (Foto Matthäus)</p>
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<div>Pestalozzistraße (Foto Matthäus)</div>WMatthäushttp://geowest.vorderer-westen.net/index.php?title=Datei:B13_09_Img_9774.jpg&diff=1750Datei:B13 09 Img 9774.jpg2013-09-20T17:08:51Z<p>WMatthäus: Goethestraße (Foto Matthäus)</p>
<hr />
<div>Goethestraße (Foto Matthäus)</div>WMatthäushttp://geowest.vorderer-westen.net/index.php?title=Goethe-Stern&diff=1749Goethe-Stern2013-09-20T10:51:38Z<p>WMatthäus: /* Kurzbeschreibung */</p>
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<div>{| border="1" cellspacing="2" cellpadding="2" align="right"<br />
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| align="center" colspan="2" | [[Datei:Vorlage_Bild.jpg|center|thumb|200px]]<br />
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| align="center" colspan="2" style="background:#AACCCC;" | ''' Basisdaten '''<br />
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|width="200"| Hier steht die Adresse<br />
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|width="200"| Koordinaten<br />
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== Kurzbeschreibung ==<br />
[[Datei:B13 Plan Goethestern 1908.jpg | thumb | 300px]]<br />
[[Datei:B13 Goethestern-Wo236 28.jpg | thumb | 300px]]<br />
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Etwa hundert Jahre lang war der Kreuzungsbereich dreier Straßen der Schrecken von Fußgängern und später Fahrschülern, ehe 1989 eine künstlerische Aktion die Asphaltwüste mit einer provisorischen Verkehrsinsel versah, auf der danach verschiedene künstlerische Objekte erschienen, aber wieder entfernt wurden. So eigneten sich Frauen den Ort als „Platz der widerstandleistenden Frauen“ an (am Rand lag das erste Frauenzentrum), hatten jedoch damit keinen dauerhaften Erfolg. Demgegenüber kam es zu einer nachhaltigen Verkehrsberuhigung, die seit etwa dem Jahr 2000 durch einen gärtnerisch gestalteten Schmuckplatz erreicht wird. Dieser wird dominiert durch zwei herausragende Beispiele des Jugendstils in Kassel. Lange befand sich zwischen Lassalle- und Pestalozzistraße eine Tankstelle. Sie wich einem Wohngebäude – so wie seit einigen Jahren sämtliche Tankstellen aus dem Stadtteil verschwunden sind. <br />
{|<br />
|[[Datei:B13 Verkehrsproblem 1979.jpg | thumb | 300px]]<br />
|[[Datei:B13 Platzoval.jpg | thumb | 200px]]<br />
|}<br />
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{|<br />
|[[Datei:B12 01 Img 9760.jpg | thumb | 220px]]<br />
|[[Datei:B13 02 Img 9761.jpg | thumb | 220px]]<br />
|[[Datei:B13 04 Img 9762.jpg | thumb | 220px]]<br />
|[[Datei:B13 05 Img 9775.jpg | thumb | 220px]]<br />
|}<br />
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== Geschichte == <br />
[[Datei:B13 1991-EmmaMurks.jpg | thumb | 400px]]<br />
[[Datei:B13 Auftakt klein.jpg | thumb | 200px]]<br />
Ein Jahrhundert blieb die Kreuzung von drei Straßen nahezu unverändert. Jahrzehntelang war sie der Schrecken aller Fahrschüler, die im „Café Angst“ in unmittelbarer Nähe auf ihre Fahrstunde warteten. Als Platz, den zu überqueren für Fußgänger zum Abenteuer wurde, war sie nicht gedacht. Es bedurfte einer künstlerischen Aktion, um den Anstoß dafür zu geben, dass der erst seit einigen Jahren ganz offiziell als Goethestern bezeichnete Kreuzungsbereich sein heutiges Aussehen erhalten sollte.<br />
„Dass mal etwas auf dem Platz geschieht zum Wohlbefinden der Anwohner“ war eines der Ziele der Künstlergruppe „1 A Kassel“, die im September 1989 einen grünen Teppichboden, einen „Kunstrasen“, auf dem Asphalt in der Platzmitte auslegte und damit eine Verkehrsinsel schuf, deren verkehrsberuhigende Wirkung sich sofort zeigte. Die Aktion „Heimat, dein Stern“, zu der auch ein Rasenmähen und eine Gartenzwergparade gehörten, löste Initiativen - vor allem des Ortsbeirates - aus, die Insel auch weiterhin bestehen zu lassen. Waren sich hier alle im Prinzip einig, war der Weg frei für die Insel, so sollte es dennoch mehr als ein Jahrzehnt dauern, bis der „Platz“ seine heutige Gestaltung erhielt. Noch 1999 sprach die örtliche Presse von einer „Schande“, einer Tristesse im Vorderen Westen.<br />
War man offenkundig mit den Planungen einer „größtmöglichen Insel“ durch die Stadt einverstanden, so waren es vor allem Gestaltungs- und Finanzierungsfragen (der Orstbeirat versuchte immer wieder durch eigene Dispositionsmittel das Vorhaben voran zu bringen), die die Fertigstellung des Vorhabens zu einer unendlich scheinenden Geschichte werden ließen. Dabei gab es die heftigsten Auseinandersetzungen, als zur Walpurgisnacht 1991 Frauen aus der autonomen Frauen- und Lesbenszene sich den Platz aneigneten, ein feministisches Denkmal auf dem noch immer kahlen Oval errichteten und den Ort in „Platz der widerstandleistenden Frauen“ (um)benannten. Die Skulptur „Emma Murcks“ trat in Konkurrenz zu anderen Gestaltungsvorschlägen (vor allem von Friedel Deventer), 1992 aber auch zu einem zweiten Kunstwerk, als Ziggi Böttcher 1992 im Rahmen der documenta-Begleitaktion „Platz da!“ seine überdimensionale Steinschleuder errichtete, die ebenso wie die metallene Saboteurin 1993 wieder abgebaut wurde. <br />
Gestaltungsentwürfe gab es eine ganze Reihe: so die Idee, auf dem Oval die Dapolin-Tankstelle aufzustellen, die dem ICE-Bahnhof Wilhelmshöhe zum Opfer gefallen war, oder auch die zahlreichen in Modellform gekleideten Ideen für ein Denkmal auf dem Podest in der Mitte, die Schülerinnen und Schüler mehrerer Kasseler Schulen auf Anregung des Ortsbeirates entwarfen. Letztlich war die bestehende Tankstelle am Platz eher verschwunden und dort ein Wohngebäude („Goethestern“) errichtet als der Platz begrünt. Erst im Jahre 2000 meldete die HNA: „neuer Glanz für einen Stern“, nachdem Buchsbaumhecken und geplasterte Wege, angelegt worden waren, das Podest in der Mitte einer Buchsbaumpyramide gewichen, die Verkehrsinsel als Schmuckplatz angelegt war. Bänke und die heutige Bepflanzug kamen erst noch ein paar Jahre später hinzu, aber nicht ein Goethedenkmal, das im Stadthallengarten seinen Platz fand. In gleichen Jahr hatten Frauen ein zweites Denkmal errichtet, das nach wenigen Wochen wieder zerstört wurde.<br />
<br />
aus: Wolfgang Matthäus (Hg.), Plätze im Vorderen Westen. Geschichte(n) eines Kasseler Stadtteils, Kassel 2010<br />
<br />
== Architektur ==<br />
<br />
'''Eigentum vepflichtet - Kulturdenkmal Goethestraße 67''' <br />
<br />
Das fünfgeschossige Wohn- und Geschäftshaus an der Ecke Pestalozzistraße/Goethestraße ist in den letzten Jahrzehnten auf vorbildliche, mühsame und liebevolle Weise bis in die Details hinein restauriert worden. So viel Originales wie hier findet sich sonst nicht mehr im Vorderen Westen.<br />
Dass an und in dem 1905 fertig gestellten Gebäude heute nicht nur eine Fassade, sondern vor allem auch gründerzeitliche, vom Jugenstil geprägte Innenarchitektur zu bewundern ist, verdankt sich der Hauseigentümerin, die all dies hat restaurieren, zum Teil erst wieder freilegen lassen: Stuckdecken, Wandvertäfelungen, Jugendstilfliesen, bleiverglaste Fenster und Oberlichter, Deckenmalereien, Stuck, Dienstbotentreppen und andere Zeugnisse der Entstehungszeit - Zeugnisse des Repräsentationsbedürfnisses des Bürgertums zu Beginn des letzten Jahrhunderts.<br />
An das „bessere“ Publikum war nicht nur bei den Wohnungen, sondern auch bei der geschäftlichen Nutzung gedacht. Für das Erdgeschoss war ein Café vorgesehen, das diesem entsprechen sollte. In Anträgen zu seiner Konzessionierung (eine damals schwierige Angelegenheit) hieß es u. a.:<br />
[[Datei:B13 Goethestrasse 67 1998-2.jpg | thumb | 400px]]<br />
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„In dem hier vorliegenden Stadtteil (…), in welchem doch wohl nur besseres Publikum wohnt und verkehrt, ist ein Lokal, wie es von mir zu eröffnen beabsichtigt wird, noch nicht vorhanden. Dass dieser Stadtteil in schneller und blühender Entwicklung begriffen ist, beweist die große Bautätigkeit, die dort herrscht. Abgesehen davon dürfen die bereits errichteten und bewohnten Gebäude und der überaus rege Verkehr, welcher die Kaiserstraße von und nach Wilhelmshöhe belebt, die Bejahung der Bedürfnisfrage genügend rechtfertigen.“ „Alle in der Nähe befindlichen Lokale sind nur ganz gewöhnliche Bierwirtschaften, in denen besseres Publikum nicht verkehren kann. Da aber in jener Gegend fast ausschließlich sogenanntes feines Publikum wohnt, so ist allerdings das Bedürfnis für ein besseres Cafè-Restaurant dort vorhanden. Für das sogenannte feinere in der Kaiserstraße und den Nachbarstraßen wohnende Publikum besteht somit kein Lokal, in dem es verkehren kann.“ „Die Räume erhalten Linoleumbelag, die Decken sind moderne Stuckdecken und die Wände haben hohe Holzlamperie mit Spiegeleinlagen. Das Café hat Centralheizung und elektrische Beleuchtung. Die Ausstattung der Räume soll behaglich sein und besten Ansprüchen genügen, und es wird beabsichtigt das Café so zu bewirtschaften, dass den im Westen wohnenden Herrschaften der weite Weg in die Königsstraße erspart bleibt.“ (Stadtarchiv Kassel A. 3.3.32, 2134, zit. nach Wiegand, S. 258)<br />
Das Café „Prinzenhof“ konnte schließlich 1906 eröffnen, später - bis 1923 - befand sich in den Räumlichkeiten die Gaststätte „Meiningerhof“. Die heutige gewerbliche Nutzung entspricht dem historischen Charakter des Hauses.<br />
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aus: Wolfgang Matthäus (Hg.), Plätze im Vorderen Westen. Geschichte(n) eines Kasseler Stadtteils, Kassel 2010<br />
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'''Die Randbebauung heute'''<br />
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==Frauenbewegung in Kassel==<br />
[[Datei:B13 Einweihung 2.jpg | thumb |300px]]<br />
[[Datei:B13 Einweihung 3.jpg | thumb | 300px]]<br />
n den 1970er Jahren zog der Geist der Zeit in die Goethestraße 67 ein. Mit einem Fest weihte die neu entstandene autonome Kasseler Frauenbewegung im Februar 1976 ihr Frauenzentrum in den Parterreräumlichkeiten zur Pestalozzistraße hin ein, die sich aber schon bald als zu klein erwiesen und zu einem Umzug in die Nähe, in das Haus Goethestraße/Ecke Reginastraße, führten, wo sich noch heute das Frauen- und Lesbenzentrum befindet. Von hier aus initiierten Frauen wichtige Projekte - zum Beispiel das Frauenhaus oder das Frauenmagazin „Krampfader“. Themen der Zeit waren vor allem der Paragraph 218, Sexualität, Lohn für Hausarbeit, Gewalt gegen Frauen, Benachteiligung von Mädchen und Frauen in fast allen gesellschaftlichen Bereichen. Im Frauenbuchladen Aradia in unmittelbarer Nähe des Zentrums in der Reginastraße konnten sich allein Frauen über all dies bestens informieren; er befindet sich heute nicht weit vom Goethestern in der Pestalozzistraße - jetzt auch offen für Männer.<br />
Die Goethestraße im Vorderen Westen war bereits vorher - zumindest zweitweise - die Heimat von zwei herausragenden Kämpferinnen für Gleichberechtigung: Nora Platiel wohnte in den 50er Jahren in der Goethestraße 150, später wenige Häuser weiter in der Goethestraße 130, wo die 1896 in einer jüdischen Kaufmannsfamilie geborene Sozialistin, Juristin und Politikerin 1979 starb. Der im Krieg ausgebombten Elisabeth Selbert, gleichfalls Juristin und Politikerin, eine der wenigen Mütter des Grundgesetzes und Hauptverantwortliche für die Formulierung eines strikten Gleichheitsgrundsatzes im Grundgesetz, wurde nach dem Krieg eine Wohnung in der Goethestraße 74 - nicht weit vom Goethestern - zugewiesen: Treffpunkt für den politischen Neubeginn in Kassel.<br />
Die Anfänge einer neuen Frauenbewegung lagen in Kassel bei Stundentinnen der Gesamthochschule. 1975 trat sie bei einer Demonstration gegen den § 218 zum ersten Mal öffentlich in Erscheinung. Unter dem Slogan: „Das Private ist politisch“ ging es ihr um „Selbsterfahrung, Selbsthilfe und Selbstreflexion über die Situation der Frau in der patriarchalischen Gesellschaft“. Mit den Räumlichkeiten in der Goethestraße 67 verfügten Frauen, die sonst in Kleingruppen arbeiteten, seit dem März 1976 über eine zentrale Einrichtung.<br />
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== Bedeutung der Straßennamen ==<br />
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'''Goethestraße'''<br />
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Johann Wolfgang von Goethe wird bis zum heutigen Tage als einer der größten deutschen Dichter und eine der herausragenden Persönlichkeiten der Weltliteratur gehandelt. Er war vielseitig begabt und wird aus diesem Grund nicht nur als bekanntester Vertreter der Weimarer Klassik, sondern auch als Politiker, Kunsttheoretiker und Naturwissenschaftler gepriesen. Während seiner Lebzeiten reiste er viel herum, besuchte viele Städte in Deutschland sowie auch in ganz Europa. Zu den mehrfach besuchten Städten gehörte auch die damalige Residenzstadt Kassel. Allerdings wird seine Vorliebe für die "mannigfachen Sehenswürdigkeiten" Kassels nur selten erwähnt. In dem Buch "Hier war Goethe nicht" konnte Kassel allerdings keine Erwähnung finden.<br />
Goethe wurde am 28. August 1749 in Frankfurt am Main geboren. Seine Mutter, Catharina Elisabeth von Goethe war die Tochter des Bürgermeisters von Frankfurt und sein Vater, Johann Caspar von Goethe, war anerkannter Staatsmann und im kaiserlichen Rat vertreten. Goethes Vater war von Anfang an sehr daran interessiert seinen einzigen Sohn zum Schultheißen in Frankfurt zu machen. Aus diesem Grund hat er ihn schon früh die Rechtsbücher studieren lassen. Deswegen verließ Goethe nach seiner unbeschwerten Kindheit Frankfurt und fuhr 1765 nach Leipzig, um dort Rechtswissenschaften zu studieren. Auf Grund von schwerer Krankheit konnte er sein Studium erst 1772 in Straßburg beenden. Noch im selben Jahr ging Goethe nach Wetzlar, um dort als Rechtspraktikant am Reichkammergericht zu arbeiten. Die Arbeit dort gefiel dem jungen Goethe allerdings nicht; zuwider war ihm die unaufhaltsame Korruption. Sein Interesse für Rechtswissenschaften, welches von Anfang an eher dem Interesse seines Vaters entsprach, verschwand immer mehr. Goethe entdeckte zunehmend seine Reiselust und widmete sich vollends der Poesie. 1774 hatte er mit "Die Leiden des Jungen Werther" seinen ersten großen Erfolg. <br />
Daraufhin ging der junge Dichter nach Weimar, wo er als Geheimer Legationsrat in die Dienste des Herzogs trat. 1779 wurde er schließlich zum Geheimrat befördert. Im selben Jahr besuchte Goethe zum ersten Mal Kassel. Er befand sich mit Herzog Karl August von Weimar auf der Reise in die Schweiz, als er am 14. September 1779 zum ersten Mal im "Posthaus" der Madame Goullon am Königsplatz abstieg. Auf dieser Durchreise machte Goethe Bekanntschaft mit dem jungen Forscher Georg Forster, mit dem er später im regen Briefkontakt stand. Während dieses Aufenthaltes schrieb Goethe in einem Brief an seine Freundin Charlotte von Stein folgendes: "Wir gehen unter den Cassler Herrlichkeiten herum und sehen eine Menge in uns hinein. Die Gemählde-Galerie hat mich sehr gelabt, wir sind wohl und lustig. Es war zeit, daß wir ins Wasser kamen. Schön Wetter haben wir bisher und klare Augen."<br />
Allmählich veränderte sich Goethes Weltanschauung. Die Zeit der Stürmer und Dränger war für ihn vorbei. Er wendete sich den ruhigen Formenschönheiten der Antike und der harmonischen Entfaltung der Persönlichkeiten nach dem Gesetz der Schönheit und Humanität zu. In dieser Phase des dichterischen Reifens fing Goethe außerdem an, sich mit den Naturwissenschaften auseinander zu setzen.<br />
1780 wurd Goethe als Lehrling in die Weimarer Loge Amalia aufgenommen und 1781 bereits zum Gesellen befördert. Nach seiner Ernennung zum Meister im Jahre 1782 machte er eine Reise in den Harz. Auf dieser Reise besuchte er erneut Kassel. Dieses Mal zeigte er dem Sohn seiner Freundin Charlotte von Stein, dem jungen Fritz von Stein, die Sehenswürdigkeiten Kassels. Erneut stieg er dabei in dem Posthaus am Königsplatz ab und besuchte mit Fritz von Stein wiederholt die Gemäldegalerie. Goethe befand sich zu dieser Zeit tief in seinen naturwissenschaftlichen Arbeiten. Deswegen untersuchte er an dem Schädel eines jungen Elefanten aus dem Kasseler Museum seine Theorien und machte bald darauf eine seiner wichtigsten naturwissenschaftlichen Erkenntnisse über die Rückbildung des menschlichen Zwischenkieferknochens. Diesen so genannten "Goethe-Elefanten" kann man heute noch im Naturkundemuseum bewundern.<br />
1786 machte Goethe erneut eine Reise. Er verließ Deutschland fluchtartig und reiste unter dem Namen "Filippo Miller" nach Italien. In Rom lernte er den Kasseler Maler Wilhelm Tischbein kennen, der dort einer seiner engsten Freunde wurde. In diesem Jahr entstand das berühmte Gemälde Tischbeins, welches Goethe als Reisenden in der römischen Campagna zeigt - allerdings mit zwei gleichen Füßen.<br />
Im Dezember 1792 - nachdem Goethe im "Koalitionskrieg" die "Kampagne in Frankreich" unterstützt hatte - war er erneut zu Gast im Kasseler "Posthaus". Goethe selbst schreibt: "Wie düster aber auch in der letzten und schwärzesten aller Nächte meine Gedanken mochten gewesen sein, so wurden sie auf einmal wieder aufgehellt, als ich in das mit hundert und aber hundert Lampen erleuchtete Cassel hineinfuhr. Bei diesem Anblick entwickelten sich vor meiner Seele alle Vorteile eines bürgerlich-städtischen Zusammenseins, die Wohlhäbigkeit eines jeden einzelnen in seiner von innen erleuchteten Wohnung und die behaglichen Anstalten zur Aufnahme der Fremden." Dieser Aufenthalt Goethes war nur sehr kurz, dennoch hat der Poet Zeit gefunden, erneut die Kasseler Gemäldegalerie aufzusuchen. Vom Herkules war er weniger begeistert.<br />
Im August 1801 besucht Goethe das letzte Mal Kassel. Dieses Mal in Begleitung von Christiane Vulpius, seines elfjährigen Sohnes August und von Professor Meyer. Zuvor schrieb Goethe seiner Lebensgefährtin in einem Brief: "Ich freue mich herzlich, Dich wiederzusehen und mit Dir in Cassel unter so viel neuen und schönen Sachen einige Tage zuzubringen. (…) In Cassel kannst du dir ein Hütchen kaufen und ein Kleid, sie haben die neusten Waren dort so gut als irgendwo."<br />
1808 wurde Goethe von Napoléon I. das Kreuz der Ehrenlegion verliehen. Im selben Jahr erschien neben der Gesamtausgabe seiner Werke Faust I. Die letzten Jahre Goethes waren sehr leidvoll. Der Verlust seines Freundes Schiller (1805), seiner Frau (1816) und seines einzigen Sohnes (1830) machten ihn zu einem sehr einsamen Menschen. Ein erneuter Blutsturz 1830 fesselte ihn an sein Bett, das er in den letzten Jahren seines Lebens kaum mehr verließ. Bis zu seinem Tod am 22. März 1832 arbeitete Johann Wolfgang von Goethe aktiv an Faust II, der sein großes Lebenswerk endgültig vollendete.<br />
Obwohl Goethe Kassel nur wenige Male besucht hat, hat er dennoch viele Spuren hinterlassen. So geht aus den zahlreichen Tagebucheinträgen und Briefen deutlich hervor, wie sehr Goethe die Bildergalerie, das Theater, die Museen, die Schlösser, den Bergpark und nicht zuletzt die hervorragenden Einkaufsmöglichkeiten in Kassel begeisterten. Besucher des Landesmuseums in Kassel können dort heute noch Goethes Eintragungen in die Besucherverzeichnisse vorfinden. Außerdem glauben viele Philologen, dass Goethe selbst bei der Niederschrift des 4. Aufzugs des Faust II an Kassel gedacht haben muss. Die Beschreibung des "Ortes der Sinnenlust" und die Erwähnung der "Teufelsbrücke" deuten daraufhin, dass Goethe sich vom Bergpark Wilhelmshöhe hat inspirieren lassen. <br />
Die Bezeichnung Goethestraße ist ein Ergebnis der Umbenennungen in der Nachkriegszeit. Ursprünglich war eine der wesentlichen Achse im Vorderen Westen nach dem Kaiser benannt, der später auf einigen Abschnitten der Erinnerung an den Ersten Weltkrieg weichen musste (Admiral Scheer Straße, Skagerrakplatz). (aus: Wolfgang Matthäus (Hg.), Vom Hohenzollernviertel zum Vorderen Westen. Straßennamen, Geschichte und "Geschichtspolitik", Kassel 2005)<br />
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'''Lassallestraße'''<br />
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Die Lassallestraße hieß bis 1949 Eulenburgstraße. Der Straßenname erinnert an die Gründungsgeschichte der deutschen Sozialdemokratie. Lassalle wurde am 11. April 1825 als Sohn des jüdischen Seidenhändlers Heyman Lassal und seiner Frau Rosalie Heitzfeld in Breslau geboren. Schon früh wurden Lassalles Scharfsinn und seine herausragenden rhetorischen Fähigkeiten deutlich. Heinrich Heine und Alexander von Humboldt bezeichneten ihn mehrfach als "Wunderkind" oder auch als den "neuen Mirabeau". <br />
Auf seinen eigenen Wunsch hin und gegen die Vorstellungen seines Vaters studierte Ferdinand Lassalle 1843-1846 Philosophie und Geschichte in Breslau und Berlin. Während dieser Zeit setzte er sich mit der Geschichtsphilosophie Hegels auseinander. Das Hegelsche Geschichtsdenken wurde nicht nur prägend, sondern auch verbindlich für Lassalle - sein ganzes Leben lang. Eine Universitätslaufbahn (als Dozent) blieb ihm allerdings auf Grund seiner jüdischen Herkunft verwehrt. Dennoch waren es weniger Wünsche nach Judenemanzipation, sondern vielmehr Lassalles demokratisch-revolutionäre Gesinnung sowie sozialistisch-kommunistischen Ideen, welche ihn nach der "Befreiung der Menschheit" streben ließen. Die frühsozialistischen Ideen von Louis Blanc und Joseph Proudhon hatte er auf einer Studienreise nach Paris (1845) kennen gelernt. <br />
Der Scheidungsprozess (1846-1854) der Gräfin Sophie Hatzfeldt, in welchem Lassalle oftmals als Bevollmächtigter der Gräfin agierte, verhalf ihm zu Rang und Namen. Im Verlauf dieses Prozess, den Lassalle selbst auch als einen politischen Kampf gegen die bestehenden sozialen Machtverhältnisse verstand, glänzte dieser mehrfach durch seine brillanten (Verteidigungs-) Reden, litt aber auch unter politischer Verfolgung. Der so genannte "Volksheld der demokratischen Revolution im Rheinland" wurde 1849 auf Grund seines aktiv revolutionären Handelns während der Revolution 1848/49 zu einer sechsmonatigen Haftstrafe wegen Beleidigung eines hohen Staatsbeamten verurteilt. Er musste deshalb die Zusammenarbeit mit Karl Marx und der "Neuen Rheinischen Zeitung" einstellen. Lassalle war zu dieser Zeit bereits nicht nur sehr populär ("Lassalle-Kult"), sondern seine Tätigkeiten hatten ihm auch die erwünschte finanzielle Unabhängigkeit eingebracht.<br />
In Anbetracht der gescheiterten Revolution und wiederholter Verhaftungen gehörte Lassalle zu denjenigen, die ihren demokratischen Prinzipien weiterhin treu blieben. In den fünfziger Jahren war er um schriftstellerisches und wissenschaftliches Ansehen in philosophischen Kreisen bemüht und publizierte seine philosophischen und politischen Ideen. In der Untersuchung "Die Philosophie des Herakleitos" (1857), zahlreichen anderen Schriften, vor allem aber in "Das System der erworbenen Rechte, eine Versöhnung des positiven Rechts und der Rechtsphilosophie" (1860-62) setzte er sich mit Hegel und dem liberalen Bürgertum auseinander und arbeitete heraus, dass ein gleiches Recht für alle erst in einer solidarischen Gesellschaft von politisch und sozial Gleichgestellten ohne (Besitz-) Privilegien zu erreichen sei. Auf ökonomischem Gebiet entwickelte er die These vom "ehernen Lohngesetz", die in der Arbeiterbewegung, vor allem von Marx, kritisiert wurde.<br />
1860-1862 unternahm Lassalle eine Reise durch die Schweiz und Italien. Hier machte er Bekanntschaft mit der national-italienischen revolutionären Bewegung. Durch seine Stellungnahmen zur Arbeiterfrage bekam er engeren Kontakt mit Arbeitervereinen und stieg in den letzten beiden Jahren seines kurzen Lebens zum unumstrittenen Führer und Organisator der ersten selbstständigen deutschen Arbeiterbewegung auf. Riesige Menschenmassen feierten stürmisch ihren erfolgreichen Kämpfer und Helden. Nachdem Lassalle 1862 einige Reden u.a. vor dem Berliner Arbeiterverein und dem Bürgerbezirksverein gehalten hatte, bat ihn das Leipziger Zentralkomitee ein Schreiben zu formulieren, in welchem er die Ziele und Aufgaben der Arbeiterbewegung darstellen sollte. Sein berühmtes "Offenes Antwortschreiben", welches das Lassalle'sche Arbeiterprogramm enthielt, wurde zum Statut des am 23. Mai 1863 gegründeten "Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins" (ADAV). Lassalle hatte die Abschaffung des verhassten Dreiklassenwahlrechts und die Beteiligung der Arbeiter an der Produktion sowie den Aufbau von Produktivassoziationen der Arbeiter mit staatlichen Hilfen gefordert, um soziale Ungleichheiten abzubauen. Er wurde zum ersten Präsidenten des ADAV gewählt und tat sehr viel, um die Ziele und das Programm der Arbeiterbewegung durchzusetzen. Dafür nahm er sogar Kontakt zu Otto von Bismarck auf. Die Gespräche führten allerdings zu keinem Erfolg.<br />
Auf dem Höhepunkt seines Wirkens kam es zu einem tragischen Zwischenfall. Lassalle erlag am 31. August 1864 einer Verletzung, die er sich bei einem Duell wegen einer Frauenaffäre in Genf zugezogen hatte.<br />
Lassalle war einer der führenden deutschen Theoretiker seiner Zeit. Zwar kritisierte Marx diesen mehrfach für seine Fehleinschätzungen sowie für die zum Teil utopischen Theorien, dennoch war Lassalle auch eindeutig ein willensstarker Mensch der Tat. Seine Ideen wirkten in der sozialdemokratischen Arbeitbewegung weiter; der ADAV vereinigte sich 1875 mit der von Liebknecht und Bebel 1869 gegründeten Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SDAP) zur Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands (SAP), die sich seit 1890 Sozialdemokratische Partei Deutschlands nannte. Im Vorderen Westen löste der "Urdemokrat" Lassalle 1947 einen konservativen Verteidiger der Klassengesellschaft des Kaiserreichs als Namenspatron ab, der die Sozialdemokratie heftig bekämpft hatte. (aus: Matthäus, a.a.O.)<br />
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'''Pestalozzistraße'''<br />
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Die ursprüngliche Prinzenstraße erfuhr nach dem Zweiten Weltkrieg eine fortschrittliche Umbenennung, sie wurde nach einem Pädagogen benannt, dessen Auffassungen noch heute bedeutsamt. In Deutschland gibt es wohl zahlreiche "Pestalozzi-Schulen" und auch -straßen.<br />
Johann Heinrich Pestalozzi wurde am 12. Januar 1746 in Zürich geboren. In erster Linie ist er als Erzieher und Schulreformer bekannt, war daneben aber auch Schriftsteller, Politiker und Philosoph. Seine Schriften und sein Wirken ließen ihn zum Wegbereiter der Volksschule werden. Er trat überzeugt für die Volksbildung ein, eine Bildung, die auch den unteren Gesellschaftsschichten zugänglich sein sollte - und nicht nur Prinzen. Dazu nahm erJean Jacques Rousseaus' Ideen auf und verknüpfte diese mit seinen beziehungsweise grenzte sie von eigenen Überzeugungen ab. <br />
Pestalozzi, der seinen Vater bereits in jungen Jahren verlor, besuchte von 1751-54 zunächst die Elementarschule. Hieran sollte sich der Besuch der Lateinschule sowie des Collegium humanitatis anschließen (1754-63). In den folgenden zwei Jahren widmete er sich seinem Philologie- sowie Philosophiestudium am Zürcher Collegium Carolinum (aufklärerische Ausrichtung).<br />
Stark geprägt wurde Pestalozzi durch die so genannte "Helvetische Gesellschaft", der er 1764 schließlich beitrat. Die Ideen dieser Gesellschaft gingen auf Montesquieu und Rousseau zurück. Kritisiert wurden neben der eher einer Oligarchie gleichende Demokratie Zürichs das als "verweichlicht" angesehene Leben der Städter sowie die Unterdrückung der Zürcher Landbevölkerung. Wie andere Mitglieder dieser Gesellschaft geriet auch Pestalozzi schließlich in den Verdacht, sich an Aufrufen gegen Entscheidungen des Züricher Stadtrates beteiligt zu haben, weshalb er am 31.1.1767 in städtischen Arrest genommen wurde.<br />
Für Pestalozzi stand von Beginn an die praktische Tätigkeit stark im Vordergrund. Aus diesem Grund brach er seine weiteren Studien in Theologie und Jura vorzeitig ab und beschäftigte sich mit der Landwirtschaft. Es stand in seiner Absicht, den Bauern ein Beispiel zu geben, wie sie ihre miserable Lage verbessern könnten. Doch dieses Vorhaben Pestalozzis scheiterte.<br />
Nach der Hochzeit mit Anna Schulthess 1769 gründete Pestalozzi gemeinsam mit seiner Frau auf dem Gut Neuhof im Aargau eine Erziehungsanstalt für arme Kinder. Hier wurde Arbeit mit schulischer Bildung verbunden. In den folgenden 20 Jahren widmete er sich in erster Linie der Schriftstellerei. So legte er in zahlreichen Büchern und Schriften seine Erziehungsgrundsätze dar. Um die bedeutendsten seiner Werke zu nennen: "Die Abendstunde eines Einsiedlers" (1780), in dem Pestalozzi sowohl an den mangelnden pädagogischen Kenntnissen in der Gesellschaft als auch an der schulischen Lehrmethodik Kritik übt, welche er durch eine naturgemäße Erziehung ersetzen wollte; "Lienhard und Gertrud" (1781-1787), welches zu einem Welterfolg werden sollte und mit dem er politische und bildungspolitische Zusammenhänge verdeutlichte; "Meine Nachforschungen über den Gang der Natur in der Entwicklung des Menschengeschlechts" (1797), worin eine Auseinandersetzung Pestalozzis mit der Französischen Revolution stattfindet und er die Ansicht vertritt, das "Menschengeschlecht", welches sich von einem "Naturzustand" zu einem "gesellschaftlichen Zustand" entwickelt habe, müsse sich nun zu einem sittlichen erheben; "Wie Gertrud ihre Kinder lehrt" (1801), in dem er seine pädagogischen Erfahrungen aus seiner praktischen Lehrtätigkeit niederschrieb. Anfänglich stützten sich Pestalozzis Überzeugungen noch deutlich auf die von Rousseau vermittelten Grundsätze, dies sollte sich später allerdings ändern. So revidierte er beispielsweise seine anfangs so kritische Einstellung gegenüber der Schule und trat nun für diese ein und war später nicht mehr von einem unbelasteten "Naturzustand" des Menschen überzeugt.<br />
Wirtschaftliche Gründe führten im Jahre 1780 zur Schließung der Gut Neuhofer Einrichtung. So befand er sich nun auf der Suche nach einer Möglichkeit, den Menschen seine volkserzieherischen Auffassungen zu vermitteln. Diese Möglichkeit bot ihm beispielsweise seine Anstellung als Redakteur beim "Helvetischen Volksblatt".<br />
Nachdem Pestalozzi 1792 von der französischen Nationalversammlung zum französischen Ehrenbürger erklärt worden war, übernahm er 1798 das Waisenhaus in Stans. Im kommenden Jahr fand die Gründung des Erziehungsinstituts in Burgdorf statt, in welchem er schließlich auch ein Lehrerseminar einrichtete. Im Jahre 1804 fand dessen Verlegung nach Yverdon statt. Hier wurden seine pädagogischen Grundsätze erprobt. Diese Zeit steht ganz im Zeichen weiterer pädagogischer Ausarbeitungen und Publikationen, die er häufig auch gemeinsam mit seinen Mitarbeitern erarbeitete. Dieses Institut sollte sich zu einem Zentrum der Lehrerbildung in Europa entwickeln. Doch auch diese Einrichtung musste - auf Grund von Unstimmigkeiten unter der Lehrerschaft bezüglich Pestalozzis Nachfolge - im Jahre 1825 geschlossen werden.<br />
Im Zentrum all seiner Bestrebungen stand stets das Ideal der bereits erwähnten Volksbildung. Pestalozzi forderte allgemeine Menschenbildung, Überwindung der Standesunterschiede und Anerkennung der Menschenwürde. Ferner bestand für ihn ein Zusammenhang zwischen Erziehung und politisch-sozialer und ökonomischer Umgebung. So stellte Erziehung für ihn den Ausgangspunkt für eine verbesserte soziale Umgebung dar. Seine so genannte "Idee der Elementarbildung" zielte auf eine Erziehung ab, die die Fähigkeiten von Kopf, Herz und Hand harmonisch miteinander vereinen sollte. Ein Grundsatz, der gerade heute wieder als sehr modern erscheint und als Grundlage pädagogischen Handelns vertreten wird. Pestalozzi war der Überzeugung, dass zu einer intellektuellen Bildung stets die Selbstständigkeit der Schüler gehöre.<br />
Johann Heinrich Pestalozzi starb am 17. Februar 1827 im Alter von 81 Jahren auf Gut Neuhof. Kaum ein anderer Pädagoge beeinflusste die Entwicklung der mitteleuropäischen Schule so grundlegend. Eine möglichst anschauliche Gestaltung des Schulunterrichts bleibt ein wesentlicher Aspekt der Pädagogik, die auf Pestalozzi zurückzuführen ist. (aus: Matthäus, a.a.O.)<br />
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== Weblinks ==<br />
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* Link 1<br />
* Link 2<br />
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== Dateien ==<br />
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== Literatur ==<br />
Wolfgang Matthäus (Hg.), Vom Hohenzollernviertel zum Vorderen Westen. Straßennamen, Geschichte und „Geschichtspolitik“, Kassel 2005<br />
<br />
Wolfgang Matthäus (Hg.), Plätze im Westen. Geschichte(n) eines Kasseler Stadtteils, Kassel 2010<br />
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Thomas Wiegand, Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Kulturdenkmäler in Hessen. Stadt Kassel II, hg. vom Landesamt für Denkmalpflege Hessen, Wiesbaden 2005</div>WMatthäushttp://geowest.vorderer-westen.net/index.php?title=Goethe-Stern&diff=1748Goethe-Stern2013-09-20T10:51:09Z<p>WMatthäus: /* Kurzbeschreibung */</p>
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| align="center" colspan="2" | [[Datei:Vorlage_Bild.jpg|center|thumb|200px]]<br />
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| align="center" colspan="2" style="background:#AACCCC;" | ''' Basisdaten '''<br />
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|width="200"| Koordinaten<br />
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== Kurzbeschreibung ==<br />
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[[Datei:B13 Goethestern-Wo236 28.jpg | thumb | 300px]]<br />
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Etwa hundert Jahre lang war der Kreuzungsbereich dreier Straßen der Schrecken von Fußgängern und später Fahrschülern, ehe 1989 eine künstlerische Aktion die Asphaltwüste mit einer provisorischen Verkehrsinsel versah, auf der danach verschiedene künstlerische Objekte erschienen, aber wieder entfernt wurden. So eigneten sich Frauen den Ort als „Platz der widerstandleistenden Frauen“ an (am Rand lag das erste Frauenzentrum), hatten jedoch damit keinen dauerhaften Erfolg. Demgegenüber kam es zu einer nachhaltigen Verkehrsberuhigung, die seit etwa dem Jahr 2000 durch einen gärtnerisch gestalteten Schmuckplatz erreicht wird. Dieser wird dominiert durch zwei herausragende Beispiele des Jugendstils in Kassel. Lange befand sich zwischen Lassalle- und Pestalozzistraße eine Tankstelle. Sie wich einem Wohngebäude – so wie seit einigen Jahren sämtliche Tankstellen aus dem Stadtteil verschwunden sind. <br />
{|<br />
|[[Datei:B13 Verkehrsproblem 1979.jpg | thumb | 300px]]<br />
|[[Datei:B13 Platzoval.jpg | thumb | 200px]]<br />
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|[[Datei:B12 01 Img 9760.jpg | thumb | 250px]]<br />
|[[Datei:B13 02 Img 9761.jpg | thumb | 250px]]<br />
|[[Datei:B13 04 Img 9762.jpg | thumb | 250px]]<br />
|[[Datei:B13 05 Img 9775.jpg | thumb | 250px]]<br />
|}<br />
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== Geschichte == <br />
[[Datei:B13 1991-EmmaMurks.jpg | thumb | 400px]]<br />
[[Datei:B13 Auftakt klein.jpg | thumb | 200px]]<br />
Ein Jahrhundert blieb die Kreuzung von drei Straßen nahezu unverändert. Jahrzehntelang war sie der Schrecken aller Fahrschüler, die im „Café Angst“ in unmittelbarer Nähe auf ihre Fahrstunde warteten. Als Platz, den zu überqueren für Fußgänger zum Abenteuer wurde, war sie nicht gedacht. Es bedurfte einer künstlerischen Aktion, um den Anstoß dafür zu geben, dass der erst seit einigen Jahren ganz offiziell als Goethestern bezeichnete Kreuzungsbereich sein heutiges Aussehen erhalten sollte.<br />
„Dass mal etwas auf dem Platz geschieht zum Wohlbefinden der Anwohner“ war eines der Ziele der Künstlergruppe „1 A Kassel“, die im September 1989 einen grünen Teppichboden, einen „Kunstrasen“, auf dem Asphalt in der Platzmitte auslegte und damit eine Verkehrsinsel schuf, deren verkehrsberuhigende Wirkung sich sofort zeigte. Die Aktion „Heimat, dein Stern“, zu der auch ein Rasenmähen und eine Gartenzwergparade gehörten, löste Initiativen - vor allem des Ortsbeirates - aus, die Insel auch weiterhin bestehen zu lassen. Waren sich hier alle im Prinzip einig, war der Weg frei für die Insel, so sollte es dennoch mehr als ein Jahrzehnt dauern, bis der „Platz“ seine heutige Gestaltung erhielt. Noch 1999 sprach die örtliche Presse von einer „Schande“, einer Tristesse im Vorderen Westen.<br />
War man offenkundig mit den Planungen einer „größtmöglichen Insel“ durch die Stadt einverstanden, so waren es vor allem Gestaltungs- und Finanzierungsfragen (der Orstbeirat versuchte immer wieder durch eigene Dispositionsmittel das Vorhaben voran zu bringen), die die Fertigstellung des Vorhabens zu einer unendlich scheinenden Geschichte werden ließen. Dabei gab es die heftigsten Auseinandersetzungen, als zur Walpurgisnacht 1991 Frauen aus der autonomen Frauen- und Lesbenszene sich den Platz aneigneten, ein feministisches Denkmal auf dem noch immer kahlen Oval errichteten und den Ort in „Platz der widerstandleistenden Frauen“ (um)benannten. Die Skulptur „Emma Murcks“ trat in Konkurrenz zu anderen Gestaltungsvorschlägen (vor allem von Friedel Deventer), 1992 aber auch zu einem zweiten Kunstwerk, als Ziggi Böttcher 1992 im Rahmen der documenta-Begleitaktion „Platz da!“ seine überdimensionale Steinschleuder errichtete, die ebenso wie die metallene Saboteurin 1993 wieder abgebaut wurde. <br />
Gestaltungsentwürfe gab es eine ganze Reihe: so die Idee, auf dem Oval die Dapolin-Tankstelle aufzustellen, die dem ICE-Bahnhof Wilhelmshöhe zum Opfer gefallen war, oder auch die zahlreichen in Modellform gekleideten Ideen für ein Denkmal auf dem Podest in der Mitte, die Schülerinnen und Schüler mehrerer Kasseler Schulen auf Anregung des Ortsbeirates entwarfen. Letztlich war die bestehende Tankstelle am Platz eher verschwunden und dort ein Wohngebäude („Goethestern“) errichtet als der Platz begrünt. Erst im Jahre 2000 meldete die HNA: „neuer Glanz für einen Stern“, nachdem Buchsbaumhecken und geplasterte Wege, angelegt worden waren, das Podest in der Mitte einer Buchsbaumpyramide gewichen, die Verkehrsinsel als Schmuckplatz angelegt war. Bänke und die heutige Bepflanzug kamen erst noch ein paar Jahre später hinzu, aber nicht ein Goethedenkmal, das im Stadthallengarten seinen Platz fand. In gleichen Jahr hatten Frauen ein zweites Denkmal errichtet, das nach wenigen Wochen wieder zerstört wurde.<br />
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aus: Wolfgang Matthäus (Hg.), Plätze im Vorderen Westen. Geschichte(n) eines Kasseler Stadtteils, Kassel 2010<br />
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== Architektur ==<br />
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'''Eigentum vepflichtet - Kulturdenkmal Goethestraße 67''' <br />
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Das fünfgeschossige Wohn- und Geschäftshaus an der Ecke Pestalozzistraße/Goethestraße ist in den letzten Jahrzehnten auf vorbildliche, mühsame und liebevolle Weise bis in die Details hinein restauriert worden. So viel Originales wie hier findet sich sonst nicht mehr im Vorderen Westen.<br />
Dass an und in dem 1905 fertig gestellten Gebäude heute nicht nur eine Fassade, sondern vor allem auch gründerzeitliche, vom Jugenstil geprägte Innenarchitektur zu bewundern ist, verdankt sich der Hauseigentümerin, die all dies hat restaurieren, zum Teil erst wieder freilegen lassen: Stuckdecken, Wandvertäfelungen, Jugendstilfliesen, bleiverglaste Fenster und Oberlichter, Deckenmalereien, Stuck, Dienstbotentreppen und andere Zeugnisse der Entstehungszeit - Zeugnisse des Repräsentationsbedürfnisses des Bürgertums zu Beginn des letzten Jahrhunderts.<br />
An das „bessere“ Publikum war nicht nur bei den Wohnungen, sondern auch bei der geschäftlichen Nutzung gedacht. Für das Erdgeschoss war ein Café vorgesehen, das diesem entsprechen sollte. In Anträgen zu seiner Konzessionierung (eine damals schwierige Angelegenheit) hieß es u. a.:<br />
[[Datei:B13 Goethestrasse 67 1998-2.jpg | thumb | 400px]]<br />
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„In dem hier vorliegenden Stadtteil (…), in welchem doch wohl nur besseres Publikum wohnt und verkehrt, ist ein Lokal, wie es von mir zu eröffnen beabsichtigt wird, noch nicht vorhanden. Dass dieser Stadtteil in schneller und blühender Entwicklung begriffen ist, beweist die große Bautätigkeit, die dort herrscht. Abgesehen davon dürfen die bereits errichteten und bewohnten Gebäude und der überaus rege Verkehr, welcher die Kaiserstraße von und nach Wilhelmshöhe belebt, die Bejahung der Bedürfnisfrage genügend rechtfertigen.“ „Alle in der Nähe befindlichen Lokale sind nur ganz gewöhnliche Bierwirtschaften, in denen besseres Publikum nicht verkehren kann. Da aber in jener Gegend fast ausschließlich sogenanntes feines Publikum wohnt, so ist allerdings das Bedürfnis für ein besseres Cafè-Restaurant dort vorhanden. Für das sogenannte feinere in der Kaiserstraße und den Nachbarstraßen wohnende Publikum besteht somit kein Lokal, in dem es verkehren kann.“ „Die Räume erhalten Linoleumbelag, die Decken sind moderne Stuckdecken und die Wände haben hohe Holzlamperie mit Spiegeleinlagen. Das Café hat Centralheizung und elektrische Beleuchtung. Die Ausstattung der Räume soll behaglich sein und besten Ansprüchen genügen, und es wird beabsichtigt das Café so zu bewirtschaften, dass den im Westen wohnenden Herrschaften der weite Weg in die Königsstraße erspart bleibt.“ (Stadtarchiv Kassel A. 3.3.32, 2134, zit. nach Wiegand, S. 258)<br />
Das Café „Prinzenhof“ konnte schließlich 1906 eröffnen, später - bis 1923 - befand sich in den Räumlichkeiten die Gaststätte „Meiningerhof“. Die heutige gewerbliche Nutzung entspricht dem historischen Charakter des Hauses.<br />
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aus: Wolfgang Matthäus (Hg.), Plätze im Vorderen Westen. Geschichte(n) eines Kasseler Stadtteils, Kassel 2010<br />
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'''Die Randbebauung heute'''<br />
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==Frauenbewegung in Kassel==<br />
[[Datei:B13 Einweihung 2.jpg | thumb |300px]]<br />
[[Datei:B13 Einweihung 3.jpg | thumb | 300px]]<br />
n den 1970er Jahren zog der Geist der Zeit in die Goethestraße 67 ein. Mit einem Fest weihte die neu entstandene autonome Kasseler Frauenbewegung im Februar 1976 ihr Frauenzentrum in den Parterreräumlichkeiten zur Pestalozzistraße hin ein, die sich aber schon bald als zu klein erwiesen und zu einem Umzug in die Nähe, in das Haus Goethestraße/Ecke Reginastraße, führten, wo sich noch heute das Frauen- und Lesbenzentrum befindet. Von hier aus initiierten Frauen wichtige Projekte - zum Beispiel das Frauenhaus oder das Frauenmagazin „Krampfader“. Themen der Zeit waren vor allem der Paragraph 218, Sexualität, Lohn für Hausarbeit, Gewalt gegen Frauen, Benachteiligung von Mädchen und Frauen in fast allen gesellschaftlichen Bereichen. Im Frauenbuchladen Aradia in unmittelbarer Nähe des Zentrums in der Reginastraße konnten sich allein Frauen über all dies bestens informieren; er befindet sich heute nicht weit vom Goethestern in der Pestalozzistraße - jetzt auch offen für Männer.<br />
Die Goethestraße im Vorderen Westen war bereits vorher - zumindest zweitweise - die Heimat von zwei herausragenden Kämpferinnen für Gleichberechtigung: Nora Platiel wohnte in den 50er Jahren in der Goethestraße 150, später wenige Häuser weiter in der Goethestraße 130, wo die 1896 in einer jüdischen Kaufmannsfamilie geborene Sozialistin, Juristin und Politikerin 1979 starb. Der im Krieg ausgebombten Elisabeth Selbert, gleichfalls Juristin und Politikerin, eine der wenigen Mütter des Grundgesetzes und Hauptverantwortliche für die Formulierung eines strikten Gleichheitsgrundsatzes im Grundgesetz, wurde nach dem Krieg eine Wohnung in der Goethestraße 74 - nicht weit vom Goethestern - zugewiesen: Treffpunkt für den politischen Neubeginn in Kassel.<br />
Die Anfänge einer neuen Frauenbewegung lagen in Kassel bei Stundentinnen der Gesamthochschule. 1975 trat sie bei einer Demonstration gegen den § 218 zum ersten Mal öffentlich in Erscheinung. Unter dem Slogan: „Das Private ist politisch“ ging es ihr um „Selbsterfahrung, Selbsthilfe und Selbstreflexion über die Situation der Frau in der patriarchalischen Gesellschaft“. Mit den Räumlichkeiten in der Goethestraße 67 verfügten Frauen, die sonst in Kleingruppen arbeiteten, seit dem März 1976 über eine zentrale Einrichtung.<br />
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== Bedeutung der Straßennamen ==<br />
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'''Goethestraße'''<br />
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Johann Wolfgang von Goethe wird bis zum heutigen Tage als einer der größten deutschen Dichter und eine der herausragenden Persönlichkeiten der Weltliteratur gehandelt. Er war vielseitig begabt und wird aus diesem Grund nicht nur als bekanntester Vertreter der Weimarer Klassik, sondern auch als Politiker, Kunsttheoretiker und Naturwissenschaftler gepriesen. Während seiner Lebzeiten reiste er viel herum, besuchte viele Städte in Deutschland sowie auch in ganz Europa. Zu den mehrfach besuchten Städten gehörte auch die damalige Residenzstadt Kassel. Allerdings wird seine Vorliebe für die "mannigfachen Sehenswürdigkeiten" Kassels nur selten erwähnt. In dem Buch "Hier war Goethe nicht" konnte Kassel allerdings keine Erwähnung finden.<br />
Goethe wurde am 28. August 1749 in Frankfurt am Main geboren. Seine Mutter, Catharina Elisabeth von Goethe war die Tochter des Bürgermeisters von Frankfurt und sein Vater, Johann Caspar von Goethe, war anerkannter Staatsmann und im kaiserlichen Rat vertreten. Goethes Vater war von Anfang an sehr daran interessiert seinen einzigen Sohn zum Schultheißen in Frankfurt zu machen. Aus diesem Grund hat er ihn schon früh die Rechtsbücher studieren lassen. Deswegen verließ Goethe nach seiner unbeschwerten Kindheit Frankfurt und fuhr 1765 nach Leipzig, um dort Rechtswissenschaften zu studieren. Auf Grund von schwerer Krankheit konnte er sein Studium erst 1772 in Straßburg beenden. Noch im selben Jahr ging Goethe nach Wetzlar, um dort als Rechtspraktikant am Reichkammergericht zu arbeiten. Die Arbeit dort gefiel dem jungen Goethe allerdings nicht; zuwider war ihm die unaufhaltsame Korruption. Sein Interesse für Rechtswissenschaften, welches von Anfang an eher dem Interesse seines Vaters entsprach, verschwand immer mehr. Goethe entdeckte zunehmend seine Reiselust und widmete sich vollends der Poesie. 1774 hatte er mit "Die Leiden des Jungen Werther" seinen ersten großen Erfolg. <br />
Daraufhin ging der junge Dichter nach Weimar, wo er als Geheimer Legationsrat in die Dienste des Herzogs trat. 1779 wurde er schließlich zum Geheimrat befördert. Im selben Jahr besuchte Goethe zum ersten Mal Kassel. Er befand sich mit Herzog Karl August von Weimar auf der Reise in die Schweiz, als er am 14. September 1779 zum ersten Mal im "Posthaus" der Madame Goullon am Königsplatz abstieg. Auf dieser Durchreise machte Goethe Bekanntschaft mit dem jungen Forscher Georg Forster, mit dem er später im regen Briefkontakt stand. Während dieses Aufenthaltes schrieb Goethe in einem Brief an seine Freundin Charlotte von Stein folgendes: "Wir gehen unter den Cassler Herrlichkeiten herum und sehen eine Menge in uns hinein. Die Gemählde-Galerie hat mich sehr gelabt, wir sind wohl und lustig. Es war zeit, daß wir ins Wasser kamen. Schön Wetter haben wir bisher und klare Augen."<br />
Allmählich veränderte sich Goethes Weltanschauung. Die Zeit der Stürmer und Dränger war für ihn vorbei. Er wendete sich den ruhigen Formenschönheiten der Antike und der harmonischen Entfaltung der Persönlichkeiten nach dem Gesetz der Schönheit und Humanität zu. In dieser Phase des dichterischen Reifens fing Goethe außerdem an, sich mit den Naturwissenschaften auseinander zu setzen.<br />
1780 wurd Goethe als Lehrling in die Weimarer Loge Amalia aufgenommen und 1781 bereits zum Gesellen befördert. Nach seiner Ernennung zum Meister im Jahre 1782 machte er eine Reise in den Harz. Auf dieser Reise besuchte er erneut Kassel. Dieses Mal zeigte er dem Sohn seiner Freundin Charlotte von Stein, dem jungen Fritz von Stein, die Sehenswürdigkeiten Kassels. Erneut stieg er dabei in dem Posthaus am Königsplatz ab und besuchte mit Fritz von Stein wiederholt die Gemäldegalerie. Goethe befand sich zu dieser Zeit tief in seinen naturwissenschaftlichen Arbeiten. Deswegen untersuchte er an dem Schädel eines jungen Elefanten aus dem Kasseler Museum seine Theorien und machte bald darauf eine seiner wichtigsten naturwissenschaftlichen Erkenntnisse über die Rückbildung des menschlichen Zwischenkieferknochens. Diesen so genannten "Goethe-Elefanten" kann man heute noch im Naturkundemuseum bewundern.<br />
1786 machte Goethe erneut eine Reise. Er verließ Deutschland fluchtartig und reiste unter dem Namen "Filippo Miller" nach Italien. In Rom lernte er den Kasseler Maler Wilhelm Tischbein kennen, der dort einer seiner engsten Freunde wurde. In diesem Jahr entstand das berühmte Gemälde Tischbeins, welches Goethe als Reisenden in der römischen Campagna zeigt - allerdings mit zwei gleichen Füßen.<br />
Im Dezember 1792 - nachdem Goethe im "Koalitionskrieg" die "Kampagne in Frankreich" unterstützt hatte - war er erneut zu Gast im Kasseler "Posthaus". Goethe selbst schreibt: "Wie düster aber auch in der letzten und schwärzesten aller Nächte meine Gedanken mochten gewesen sein, so wurden sie auf einmal wieder aufgehellt, als ich in das mit hundert und aber hundert Lampen erleuchtete Cassel hineinfuhr. Bei diesem Anblick entwickelten sich vor meiner Seele alle Vorteile eines bürgerlich-städtischen Zusammenseins, die Wohlhäbigkeit eines jeden einzelnen in seiner von innen erleuchteten Wohnung und die behaglichen Anstalten zur Aufnahme der Fremden." Dieser Aufenthalt Goethes war nur sehr kurz, dennoch hat der Poet Zeit gefunden, erneut die Kasseler Gemäldegalerie aufzusuchen. Vom Herkules war er weniger begeistert.<br />
Im August 1801 besucht Goethe das letzte Mal Kassel. Dieses Mal in Begleitung von Christiane Vulpius, seines elfjährigen Sohnes August und von Professor Meyer. Zuvor schrieb Goethe seiner Lebensgefährtin in einem Brief: "Ich freue mich herzlich, Dich wiederzusehen und mit Dir in Cassel unter so viel neuen und schönen Sachen einige Tage zuzubringen. (…) In Cassel kannst du dir ein Hütchen kaufen und ein Kleid, sie haben die neusten Waren dort so gut als irgendwo."<br />
1808 wurde Goethe von Napoléon I. das Kreuz der Ehrenlegion verliehen. Im selben Jahr erschien neben der Gesamtausgabe seiner Werke Faust I. Die letzten Jahre Goethes waren sehr leidvoll. Der Verlust seines Freundes Schiller (1805), seiner Frau (1816) und seines einzigen Sohnes (1830) machten ihn zu einem sehr einsamen Menschen. Ein erneuter Blutsturz 1830 fesselte ihn an sein Bett, das er in den letzten Jahren seines Lebens kaum mehr verließ. Bis zu seinem Tod am 22. März 1832 arbeitete Johann Wolfgang von Goethe aktiv an Faust II, der sein großes Lebenswerk endgültig vollendete.<br />
Obwohl Goethe Kassel nur wenige Male besucht hat, hat er dennoch viele Spuren hinterlassen. So geht aus den zahlreichen Tagebucheinträgen und Briefen deutlich hervor, wie sehr Goethe die Bildergalerie, das Theater, die Museen, die Schlösser, den Bergpark und nicht zuletzt die hervorragenden Einkaufsmöglichkeiten in Kassel begeisterten. Besucher des Landesmuseums in Kassel können dort heute noch Goethes Eintragungen in die Besucherverzeichnisse vorfinden. Außerdem glauben viele Philologen, dass Goethe selbst bei der Niederschrift des 4. Aufzugs des Faust II an Kassel gedacht haben muss. Die Beschreibung des "Ortes der Sinnenlust" und die Erwähnung der "Teufelsbrücke" deuten daraufhin, dass Goethe sich vom Bergpark Wilhelmshöhe hat inspirieren lassen. <br />
Die Bezeichnung Goethestraße ist ein Ergebnis der Umbenennungen in der Nachkriegszeit. Ursprünglich war eine der wesentlichen Achse im Vorderen Westen nach dem Kaiser benannt, der später auf einigen Abschnitten der Erinnerung an den Ersten Weltkrieg weichen musste (Admiral Scheer Straße, Skagerrakplatz). (aus: Wolfgang Matthäus (Hg.), Vom Hohenzollernviertel zum Vorderen Westen. Straßennamen, Geschichte und "Geschichtspolitik", Kassel 2005)<br />
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'''Lassallestraße'''<br />
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Die Lassallestraße hieß bis 1949 Eulenburgstraße. Der Straßenname erinnert an die Gründungsgeschichte der deutschen Sozialdemokratie. Lassalle wurde am 11. April 1825 als Sohn des jüdischen Seidenhändlers Heyman Lassal und seiner Frau Rosalie Heitzfeld in Breslau geboren. Schon früh wurden Lassalles Scharfsinn und seine herausragenden rhetorischen Fähigkeiten deutlich. Heinrich Heine und Alexander von Humboldt bezeichneten ihn mehrfach als "Wunderkind" oder auch als den "neuen Mirabeau". <br />
Auf seinen eigenen Wunsch hin und gegen die Vorstellungen seines Vaters studierte Ferdinand Lassalle 1843-1846 Philosophie und Geschichte in Breslau und Berlin. Während dieser Zeit setzte er sich mit der Geschichtsphilosophie Hegels auseinander. Das Hegelsche Geschichtsdenken wurde nicht nur prägend, sondern auch verbindlich für Lassalle - sein ganzes Leben lang. Eine Universitätslaufbahn (als Dozent) blieb ihm allerdings auf Grund seiner jüdischen Herkunft verwehrt. Dennoch waren es weniger Wünsche nach Judenemanzipation, sondern vielmehr Lassalles demokratisch-revolutionäre Gesinnung sowie sozialistisch-kommunistischen Ideen, welche ihn nach der "Befreiung der Menschheit" streben ließen. Die frühsozialistischen Ideen von Louis Blanc und Joseph Proudhon hatte er auf einer Studienreise nach Paris (1845) kennen gelernt. <br />
Der Scheidungsprozess (1846-1854) der Gräfin Sophie Hatzfeldt, in welchem Lassalle oftmals als Bevollmächtigter der Gräfin agierte, verhalf ihm zu Rang und Namen. Im Verlauf dieses Prozess, den Lassalle selbst auch als einen politischen Kampf gegen die bestehenden sozialen Machtverhältnisse verstand, glänzte dieser mehrfach durch seine brillanten (Verteidigungs-) Reden, litt aber auch unter politischer Verfolgung. Der so genannte "Volksheld der demokratischen Revolution im Rheinland" wurde 1849 auf Grund seines aktiv revolutionären Handelns während der Revolution 1848/49 zu einer sechsmonatigen Haftstrafe wegen Beleidigung eines hohen Staatsbeamten verurteilt. Er musste deshalb die Zusammenarbeit mit Karl Marx und der "Neuen Rheinischen Zeitung" einstellen. Lassalle war zu dieser Zeit bereits nicht nur sehr populär ("Lassalle-Kult"), sondern seine Tätigkeiten hatten ihm auch die erwünschte finanzielle Unabhängigkeit eingebracht.<br />
In Anbetracht der gescheiterten Revolution und wiederholter Verhaftungen gehörte Lassalle zu denjenigen, die ihren demokratischen Prinzipien weiterhin treu blieben. In den fünfziger Jahren war er um schriftstellerisches und wissenschaftliches Ansehen in philosophischen Kreisen bemüht und publizierte seine philosophischen und politischen Ideen. In der Untersuchung "Die Philosophie des Herakleitos" (1857), zahlreichen anderen Schriften, vor allem aber in "Das System der erworbenen Rechte, eine Versöhnung des positiven Rechts und der Rechtsphilosophie" (1860-62) setzte er sich mit Hegel und dem liberalen Bürgertum auseinander und arbeitete heraus, dass ein gleiches Recht für alle erst in einer solidarischen Gesellschaft von politisch und sozial Gleichgestellten ohne (Besitz-) Privilegien zu erreichen sei. Auf ökonomischem Gebiet entwickelte er die These vom "ehernen Lohngesetz", die in der Arbeiterbewegung, vor allem von Marx, kritisiert wurde.<br />
1860-1862 unternahm Lassalle eine Reise durch die Schweiz und Italien. Hier machte er Bekanntschaft mit der national-italienischen revolutionären Bewegung. Durch seine Stellungnahmen zur Arbeiterfrage bekam er engeren Kontakt mit Arbeitervereinen und stieg in den letzten beiden Jahren seines kurzen Lebens zum unumstrittenen Führer und Organisator der ersten selbstständigen deutschen Arbeiterbewegung auf. Riesige Menschenmassen feierten stürmisch ihren erfolgreichen Kämpfer und Helden. Nachdem Lassalle 1862 einige Reden u.a. vor dem Berliner Arbeiterverein und dem Bürgerbezirksverein gehalten hatte, bat ihn das Leipziger Zentralkomitee ein Schreiben zu formulieren, in welchem er die Ziele und Aufgaben der Arbeiterbewegung darstellen sollte. Sein berühmtes "Offenes Antwortschreiben", welches das Lassalle'sche Arbeiterprogramm enthielt, wurde zum Statut des am 23. Mai 1863 gegründeten "Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins" (ADAV). Lassalle hatte die Abschaffung des verhassten Dreiklassenwahlrechts und die Beteiligung der Arbeiter an der Produktion sowie den Aufbau von Produktivassoziationen der Arbeiter mit staatlichen Hilfen gefordert, um soziale Ungleichheiten abzubauen. Er wurde zum ersten Präsidenten des ADAV gewählt und tat sehr viel, um die Ziele und das Programm der Arbeiterbewegung durchzusetzen. Dafür nahm er sogar Kontakt zu Otto von Bismarck auf. Die Gespräche führten allerdings zu keinem Erfolg.<br />
Auf dem Höhepunkt seines Wirkens kam es zu einem tragischen Zwischenfall. Lassalle erlag am 31. August 1864 einer Verletzung, die er sich bei einem Duell wegen einer Frauenaffäre in Genf zugezogen hatte.<br />
Lassalle war einer der führenden deutschen Theoretiker seiner Zeit. Zwar kritisierte Marx diesen mehrfach für seine Fehleinschätzungen sowie für die zum Teil utopischen Theorien, dennoch war Lassalle auch eindeutig ein willensstarker Mensch der Tat. Seine Ideen wirkten in der sozialdemokratischen Arbeitbewegung weiter; der ADAV vereinigte sich 1875 mit der von Liebknecht und Bebel 1869 gegründeten Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SDAP) zur Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands (SAP), die sich seit 1890 Sozialdemokratische Partei Deutschlands nannte. Im Vorderen Westen löste der "Urdemokrat" Lassalle 1947 einen konservativen Verteidiger der Klassengesellschaft des Kaiserreichs als Namenspatron ab, der die Sozialdemokratie heftig bekämpft hatte. (aus: Matthäus, a.a.O.)<br />
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'''Pestalozzistraße'''<br />
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Die ursprüngliche Prinzenstraße erfuhr nach dem Zweiten Weltkrieg eine fortschrittliche Umbenennung, sie wurde nach einem Pädagogen benannt, dessen Auffassungen noch heute bedeutsamt. In Deutschland gibt es wohl zahlreiche "Pestalozzi-Schulen" und auch -straßen.<br />
Johann Heinrich Pestalozzi wurde am 12. Januar 1746 in Zürich geboren. In erster Linie ist er als Erzieher und Schulreformer bekannt, war daneben aber auch Schriftsteller, Politiker und Philosoph. Seine Schriften und sein Wirken ließen ihn zum Wegbereiter der Volksschule werden. Er trat überzeugt für die Volksbildung ein, eine Bildung, die auch den unteren Gesellschaftsschichten zugänglich sein sollte - und nicht nur Prinzen. Dazu nahm erJean Jacques Rousseaus' Ideen auf und verknüpfte diese mit seinen beziehungsweise grenzte sie von eigenen Überzeugungen ab. <br />
Pestalozzi, der seinen Vater bereits in jungen Jahren verlor, besuchte von 1751-54 zunächst die Elementarschule. Hieran sollte sich der Besuch der Lateinschule sowie des Collegium humanitatis anschließen (1754-63). In den folgenden zwei Jahren widmete er sich seinem Philologie- sowie Philosophiestudium am Zürcher Collegium Carolinum (aufklärerische Ausrichtung).<br />
Stark geprägt wurde Pestalozzi durch die so genannte "Helvetische Gesellschaft", der er 1764 schließlich beitrat. Die Ideen dieser Gesellschaft gingen auf Montesquieu und Rousseau zurück. Kritisiert wurden neben der eher einer Oligarchie gleichende Demokratie Zürichs das als "verweichlicht" angesehene Leben der Städter sowie die Unterdrückung der Zürcher Landbevölkerung. Wie andere Mitglieder dieser Gesellschaft geriet auch Pestalozzi schließlich in den Verdacht, sich an Aufrufen gegen Entscheidungen des Züricher Stadtrates beteiligt zu haben, weshalb er am 31.1.1767 in städtischen Arrest genommen wurde.<br />
Für Pestalozzi stand von Beginn an die praktische Tätigkeit stark im Vordergrund. Aus diesem Grund brach er seine weiteren Studien in Theologie und Jura vorzeitig ab und beschäftigte sich mit der Landwirtschaft. Es stand in seiner Absicht, den Bauern ein Beispiel zu geben, wie sie ihre miserable Lage verbessern könnten. Doch dieses Vorhaben Pestalozzis scheiterte.<br />
Nach der Hochzeit mit Anna Schulthess 1769 gründete Pestalozzi gemeinsam mit seiner Frau auf dem Gut Neuhof im Aargau eine Erziehungsanstalt für arme Kinder. Hier wurde Arbeit mit schulischer Bildung verbunden. In den folgenden 20 Jahren widmete er sich in erster Linie der Schriftstellerei. So legte er in zahlreichen Büchern und Schriften seine Erziehungsgrundsätze dar. Um die bedeutendsten seiner Werke zu nennen: "Die Abendstunde eines Einsiedlers" (1780), in dem Pestalozzi sowohl an den mangelnden pädagogischen Kenntnissen in der Gesellschaft als auch an der schulischen Lehrmethodik Kritik übt, welche er durch eine naturgemäße Erziehung ersetzen wollte; "Lienhard und Gertrud" (1781-1787), welches zu einem Welterfolg werden sollte und mit dem er politische und bildungspolitische Zusammenhänge verdeutlichte; "Meine Nachforschungen über den Gang der Natur in der Entwicklung des Menschengeschlechts" (1797), worin eine Auseinandersetzung Pestalozzis mit der Französischen Revolution stattfindet und er die Ansicht vertritt, das "Menschengeschlecht", welches sich von einem "Naturzustand" zu einem "gesellschaftlichen Zustand" entwickelt habe, müsse sich nun zu einem sittlichen erheben; "Wie Gertrud ihre Kinder lehrt" (1801), in dem er seine pädagogischen Erfahrungen aus seiner praktischen Lehrtätigkeit niederschrieb. Anfänglich stützten sich Pestalozzis Überzeugungen noch deutlich auf die von Rousseau vermittelten Grundsätze, dies sollte sich später allerdings ändern. So revidierte er beispielsweise seine anfangs so kritische Einstellung gegenüber der Schule und trat nun für diese ein und war später nicht mehr von einem unbelasteten "Naturzustand" des Menschen überzeugt.<br />
Wirtschaftliche Gründe führten im Jahre 1780 zur Schließung der Gut Neuhofer Einrichtung. So befand er sich nun auf der Suche nach einer Möglichkeit, den Menschen seine volkserzieherischen Auffassungen zu vermitteln. Diese Möglichkeit bot ihm beispielsweise seine Anstellung als Redakteur beim "Helvetischen Volksblatt".<br />
Nachdem Pestalozzi 1792 von der französischen Nationalversammlung zum französischen Ehrenbürger erklärt worden war, übernahm er 1798 das Waisenhaus in Stans. Im kommenden Jahr fand die Gründung des Erziehungsinstituts in Burgdorf statt, in welchem er schließlich auch ein Lehrerseminar einrichtete. Im Jahre 1804 fand dessen Verlegung nach Yverdon statt. Hier wurden seine pädagogischen Grundsätze erprobt. Diese Zeit steht ganz im Zeichen weiterer pädagogischer Ausarbeitungen und Publikationen, die er häufig auch gemeinsam mit seinen Mitarbeitern erarbeitete. Dieses Institut sollte sich zu einem Zentrum der Lehrerbildung in Europa entwickeln. Doch auch diese Einrichtung musste - auf Grund von Unstimmigkeiten unter der Lehrerschaft bezüglich Pestalozzis Nachfolge - im Jahre 1825 geschlossen werden.<br />
Im Zentrum all seiner Bestrebungen stand stets das Ideal der bereits erwähnten Volksbildung. Pestalozzi forderte allgemeine Menschenbildung, Überwindung der Standesunterschiede und Anerkennung der Menschenwürde. Ferner bestand für ihn ein Zusammenhang zwischen Erziehung und politisch-sozialer und ökonomischer Umgebung. So stellte Erziehung für ihn den Ausgangspunkt für eine verbesserte soziale Umgebung dar. Seine so genannte "Idee der Elementarbildung" zielte auf eine Erziehung ab, die die Fähigkeiten von Kopf, Herz und Hand harmonisch miteinander vereinen sollte. Ein Grundsatz, der gerade heute wieder als sehr modern erscheint und als Grundlage pädagogischen Handelns vertreten wird. Pestalozzi war der Überzeugung, dass zu einer intellektuellen Bildung stets die Selbstständigkeit der Schüler gehöre.<br />
Johann Heinrich Pestalozzi starb am 17. Februar 1827 im Alter von 81 Jahren auf Gut Neuhof. Kaum ein anderer Pädagoge beeinflusste die Entwicklung der mitteleuropäischen Schule so grundlegend. Eine möglichst anschauliche Gestaltung des Schulunterrichts bleibt ein wesentlicher Aspekt der Pädagogik, die auf Pestalozzi zurückzuführen ist. (aus: Matthäus, a.a.O.)<br />
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== Weblinks ==<br />
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* Link 1<br />
* Link 2<br />
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== Dateien ==<br />
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== Literatur ==<br />
Wolfgang Matthäus (Hg.), Vom Hohenzollernviertel zum Vorderen Westen. Straßennamen, Geschichte und „Geschichtspolitik“, Kassel 2005<br />
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Wolfgang Matthäus (Hg.), Plätze im Westen. Geschichte(n) eines Kasseler Stadtteils, Kassel 2010<br />
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Thomas Wiegand, Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Kulturdenkmäler in Hessen. Stadt Kassel II, hg. vom Landesamt für Denkmalpflege Hessen, Wiesbaden 2005</div>WMatthäushttp://geowest.vorderer-westen.net/index.php?title=Datei:B13_05_Img_9775.jpg&diff=1747Datei:B13 05 Img 9775.jpg2013-09-20T10:50:35Z<p>WMatthäus: Goethestraße/Lassallestraße (Foto Matthäus)</p>
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<div>Goethestraße/Lassallestraße (Foto Matthäus)</div>WMatthäushttp://geowest.vorderer-westen.net/index.php?title=Datei:B13_04_Img_9762.jpg&diff=1746Datei:B13 04 Img 9762.jpg2013-09-20T10:48:30Z<p>WMatthäus: Einmündung Pestalozzistraße (Foto Matthäus)</p>
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<div>Einmündung Pestalozzistraße (Foto Matthäus)</div>WMatthäushttp://geowest.vorderer-westen.net/index.php?title=Datei:B13_02_Img_9761.jpg&diff=1745Datei:B13 02 Img 9761.jpg2013-09-20T10:46:35Z<p>WMatthäus: Einmündung Pestalozzistraße (Foto Matthäus)</p>
<hr />
<div>Einmündung Pestalozzistraße (Foto Matthäus)</div>WMatthäushttp://geowest.vorderer-westen.net/index.php?title=Goethe-Stern&diff=1744Goethe-Stern2013-09-20T10:44:59Z<p>WMatthäus: /* Kurzbeschreibung */</p>
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| align="center" colspan="2" | [[Datei:Vorlage_Bild.jpg|center|thumb|200px]]<br />
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== Kurzbeschreibung ==<br />
[[Datei:B13 Plan Goethestern 1908.jpg | thumb | 300px]]<br />
[[Datei:B13 Goethestern-Wo236 28.jpg | thumb | 300px]]<br />
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Etwa hundert Jahre lang war der Kreuzungsbereich dreier Straßen der Schrecken von Fußgängern und später Fahrschülern, ehe 1989 eine künstlerische Aktion die Asphaltwüste mit einer provisorischen Verkehrsinsel versah, auf der danach verschiedene künstlerische Objekte erschienen, aber wieder entfernt wurden. So eigneten sich Frauen den Ort als „Platz der widerstandleistenden Frauen“ an (am Rand lag das erste Frauenzentrum), hatten jedoch damit keinen dauerhaften Erfolg. Demgegenüber kam es zu einer nachhaltigen Verkehrsberuhigung, die seit etwa dem Jahr 2000 durch einen gärtnerisch gestalteten Schmuckplatz erreicht wird. Dieser wird dominiert durch zwei herausragende Beispiele des Jugendstils in Kassel. Lange befand sich zwischen Lassalle- und Pestalozzistraße eine Tankstelle. Sie wich einem Wohngebäude – so wie seit einigen Jahren sämtliche Tankstellen aus dem Stadtteil verschwunden sind. <br />
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|[[Datei:B13 Verkehrsproblem 1979.jpg | thumb | 300px]]<br />
|[[Datei:B13 Platzoval.jpg | thumb | 200px]]<br />
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|[[Datei:B12 01 Img 9760.jpg | thumb | 200px]]<br />
|}<br />
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== Geschichte == <br />
[[Datei:B13 1991-EmmaMurks.jpg | thumb | 400px]]<br />
[[Datei:B13 Auftakt klein.jpg | thumb | 200px]]<br />
Ein Jahrhundert blieb die Kreuzung von drei Straßen nahezu unverändert. Jahrzehntelang war sie der Schrecken aller Fahrschüler, die im „Café Angst“ in unmittelbarer Nähe auf ihre Fahrstunde warteten. Als Platz, den zu überqueren für Fußgänger zum Abenteuer wurde, war sie nicht gedacht. Es bedurfte einer künstlerischen Aktion, um den Anstoß dafür zu geben, dass der erst seit einigen Jahren ganz offiziell als Goethestern bezeichnete Kreuzungsbereich sein heutiges Aussehen erhalten sollte.<br />
„Dass mal etwas auf dem Platz geschieht zum Wohlbefinden der Anwohner“ war eines der Ziele der Künstlergruppe „1 A Kassel“, die im September 1989 einen grünen Teppichboden, einen „Kunstrasen“, auf dem Asphalt in der Platzmitte auslegte und damit eine Verkehrsinsel schuf, deren verkehrsberuhigende Wirkung sich sofort zeigte. Die Aktion „Heimat, dein Stern“, zu der auch ein Rasenmähen und eine Gartenzwergparade gehörten, löste Initiativen - vor allem des Ortsbeirates - aus, die Insel auch weiterhin bestehen zu lassen. Waren sich hier alle im Prinzip einig, war der Weg frei für die Insel, so sollte es dennoch mehr als ein Jahrzehnt dauern, bis der „Platz“ seine heutige Gestaltung erhielt. Noch 1999 sprach die örtliche Presse von einer „Schande“, einer Tristesse im Vorderen Westen.<br />
War man offenkundig mit den Planungen einer „größtmöglichen Insel“ durch die Stadt einverstanden, so waren es vor allem Gestaltungs- und Finanzierungsfragen (der Orstbeirat versuchte immer wieder durch eigene Dispositionsmittel das Vorhaben voran zu bringen), die die Fertigstellung des Vorhabens zu einer unendlich scheinenden Geschichte werden ließen. Dabei gab es die heftigsten Auseinandersetzungen, als zur Walpurgisnacht 1991 Frauen aus der autonomen Frauen- und Lesbenszene sich den Platz aneigneten, ein feministisches Denkmal auf dem noch immer kahlen Oval errichteten und den Ort in „Platz der widerstandleistenden Frauen“ (um)benannten. Die Skulptur „Emma Murcks“ trat in Konkurrenz zu anderen Gestaltungsvorschlägen (vor allem von Friedel Deventer), 1992 aber auch zu einem zweiten Kunstwerk, als Ziggi Böttcher 1992 im Rahmen der documenta-Begleitaktion „Platz da!“ seine überdimensionale Steinschleuder errichtete, die ebenso wie die metallene Saboteurin 1993 wieder abgebaut wurde. <br />
Gestaltungsentwürfe gab es eine ganze Reihe: so die Idee, auf dem Oval die Dapolin-Tankstelle aufzustellen, die dem ICE-Bahnhof Wilhelmshöhe zum Opfer gefallen war, oder auch die zahlreichen in Modellform gekleideten Ideen für ein Denkmal auf dem Podest in der Mitte, die Schülerinnen und Schüler mehrerer Kasseler Schulen auf Anregung des Ortsbeirates entwarfen. Letztlich war die bestehende Tankstelle am Platz eher verschwunden und dort ein Wohngebäude („Goethestern“) errichtet als der Platz begrünt. Erst im Jahre 2000 meldete die HNA: „neuer Glanz für einen Stern“, nachdem Buchsbaumhecken und geplasterte Wege, angelegt worden waren, das Podest in der Mitte einer Buchsbaumpyramide gewichen, die Verkehrsinsel als Schmuckplatz angelegt war. Bänke und die heutige Bepflanzug kamen erst noch ein paar Jahre später hinzu, aber nicht ein Goethedenkmal, das im Stadthallengarten seinen Platz fand. In gleichen Jahr hatten Frauen ein zweites Denkmal errichtet, das nach wenigen Wochen wieder zerstört wurde.<br />
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aus: Wolfgang Matthäus (Hg.), Plätze im Vorderen Westen. Geschichte(n) eines Kasseler Stadtteils, Kassel 2010<br />
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== Architektur ==<br />
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'''Eigentum vepflichtet - Kulturdenkmal Goethestraße 67''' <br />
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Das fünfgeschossige Wohn- und Geschäftshaus an der Ecke Pestalozzistraße/Goethestraße ist in den letzten Jahrzehnten auf vorbildliche, mühsame und liebevolle Weise bis in die Details hinein restauriert worden. So viel Originales wie hier findet sich sonst nicht mehr im Vorderen Westen.<br />
Dass an und in dem 1905 fertig gestellten Gebäude heute nicht nur eine Fassade, sondern vor allem auch gründerzeitliche, vom Jugenstil geprägte Innenarchitektur zu bewundern ist, verdankt sich der Hauseigentümerin, die all dies hat restaurieren, zum Teil erst wieder freilegen lassen: Stuckdecken, Wandvertäfelungen, Jugendstilfliesen, bleiverglaste Fenster und Oberlichter, Deckenmalereien, Stuck, Dienstbotentreppen und andere Zeugnisse der Entstehungszeit - Zeugnisse des Repräsentationsbedürfnisses des Bürgertums zu Beginn des letzten Jahrhunderts.<br />
An das „bessere“ Publikum war nicht nur bei den Wohnungen, sondern auch bei der geschäftlichen Nutzung gedacht. Für das Erdgeschoss war ein Café vorgesehen, das diesem entsprechen sollte. In Anträgen zu seiner Konzessionierung (eine damals schwierige Angelegenheit) hieß es u. a.:<br />
[[Datei:B13 Goethestrasse 67 1998-2.jpg | thumb | 400px]]<br />
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„In dem hier vorliegenden Stadtteil (…), in welchem doch wohl nur besseres Publikum wohnt und verkehrt, ist ein Lokal, wie es von mir zu eröffnen beabsichtigt wird, noch nicht vorhanden. Dass dieser Stadtteil in schneller und blühender Entwicklung begriffen ist, beweist die große Bautätigkeit, die dort herrscht. Abgesehen davon dürfen die bereits errichteten und bewohnten Gebäude und der überaus rege Verkehr, welcher die Kaiserstraße von und nach Wilhelmshöhe belebt, die Bejahung der Bedürfnisfrage genügend rechtfertigen.“ „Alle in der Nähe befindlichen Lokale sind nur ganz gewöhnliche Bierwirtschaften, in denen besseres Publikum nicht verkehren kann. Da aber in jener Gegend fast ausschließlich sogenanntes feines Publikum wohnt, so ist allerdings das Bedürfnis für ein besseres Cafè-Restaurant dort vorhanden. Für das sogenannte feinere in der Kaiserstraße und den Nachbarstraßen wohnende Publikum besteht somit kein Lokal, in dem es verkehren kann.“ „Die Räume erhalten Linoleumbelag, die Decken sind moderne Stuckdecken und die Wände haben hohe Holzlamperie mit Spiegeleinlagen. Das Café hat Centralheizung und elektrische Beleuchtung. Die Ausstattung der Räume soll behaglich sein und besten Ansprüchen genügen, und es wird beabsichtigt das Café so zu bewirtschaften, dass den im Westen wohnenden Herrschaften der weite Weg in die Königsstraße erspart bleibt.“ (Stadtarchiv Kassel A. 3.3.32, 2134, zit. nach Wiegand, S. 258)<br />
Das Café „Prinzenhof“ konnte schließlich 1906 eröffnen, später - bis 1923 - befand sich in den Räumlichkeiten die Gaststätte „Meiningerhof“. Die heutige gewerbliche Nutzung entspricht dem historischen Charakter des Hauses.<br />
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aus: Wolfgang Matthäus (Hg.), Plätze im Vorderen Westen. Geschichte(n) eines Kasseler Stadtteils, Kassel 2010<br />
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'''Die Randbebauung heute'''<br />
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==Frauenbewegung in Kassel==<br />
[[Datei:B13 Einweihung 2.jpg | thumb |300px]]<br />
[[Datei:B13 Einweihung 3.jpg | thumb | 300px]]<br />
n den 1970er Jahren zog der Geist der Zeit in die Goethestraße 67 ein. Mit einem Fest weihte die neu entstandene autonome Kasseler Frauenbewegung im Februar 1976 ihr Frauenzentrum in den Parterreräumlichkeiten zur Pestalozzistraße hin ein, die sich aber schon bald als zu klein erwiesen und zu einem Umzug in die Nähe, in das Haus Goethestraße/Ecke Reginastraße, führten, wo sich noch heute das Frauen- und Lesbenzentrum befindet. Von hier aus initiierten Frauen wichtige Projekte - zum Beispiel das Frauenhaus oder das Frauenmagazin „Krampfader“. Themen der Zeit waren vor allem der Paragraph 218, Sexualität, Lohn für Hausarbeit, Gewalt gegen Frauen, Benachteiligung von Mädchen und Frauen in fast allen gesellschaftlichen Bereichen. Im Frauenbuchladen Aradia in unmittelbarer Nähe des Zentrums in der Reginastraße konnten sich allein Frauen über all dies bestens informieren; er befindet sich heute nicht weit vom Goethestern in der Pestalozzistraße - jetzt auch offen für Männer.<br />
Die Goethestraße im Vorderen Westen war bereits vorher - zumindest zweitweise - die Heimat von zwei herausragenden Kämpferinnen für Gleichberechtigung: Nora Platiel wohnte in den 50er Jahren in der Goethestraße 150, später wenige Häuser weiter in der Goethestraße 130, wo die 1896 in einer jüdischen Kaufmannsfamilie geborene Sozialistin, Juristin und Politikerin 1979 starb. Der im Krieg ausgebombten Elisabeth Selbert, gleichfalls Juristin und Politikerin, eine der wenigen Mütter des Grundgesetzes und Hauptverantwortliche für die Formulierung eines strikten Gleichheitsgrundsatzes im Grundgesetz, wurde nach dem Krieg eine Wohnung in der Goethestraße 74 - nicht weit vom Goethestern - zugewiesen: Treffpunkt für den politischen Neubeginn in Kassel.<br />
Die Anfänge einer neuen Frauenbewegung lagen in Kassel bei Stundentinnen der Gesamthochschule. 1975 trat sie bei einer Demonstration gegen den § 218 zum ersten Mal öffentlich in Erscheinung. Unter dem Slogan: „Das Private ist politisch“ ging es ihr um „Selbsterfahrung, Selbsthilfe und Selbstreflexion über die Situation der Frau in der patriarchalischen Gesellschaft“. Mit den Räumlichkeiten in der Goethestraße 67 verfügten Frauen, die sonst in Kleingruppen arbeiteten, seit dem März 1976 über eine zentrale Einrichtung.<br />
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== Bedeutung der Straßennamen ==<br />
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'''Goethestraße'''<br />
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Johann Wolfgang von Goethe wird bis zum heutigen Tage als einer der größten deutschen Dichter und eine der herausragenden Persönlichkeiten der Weltliteratur gehandelt. Er war vielseitig begabt und wird aus diesem Grund nicht nur als bekanntester Vertreter der Weimarer Klassik, sondern auch als Politiker, Kunsttheoretiker und Naturwissenschaftler gepriesen. Während seiner Lebzeiten reiste er viel herum, besuchte viele Städte in Deutschland sowie auch in ganz Europa. Zu den mehrfach besuchten Städten gehörte auch die damalige Residenzstadt Kassel. Allerdings wird seine Vorliebe für die "mannigfachen Sehenswürdigkeiten" Kassels nur selten erwähnt. In dem Buch "Hier war Goethe nicht" konnte Kassel allerdings keine Erwähnung finden.<br />
Goethe wurde am 28. August 1749 in Frankfurt am Main geboren. Seine Mutter, Catharina Elisabeth von Goethe war die Tochter des Bürgermeisters von Frankfurt und sein Vater, Johann Caspar von Goethe, war anerkannter Staatsmann und im kaiserlichen Rat vertreten. Goethes Vater war von Anfang an sehr daran interessiert seinen einzigen Sohn zum Schultheißen in Frankfurt zu machen. Aus diesem Grund hat er ihn schon früh die Rechtsbücher studieren lassen. Deswegen verließ Goethe nach seiner unbeschwerten Kindheit Frankfurt und fuhr 1765 nach Leipzig, um dort Rechtswissenschaften zu studieren. Auf Grund von schwerer Krankheit konnte er sein Studium erst 1772 in Straßburg beenden. Noch im selben Jahr ging Goethe nach Wetzlar, um dort als Rechtspraktikant am Reichkammergericht zu arbeiten. Die Arbeit dort gefiel dem jungen Goethe allerdings nicht; zuwider war ihm die unaufhaltsame Korruption. Sein Interesse für Rechtswissenschaften, welches von Anfang an eher dem Interesse seines Vaters entsprach, verschwand immer mehr. Goethe entdeckte zunehmend seine Reiselust und widmete sich vollends der Poesie. 1774 hatte er mit "Die Leiden des Jungen Werther" seinen ersten großen Erfolg. <br />
Daraufhin ging der junge Dichter nach Weimar, wo er als Geheimer Legationsrat in die Dienste des Herzogs trat. 1779 wurde er schließlich zum Geheimrat befördert. Im selben Jahr besuchte Goethe zum ersten Mal Kassel. Er befand sich mit Herzog Karl August von Weimar auf der Reise in die Schweiz, als er am 14. September 1779 zum ersten Mal im "Posthaus" der Madame Goullon am Königsplatz abstieg. Auf dieser Durchreise machte Goethe Bekanntschaft mit dem jungen Forscher Georg Forster, mit dem er später im regen Briefkontakt stand. Während dieses Aufenthaltes schrieb Goethe in einem Brief an seine Freundin Charlotte von Stein folgendes: "Wir gehen unter den Cassler Herrlichkeiten herum und sehen eine Menge in uns hinein. Die Gemählde-Galerie hat mich sehr gelabt, wir sind wohl und lustig. Es war zeit, daß wir ins Wasser kamen. Schön Wetter haben wir bisher und klare Augen."<br />
Allmählich veränderte sich Goethes Weltanschauung. Die Zeit der Stürmer und Dränger war für ihn vorbei. Er wendete sich den ruhigen Formenschönheiten der Antike und der harmonischen Entfaltung der Persönlichkeiten nach dem Gesetz der Schönheit und Humanität zu. In dieser Phase des dichterischen Reifens fing Goethe außerdem an, sich mit den Naturwissenschaften auseinander zu setzen.<br />
1780 wurd Goethe als Lehrling in die Weimarer Loge Amalia aufgenommen und 1781 bereits zum Gesellen befördert. Nach seiner Ernennung zum Meister im Jahre 1782 machte er eine Reise in den Harz. Auf dieser Reise besuchte er erneut Kassel. Dieses Mal zeigte er dem Sohn seiner Freundin Charlotte von Stein, dem jungen Fritz von Stein, die Sehenswürdigkeiten Kassels. Erneut stieg er dabei in dem Posthaus am Königsplatz ab und besuchte mit Fritz von Stein wiederholt die Gemäldegalerie. Goethe befand sich zu dieser Zeit tief in seinen naturwissenschaftlichen Arbeiten. Deswegen untersuchte er an dem Schädel eines jungen Elefanten aus dem Kasseler Museum seine Theorien und machte bald darauf eine seiner wichtigsten naturwissenschaftlichen Erkenntnisse über die Rückbildung des menschlichen Zwischenkieferknochens. Diesen so genannten "Goethe-Elefanten" kann man heute noch im Naturkundemuseum bewundern.<br />
1786 machte Goethe erneut eine Reise. Er verließ Deutschland fluchtartig und reiste unter dem Namen "Filippo Miller" nach Italien. In Rom lernte er den Kasseler Maler Wilhelm Tischbein kennen, der dort einer seiner engsten Freunde wurde. In diesem Jahr entstand das berühmte Gemälde Tischbeins, welches Goethe als Reisenden in der römischen Campagna zeigt - allerdings mit zwei gleichen Füßen.<br />
Im Dezember 1792 - nachdem Goethe im "Koalitionskrieg" die "Kampagne in Frankreich" unterstützt hatte - war er erneut zu Gast im Kasseler "Posthaus". Goethe selbst schreibt: "Wie düster aber auch in der letzten und schwärzesten aller Nächte meine Gedanken mochten gewesen sein, so wurden sie auf einmal wieder aufgehellt, als ich in das mit hundert und aber hundert Lampen erleuchtete Cassel hineinfuhr. Bei diesem Anblick entwickelten sich vor meiner Seele alle Vorteile eines bürgerlich-städtischen Zusammenseins, die Wohlhäbigkeit eines jeden einzelnen in seiner von innen erleuchteten Wohnung und die behaglichen Anstalten zur Aufnahme der Fremden." Dieser Aufenthalt Goethes war nur sehr kurz, dennoch hat der Poet Zeit gefunden, erneut die Kasseler Gemäldegalerie aufzusuchen. Vom Herkules war er weniger begeistert.<br />
Im August 1801 besucht Goethe das letzte Mal Kassel. Dieses Mal in Begleitung von Christiane Vulpius, seines elfjährigen Sohnes August und von Professor Meyer. Zuvor schrieb Goethe seiner Lebensgefährtin in einem Brief: "Ich freue mich herzlich, Dich wiederzusehen und mit Dir in Cassel unter so viel neuen und schönen Sachen einige Tage zuzubringen. (…) In Cassel kannst du dir ein Hütchen kaufen und ein Kleid, sie haben die neusten Waren dort so gut als irgendwo."<br />
1808 wurde Goethe von Napoléon I. das Kreuz der Ehrenlegion verliehen. Im selben Jahr erschien neben der Gesamtausgabe seiner Werke Faust I. Die letzten Jahre Goethes waren sehr leidvoll. Der Verlust seines Freundes Schiller (1805), seiner Frau (1816) und seines einzigen Sohnes (1830) machten ihn zu einem sehr einsamen Menschen. Ein erneuter Blutsturz 1830 fesselte ihn an sein Bett, das er in den letzten Jahren seines Lebens kaum mehr verließ. Bis zu seinem Tod am 22. März 1832 arbeitete Johann Wolfgang von Goethe aktiv an Faust II, der sein großes Lebenswerk endgültig vollendete.<br />
Obwohl Goethe Kassel nur wenige Male besucht hat, hat er dennoch viele Spuren hinterlassen. So geht aus den zahlreichen Tagebucheinträgen und Briefen deutlich hervor, wie sehr Goethe die Bildergalerie, das Theater, die Museen, die Schlösser, den Bergpark und nicht zuletzt die hervorragenden Einkaufsmöglichkeiten in Kassel begeisterten. Besucher des Landesmuseums in Kassel können dort heute noch Goethes Eintragungen in die Besucherverzeichnisse vorfinden. Außerdem glauben viele Philologen, dass Goethe selbst bei der Niederschrift des 4. Aufzugs des Faust II an Kassel gedacht haben muss. Die Beschreibung des "Ortes der Sinnenlust" und die Erwähnung der "Teufelsbrücke" deuten daraufhin, dass Goethe sich vom Bergpark Wilhelmshöhe hat inspirieren lassen. <br />
Die Bezeichnung Goethestraße ist ein Ergebnis der Umbenennungen in der Nachkriegszeit. Ursprünglich war eine der wesentlichen Achse im Vorderen Westen nach dem Kaiser benannt, der später auf einigen Abschnitten der Erinnerung an den Ersten Weltkrieg weichen musste (Admiral Scheer Straße, Skagerrakplatz). (aus: Wolfgang Matthäus (Hg.), Vom Hohenzollernviertel zum Vorderen Westen. Straßennamen, Geschichte und "Geschichtspolitik", Kassel 2005)<br />
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'''Lassallestraße'''<br />
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Die Lassallestraße hieß bis 1949 Eulenburgstraße. Der Straßenname erinnert an die Gründungsgeschichte der deutschen Sozialdemokratie. Lassalle wurde am 11. April 1825 als Sohn des jüdischen Seidenhändlers Heyman Lassal und seiner Frau Rosalie Heitzfeld in Breslau geboren. Schon früh wurden Lassalles Scharfsinn und seine herausragenden rhetorischen Fähigkeiten deutlich. Heinrich Heine und Alexander von Humboldt bezeichneten ihn mehrfach als "Wunderkind" oder auch als den "neuen Mirabeau". <br />
Auf seinen eigenen Wunsch hin und gegen die Vorstellungen seines Vaters studierte Ferdinand Lassalle 1843-1846 Philosophie und Geschichte in Breslau und Berlin. Während dieser Zeit setzte er sich mit der Geschichtsphilosophie Hegels auseinander. Das Hegelsche Geschichtsdenken wurde nicht nur prägend, sondern auch verbindlich für Lassalle - sein ganzes Leben lang. Eine Universitätslaufbahn (als Dozent) blieb ihm allerdings auf Grund seiner jüdischen Herkunft verwehrt. Dennoch waren es weniger Wünsche nach Judenemanzipation, sondern vielmehr Lassalles demokratisch-revolutionäre Gesinnung sowie sozialistisch-kommunistischen Ideen, welche ihn nach der "Befreiung der Menschheit" streben ließen. Die frühsozialistischen Ideen von Louis Blanc und Joseph Proudhon hatte er auf einer Studienreise nach Paris (1845) kennen gelernt. <br />
Der Scheidungsprozess (1846-1854) der Gräfin Sophie Hatzfeldt, in welchem Lassalle oftmals als Bevollmächtigter der Gräfin agierte, verhalf ihm zu Rang und Namen. Im Verlauf dieses Prozess, den Lassalle selbst auch als einen politischen Kampf gegen die bestehenden sozialen Machtverhältnisse verstand, glänzte dieser mehrfach durch seine brillanten (Verteidigungs-) Reden, litt aber auch unter politischer Verfolgung. Der so genannte "Volksheld der demokratischen Revolution im Rheinland" wurde 1849 auf Grund seines aktiv revolutionären Handelns während der Revolution 1848/49 zu einer sechsmonatigen Haftstrafe wegen Beleidigung eines hohen Staatsbeamten verurteilt. Er musste deshalb die Zusammenarbeit mit Karl Marx und der "Neuen Rheinischen Zeitung" einstellen. Lassalle war zu dieser Zeit bereits nicht nur sehr populär ("Lassalle-Kult"), sondern seine Tätigkeiten hatten ihm auch die erwünschte finanzielle Unabhängigkeit eingebracht.<br />
In Anbetracht der gescheiterten Revolution und wiederholter Verhaftungen gehörte Lassalle zu denjenigen, die ihren demokratischen Prinzipien weiterhin treu blieben. In den fünfziger Jahren war er um schriftstellerisches und wissenschaftliches Ansehen in philosophischen Kreisen bemüht und publizierte seine philosophischen und politischen Ideen. In der Untersuchung "Die Philosophie des Herakleitos" (1857), zahlreichen anderen Schriften, vor allem aber in "Das System der erworbenen Rechte, eine Versöhnung des positiven Rechts und der Rechtsphilosophie" (1860-62) setzte er sich mit Hegel und dem liberalen Bürgertum auseinander und arbeitete heraus, dass ein gleiches Recht für alle erst in einer solidarischen Gesellschaft von politisch und sozial Gleichgestellten ohne (Besitz-) Privilegien zu erreichen sei. Auf ökonomischem Gebiet entwickelte er die These vom "ehernen Lohngesetz", die in der Arbeiterbewegung, vor allem von Marx, kritisiert wurde.<br />
1860-1862 unternahm Lassalle eine Reise durch die Schweiz und Italien. Hier machte er Bekanntschaft mit der national-italienischen revolutionären Bewegung. Durch seine Stellungnahmen zur Arbeiterfrage bekam er engeren Kontakt mit Arbeitervereinen und stieg in den letzten beiden Jahren seines kurzen Lebens zum unumstrittenen Führer und Organisator der ersten selbstständigen deutschen Arbeiterbewegung auf. Riesige Menschenmassen feierten stürmisch ihren erfolgreichen Kämpfer und Helden. Nachdem Lassalle 1862 einige Reden u.a. vor dem Berliner Arbeiterverein und dem Bürgerbezirksverein gehalten hatte, bat ihn das Leipziger Zentralkomitee ein Schreiben zu formulieren, in welchem er die Ziele und Aufgaben der Arbeiterbewegung darstellen sollte. Sein berühmtes "Offenes Antwortschreiben", welches das Lassalle'sche Arbeiterprogramm enthielt, wurde zum Statut des am 23. Mai 1863 gegründeten "Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins" (ADAV). Lassalle hatte die Abschaffung des verhassten Dreiklassenwahlrechts und die Beteiligung der Arbeiter an der Produktion sowie den Aufbau von Produktivassoziationen der Arbeiter mit staatlichen Hilfen gefordert, um soziale Ungleichheiten abzubauen. Er wurde zum ersten Präsidenten des ADAV gewählt und tat sehr viel, um die Ziele und das Programm der Arbeiterbewegung durchzusetzen. Dafür nahm er sogar Kontakt zu Otto von Bismarck auf. Die Gespräche führten allerdings zu keinem Erfolg.<br />
Auf dem Höhepunkt seines Wirkens kam es zu einem tragischen Zwischenfall. Lassalle erlag am 31. August 1864 einer Verletzung, die er sich bei einem Duell wegen einer Frauenaffäre in Genf zugezogen hatte.<br />
Lassalle war einer der führenden deutschen Theoretiker seiner Zeit. Zwar kritisierte Marx diesen mehrfach für seine Fehleinschätzungen sowie für die zum Teil utopischen Theorien, dennoch war Lassalle auch eindeutig ein willensstarker Mensch der Tat. Seine Ideen wirkten in der sozialdemokratischen Arbeitbewegung weiter; der ADAV vereinigte sich 1875 mit der von Liebknecht und Bebel 1869 gegründeten Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SDAP) zur Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands (SAP), die sich seit 1890 Sozialdemokratische Partei Deutschlands nannte. Im Vorderen Westen löste der "Urdemokrat" Lassalle 1947 einen konservativen Verteidiger der Klassengesellschaft des Kaiserreichs als Namenspatron ab, der die Sozialdemokratie heftig bekämpft hatte. (aus: Matthäus, a.a.O.)<br />
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'''Pestalozzistraße'''<br />
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Die ursprüngliche Prinzenstraße erfuhr nach dem Zweiten Weltkrieg eine fortschrittliche Umbenennung, sie wurde nach einem Pädagogen benannt, dessen Auffassungen noch heute bedeutsamt. In Deutschland gibt es wohl zahlreiche "Pestalozzi-Schulen" und auch -straßen.<br />
Johann Heinrich Pestalozzi wurde am 12. Januar 1746 in Zürich geboren. In erster Linie ist er als Erzieher und Schulreformer bekannt, war daneben aber auch Schriftsteller, Politiker und Philosoph. Seine Schriften und sein Wirken ließen ihn zum Wegbereiter der Volksschule werden. Er trat überzeugt für die Volksbildung ein, eine Bildung, die auch den unteren Gesellschaftsschichten zugänglich sein sollte - und nicht nur Prinzen. Dazu nahm erJean Jacques Rousseaus' Ideen auf und verknüpfte diese mit seinen beziehungsweise grenzte sie von eigenen Überzeugungen ab. <br />
Pestalozzi, der seinen Vater bereits in jungen Jahren verlor, besuchte von 1751-54 zunächst die Elementarschule. Hieran sollte sich der Besuch der Lateinschule sowie des Collegium humanitatis anschließen (1754-63). In den folgenden zwei Jahren widmete er sich seinem Philologie- sowie Philosophiestudium am Zürcher Collegium Carolinum (aufklärerische Ausrichtung).<br />
Stark geprägt wurde Pestalozzi durch die so genannte "Helvetische Gesellschaft", der er 1764 schließlich beitrat. Die Ideen dieser Gesellschaft gingen auf Montesquieu und Rousseau zurück. Kritisiert wurden neben der eher einer Oligarchie gleichende Demokratie Zürichs das als "verweichlicht" angesehene Leben der Städter sowie die Unterdrückung der Zürcher Landbevölkerung. Wie andere Mitglieder dieser Gesellschaft geriet auch Pestalozzi schließlich in den Verdacht, sich an Aufrufen gegen Entscheidungen des Züricher Stadtrates beteiligt zu haben, weshalb er am 31.1.1767 in städtischen Arrest genommen wurde.<br />
Für Pestalozzi stand von Beginn an die praktische Tätigkeit stark im Vordergrund. Aus diesem Grund brach er seine weiteren Studien in Theologie und Jura vorzeitig ab und beschäftigte sich mit der Landwirtschaft. Es stand in seiner Absicht, den Bauern ein Beispiel zu geben, wie sie ihre miserable Lage verbessern könnten. Doch dieses Vorhaben Pestalozzis scheiterte.<br />
Nach der Hochzeit mit Anna Schulthess 1769 gründete Pestalozzi gemeinsam mit seiner Frau auf dem Gut Neuhof im Aargau eine Erziehungsanstalt für arme Kinder. Hier wurde Arbeit mit schulischer Bildung verbunden. In den folgenden 20 Jahren widmete er sich in erster Linie der Schriftstellerei. So legte er in zahlreichen Büchern und Schriften seine Erziehungsgrundsätze dar. Um die bedeutendsten seiner Werke zu nennen: "Die Abendstunde eines Einsiedlers" (1780), in dem Pestalozzi sowohl an den mangelnden pädagogischen Kenntnissen in der Gesellschaft als auch an der schulischen Lehrmethodik Kritik übt, welche er durch eine naturgemäße Erziehung ersetzen wollte; "Lienhard und Gertrud" (1781-1787), welches zu einem Welterfolg werden sollte und mit dem er politische und bildungspolitische Zusammenhänge verdeutlichte; "Meine Nachforschungen über den Gang der Natur in der Entwicklung des Menschengeschlechts" (1797), worin eine Auseinandersetzung Pestalozzis mit der Französischen Revolution stattfindet und er die Ansicht vertritt, das "Menschengeschlecht", welches sich von einem "Naturzustand" zu einem "gesellschaftlichen Zustand" entwickelt habe, müsse sich nun zu einem sittlichen erheben; "Wie Gertrud ihre Kinder lehrt" (1801), in dem er seine pädagogischen Erfahrungen aus seiner praktischen Lehrtätigkeit niederschrieb. Anfänglich stützten sich Pestalozzis Überzeugungen noch deutlich auf die von Rousseau vermittelten Grundsätze, dies sollte sich später allerdings ändern. So revidierte er beispielsweise seine anfangs so kritische Einstellung gegenüber der Schule und trat nun für diese ein und war später nicht mehr von einem unbelasteten "Naturzustand" des Menschen überzeugt.<br />
Wirtschaftliche Gründe führten im Jahre 1780 zur Schließung der Gut Neuhofer Einrichtung. So befand er sich nun auf der Suche nach einer Möglichkeit, den Menschen seine volkserzieherischen Auffassungen zu vermitteln. Diese Möglichkeit bot ihm beispielsweise seine Anstellung als Redakteur beim "Helvetischen Volksblatt".<br />
Nachdem Pestalozzi 1792 von der französischen Nationalversammlung zum französischen Ehrenbürger erklärt worden war, übernahm er 1798 das Waisenhaus in Stans. Im kommenden Jahr fand die Gründung des Erziehungsinstituts in Burgdorf statt, in welchem er schließlich auch ein Lehrerseminar einrichtete. Im Jahre 1804 fand dessen Verlegung nach Yverdon statt. Hier wurden seine pädagogischen Grundsätze erprobt. Diese Zeit steht ganz im Zeichen weiterer pädagogischer Ausarbeitungen und Publikationen, die er häufig auch gemeinsam mit seinen Mitarbeitern erarbeitete. Dieses Institut sollte sich zu einem Zentrum der Lehrerbildung in Europa entwickeln. Doch auch diese Einrichtung musste - auf Grund von Unstimmigkeiten unter der Lehrerschaft bezüglich Pestalozzis Nachfolge - im Jahre 1825 geschlossen werden.<br />
Im Zentrum all seiner Bestrebungen stand stets das Ideal der bereits erwähnten Volksbildung. Pestalozzi forderte allgemeine Menschenbildung, Überwindung der Standesunterschiede und Anerkennung der Menschenwürde. Ferner bestand für ihn ein Zusammenhang zwischen Erziehung und politisch-sozialer und ökonomischer Umgebung. So stellte Erziehung für ihn den Ausgangspunkt für eine verbesserte soziale Umgebung dar. Seine so genannte "Idee der Elementarbildung" zielte auf eine Erziehung ab, die die Fähigkeiten von Kopf, Herz und Hand harmonisch miteinander vereinen sollte. Ein Grundsatz, der gerade heute wieder als sehr modern erscheint und als Grundlage pädagogischen Handelns vertreten wird. Pestalozzi war der Überzeugung, dass zu einer intellektuellen Bildung stets die Selbstständigkeit der Schüler gehöre.<br />
Johann Heinrich Pestalozzi starb am 17. Februar 1827 im Alter von 81 Jahren auf Gut Neuhof. Kaum ein anderer Pädagoge beeinflusste die Entwicklung der mitteleuropäischen Schule so grundlegend. Eine möglichst anschauliche Gestaltung des Schulunterrichts bleibt ein wesentlicher Aspekt der Pädagogik, die auf Pestalozzi zurückzuführen ist. (aus: Matthäus, a.a.O.)<br />
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== Weblinks ==<br />
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* Link 1<br />
* Link 2<br />
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== Dateien ==<br />
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== Literatur ==<br />
Wolfgang Matthäus (Hg.), Vom Hohenzollernviertel zum Vorderen Westen. Straßennamen, Geschichte und „Geschichtspolitik“, Kassel 2005<br />
<br />
Wolfgang Matthäus (Hg.), Plätze im Westen. Geschichte(n) eines Kasseler Stadtteils, Kassel 2010<br />
<br />
Thomas Wiegand, Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Kulturdenkmäler in Hessen. Stadt Kassel II, hg. vom Landesamt für Denkmalpflege Hessen, Wiesbaden 2005</div>WMatthäushttp://geowest.vorderer-westen.net/index.php?title=Datei:B12_01_Img_9760.jpg&diff=1743Datei:B12 01 Img 9760.jpg2013-09-20T10:44:18Z<p>WMatthäus: Einmündung Lassallestraße (Foto Matthäus)</p>
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<div><br />
Einmündung Lassallestraße (Foto Matthäus)</div>WMatthäushttp://geowest.vorderer-westen.net/index.php?title=Goethe-Stern&diff=1742Goethe-Stern2013-09-20T10:35:30Z<p>WMatthäus: /* Kurzbeschreibung */</p>
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<div>{| border="1" cellspacing="2" cellpadding="2" align="right"<br />
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| align="center" colspan="2" | [[Datei:Vorlage_Bild.jpg|center|thumb|200px]]<br />
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| align="center" colspan="2" style="background:#AACCCC;" | ''' Basisdaten '''<br />
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|width="200"| Hier steht die Adresse<br />
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|width="200"| Koordinaten<br />
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== Kurzbeschreibung ==<br />
[[Datei:B13 Plan Goethestern 1908.jpg | thumb | 300px]]<br />
[[Datei:B13 Goethestern-Wo236 28.jpg | thumb | 300px]]<br />
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Etwa hundert Jahre lang war der Kreuzungsbereich dreier Straßen der Schrecken von Fußgängern und später Fahrschülern, ehe 1989 eine künstlerische Aktion die Asphaltwüste mit einer provisorischen Verkehrsinsel versah, auf der danach verschiedene künstlerische Objekte erschienen, aber wieder entfernt wurden. So eigneten sich Frauen den Ort als „Platz der widerstandleistenden Frauen“ an (am Rand lag das erste Frauenzentrum), hatten jedoch damit keinen dauerhaften Erfolg. Demgegenüber kam es zu einer nachhaltigen Verkehrsberuhigung, die seit etwa dem Jahr 2000 durch einen gärtnerisch gestalteten Schmuckplatz erreicht wird. Dieser wird dominiert durch zwei herausragende Beispiele des Jugendstils in Kassel. Lange befand sich zwischen Lassalle- und Pestalozzistraße eine Tankstelle. Sie wich einem Wohngebäude – so wie seit einigen Jahren sämtliche Tankstellen aus dem Stadtteil verschwunden sind. <br />
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|[[Datei:B13 Verkehrsproblem 1979.jpg | thumb | 300px]]<br />
|[[Datei:B13 Platzoval.jpg | thumb | 200px]]<br />
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== Geschichte == <br />
[[Datei:B13 1991-EmmaMurks.jpg | thumb | 400px]]<br />
[[Datei:B13 Auftakt klein.jpg | thumb | 200px]]<br />
Ein Jahrhundert blieb die Kreuzung von drei Straßen nahezu unverändert. Jahrzehntelang war sie der Schrecken aller Fahrschüler, die im „Café Angst“ in unmittelbarer Nähe auf ihre Fahrstunde warteten. Als Platz, den zu überqueren für Fußgänger zum Abenteuer wurde, war sie nicht gedacht. Es bedurfte einer künstlerischen Aktion, um den Anstoß dafür zu geben, dass der erst seit einigen Jahren ganz offiziell als Goethestern bezeichnete Kreuzungsbereich sein heutiges Aussehen erhalten sollte.<br />
„Dass mal etwas auf dem Platz geschieht zum Wohlbefinden der Anwohner“ war eines der Ziele der Künstlergruppe „1 A Kassel“, die im September 1989 einen grünen Teppichboden, einen „Kunstrasen“, auf dem Asphalt in der Platzmitte auslegte und damit eine Verkehrsinsel schuf, deren verkehrsberuhigende Wirkung sich sofort zeigte. Die Aktion „Heimat, dein Stern“, zu der auch ein Rasenmähen und eine Gartenzwergparade gehörten, löste Initiativen - vor allem des Ortsbeirates - aus, die Insel auch weiterhin bestehen zu lassen. Waren sich hier alle im Prinzip einig, war der Weg frei für die Insel, so sollte es dennoch mehr als ein Jahrzehnt dauern, bis der „Platz“ seine heutige Gestaltung erhielt. Noch 1999 sprach die örtliche Presse von einer „Schande“, einer Tristesse im Vorderen Westen.<br />
War man offenkundig mit den Planungen einer „größtmöglichen Insel“ durch die Stadt einverstanden, so waren es vor allem Gestaltungs- und Finanzierungsfragen (der Orstbeirat versuchte immer wieder durch eigene Dispositionsmittel das Vorhaben voran zu bringen), die die Fertigstellung des Vorhabens zu einer unendlich scheinenden Geschichte werden ließen. Dabei gab es die heftigsten Auseinandersetzungen, als zur Walpurgisnacht 1991 Frauen aus der autonomen Frauen- und Lesbenszene sich den Platz aneigneten, ein feministisches Denkmal auf dem noch immer kahlen Oval errichteten und den Ort in „Platz der widerstandleistenden Frauen“ (um)benannten. Die Skulptur „Emma Murcks“ trat in Konkurrenz zu anderen Gestaltungsvorschlägen (vor allem von Friedel Deventer), 1992 aber auch zu einem zweiten Kunstwerk, als Ziggi Böttcher 1992 im Rahmen der documenta-Begleitaktion „Platz da!“ seine überdimensionale Steinschleuder errichtete, die ebenso wie die metallene Saboteurin 1993 wieder abgebaut wurde. <br />
Gestaltungsentwürfe gab es eine ganze Reihe: so die Idee, auf dem Oval die Dapolin-Tankstelle aufzustellen, die dem ICE-Bahnhof Wilhelmshöhe zum Opfer gefallen war, oder auch die zahlreichen in Modellform gekleideten Ideen für ein Denkmal auf dem Podest in der Mitte, die Schülerinnen und Schüler mehrerer Kasseler Schulen auf Anregung des Ortsbeirates entwarfen. Letztlich war die bestehende Tankstelle am Platz eher verschwunden und dort ein Wohngebäude („Goethestern“) errichtet als der Platz begrünt. Erst im Jahre 2000 meldete die HNA: „neuer Glanz für einen Stern“, nachdem Buchsbaumhecken und geplasterte Wege, angelegt worden waren, das Podest in der Mitte einer Buchsbaumpyramide gewichen, die Verkehrsinsel als Schmuckplatz angelegt war. Bänke und die heutige Bepflanzug kamen erst noch ein paar Jahre später hinzu, aber nicht ein Goethedenkmal, das im Stadthallengarten seinen Platz fand. In gleichen Jahr hatten Frauen ein zweites Denkmal errichtet, das nach wenigen Wochen wieder zerstört wurde.<br />
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aus: Wolfgang Matthäus (Hg.), Plätze im Vorderen Westen. Geschichte(n) eines Kasseler Stadtteils, Kassel 2010<br />
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== Architektur ==<br />
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'''Eigentum vepflichtet - Kulturdenkmal Goethestraße 67''' <br />
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Das fünfgeschossige Wohn- und Geschäftshaus an der Ecke Pestalozzistraße/Goethestraße ist in den letzten Jahrzehnten auf vorbildliche, mühsame und liebevolle Weise bis in die Details hinein restauriert worden. So viel Originales wie hier findet sich sonst nicht mehr im Vorderen Westen.<br />
Dass an und in dem 1905 fertig gestellten Gebäude heute nicht nur eine Fassade, sondern vor allem auch gründerzeitliche, vom Jugenstil geprägte Innenarchitektur zu bewundern ist, verdankt sich der Hauseigentümerin, die all dies hat restaurieren, zum Teil erst wieder freilegen lassen: Stuckdecken, Wandvertäfelungen, Jugendstilfliesen, bleiverglaste Fenster und Oberlichter, Deckenmalereien, Stuck, Dienstbotentreppen und andere Zeugnisse der Entstehungszeit - Zeugnisse des Repräsentationsbedürfnisses des Bürgertums zu Beginn des letzten Jahrhunderts.<br />
An das „bessere“ Publikum war nicht nur bei den Wohnungen, sondern auch bei der geschäftlichen Nutzung gedacht. Für das Erdgeschoss war ein Café vorgesehen, das diesem entsprechen sollte. In Anträgen zu seiner Konzessionierung (eine damals schwierige Angelegenheit) hieß es u. a.:<br />
[[Datei:B13 Goethestrasse 67 1998-2.jpg | thumb | 400px]]<br />
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„In dem hier vorliegenden Stadtteil (…), in welchem doch wohl nur besseres Publikum wohnt und verkehrt, ist ein Lokal, wie es von mir zu eröffnen beabsichtigt wird, noch nicht vorhanden. Dass dieser Stadtteil in schneller und blühender Entwicklung begriffen ist, beweist die große Bautätigkeit, die dort herrscht. Abgesehen davon dürfen die bereits errichteten und bewohnten Gebäude und der überaus rege Verkehr, welcher die Kaiserstraße von und nach Wilhelmshöhe belebt, die Bejahung der Bedürfnisfrage genügend rechtfertigen.“ „Alle in der Nähe befindlichen Lokale sind nur ganz gewöhnliche Bierwirtschaften, in denen besseres Publikum nicht verkehren kann. Da aber in jener Gegend fast ausschließlich sogenanntes feines Publikum wohnt, so ist allerdings das Bedürfnis für ein besseres Cafè-Restaurant dort vorhanden. Für das sogenannte feinere in der Kaiserstraße und den Nachbarstraßen wohnende Publikum besteht somit kein Lokal, in dem es verkehren kann.“ „Die Räume erhalten Linoleumbelag, die Decken sind moderne Stuckdecken und die Wände haben hohe Holzlamperie mit Spiegeleinlagen. Das Café hat Centralheizung und elektrische Beleuchtung. Die Ausstattung der Räume soll behaglich sein und besten Ansprüchen genügen, und es wird beabsichtigt das Café so zu bewirtschaften, dass den im Westen wohnenden Herrschaften der weite Weg in die Königsstraße erspart bleibt.“ (Stadtarchiv Kassel A. 3.3.32, 2134, zit. nach Wiegand, S. 258)<br />
Das Café „Prinzenhof“ konnte schließlich 1906 eröffnen, später - bis 1923 - befand sich in den Räumlichkeiten die Gaststätte „Meiningerhof“. Die heutige gewerbliche Nutzung entspricht dem historischen Charakter des Hauses.<br />
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aus: Wolfgang Matthäus (Hg.), Plätze im Vorderen Westen. Geschichte(n) eines Kasseler Stadtteils, Kassel 2010<br />
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'''Die Randbebauung heute'''<br />
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==Frauenbewegung in Kassel==<br />
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[[Datei:B13 Einweihung 3.jpg | thumb | 300px]]<br />
n den 1970er Jahren zog der Geist der Zeit in die Goethestraße 67 ein. Mit einem Fest weihte die neu entstandene autonome Kasseler Frauenbewegung im Februar 1976 ihr Frauenzentrum in den Parterreräumlichkeiten zur Pestalozzistraße hin ein, die sich aber schon bald als zu klein erwiesen und zu einem Umzug in die Nähe, in das Haus Goethestraße/Ecke Reginastraße, führten, wo sich noch heute das Frauen- und Lesbenzentrum befindet. Von hier aus initiierten Frauen wichtige Projekte - zum Beispiel das Frauenhaus oder das Frauenmagazin „Krampfader“. Themen der Zeit waren vor allem der Paragraph 218, Sexualität, Lohn für Hausarbeit, Gewalt gegen Frauen, Benachteiligung von Mädchen und Frauen in fast allen gesellschaftlichen Bereichen. Im Frauenbuchladen Aradia in unmittelbarer Nähe des Zentrums in der Reginastraße konnten sich allein Frauen über all dies bestens informieren; er befindet sich heute nicht weit vom Goethestern in der Pestalozzistraße - jetzt auch offen für Männer.<br />
Die Goethestraße im Vorderen Westen war bereits vorher - zumindest zweitweise - die Heimat von zwei herausragenden Kämpferinnen für Gleichberechtigung: Nora Platiel wohnte in den 50er Jahren in der Goethestraße 150, später wenige Häuser weiter in der Goethestraße 130, wo die 1896 in einer jüdischen Kaufmannsfamilie geborene Sozialistin, Juristin und Politikerin 1979 starb. Der im Krieg ausgebombten Elisabeth Selbert, gleichfalls Juristin und Politikerin, eine der wenigen Mütter des Grundgesetzes und Hauptverantwortliche für die Formulierung eines strikten Gleichheitsgrundsatzes im Grundgesetz, wurde nach dem Krieg eine Wohnung in der Goethestraße 74 - nicht weit vom Goethestern - zugewiesen: Treffpunkt für den politischen Neubeginn in Kassel.<br />
Die Anfänge einer neuen Frauenbewegung lagen in Kassel bei Stundentinnen der Gesamthochschule. 1975 trat sie bei einer Demonstration gegen den § 218 zum ersten Mal öffentlich in Erscheinung. Unter dem Slogan: „Das Private ist politisch“ ging es ihr um „Selbsterfahrung, Selbsthilfe und Selbstreflexion über die Situation der Frau in der patriarchalischen Gesellschaft“. Mit den Räumlichkeiten in der Goethestraße 67 verfügten Frauen, die sonst in Kleingruppen arbeiteten, seit dem März 1976 über eine zentrale Einrichtung.<br />
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== Bedeutung der Straßennamen ==<br />
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'''Goethestraße'''<br />
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Johann Wolfgang von Goethe wird bis zum heutigen Tage als einer der größten deutschen Dichter und eine der herausragenden Persönlichkeiten der Weltliteratur gehandelt. Er war vielseitig begabt und wird aus diesem Grund nicht nur als bekanntester Vertreter der Weimarer Klassik, sondern auch als Politiker, Kunsttheoretiker und Naturwissenschaftler gepriesen. Während seiner Lebzeiten reiste er viel herum, besuchte viele Städte in Deutschland sowie auch in ganz Europa. Zu den mehrfach besuchten Städten gehörte auch die damalige Residenzstadt Kassel. Allerdings wird seine Vorliebe für die "mannigfachen Sehenswürdigkeiten" Kassels nur selten erwähnt. In dem Buch "Hier war Goethe nicht" konnte Kassel allerdings keine Erwähnung finden.<br />
Goethe wurde am 28. August 1749 in Frankfurt am Main geboren. Seine Mutter, Catharina Elisabeth von Goethe war die Tochter des Bürgermeisters von Frankfurt und sein Vater, Johann Caspar von Goethe, war anerkannter Staatsmann und im kaiserlichen Rat vertreten. Goethes Vater war von Anfang an sehr daran interessiert seinen einzigen Sohn zum Schultheißen in Frankfurt zu machen. Aus diesem Grund hat er ihn schon früh die Rechtsbücher studieren lassen. Deswegen verließ Goethe nach seiner unbeschwerten Kindheit Frankfurt und fuhr 1765 nach Leipzig, um dort Rechtswissenschaften zu studieren. Auf Grund von schwerer Krankheit konnte er sein Studium erst 1772 in Straßburg beenden. Noch im selben Jahr ging Goethe nach Wetzlar, um dort als Rechtspraktikant am Reichkammergericht zu arbeiten. Die Arbeit dort gefiel dem jungen Goethe allerdings nicht; zuwider war ihm die unaufhaltsame Korruption. Sein Interesse für Rechtswissenschaften, welches von Anfang an eher dem Interesse seines Vaters entsprach, verschwand immer mehr. Goethe entdeckte zunehmend seine Reiselust und widmete sich vollends der Poesie. 1774 hatte er mit "Die Leiden des Jungen Werther" seinen ersten großen Erfolg. <br />
Daraufhin ging der junge Dichter nach Weimar, wo er als Geheimer Legationsrat in die Dienste des Herzogs trat. 1779 wurde er schließlich zum Geheimrat befördert. Im selben Jahr besuchte Goethe zum ersten Mal Kassel. Er befand sich mit Herzog Karl August von Weimar auf der Reise in die Schweiz, als er am 14. September 1779 zum ersten Mal im "Posthaus" der Madame Goullon am Königsplatz abstieg. Auf dieser Durchreise machte Goethe Bekanntschaft mit dem jungen Forscher Georg Forster, mit dem er später im regen Briefkontakt stand. Während dieses Aufenthaltes schrieb Goethe in einem Brief an seine Freundin Charlotte von Stein folgendes: "Wir gehen unter den Cassler Herrlichkeiten herum und sehen eine Menge in uns hinein. Die Gemählde-Galerie hat mich sehr gelabt, wir sind wohl und lustig. Es war zeit, daß wir ins Wasser kamen. Schön Wetter haben wir bisher und klare Augen."<br />
Allmählich veränderte sich Goethes Weltanschauung. Die Zeit der Stürmer und Dränger war für ihn vorbei. Er wendete sich den ruhigen Formenschönheiten der Antike und der harmonischen Entfaltung der Persönlichkeiten nach dem Gesetz der Schönheit und Humanität zu. In dieser Phase des dichterischen Reifens fing Goethe außerdem an, sich mit den Naturwissenschaften auseinander zu setzen.<br />
1780 wurd Goethe als Lehrling in die Weimarer Loge Amalia aufgenommen und 1781 bereits zum Gesellen befördert. Nach seiner Ernennung zum Meister im Jahre 1782 machte er eine Reise in den Harz. Auf dieser Reise besuchte er erneut Kassel. Dieses Mal zeigte er dem Sohn seiner Freundin Charlotte von Stein, dem jungen Fritz von Stein, die Sehenswürdigkeiten Kassels. Erneut stieg er dabei in dem Posthaus am Königsplatz ab und besuchte mit Fritz von Stein wiederholt die Gemäldegalerie. Goethe befand sich zu dieser Zeit tief in seinen naturwissenschaftlichen Arbeiten. Deswegen untersuchte er an dem Schädel eines jungen Elefanten aus dem Kasseler Museum seine Theorien und machte bald darauf eine seiner wichtigsten naturwissenschaftlichen Erkenntnisse über die Rückbildung des menschlichen Zwischenkieferknochens. Diesen so genannten "Goethe-Elefanten" kann man heute noch im Naturkundemuseum bewundern.<br />
1786 machte Goethe erneut eine Reise. Er verließ Deutschland fluchtartig und reiste unter dem Namen "Filippo Miller" nach Italien. In Rom lernte er den Kasseler Maler Wilhelm Tischbein kennen, der dort einer seiner engsten Freunde wurde. In diesem Jahr entstand das berühmte Gemälde Tischbeins, welches Goethe als Reisenden in der römischen Campagna zeigt - allerdings mit zwei gleichen Füßen.<br />
Im Dezember 1792 - nachdem Goethe im "Koalitionskrieg" die "Kampagne in Frankreich" unterstützt hatte - war er erneut zu Gast im Kasseler "Posthaus". Goethe selbst schreibt: "Wie düster aber auch in der letzten und schwärzesten aller Nächte meine Gedanken mochten gewesen sein, so wurden sie auf einmal wieder aufgehellt, als ich in das mit hundert und aber hundert Lampen erleuchtete Cassel hineinfuhr. Bei diesem Anblick entwickelten sich vor meiner Seele alle Vorteile eines bürgerlich-städtischen Zusammenseins, die Wohlhäbigkeit eines jeden einzelnen in seiner von innen erleuchteten Wohnung und die behaglichen Anstalten zur Aufnahme der Fremden." Dieser Aufenthalt Goethes war nur sehr kurz, dennoch hat der Poet Zeit gefunden, erneut die Kasseler Gemäldegalerie aufzusuchen. Vom Herkules war er weniger begeistert.<br />
Im August 1801 besucht Goethe das letzte Mal Kassel. Dieses Mal in Begleitung von Christiane Vulpius, seines elfjährigen Sohnes August und von Professor Meyer. Zuvor schrieb Goethe seiner Lebensgefährtin in einem Brief: "Ich freue mich herzlich, Dich wiederzusehen und mit Dir in Cassel unter so viel neuen und schönen Sachen einige Tage zuzubringen. (…) In Cassel kannst du dir ein Hütchen kaufen und ein Kleid, sie haben die neusten Waren dort so gut als irgendwo."<br />
1808 wurde Goethe von Napoléon I. das Kreuz der Ehrenlegion verliehen. Im selben Jahr erschien neben der Gesamtausgabe seiner Werke Faust I. Die letzten Jahre Goethes waren sehr leidvoll. Der Verlust seines Freundes Schiller (1805), seiner Frau (1816) und seines einzigen Sohnes (1830) machten ihn zu einem sehr einsamen Menschen. Ein erneuter Blutsturz 1830 fesselte ihn an sein Bett, das er in den letzten Jahren seines Lebens kaum mehr verließ. Bis zu seinem Tod am 22. März 1832 arbeitete Johann Wolfgang von Goethe aktiv an Faust II, der sein großes Lebenswerk endgültig vollendete.<br />
Obwohl Goethe Kassel nur wenige Male besucht hat, hat er dennoch viele Spuren hinterlassen. So geht aus den zahlreichen Tagebucheinträgen und Briefen deutlich hervor, wie sehr Goethe die Bildergalerie, das Theater, die Museen, die Schlösser, den Bergpark und nicht zuletzt die hervorragenden Einkaufsmöglichkeiten in Kassel begeisterten. Besucher des Landesmuseums in Kassel können dort heute noch Goethes Eintragungen in die Besucherverzeichnisse vorfinden. Außerdem glauben viele Philologen, dass Goethe selbst bei der Niederschrift des 4. Aufzugs des Faust II an Kassel gedacht haben muss. Die Beschreibung des "Ortes der Sinnenlust" und die Erwähnung der "Teufelsbrücke" deuten daraufhin, dass Goethe sich vom Bergpark Wilhelmshöhe hat inspirieren lassen. <br />
Die Bezeichnung Goethestraße ist ein Ergebnis der Umbenennungen in der Nachkriegszeit. Ursprünglich war eine der wesentlichen Achse im Vorderen Westen nach dem Kaiser benannt, der später auf einigen Abschnitten der Erinnerung an den Ersten Weltkrieg weichen musste (Admiral Scheer Straße, Skagerrakplatz). (aus: Wolfgang Matthäus (Hg.), Vom Hohenzollernviertel zum Vorderen Westen. Straßennamen, Geschichte und "Geschichtspolitik", Kassel 2005)<br />
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'''Lassallestraße'''<br />
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Die Lassallestraße hieß bis 1949 Eulenburgstraße. Der Straßenname erinnert an die Gründungsgeschichte der deutschen Sozialdemokratie. Lassalle wurde am 11. April 1825 als Sohn des jüdischen Seidenhändlers Heyman Lassal und seiner Frau Rosalie Heitzfeld in Breslau geboren. Schon früh wurden Lassalles Scharfsinn und seine herausragenden rhetorischen Fähigkeiten deutlich. Heinrich Heine und Alexander von Humboldt bezeichneten ihn mehrfach als "Wunderkind" oder auch als den "neuen Mirabeau". <br />
Auf seinen eigenen Wunsch hin und gegen die Vorstellungen seines Vaters studierte Ferdinand Lassalle 1843-1846 Philosophie und Geschichte in Breslau und Berlin. Während dieser Zeit setzte er sich mit der Geschichtsphilosophie Hegels auseinander. Das Hegelsche Geschichtsdenken wurde nicht nur prägend, sondern auch verbindlich für Lassalle - sein ganzes Leben lang. Eine Universitätslaufbahn (als Dozent) blieb ihm allerdings auf Grund seiner jüdischen Herkunft verwehrt. Dennoch waren es weniger Wünsche nach Judenemanzipation, sondern vielmehr Lassalles demokratisch-revolutionäre Gesinnung sowie sozialistisch-kommunistischen Ideen, welche ihn nach der "Befreiung der Menschheit" streben ließen. Die frühsozialistischen Ideen von Louis Blanc und Joseph Proudhon hatte er auf einer Studienreise nach Paris (1845) kennen gelernt. <br />
Der Scheidungsprozess (1846-1854) der Gräfin Sophie Hatzfeldt, in welchem Lassalle oftmals als Bevollmächtigter der Gräfin agierte, verhalf ihm zu Rang und Namen. Im Verlauf dieses Prozess, den Lassalle selbst auch als einen politischen Kampf gegen die bestehenden sozialen Machtverhältnisse verstand, glänzte dieser mehrfach durch seine brillanten (Verteidigungs-) Reden, litt aber auch unter politischer Verfolgung. Der so genannte "Volksheld der demokratischen Revolution im Rheinland" wurde 1849 auf Grund seines aktiv revolutionären Handelns während der Revolution 1848/49 zu einer sechsmonatigen Haftstrafe wegen Beleidigung eines hohen Staatsbeamten verurteilt. Er musste deshalb die Zusammenarbeit mit Karl Marx und der "Neuen Rheinischen Zeitung" einstellen. Lassalle war zu dieser Zeit bereits nicht nur sehr populär ("Lassalle-Kult"), sondern seine Tätigkeiten hatten ihm auch die erwünschte finanzielle Unabhängigkeit eingebracht.<br />
In Anbetracht der gescheiterten Revolution und wiederholter Verhaftungen gehörte Lassalle zu denjenigen, die ihren demokratischen Prinzipien weiterhin treu blieben. In den fünfziger Jahren war er um schriftstellerisches und wissenschaftliches Ansehen in philosophischen Kreisen bemüht und publizierte seine philosophischen und politischen Ideen. In der Untersuchung "Die Philosophie des Herakleitos" (1857), zahlreichen anderen Schriften, vor allem aber in "Das System der erworbenen Rechte, eine Versöhnung des positiven Rechts und der Rechtsphilosophie" (1860-62) setzte er sich mit Hegel und dem liberalen Bürgertum auseinander und arbeitete heraus, dass ein gleiches Recht für alle erst in einer solidarischen Gesellschaft von politisch und sozial Gleichgestellten ohne (Besitz-) Privilegien zu erreichen sei. Auf ökonomischem Gebiet entwickelte er die These vom "ehernen Lohngesetz", die in der Arbeiterbewegung, vor allem von Marx, kritisiert wurde.<br />
1860-1862 unternahm Lassalle eine Reise durch die Schweiz und Italien. Hier machte er Bekanntschaft mit der national-italienischen revolutionären Bewegung. Durch seine Stellungnahmen zur Arbeiterfrage bekam er engeren Kontakt mit Arbeitervereinen und stieg in den letzten beiden Jahren seines kurzen Lebens zum unumstrittenen Führer und Organisator der ersten selbstständigen deutschen Arbeiterbewegung auf. Riesige Menschenmassen feierten stürmisch ihren erfolgreichen Kämpfer und Helden. Nachdem Lassalle 1862 einige Reden u.a. vor dem Berliner Arbeiterverein und dem Bürgerbezirksverein gehalten hatte, bat ihn das Leipziger Zentralkomitee ein Schreiben zu formulieren, in welchem er die Ziele und Aufgaben der Arbeiterbewegung darstellen sollte. Sein berühmtes "Offenes Antwortschreiben", welches das Lassalle'sche Arbeiterprogramm enthielt, wurde zum Statut des am 23. Mai 1863 gegründeten "Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins" (ADAV). Lassalle hatte die Abschaffung des verhassten Dreiklassenwahlrechts und die Beteiligung der Arbeiter an der Produktion sowie den Aufbau von Produktivassoziationen der Arbeiter mit staatlichen Hilfen gefordert, um soziale Ungleichheiten abzubauen. Er wurde zum ersten Präsidenten des ADAV gewählt und tat sehr viel, um die Ziele und das Programm der Arbeiterbewegung durchzusetzen. Dafür nahm er sogar Kontakt zu Otto von Bismarck auf. Die Gespräche führten allerdings zu keinem Erfolg.<br />
Auf dem Höhepunkt seines Wirkens kam es zu einem tragischen Zwischenfall. Lassalle erlag am 31. August 1864 einer Verletzung, die er sich bei einem Duell wegen einer Frauenaffäre in Genf zugezogen hatte.<br />
Lassalle war einer der führenden deutschen Theoretiker seiner Zeit. Zwar kritisierte Marx diesen mehrfach für seine Fehleinschätzungen sowie für die zum Teil utopischen Theorien, dennoch war Lassalle auch eindeutig ein willensstarker Mensch der Tat. Seine Ideen wirkten in der sozialdemokratischen Arbeitbewegung weiter; der ADAV vereinigte sich 1875 mit der von Liebknecht und Bebel 1869 gegründeten Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SDAP) zur Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands (SAP), die sich seit 1890 Sozialdemokratische Partei Deutschlands nannte. Im Vorderen Westen löste der "Urdemokrat" Lassalle 1947 einen konservativen Verteidiger der Klassengesellschaft des Kaiserreichs als Namenspatron ab, der die Sozialdemokratie heftig bekämpft hatte. (aus: Matthäus, a.a.O.)<br />
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'''Pestalozzistraße'''<br />
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Die ursprüngliche Prinzenstraße erfuhr nach dem Zweiten Weltkrieg eine fortschrittliche Umbenennung, sie wurde nach einem Pädagogen benannt, dessen Auffassungen noch heute bedeutsamt. In Deutschland gibt es wohl zahlreiche "Pestalozzi-Schulen" und auch -straßen.<br />
Johann Heinrich Pestalozzi wurde am 12. Januar 1746 in Zürich geboren. In erster Linie ist er als Erzieher und Schulreformer bekannt, war daneben aber auch Schriftsteller, Politiker und Philosoph. Seine Schriften und sein Wirken ließen ihn zum Wegbereiter der Volksschule werden. Er trat überzeugt für die Volksbildung ein, eine Bildung, die auch den unteren Gesellschaftsschichten zugänglich sein sollte - und nicht nur Prinzen. Dazu nahm erJean Jacques Rousseaus' Ideen auf und verknüpfte diese mit seinen beziehungsweise grenzte sie von eigenen Überzeugungen ab. <br />
Pestalozzi, der seinen Vater bereits in jungen Jahren verlor, besuchte von 1751-54 zunächst die Elementarschule. Hieran sollte sich der Besuch der Lateinschule sowie des Collegium humanitatis anschließen (1754-63). In den folgenden zwei Jahren widmete er sich seinem Philologie- sowie Philosophiestudium am Zürcher Collegium Carolinum (aufklärerische Ausrichtung).<br />
Stark geprägt wurde Pestalozzi durch die so genannte "Helvetische Gesellschaft", der er 1764 schließlich beitrat. Die Ideen dieser Gesellschaft gingen auf Montesquieu und Rousseau zurück. Kritisiert wurden neben der eher einer Oligarchie gleichende Demokratie Zürichs das als "verweichlicht" angesehene Leben der Städter sowie die Unterdrückung der Zürcher Landbevölkerung. Wie andere Mitglieder dieser Gesellschaft geriet auch Pestalozzi schließlich in den Verdacht, sich an Aufrufen gegen Entscheidungen des Züricher Stadtrates beteiligt zu haben, weshalb er am 31.1.1767 in städtischen Arrest genommen wurde.<br />
Für Pestalozzi stand von Beginn an die praktische Tätigkeit stark im Vordergrund. Aus diesem Grund brach er seine weiteren Studien in Theologie und Jura vorzeitig ab und beschäftigte sich mit der Landwirtschaft. Es stand in seiner Absicht, den Bauern ein Beispiel zu geben, wie sie ihre miserable Lage verbessern könnten. Doch dieses Vorhaben Pestalozzis scheiterte.<br />
Nach der Hochzeit mit Anna Schulthess 1769 gründete Pestalozzi gemeinsam mit seiner Frau auf dem Gut Neuhof im Aargau eine Erziehungsanstalt für arme Kinder. Hier wurde Arbeit mit schulischer Bildung verbunden. In den folgenden 20 Jahren widmete er sich in erster Linie der Schriftstellerei. So legte er in zahlreichen Büchern und Schriften seine Erziehungsgrundsätze dar. Um die bedeutendsten seiner Werke zu nennen: "Die Abendstunde eines Einsiedlers" (1780), in dem Pestalozzi sowohl an den mangelnden pädagogischen Kenntnissen in der Gesellschaft als auch an der schulischen Lehrmethodik Kritik übt, welche er durch eine naturgemäße Erziehung ersetzen wollte; "Lienhard und Gertrud" (1781-1787), welches zu einem Welterfolg werden sollte und mit dem er politische und bildungspolitische Zusammenhänge verdeutlichte; "Meine Nachforschungen über den Gang der Natur in der Entwicklung des Menschengeschlechts" (1797), worin eine Auseinandersetzung Pestalozzis mit der Französischen Revolution stattfindet und er die Ansicht vertritt, das "Menschengeschlecht", welches sich von einem "Naturzustand" zu einem "gesellschaftlichen Zustand" entwickelt habe, müsse sich nun zu einem sittlichen erheben; "Wie Gertrud ihre Kinder lehrt" (1801), in dem er seine pädagogischen Erfahrungen aus seiner praktischen Lehrtätigkeit niederschrieb. Anfänglich stützten sich Pestalozzis Überzeugungen noch deutlich auf die von Rousseau vermittelten Grundsätze, dies sollte sich später allerdings ändern. So revidierte er beispielsweise seine anfangs so kritische Einstellung gegenüber der Schule und trat nun für diese ein und war später nicht mehr von einem unbelasteten "Naturzustand" des Menschen überzeugt.<br />
Wirtschaftliche Gründe führten im Jahre 1780 zur Schließung der Gut Neuhofer Einrichtung. So befand er sich nun auf der Suche nach einer Möglichkeit, den Menschen seine volkserzieherischen Auffassungen zu vermitteln. Diese Möglichkeit bot ihm beispielsweise seine Anstellung als Redakteur beim "Helvetischen Volksblatt".<br />
Nachdem Pestalozzi 1792 von der französischen Nationalversammlung zum französischen Ehrenbürger erklärt worden war, übernahm er 1798 das Waisenhaus in Stans. Im kommenden Jahr fand die Gründung des Erziehungsinstituts in Burgdorf statt, in welchem er schließlich auch ein Lehrerseminar einrichtete. Im Jahre 1804 fand dessen Verlegung nach Yverdon statt. Hier wurden seine pädagogischen Grundsätze erprobt. Diese Zeit steht ganz im Zeichen weiterer pädagogischer Ausarbeitungen und Publikationen, die er häufig auch gemeinsam mit seinen Mitarbeitern erarbeitete. Dieses Institut sollte sich zu einem Zentrum der Lehrerbildung in Europa entwickeln. Doch auch diese Einrichtung musste - auf Grund von Unstimmigkeiten unter der Lehrerschaft bezüglich Pestalozzis Nachfolge - im Jahre 1825 geschlossen werden.<br />
Im Zentrum all seiner Bestrebungen stand stets das Ideal der bereits erwähnten Volksbildung. Pestalozzi forderte allgemeine Menschenbildung, Überwindung der Standesunterschiede und Anerkennung der Menschenwürde. Ferner bestand für ihn ein Zusammenhang zwischen Erziehung und politisch-sozialer und ökonomischer Umgebung. So stellte Erziehung für ihn den Ausgangspunkt für eine verbesserte soziale Umgebung dar. Seine so genannte "Idee der Elementarbildung" zielte auf eine Erziehung ab, die die Fähigkeiten von Kopf, Herz und Hand harmonisch miteinander vereinen sollte. Ein Grundsatz, der gerade heute wieder als sehr modern erscheint und als Grundlage pädagogischen Handelns vertreten wird. Pestalozzi war der Überzeugung, dass zu einer intellektuellen Bildung stets die Selbstständigkeit der Schüler gehöre.<br />
Johann Heinrich Pestalozzi starb am 17. Februar 1827 im Alter von 81 Jahren auf Gut Neuhof. Kaum ein anderer Pädagoge beeinflusste die Entwicklung der mitteleuropäischen Schule so grundlegend. Eine möglichst anschauliche Gestaltung des Schulunterrichts bleibt ein wesentlicher Aspekt der Pädagogik, die auf Pestalozzi zurückzuführen ist. (aus: Matthäus, a.a.O.)<br />
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== Weblinks ==<br />
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* Link 1<br />
* Link 2<br />
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== Dateien ==<br />
<br />
== Literatur ==<br />
Wolfgang Matthäus (Hg.), Vom Hohenzollernviertel zum Vorderen Westen. Straßennamen, Geschichte und „Geschichtspolitik“, Kassel 2005<br />
<br />
Wolfgang Matthäus (Hg.), Plätze im Westen. Geschichte(n) eines Kasseler Stadtteils, Kassel 2010<br />
<br />
Thomas Wiegand, Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Kulturdenkmäler in Hessen. Stadt Kassel II, hg. vom Landesamt für Denkmalpflege Hessen, Wiesbaden 2005</div>WMatthäushttp://geowest.vorderer-westen.net/index.php?title=Goethe-Stern&diff=1741Goethe-Stern2013-09-20T09:05:24Z<p>WMatthäus: /* Architektur */</p>
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|width="200"| Koordinaten<br />
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== Kurzbeschreibung ==<br />
[[Datei:B13 Plan Goethestern 1908.jpg | thumb | 300px]]<br />
[[Datei:B13 Goethestern-Wo236 28.jpg | thumb | 300px]]<br />
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Etwa hundert Jahre lang war der Kreuzungsbereich dreier Straßen der Schrecken von Fußgängern und später Fahrschülern, ehe 1989 eine künstlerische Aktion die Asphaltwüste mit einer provisorischen Verkehrsinsel versah, auf der danach verschiedene künstlerische Objekte erschienen, aber wieder entfernt wurden. So eigneten sich Frauen den Ort als „Platz der widerstandleistenden Frauen“ an (am Rand lag das erste Frauenzentrum), hatten jedoch damit keinen dauerhaften Erfolg. Demgegenüber kam es zu einer nachhaltigen Verkehrsberuhigung, die seit etwa dem Jahr 2000 durch einen gärtnerisch gestalteten Schmuckplatz erreicht wird. Dieser wird dominiert durch zwei herausragende Beispiele des Jugendstils in Kassel. Lange befand sich zwischen Lassalle- und Pestalozzistraße eine Tankstelle. Sie wich einem Wohngebäude – so wie seit einigen Jahren sämtliche Tankstellen aus dem Stadtteil verschwunden sind. <br />
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|[[Datei:B13 Verkehrsproblem 1979.jpg | thumb | 300px]]<br />
|[[Datei:B13 Platzoval.jpg | thumb | 200px]]<br />
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== Geschichte == <br />
[[Datei:B13 1991-EmmaMurks.jpg | thumb | 400px]]<br />
[[Datei:B13 Auftakt klein.jpg | thumb | 200px]]<br />
Ein Jahrhundert blieb die Kreuzung von drei Straßen nahezu unverändert. Jahrzehntelang war sie der Schrecken aller Fahrschüler, die im „Café Angst“ in unmittelbarer Nähe auf ihre Fahrstunde warteten. Als Platz, den zu überqueren für Fußgänger zum Abenteuer wurde, war sie nicht gedacht. Es bedurfte einer künstlerischen Aktion, um den Anstoß dafür zu geben, dass der erst seit einigen Jahren ganz offiziell als Goethestern bezeichnete Kreuzungsbereich sein heutiges Aussehen erhalten sollte.<br />
„Dass mal etwas auf dem Platz geschieht zum Wohlbefinden der Anwohner“ war eines der Ziele der Künstlergruppe „1 A Kassel“, die im September 1989 einen grünen Teppichboden, einen „Kunstrasen“, auf dem Asphalt in der Platzmitte auslegte und damit eine Verkehrsinsel schuf, deren verkehrsberuhigende Wirkung sich sofort zeigte. Die Aktion „Heimat, dein Stern“, zu der auch ein Rasenmähen und eine Gartenzwergparade gehörten, löste Initiativen - vor allem des Ortsbeirates - aus, die Insel auch weiterhin bestehen zu lassen. Waren sich hier alle im Prinzip einig, war der Weg frei für die Insel, so sollte es dennoch mehr als ein Jahrzehnt dauern, bis der „Platz“ seine heutige Gestaltung erhielt. Noch 1999 sprach die örtliche Presse von einer „Schande“, einer Tristesse im Vorderen Westen.<br />
War man offenkundig mit den Planungen einer „größtmöglichen Insel“ durch die Stadt einverstanden, so waren es vor allem Gestaltungs- und Finanzierungsfragen (der Orstbeirat versuchte immer wieder durch eigene Dispositionsmittel das Vorhaben voran zu bringen), die die Fertigstellung des Vorhabens zu einer unendlich scheinenden Geschichte werden ließen. Dabei gab es die heftigsten Auseinandersetzungen, als zur Walpurgisnacht 1991 Frauen aus der autonomen Frauen- und Lesbenszene sich den Platz aneigneten, ein feministisches Denkmal auf dem noch immer kahlen Oval errichteten und den Ort in „Platz der widerstandleistenden Frauen“ (um)benannten. Die Skulptur „Emma Murcks“ trat in Konkurrenz zu anderen Gestaltungsvorschlägen (vor allem von Friedel Deventer), 1992 aber auch zu einem zweiten Kunstwerk, als Ziggi Böttcher 1992 im Rahmen der documenta-Begleitaktion „Platz da!“ seine überdimensionale Steinschleuder errichtete, die ebenso wie die metallene Saboteurin 1993 wieder abgebaut wurde. <br />
Gestaltungsentwürfe gab es eine ganze Reihe: so die Idee, auf dem Oval die Dapolin-Tankstelle aufzustellen, die dem ICE-Bahnhof Wilhelmshöhe zum Opfer gefallen war, oder auch die zahlreichen in Modellform gekleideten Ideen für ein Denkmal auf dem Podest in der Mitte, die Schülerinnen und Schüler mehrerer Kasseler Schulen auf Anregung des Ortsbeirates entwarfen. Letztlich war die bestehende Tankstelle am Platz eher verschwunden und dort ein Wohngebäude („Goethestern“) errichtet als der Platz begrünt. Erst im Jahre 2000 meldete die HNA: „neuer Glanz für einen Stern“, nachdem Buchsbaumhecken und geplasterte Wege, angelegt worden waren, das Podest in der Mitte einer Buchsbaumpyramide gewichen, die Verkehrsinsel als Schmuckplatz angelegt war. Bänke und die heutige Bepflanzug kamen erst noch ein paar Jahre später hinzu, aber nicht ein Goethedenkmal, das im Stadthallengarten seinen Platz fand. In gleichen Jahr hatten Frauen ein zweites Denkmal errichtet, das nach wenigen Wochen wieder zerstört wurde.<br />
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aus: Wolfgang Matthäus (Hg.), Plätze im Vorderen Westen. Geschichte(n) eines Kasseler Stadtteils, Kassel 2010<br />
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== Architektur ==<br />
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'''Eigentum vepflichtet - Kulturdenkmal Goethestraße 67''' <br />
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Das fünfgeschossige Wohn- und Geschäftshaus an der Ecke Pestalozzistraße/Goethestraße ist in den letzten Jahrzehnten auf vorbildliche, mühsame und liebevolle Weise bis in die Details hinein restauriert worden. So viel Originales wie hier findet sich sonst nicht mehr im Vorderen Westen.<br />
Dass an und in dem 1905 fertig gestellten Gebäude heute nicht nur eine Fassade, sondern vor allem auch gründerzeitliche, vom Jugenstil geprägte Innenarchitektur zu bewundern ist, verdankt sich der Hauseigentümerin, die all dies hat restaurieren, zum Teil erst wieder freilegen lassen: Stuckdecken, Wandvertäfelungen, Jugendstilfliesen, bleiverglaste Fenster und Oberlichter, Deckenmalereien, Stuck, Dienstbotentreppen und andere Zeugnisse der Entstehungszeit - Zeugnisse des Repräsentationsbedürfnisses des Bürgertums zu Beginn des letzten Jahrhunderts.<br />
An das „bessere“ Publikum war nicht nur bei den Wohnungen, sondern auch bei der geschäftlichen Nutzung gedacht. Für das Erdgeschoss war ein Café vorgesehen, das diesem entsprechen sollte. In Anträgen zu seiner Konzessionierung (eine damals schwierige Angelegenheit) hieß es u. a.:<br />
[[Datei:B13 Goethestrasse 67 1998-2.jpg | thumb | 400px]]<br />
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„In dem hier vorliegenden Stadtteil (…), in welchem doch wohl nur besseres Publikum wohnt und verkehrt, ist ein Lokal, wie es von mir zu eröffnen beabsichtigt wird, noch nicht vorhanden. Dass dieser Stadtteil in schneller und blühender Entwicklung begriffen ist, beweist die große Bautätigkeit, die dort herrscht. Abgesehen davon dürfen die bereits errichteten und bewohnten Gebäude und der überaus rege Verkehr, welcher die Kaiserstraße von und nach Wilhelmshöhe belebt, die Bejahung der Bedürfnisfrage genügend rechtfertigen.“ „Alle in der Nähe befindlichen Lokale sind nur ganz gewöhnliche Bierwirtschaften, in denen besseres Publikum nicht verkehren kann. Da aber in jener Gegend fast ausschließlich sogenanntes feines Publikum wohnt, so ist allerdings das Bedürfnis für ein besseres Cafè-Restaurant dort vorhanden. Für das sogenannte feinere in der Kaiserstraße und den Nachbarstraßen wohnende Publikum besteht somit kein Lokal, in dem es verkehren kann.“ „Die Räume erhalten Linoleumbelag, die Decken sind moderne Stuckdecken und die Wände haben hohe Holzlamperie mit Spiegeleinlagen. Das Café hat Centralheizung und elektrische Beleuchtung. Die Ausstattung der Räume soll behaglich sein und besten Ansprüchen genügen, und es wird beabsichtigt das Café so zu bewirtschaften, dass den im Westen wohnenden Herrschaften der weite Weg in die Königsstraße erspart bleibt.“ (Stadtarchiv Kassel A. 3.3.32, 2134, zit. nach Wiegand, S. 258)<br />
Das Café „Prinzenhof“ konnte schließlich 1906 eröffnen, später - bis 1923 - befand sich in den Räumlichkeiten die Gaststätte „Meiningerhof“. Die heutige gewerbliche Nutzung entspricht dem historischen Charakter des Hauses.<br />
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aus: Wolfgang Matthäus (Hg.), Plätze im Vorderen Westen. Geschichte(n) eines Kasseler Stadtteils, Kassel 2010<br />
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'''Die Randbebauung heute'''<br />
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==Frauenbewegung in Kassel==<br />
[[Datei:B13 Einweihung 2.jpg | thumb |300px]]<br />
[[Datei:B13 Einweihung 3.jpg | thumb | 300px]]<br />
n den 1970er Jahren zog der Geist der Zeit in die Goethestraße 67 ein. Mit einem Fest weihte die neu entstandene autonome Kasseler Frauenbewegung im Februar 1976 ihr Frauenzentrum in den Parterreräumlichkeiten zur Pestalozzistraße hin ein, die sich aber schon bald als zu klein erwiesen und zu einem Umzug in die Nähe, in das Haus Goethestraße/Ecke Reginastraße, führten, wo sich noch heute das Frauen- und Lesbenzentrum befindet. Von hier aus initiierten Frauen wichtige Projekte - zum Beispiel das Frauenhaus oder das Frauenmagazin „Krampfader“. Themen der Zeit waren vor allem der Paragraph 218, Sexualität, Lohn für Hausarbeit, Gewalt gegen Frauen, Benachteiligung von Mädchen und Frauen in fast allen gesellschaftlichen Bereichen. Im Frauenbuchladen Aradia in unmittelbarer Nähe des Zentrums in der Reginastraße konnten sich allein Frauen über all dies bestens informieren; er befindet sich heute nicht weit vom Goethestern in der Pestalozzistraße - jetzt auch offen für Männer.<br />
Die Goethestraße im Vorderen Westen war bereits vorher - zumindest zweitweise - die Heimat von zwei herausragenden Kämpferinnen für Gleichberechtigung: Nora Platiel wohnte in den 50er Jahren in der Goethestraße 150, später wenige Häuser weiter in der Goethestraße 130, wo die 1896 in einer jüdischen Kaufmannsfamilie geborene Sozialistin, Juristin und Politikerin 1979 starb. Der im Krieg ausgebombten Elisabeth Selbert, gleichfalls Juristin und Politikerin, eine der wenigen Mütter des Grundgesetzes und Hauptverantwortliche für die Formulierung eines strikten Gleichheitsgrundsatzes im Grundgesetz, wurde nach dem Krieg eine Wohnung in der Goethestraße 74 - nicht weit vom Goethestern - zugewiesen: Treffpunkt für den politischen Neubeginn in Kassel.<br />
Die Anfänge einer neuen Frauenbewegung lagen in Kassel bei Stundentinnen der Gesamthochschule. 1975 trat sie bei einer Demonstration gegen den § 218 zum ersten Mal öffentlich in Erscheinung. Unter dem Slogan: „Das Private ist politisch“ ging es ihr um „Selbsterfahrung, Selbsthilfe und Selbstreflexion über die Situation der Frau in der patriarchalischen Gesellschaft“. Mit den Räumlichkeiten in der Goethestraße 67 verfügten Frauen, die sonst in Kleingruppen arbeiteten, seit dem März 1976 über eine zentrale Einrichtung.<br />
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== Bedeutung der Straßennamen ==<br />
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'''Goethestraße'''<br />
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Johann Wolfgang von Goethe wird bis zum heutigen Tage als einer der größten deutschen Dichter und eine der herausragenden Persönlichkeiten der Weltliteratur gehandelt. Er war vielseitig begabt und wird aus diesem Grund nicht nur als bekanntester Vertreter der Weimarer Klassik, sondern auch als Politiker, Kunsttheoretiker und Naturwissenschaftler gepriesen. Während seiner Lebzeiten reiste er viel herum, besuchte viele Städte in Deutschland sowie auch in ganz Europa. Zu den mehrfach besuchten Städten gehörte auch die damalige Residenzstadt Kassel. Allerdings wird seine Vorliebe für die "mannigfachen Sehenswürdigkeiten" Kassels nur selten erwähnt. In dem Buch "Hier war Goethe nicht" konnte Kassel allerdings keine Erwähnung finden.<br />
Goethe wurde am 28. August 1749 in Frankfurt am Main geboren. Seine Mutter, Catharina Elisabeth von Goethe war die Tochter des Bürgermeisters von Frankfurt und sein Vater, Johann Caspar von Goethe, war anerkannter Staatsmann und im kaiserlichen Rat vertreten. Goethes Vater war von Anfang an sehr daran interessiert seinen einzigen Sohn zum Schultheißen in Frankfurt zu machen. Aus diesem Grund hat er ihn schon früh die Rechtsbücher studieren lassen. Deswegen verließ Goethe nach seiner unbeschwerten Kindheit Frankfurt und fuhr 1765 nach Leipzig, um dort Rechtswissenschaften zu studieren. Auf Grund von schwerer Krankheit konnte er sein Studium erst 1772 in Straßburg beenden. Noch im selben Jahr ging Goethe nach Wetzlar, um dort als Rechtspraktikant am Reichkammergericht zu arbeiten. Die Arbeit dort gefiel dem jungen Goethe allerdings nicht; zuwider war ihm die unaufhaltsame Korruption. Sein Interesse für Rechtswissenschaften, welches von Anfang an eher dem Interesse seines Vaters entsprach, verschwand immer mehr. Goethe entdeckte zunehmend seine Reiselust und widmete sich vollends der Poesie. 1774 hatte er mit "Die Leiden des Jungen Werther" seinen ersten großen Erfolg. <br />
Daraufhin ging der junge Dichter nach Weimar, wo er als Geheimer Legationsrat in die Dienste des Herzogs trat. 1779 wurde er schließlich zum Geheimrat befördert. Im selben Jahr besuchte Goethe zum ersten Mal Kassel. Er befand sich mit Herzog Karl August von Weimar auf der Reise in die Schweiz, als er am 14. September 1779 zum ersten Mal im "Posthaus" der Madame Goullon am Königsplatz abstieg. Auf dieser Durchreise machte Goethe Bekanntschaft mit dem jungen Forscher Georg Forster, mit dem er später im regen Briefkontakt stand. Während dieses Aufenthaltes schrieb Goethe in einem Brief an seine Freundin Charlotte von Stein folgendes: "Wir gehen unter den Cassler Herrlichkeiten herum und sehen eine Menge in uns hinein. Die Gemählde-Galerie hat mich sehr gelabt, wir sind wohl und lustig. Es war zeit, daß wir ins Wasser kamen. Schön Wetter haben wir bisher und klare Augen."<br />
Allmählich veränderte sich Goethes Weltanschauung. Die Zeit der Stürmer und Dränger war für ihn vorbei. Er wendete sich den ruhigen Formenschönheiten der Antike und der harmonischen Entfaltung der Persönlichkeiten nach dem Gesetz der Schönheit und Humanität zu. In dieser Phase des dichterischen Reifens fing Goethe außerdem an, sich mit den Naturwissenschaften auseinander zu setzen.<br />
1780 wurd Goethe als Lehrling in die Weimarer Loge Amalia aufgenommen und 1781 bereits zum Gesellen befördert. Nach seiner Ernennung zum Meister im Jahre 1782 machte er eine Reise in den Harz. Auf dieser Reise besuchte er erneut Kassel. Dieses Mal zeigte er dem Sohn seiner Freundin Charlotte von Stein, dem jungen Fritz von Stein, die Sehenswürdigkeiten Kassels. Erneut stieg er dabei in dem Posthaus am Königsplatz ab und besuchte mit Fritz von Stein wiederholt die Gemäldegalerie. Goethe befand sich zu dieser Zeit tief in seinen naturwissenschaftlichen Arbeiten. Deswegen untersuchte er an dem Schädel eines jungen Elefanten aus dem Kasseler Museum seine Theorien und machte bald darauf eine seiner wichtigsten naturwissenschaftlichen Erkenntnisse über die Rückbildung des menschlichen Zwischenkieferknochens. Diesen so genannten "Goethe-Elefanten" kann man heute noch im Naturkundemuseum bewundern.<br />
1786 machte Goethe erneut eine Reise. Er verließ Deutschland fluchtartig und reiste unter dem Namen "Filippo Miller" nach Italien. In Rom lernte er den Kasseler Maler Wilhelm Tischbein kennen, der dort einer seiner engsten Freunde wurde. In diesem Jahr entstand das berühmte Gemälde Tischbeins, welches Goethe als Reisenden in der römischen Campagna zeigt - allerdings mit zwei gleichen Füßen.<br />
Im Dezember 1792 - nachdem Goethe im "Koalitionskrieg" die "Kampagne in Frankreich" unterstützt hatte - war er erneut zu Gast im Kasseler "Posthaus". Goethe selbst schreibt: "Wie düster aber auch in der letzten und schwärzesten aller Nächte meine Gedanken mochten gewesen sein, so wurden sie auf einmal wieder aufgehellt, als ich in das mit hundert und aber hundert Lampen erleuchtete Cassel hineinfuhr. Bei diesem Anblick entwickelten sich vor meiner Seele alle Vorteile eines bürgerlich-städtischen Zusammenseins, die Wohlhäbigkeit eines jeden einzelnen in seiner von innen erleuchteten Wohnung und die behaglichen Anstalten zur Aufnahme der Fremden." Dieser Aufenthalt Goethes war nur sehr kurz, dennoch hat der Poet Zeit gefunden, erneut die Kasseler Gemäldegalerie aufzusuchen. Vom Herkules war er weniger begeistert.<br />
Im August 1801 besucht Goethe das letzte Mal Kassel. Dieses Mal in Begleitung von Christiane Vulpius, seines elfjährigen Sohnes August und von Professor Meyer. Zuvor schrieb Goethe seiner Lebensgefährtin in einem Brief: "Ich freue mich herzlich, Dich wiederzusehen und mit Dir in Cassel unter so viel neuen und schönen Sachen einige Tage zuzubringen. (…) In Cassel kannst du dir ein Hütchen kaufen und ein Kleid, sie haben die neusten Waren dort so gut als irgendwo."<br />
1808 wurde Goethe von Napoléon I. das Kreuz der Ehrenlegion verliehen. Im selben Jahr erschien neben der Gesamtausgabe seiner Werke Faust I. Die letzten Jahre Goethes waren sehr leidvoll. Der Verlust seines Freundes Schiller (1805), seiner Frau (1816) und seines einzigen Sohnes (1830) machten ihn zu einem sehr einsamen Menschen. Ein erneuter Blutsturz 1830 fesselte ihn an sein Bett, das er in den letzten Jahren seines Lebens kaum mehr verließ. Bis zu seinem Tod am 22. März 1832 arbeitete Johann Wolfgang von Goethe aktiv an Faust II, der sein großes Lebenswerk endgültig vollendete.<br />
Obwohl Goethe Kassel nur wenige Male besucht hat, hat er dennoch viele Spuren hinterlassen. So geht aus den zahlreichen Tagebucheinträgen und Briefen deutlich hervor, wie sehr Goethe die Bildergalerie, das Theater, die Museen, die Schlösser, den Bergpark und nicht zuletzt die hervorragenden Einkaufsmöglichkeiten in Kassel begeisterten. Besucher des Landesmuseums in Kassel können dort heute noch Goethes Eintragungen in die Besucherverzeichnisse vorfinden. Außerdem glauben viele Philologen, dass Goethe selbst bei der Niederschrift des 4. Aufzugs des Faust II an Kassel gedacht haben muss. Die Beschreibung des "Ortes der Sinnenlust" und die Erwähnung der "Teufelsbrücke" deuten daraufhin, dass Goethe sich vom Bergpark Wilhelmshöhe hat inspirieren lassen. <br />
Die Bezeichnung Goethestraße ist ein Ergebnis der Umbenennungen in der Nachkriegszeit. Ursprünglich war eine der wesentlichen Achse im Vorderen Westen nach dem Kaiser benannt, der später auf einigen Abschnitten der Erinnerung an den Ersten Weltkrieg weichen musste (Admiral Scheer Straße, Skagerrakplatz). (aus: Wolfgang Matthäus (Hg.), Vom Hohenzollernviertel zum Vorderen Westen. Straßennamen, Geschichte und "Geschichtspolitik", Kassel 2005)<br />
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'''Lassallestraße'''<br />
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Die Lassallestraße hieß bis 1949 Eulenburgstraße. Der Straßenname erinnert an die Gründungsgeschichte der deutschen Sozialdemokratie. Lassalle wurde am 11. April 1825 als Sohn des jüdischen Seidenhändlers Heyman Lassal und seiner Frau Rosalie Heitzfeld in Breslau geboren. Schon früh wurden Lassalles Scharfsinn und seine herausragenden rhetorischen Fähigkeiten deutlich. Heinrich Heine und Alexander von Humboldt bezeichneten ihn mehrfach als "Wunderkind" oder auch als den "neuen Mirabeau". <br />
Auf seinen eigenen Wunsch hin und gegen die Vorstellungen seines Vaters studierte Ferdinand Lassalle 1843-1846 Philosophie und Geschichte in Breslau und Berlin. Während dieser Zeit setzte er sich mit der Geschichtsphilosophie Hegels auseinander. Das Hegelsche Geschichtsdenken wurde nicht nur prägend, sondern auch verbindlich für Lassalle - sein ganzes Leben lang. Eine Universitätslaufbahn (als Dozent) blieb ihm allerdings auf Grund seiner jüdischen Herkunft verwehrt. Dennoch waren es weniger Wünsche nach Judenemanzipation, sondern vielmehr Lassalles demokratisch-revolutionäre Gesinnung sowie sozialistisch-kommunistischen Ideen, welche ihn nach der "Befreiung der Menschheit" streben ließen. Die frühsozialistischen Ideen von Louis Blanc und Joseph Proudhon hatte er auf einer Studienreise nach Paris (1845) kennen gelernt. <br />
Der Scheidungsprozess (1846-1854) der Gräfin Sophie Hatzfeldt, in welchem Lassalle oftmals als Bevollmächtigter der Gräfin agierte, verhalf ihm zu Rang und Namen. Im Verlauf dieses Prozess, den Lassalle selbst auch als einen politischen Kampf gegen die bestehenden sozialen Machtverhältnisse verstand, glänzte dieser mehrfach durch seine brillanten (Verteidigungs-) Reden, litt aber auch unter politischer Verfolgung. Der so genannte "Volksheld der demokratischen Revolution im Rheinland" wurde 1849 auf Grund seines aktiv revolutionären Handelns während der Revolution 1848/49 zu einer sechsmonatigen Haftstrafe wegen Beleidigung eines hohen Staatsbeamten verurteilt. Er musste deshalb die Zusammenarbeit mit Karl Marx und der "Neuen Rheinischen Zeitung" einstellen. Lassalle war zu dieser Zeit bereits nicht nur sehr populär ("Lassalle-Kult"), sondern seine Tätigkeiten hatten ihm auch die erwünschte finanzielle Unabhängigkeit eingebracht.<br />
In Anbetracht der gescheiterten Revolution und wiederholter Verhaftungen gehörte Lassalle zu denjenigen, die ihren demokratischen Prinzipien weiterhin treu blieben. In den fünfziger Jahren war er um schriftstellerisches und wissenschaftliches Ansehen in philosophischen Kreisen bemüht und publizierte seine philosophischen und politischen Ideen. In der Untersuchung "Die Philosophie des Herakleitos" (1857), zahlreichen anderen Schriften, vor allem aber in "Das System der erworbenen Rechte, eine Versöhnung des positiven Rechts und der Rechtsphilosophie" (1860-62) setzte er sich mit Hegel und dem liberalen Bürgertum auseinander und arbeitete heraus, dass ein gleiches Recht für alle erst in einer solidarischen Gesellschaft von politisch und sozial Gleichgestellten ohne (Besitz-) Privilegien zu erreichen sei. Auf ökonomischem Gebiet entwickelte er die These vom "ehernen Lohngesetz", die in der Arbeiterbewegung, vor allem von Marx, kritisiert wurde.<br />
1860-1862 unternahm Lassalle eine Reise durch die Schweiz und Italien. Hier machte er Bekanntschaft mit der national-italienischen revolutionären Bewegung. Durch seine Stellungnahmen zur Arbeiterfrage bekam er engeren Kontakt mit Arbeitervereinen und stieg in den letzten beiden Jahren seines kurzen Lebens zum unumstrittenen Führer und Organisator der ersten selbstständigen deutschen Arbeiterbewegung auf. Riesige Menschenmassen feierten stürmisch ihren erfolgreichen Kämpfer und Helden. Nachdem Lassalle 1862 einige Reden u.a. vor dem Berliner Arbeiterverein und dem Bürgerbezirksverein gehalten hatte, bat ihn das Leipziger Zentralkomitee ein Schreiben zu formulieren, in welchem er die Ziele und Aufgaben der Arbeiterbewegung darstellen sollte. Sein berühmtes "Offenes Antwortschreiben", welches das Lassalle'sche Arbeiterprogramm enthielt, wurde zum Statut des am 23. Mai 1863 gegründeten "Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins" (ADAV). Lassalle hatte die Abschaffung des verhassten Dreiklassenwahlrechts und die Beteiligung der Arbeiter an der Produktion sowie den Aufbau von Produktivassoziationen der Arbeiter mit staatlichen Hilfen gefordert, um soziale Ungleichheiten abzubauen. Er wurde zum ersten Präsidenten des ADAV gewählt und tat sehr viel, um die Ziele und das Programm der Arbeiterbewegung durchzusetzen. Dafür nahm er sogar Kontakt zu Otto von Bismarck auf. Die Gespräche führten allerdings zu keinem Erfolg.<br />
Auf dem Höhepunkt seines Wirkens kam es zu einem tragischen Zwischenfall. Lassalle erlag am 31. August 1864 einer Verletzung, die er sich bei einem Duell wegen einer Frauenaffäre in Genf zugezogen hatte.<br />
Lassalle war einer der führenden deutschen Theoretiker seiner Zeit. Zwar kritisierte Marx diesen mehrfach für seine Fehleinschätzungen sowie für die zum Teil utopischen Theorien, dennoch war Lassalle auch eindeutig ein willensstarker Mensch der Tat. Seine Ideen wirkten in der sozialdemokratischen Arbeitbewegung weiter; der ADAV vereinigte sich 1875 mit der von Liebknecht und Bebel 1869 gegründeten Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SDAP) zur Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands (SAP), die sich seit 1890 Sozialdemokratische Partei Deutschlands nannte. Im Vorderen Westen löste der "Urdemokrat" Lassalle 1947 einen konservativen Verteidiger der Klassengesellschaft des Kaiserreichs als Namenspatron ab, der die Sozialdemokratie heftig bekämpft hatte. (aus: Matthäus, a.a.O.)<br />
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'''Pestalozzistraße'''<br />
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Die ursprüngliche Prinzenstraße erfuhr nach dem Zweiten Weltkrieg eine fortschrittliche Umbenennung, sie wurde nach einem Pädagogen benannt, dessen Auffassungen noch heute bedeutsamt. In Deutschland gibt es wohl zahlreiche "Pestalozzi-Schulen" und auch -straßen.<br />
Johann Heinrich Pestalozzi wurde am 12. Januar 1746 in Zürich geboren. In erster Linie ist er als Erzieher und Schulreformer bekannt, war daneben aber auch Schriftsteller, Politiker und Philosoph. Seine Schriften und sein Wirken ließen ihn zum Wegbereiter der Volksschule werden. Er trat überzeugt für die Volksbildung ein, eine Bildung, die auch den unteren Gesellschaftsschichten zugänglich sein sollte - und nicht nur Prinzen. Dazu nahm erJean Jacques Rousseaus' Ideen auf und verknüpfte diese mit seinen beziehungsweise grenzte sie von eigenen Überzeugungen ab. <br />
Pestalozzi, der seinen Vater bereits in jungen Jahren verlor, besuchte von 1751-54 zunächst die Elementarschule. Hieran sollte sich der Besuch der Lateinschule sowie des Collegium humanitatis anschließen (1754-63). In den folgenden zwei Jahren widmete er sich seinem Philologie- sowie Philosophiestudium am Zürcher Collegium Carolinum (aufklärerische Ausrichtung).<br />
Stark geprägt wurde Pestalozzi durch die so genannte "Helvetische Gesellschaft", der er 1764 schließlich beitrat. Die Ideen dieser Gesellschaft gingen auf Montesquieu und Rousseau zurück. Kritisiert wurden neben der eher einer Oligarchie gleichende Demokratie Zürichs das als "verweichlicht" angesehene Leben der Städter sowie die Unterdrückung der Zürcher Landbevölkerung. Wie andere Mitglieder dieser Gesellschaft geriet auch Pestalozzi schließlich in den Verdacht, sich an Aufrufen gegen Entscheidungen des Züricher Stadtrates beteiligt zu haben, weshalb er am 31.1.1767 in städtischen Arrest genommen wurde.<br />
Für Pestalozzi stand von Beginn an die praktische Tätigkeit stark im Vordergrund. Aus diesem Grund brach er seine weiteren Studien in Theologie und Jura vorzeitig ab und beschäftigte sich mit der Landwirtschaft. Es stand in seiner Absicht, den Bauern ein Beispiel zu geben, wie sie ihre miserable Lage verbessern könnten. Doch dieses Vorhaben Pestalozzis scheiterte.<br />
Nach der Hochzeit mit Anna Schulthess 1769 gründete Pestalozzi gemeinsam mit seiner Frau auf dem Gut Neuhof im Aargau eine Erziehungsanstalt für arme Kinder. Hier wurde Arbeit mit schulischer Bildung verbunden. In den folgenden 20 Jahren widmete er sich in erster Linie der Schriftstellerei. So legte er in zahlreichen Büchern und Schriften seine Erziehungsgrundsätze dar. Um die bedeutendsten seiner Werke zu nennen: "Die Abendstunde eines Einsiedlers" (1780), in dem Pestalozzi sowohl an den mangelnden pädagogischen Kenntnissen in der Gesellschaft als auch an der schulischen Lehrmethodik Kritik übt, welche er durch eine naturgemäße Erziehung ersetzen wollte; "Lienhard und Gertrud" (1781-1787), welches zu einem Welterfolg werden sollte und mit dem er politische und bildungspolitische Zusammenhänge verdeutlichte; "Meine Nachforschungen über den Gang der Natur in der Entwicklung des Menschengeschlechts" (1797), worin eine Auseinandersetzung Pestalozzis mit der Französischen Revolution stattfindet und er die Ansicht vertritt, das "Menschengeschlecht", welches sich von einem "Naturzustand" zu einem "gesellschaftlichen Zustand" entwickelt habe, müsse sich nun zu einem sittlichen erheben; "Wie Gertrud ihre Kinder lehrt" (1801), in dem er seine pädagogischen Erfahrungen aus seiner praktischen Lehrtätigkeit niederschrieb. Anfänglich stützten sich Pestalozzis Überzeugungen noch deutlich auf die von Rousseau vermittelten Grundsätze, dies sollte sich später allerdings ändern. So revidierte er beispielsweise seine anfangs so kritische Einstellung gegenüber der Schule und trat nun für diese ein und war später nicht mehr von einem unbelasteten "Naturzustand" des Menschen überzeugt.<br />
Wirtschaftliche Gründe führten im Jahre 1780 zur Schließung der Gut Neuhofer Einrichtung. So befand er sich nun auf der Suche nach einer Möglichkeit, den Menschen seine volkserzieherischen Auffassungen zu vermitteln. Diese Möglichkeit bot ihm beispielsweise seine Anstellung als Redakteur beim "Helvetischen Volksblatt".<br />
Nachdem Pestalozzi 1792 von der französischen Nationalversammlung zum französischen Ehrenbürger erklärt worden war, übernahm er 1798 das Waisenhaus in Stans. Im kommenden Jahr fand die Gründung des Erziehungsinstituts in Burgdorf statt, in welchem er schließlich auch ein Lehrerseminar einrichtete. Im Jahre 1804 fand dessen Verlegung nach Yverdon statt. Hier wurden seine pädagogischen Grundsätze erprobt. Diese Zeit steht ganz im Zeichen weiterer pädagogischer Ausarbeitungen und Publikationen, die er häufig auch gemeinsam mit seinen Mitarbeitern erarbeitete. Dieses Institut sollte sich zu einem Zentrum der Lehrerbildung in Europa entwickeln. Doch auch diese Einrichtung musste - auf Grund von Unstimmigkeiten unter der Lehrerschaft bezüglich Pestalozzis Nachfolge - im Jahre 1825 geschlossen werden.<br />
Im Zentrum all seiner Bestrebungen stand stets das Ideal der bereits erwähnten Volksbildung. Pestalozzi forderte allgemeine Menschenbildung, Überwindung der Standesunterschiede und Anerkennung der Menschenwürde. Ferner bestand für ihn ein Zusammenhang zwischen Erziehung und politisch-sozialer und ökonomischer Umgebung. So stellte Erziehung für ihn den Ausgangspunkt für eine verbesserte soziale Umgebung dar. Seine so genannte "Idee der Elementarbildung" zielte auf eine Erziehung ab, die die Fähigkeiten von Kopf, Herz und Hand harmonisch miteinander vereinen sollte. Ein Grundsatz, der gerade heute wieder als sehr modern erscheint und als Grundlage pädagogischen Handelns vertreten wird. Pestalozzi war der Überzeugung, dass zu einer intellektuellen Bildung stets die Selbstständigkeit der Schüler gehöre.<br />
Johann Heinrich Pestalozzi starb am 17. Februar 1827 im Alter von 81 Jahren auf Gut Neuhof. Kaum ein anderer Pädagoge beeinflusste die Entwicklung der mitteleuropäischen Schule so grundlegend. Eine möglichst anschauliche Gestaltung des Schulunterrichts bleibt ein wesentlicher Aspekt der Pädagogik, die auf Pestalozzi zurückzuführen ist. (aus: Matthäus, a.a.O.)<br />
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== Weblinks ==<br />
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* Link 1<br />
* Link 2<br />
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== Dateien ==<br />
<br />
== Literatur ==<br />
Wolfgang Matthäus (Hg.), Vom Hohenzollernviertel zum Vorderen Westen. Straßennamen, Geschichte und „Geschichtspolitik“, Kassel 2005<br />
<br />
Wolfgang Matthäus (Hg.), Plätze im Westen. Geschichte(n) eines Kasseler Stadtteils, Kassel 2010<br />
<br />
Thomas Wiegand, Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Kulturdenkmäler in Hessen. Stadt Kassel II, hg. vom Landesamt für Denkmalpflege Hessen, Wiesbaden 2005</div>WMatthäushttp://geowest.vorderer-westen.net/index.php?title=Goethe-Stern&diff=1740Goethe-Stern2013-09-20T09:04:53Z<p>WMatthäus: /* Architektur */</p>
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| align="center" colspan="2" style="background:#AACCCC;" | ''' Basisdaten '''<br />
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|width="200"| Koordinaten<br />
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== Kurzbeschreibung ==<br />
[[Datei:B13 Plan Goethestern 1908.jpg | thumb | 300px]]<br />
[[Datei:B13 Goethestern-Wo236 28.jpg | thumb | 300px]]<br />
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Etwa hundert Jahre lang war der Kreuzungsbereich dreier Straßen der Schrecken von Fußgängern und später Fahrschülern, ehe 1989 eine künstlerische Aktion die Asphaltwüste mit einer provisorischen Verkehrsinsel versah, auf der danach verschiedene künstlerische Objekte erschienen, aber wieder entfernt wurden. So eigneten sich Frauen den Ort als „Platz der widerstandleistenden Frauen“ an (am Rand lag das erste Frauenzentrum), hatten jedoch damit keinen dauerhaften Erfolg. Demgegenüber kam es zu einer nachhaltigen Verkehrsberuhigung, die seit etwa dem Jahr 2000 durch einen gärtnerisch gestalteten Schmuckplatz erreicht wird. Dieser wird dominiert durch zwei herausragende Beispiele des Jugendstils in Kassel. Lange befand sich zwischen Lassalle- und Pestalozzistraße eine Tankstelle. Sie wich einem Wohngebäude – so wie seit einigen Jahren sämtliche Tankstellen aus dem Stadtteil verschwunden sind. <br />
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|[[Datei:B13 Verkehrsproblem 1979.jpg | thumb | 300px]]<br />
|[[Datei:B13 Platzoval.jpg | thumb | 200px]]<br />
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== Geschichte == <br />
[[Datei:B13 1991-EmmaMurks.jpg | thumb | 400px]]<br />
[[Datei:B13 Auftakt klein.jpg | thumb | 200px]]<br />
Ein Jahrhundert blieb die Kreuzung von drei Straßen nahezu unverändert. Jahrzehntelang war sie der Schrecken aller Fahrschüler, die im „Café Angst“ in unmittelbarer Nähe auf ihre Fahrstunde warteten. Als Platz, den zu überqueren für Fußgänger zum Abenteuer wurde, war sie nicht gedacht. Es bedurfte einer künstlerischen Aktion, um den Anstoß dafür zu geben, dass der erst seit einigen Jahren ganz offiziell als Goethestern bezeichnete Kreuzungsbereich sein heutiges Aussehen erhalten sollte.<br />
„Dass mal etwas auf dem Platz geschieht zum Wohlbefinden der Anwohner“ war eines der Ziele der Künstlergruppe „1 A Kassel“, die im September 1989 einen grünen Teppichboden, einen „Kunstrasen“, auf dem Asphalt in der Platzmitte auslegte und damit eine Verkehrsinsel schuf, deren verkehrsberuhigende Wirkung sich sofort zeigte. Die Aktion „Heimat, dein Stern“, zu der auch ein Rasenmähen und eine Gartenzwergparade gehörten, löste Initiativen - vor allem des Ortsbeirates - aus, die Insel auch weiterhin bestehen zu lassen. Waren sich hier alle im Prinzip einig, war der Weg frei für die Insel, so sollte es dennoch mehr als ein Jahrzehnt dauern, bis der „Platz“ seine heutige Gestaltung erhielt. Noch 1999 sprach die örtliche Presse von einer „Schande“, einer Tristesse im Vorderen Westen.<br />
War man offenkundig mit den Planungen einer „größtmöglichen Insel“ durch die Stadt einverstanden, so waren es vor allem Gestaltungs- und Finanzierungsfragen (der Orstbeirat versuchte immer wieder durch eigene Dispositionsmittel das Vorhaben voran zu bringen), die die Fertigstellung des Vorhabens zu einer unendlich scheinenden Geschichte werden ließen. Dabei gab es die heftigsten Auseinandersetzungen, als zur Walpurgisnacht 1991 Frauen aus der autonomen Frauen- und Lesbenszene sich den Platz aneigneten, ein feministisches Denkmal auf dem noch immer kahlen Oval errichteten und den Ort in „Platz der widerstandleistenden Frauen“ (um)benannten. Die Skulptur „Emma Murcks“ trat in Konkurrenz zu anderen Gestaltungsvorschlägen (vor allem von Friedel Deventer), 1992 aber auch zu einem zweiten Kunstwerk, als Ziggi Böttcher 1992 im Rahmen der documenta-Begleitaktion „Platz da!“ seine überdimensionale Steinschleuder errichtete, die ebenso wie die metallene Saboteurin 1993 wieder abgebaut wurde. <br />
Gestaltungsentwürfe gab es eine ganze Reihe: so die Idee, auf dem Oval die Dapolin-Tankstelle aufzustellen, die dem ICE-Bahnhof Wilhelmshöhe zum Opfer gefallen war, oder auch die zahlreichen in Modellform gekleideten Ideen für ein Denkmal auf dem Podest in der Mitte, die Schülerinnen und Schüler mehrerer Kasseler Schulen auf Anregung des Ortsbeirates entwarfen. Letztlich war die bestehende Tankstelle am Platz eher verschwunden und dort ein Wohngebäude („Goethestern“) errichtet als der Platz begrünt. Erst im Jahre 2000 meldete die HNA: „neuer Glanz für einen Stern“, nachdem Buchsbaumhecken und geplasterte Wege, angelegt worden waren, das Podest in der Mitte einer Buchsbaumpyramide gewichen, die Verkehrsinsel als Schmuckplatz angelegt war. Bänke und die heutige Bepflanzug kamen erst noch ein paar Jahre später hinzu, aber nicht ein Goethedenkmal, das im Stadthallengarten seinen Platz fand. In gleichen Jahr hatten Frauen ein zweites Denkmal errichtet, das nach wenigen Wochen wieder zerstört wurde.<br />
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aus: Wolfgang Matthäus (Hg.), Plätze im Vorderen Westen. Geschichte(n) eines Kasseler Stadtteils, Kassel 2010<br />
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== Architektur ==<br />
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'''Eigentum vepflichtet - Kulturdenkmal Goethestraße 67''' <br />
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Das fünfgeschossige Wohn- und Geschäftshaus an der Ecke Pestalozzistraße/Goethestraße ist in den letzten Jahrzehnten auf vorbildliche, mühsame und liebevolle Weise bis in die Details hinein restauriert worden. So viel Originales wie hier findet sich sonst nicht mehr im Vorderen Westen.<br />
Dass an und in dem 1905 fertig gestellten Gebäude heute nicht nur eine Fassade, sondern vor allem auch gründerzeitliche, vom Jugenstil geprägte Innenarchitektur zu bewundern ist, verdankt sich der Hauseigentümerin, die all dies hat restaurieren, zum Teil erst wieder freilegen lassen: Stuckdecken, Wandvertäfelungen, Jugendstilfliesen, bleiverglaste Fenster und Oberlichter, Deckenmalereien, Stuck, Dienstbotentreppen und andere Zeugnisse der Entstehungszeit - Zeugnisse des Repräsentationsbedürfnisses des Bürgertums zu Beginn des letzten Jahrhunderts.<br />
An das „bessere“ Publikum war nicht nur bei den Wohnungen, sondern auch bei der geschäftlichen Nutzung gedacht. Für das Erdgeschoss war ein Café vorgesehen, das diesem entsprechen sollte. In Anträgen zu seiner Konzessionierung (eine damals schwierige Angelegenheit) hieß es u. a.:<br />
[[Datei:B13 Goethestrasse 67 1998-2.jpg | thumb | 400px]]<br />
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„In dem hier vorliegenden Stadtteil (…), in welchem doch wohl nur besseres Publikum wohnt und verkehrt, ist ein Lokal, wie es von mir zu eröffnen beabsichtigt wird, noch nicht vorhanden. Dass dieser Stadtteil in schneller und blühender Entwicklung begriffen ist, beweist die große Bautätigkeit, die dort herrscht. Abgesehen davon dürfen die bereits errichteten und bewohnten Gebäude und der überaus rege Verkehr, welcher die Kaiserstraße von und nach Wilhelmshöhe belebt, die Bejahung der Bedürfnisfrage genügend rechtfertigen.“ „Alle in der Nähe befindlichen Lokale sind nur ganz gewöhnliche Bierwirtschaften, in denen besseres Publikum nicht verkehren kann. Da aber in jener Gegend fast ausschließlich sogenanntes feines Publikum wohnt, so ist allerdings das Bedürfnis für ein besseres Cafè-Restaurant dort vorhanden. Für das sogenannte feinere in der Kaiserstraße und den Nachbarstraßen wohnende Publikum besteht somit kein Lokal, in dem es verkehren kann.“ „Die Räume erhalten Linoleumbelag, die Decken sind moderne Stuckdecken und die Wände haben hohe Holzlamperie mit Spiegeleinlagen. Das Café hat Centralheizung und elektrische Beleuchtung. Die Ausstattung der Räume soll behaglich sein und besten Ansprüchen genügen, und es wird beabsichtigt das Café so zu bewirtschaften, dass den im Westen wohnenden Herrschaften der weite Weg in die Königsstraße erspart bleibt.“ (Stadtarchiv Kassel A. 3.3.32, 2134, zit. nach Wiegand, S. 258)<br />
Das Café „Prinzenhof“ konnte schließlich 1906 eröffnen, später - bis 1923 - befand sich in den Räumlichkeiten die Gaststätte „Meiningerhof“. Die heutige gewerbliche Nutzung entspricht dem historischen Charakter des Hauses.<br />
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aus: Wolfgang Matthäus (Hg.), Plätze im Vorderen Westen. Geschichte(n) eines Kasseler Stadtteils, Kassel 2010<br />
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Die Randbebauung heute<br />
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==Frauenbewegung in Kassel==<br />
[[Datei:B13 Einweihung 2.jpg | thumb |300px]]<br />
[[Datei:B13 Einweihung 3.jpg | thumb | 300px]]<br />
n den 1970er Jahren zog der Geist der Zeit in die Goethestraße 67 ein. Mit einem Fest weihte die neu entstandene autonome Kasseler Frauenbewegung im Februar 1976 ihr Frauenzentrum in den Parterreräumlichkeiten zur Pestalozzistraße hin ein, die sich aber schon bald als zu klein erwiesen und zu einem Umzug in die Nähe, in das Haus Goethestraße/Ecke Reginastraße, führten, wo sich noch heute das Frauen- und Lesbenzentrum befindet. Von hier aus initiierten Frauen wichtige Projekte - zum Beispiel das Frauenhaus oder das Frauenmagazin „Krampfader“. Themen der Zeit waren vor allem der Paragraph 218, Sexualität, Lohn für Hausarbeit, Gewalt gegen Frauen, Benachteiligung von Mädchen und Frauen in fast allen gesellschaftlichen Bereichen. Im Frauenbuchladen Aradia in unmittelbarer Nähe des Zentrums in der Reginastraße konnten sich allein Frauen über all dies bestens informieren; er befindet sich heute nicht weit vom Goethestern in der Pestalozzistraße - jetzt auch offen für Männer.<br />
Die Goethestraße im Vorderen Westen war bereits vorher - zumindest zweitweise - die Heimat von zwei herausragenden Kämpferinnen für Gleichberechtigung: Nora Platiel wohnte in den 50er Jahren in der Goethestraße 150, später wenige Häuser weiter in der Goethestraße 130, wo die 1896 in einer jüdischen Kaufmannsfamilie geborene Sozialistin, Juristin und Politikerin 1979 starb. Der im Krieg ausgebombten Elisabeth Selbert, gleichfalls Juristin und Politikerin, eine der wenigen Mütter des Grundgesetzes und Hauptverantwortliche für die Formulierung eines strikten Gleichheitsgrundsatzes im Grundgesetz, wurde nach dem Krieg eine Wohnung in der Goethestraße 74 - nicht weit vom Goethestern - zugewiesen: Treffpunkt für den politischen Neubeginn in Kassel.<br />
Die Anfänge einer neuen Frauenbewegung lagen in Kassel bei Stundentinnen der Gesamthochschule. 1975 trat sie bei einer Demonstration gegen den § 218 zum ersten Mal öffentlich in Erscheinung. Unter dem Slogan: „Das Private ist politisch“ ging es ihr um „Selbsterfahrung, Selbsthilfe und Selbstreflexion über die Situation der Frau in der patriarchalischen Gesellschaft“. Mit den Räumlichkeiten in der Goethestraße 67 verfügten Frauen, die sonst in Kleingruppen arbeiteten, seit dem März 1976 über eine zentrale Einrichtung.<br />
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== Bedeutung der Straßennamen ==<br />
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'''Goethestraße'''<br />
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Johann Wolfgang von Goethe wird bis zum heutigen Tage als einer der größten deutschen Dichter und eine der herausragenden Persönlichkeiten der Weltliteratur gehandelt. Er war vielseitig begabt und wird aus diesem Grund nicht nur als bekanntester Vertreter der Weimarer Klassik, sondern auch als Politiker, Kunsttheoretiker und Naturwissenschaftler gepriesen. Während seiner Lebzeiten reiste er viel herum, besuchte viele Städte in Deutschland sowie auch in ganz Europa. Zu den mehrfach besuchten Städten gehörte auch die damalige Residenzstadt Kassel. Allerdings wird seine Vorliebe für die "mannigfachen Sehenswürdigkeiten" Kassels nur selten erwähnt. In dem Buch "Hier war Goethe nicht" konnte Kassel allerdings keine Erwähnung finden.<br />
Goethe wurde am 28. August 1749 in Frankfurt am Main geboren. Seine Mutter, Catharina Elisabeth von Goethe war die Tochter des Bürgermeisters von Frankfurt und sein Vater, Johann Caspar von Goethe, war anerkannter Staatsmann und im kaiserlichen Rat vertreten. Goethes Vater war von Anfang an sehr daran interessiert seinen einzigen Sohn zum Schultheißen in Frankfurt zu machen. Aus diesem Grund hat er ihn schon früh die Rechtsbücher studieren lassen. Deswegen verließ Goethe nach seiner unbeschwerten Kindheit Frankfurt und fuhr 1765 nach Leipzig, um dort Rechtswissenschaften zu studieren. Auf Grund von schwerer Krankheit konnte er sein Studium erst 1772 in Straßburg beenden. Noch im selben Jahr ging Goethe nach Wetzlar, um dort als Rechtspraktikant am Reichkammergericht zu arbeiten. Die Arbeit dort gefiel dem jungen Goethe allerdings nicht; zuwider war ihm die unaufhaltsame Korruption. Sein Interesse für Rechtswissenschaften, welches von Anfang an eher dem Interesse seines Vaters entsprach, verschwand immer mehr. Goethe entdeckte zunehmend seine Reiselust und widmete sich vollends der Poesie. 1774 hatte er mit "Die Leiden des Jungen Werther" seinen ersten großen Erfolg. <br />
Daraufhin ging der junge Dichter nach Weimar, wo er als Geheimer Legationsrat in die Dienste des Herzogs trat. 1779 wurde er schließlich zum Geheimrat befördert. Im selben Jahr besuchte Goethe zum ersten Mal Kassel. Er befand sich mit Herzog Karl August von Weimar auf der Reise in die Schweiz, als er am 14. September 1779 zum ersten Mal im "Posthaus" der Madame Goullon am Königsplatz abstieg. Auf dieser Durchreise machte Goethe Bekanntschaft mit dem jungen Forscher Georg Forster, mit dem er später im regen Briefkontakt stand. Während dieses Aufenthaltes schrieb Goethe in einem Brief an seine Freundin Charlotte von Stein folgendes: "Wir gehen unter den Cassler Herrlichkeiten herum und sehen eine Menge in uns hinein. Die Gemählde-Galerie hat mich sehr gelabt, wir sind wohl und lustig. Es war zeit, daß wir ins Wasser kamen. Schön Wetter haben wir bisher und klare Augen."<br />
Allmählich veränderte sich Goethes Weltanschauung. Die Zeit der Stürmer und Dränger war für ihn vorbei. Er wendete sich den ruhigen Formenschönheiten der Antike und der harmonischen Entfaltung der Persönlichkeiten nach dem Gesetz der Schönheit und Humanität zu. In dieser Phase des dichterischen Reifens fing Goethe außerdem an, sich mit den Naturwissenschaften auseinander zu setzen.<br />
1780 wurd Goethe als Lehrling in die Weimarer Loge Amalia aufgenommen und 1781 bereits zum Gesellen befördert. Nach seiner Ernennung zum Meister im Jahre 1782 machte er eine Reise in den Harz. Auf dieser Reise besuchte er erneut Kassel. Dieses Mal zeigte er dem Sohn seiner Freundin Charlotte von Stein, dem jungen Fritz von Stein, die Sehenswürdigkeiten Kassels. Erneut stieg er dabei in dem Posthaus am Königsplatz ab und besuchte mit Fritz von Stein wiederholt die Gemäldegalerie. Goethe befand sich zu dieser Zeit tief in seinen naturwissenschaftlichen Arbeiten. Deswegen untersuchte er an dem Schädel eines jungen Elefanten aus dem Kasseler Museum seine Theorien und machte bald darauf eine seiner wichtigsten naturwissenschaftlichen Erkenntnisse über die Rückbildung des menschlichen Zwischenkieferknochens. Diesen so genannten "Goethe-Elefanten" kann man heute noch im Naturkundemuseum bewundern.<br />
1786 machte Goethe erneut eine Reise. Er verließ Deutschland fluchtartig und reiste unter dem Namen "Filippo Miller" nach Italien. In Rom lernte er den Kasseler Maler Wilhelm Tischbein kennen, der dort einer seiner engsten Freunde wurde. In diesem Jahr entstand das berühmte Gemälde Tischbeins, welches Goethe als Reisenden in der römischen Campagna zeigt - allerdings mit zwei gleichen Füßen.<br />
Im Dezember 1792 - nachdem Goethe im "Koalitionskrieg" die "Kampagne in Frankreich" unterstützt hatte - war er erneut zu Gast im Kasseler "Posthaus". Goethe selbst schreibt: "Wie düster aber auch in der letzten und schwärzesten aller Nächte meine Gedanken mochten gewesen sein, so wurden sie auf einmal wieder aufgehellt, als ich in das mit hundert und aber hundert Lampen erleuchtete Cassel hineinfuhr. Bei diesem Anblick entwickelten sich vor meiner Seele alle Vorteile eines bürgerlich-städtischen Zusammenseins, die Wohlhäbigkeit eines jeden einzelnen in seiner von innen erleuchteten Wohnung und die behaglichen Anstalten zur Aufnahme der Fremden." Dieser Aufenthalt Goethes war nur sehr kurz, dennoch hat der Poet Zeit gefunden, erneut die Kasseler Gemäldegalerie aufzusuchen. Vom Herkules war er weniger begeistert.<br />
Im August 1801 besucht Goethe das letzte Mal Kassel. Dieses Mal in Begleitung von Christiane Vulpius, seines elfjährigen Sohnes August und von Professor Meyer. Zuvor schrieb Goethe seiner Lebensgefährtin in einem Brief: "Ich freue mich herzlich, Dich wiederzusehen und mit Dir in Cassel unter so viel neuen und schönen Sachen einige Tage zuzubringen. (…) In Cassel kannst du dir ein Hütchen kaufen und ein Kleid, sie haben die neusten Waren dort so gut als irgendwo."<br />
1808 wurde Goethe von Napoléon I. das Kreuz der Ehrenlegion verliehen. Im selben Jahr erschien neben der Gesamtausgabe seiner Werke Faust I. Die letzten Jahre Goethes waren sehr leidvoll. Der Verlust seines Freundes Schiller (1805), seiner Frau (1816) und seines einzigen Sohnes (1830) machten ihn zu einem sehr einsamen Menschen. Ein erneuter Blutsturz 1830 fesselte ihn an sein Bett, das er in den letzten Jahren seines Lebens kaum mehr verließ. Bis zu seinem Tod am 22. März 1832 arbeitete Johann Wolfgang von Goethe aktiv an Faust II, der sein großes Lebenswerk endgültig vollendete.<br />
Obwohl Goethe Kassel nur wenige Male besucht hat, hat er dennoch viele Spuren hinterlassen. So geht aus den zahlreichen Tagebucheinträgen und Briefen deutlich hervor, wie sehr Goethe die Bildergalerie, das Theater, die Museen, die Schlösser, den Bergpark und nicht zuletzt die hervorragenden Einkaufsmöglichkeiten in Kassel begeisterten. Besucher des Landesmuseums in Kassel können dort heute noch Goethes Eintragungen in die Besucherverzeichnisse vorfinden. Außerdem glauben viele Philologen, dass Goethe selbst bei der Niederschrift des 4. Aufzugs des Faust II an Kassel gedacht haben muss. Die Beschreibung des "Ortes der Sinnenlust" und die Erwähnung der "Teufelsbrücke" deuten daraufhin, dass Goethe sich vom Bergpark Wilhelmshöhe hat inspirieren lassen. <br />
Die Bezeichnung Goethestraße ist ein Ergebnis der Umbenennungen in der Nachkriegszeit. Ursprünglich war eine der wesentlichen Achse im Vorderen Westen nach dem Kaiser benannt, der später auf einigen Abschnitten der Erinnerung an den Ersten Weltkrieg weichen musste (Admiral Scheer Straße, Skagerrakplatz). (aus: Wolfgang Matthäus (Hg.), Vom Hohenzollernviertel zum Vorderen Westen. Straßennamen, Geschichte und "Geschichtspolitik", Kassel 2005)<br />
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'''Lassallestraße'''<br />
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Die Lassallestraße hieß bis 1949 Eulenburgstraße. Der Straßenname erinnert an die Gründungsgeschichte der deutschen Sozialdemokratie. Lassalle wurde am 11. April 1825 als Sohn des jüdischen Seidenhändlers Heyman Lassal und seiner Frau Rosalie Heitzfeld in Breslau geboren. Schon früh wurden Lassalles Scharfsinn und seine herausragenden rhetorischen Fähigkeiten deutlich. Heinrich Heine und Alexander von Humboldt bezeichneten ihn mehrfach als "Wunderkind" oder auch als den "neuen Mirabeau". <br />
Auf seinen eigenen Wunsch hin und gegen die Vorstellungen seines Vaters studierte Ferdinand Lassalle 1843-1846 Philosophie und Geschichte in Breslau und Berlin. Während dieser Zeit setzte er sich mit der Geschichtsphilosophie Hegels auseinander. Das Hegelsche Geschichtsdenken wurde nicht nur prägend, sondern auch verbindlich für Lassalle - sein ganzes Leben lang. Eine Universitätslaufbahn (als Dozent) blieb ihm allerdings auf Grund seiner jüdischen Herkunft verwehrt. Dennoch waren es weniger Wünsche nach Judenemanzipation, sondern vielmehr Lassalles demokratisch-revolutionäre Gesinnung sowie sozialistisch-kommunistischen Ideen, welche ihn nach der "Befreiung der Menschheit" streben ließen. Die frühsozialistischen Ideen von Louis Blanc und Joseph Proudhon hatte er auf einer Studienreise nach Paris (1845) kennen gelernt. <br />
Der Scheidungsprozess (1846-1854) der Gräfin Sophie Hatzfeldt, in welchem Lassalle oftmals als Bevollmächtigter der Gräfin agierte, verhalf ihm zu Rang und Namen. Im Verlauf dieses Prozess, den Lassalle selbst auch als einen politischen Kampf gegen die bestehenden sozialen Machtverhältnisse verstand, glänzte dieser mehrfach durch seine brillanten (Verteidigungs-) Reden, litt aber auch unter politischer Verfolgung. Der so genannte "Volksheld der demokratischen Revolution im Rheinland" wurde 1849 auf Grund seines aktiv revolutionären Handelns während der Revolution 1848/49 zu einer sechsmonatigen Haftstrafe wegen Beleidigung eines hohen Staatsbeamten verurteilt. Er musste deshalb die Zusammenarbeit mit Karl Marx und der "Neuen Rheinischen Zeitung" einstellen. Lassalle war zu dieser Zeit bereits nicht nur sehr populär ("Lassalle-Kult"), sondern seine Tätigkeiten hatten ihm auch die erwünschte finanzielle Unabhängigkeit eingebracht.<br />
In Anbetracht der gescheiterten Revolution und wiederholter Verhaftungen gehörte Lassalle zu denjenigen, die ihren demokratischen Prinzipien weiterhin treu blieben. In den fünfziger Jahren war er um schriftstellerisches und wissenschaftliches Ansehen in philosophischen Kreisen bemüht und publizierte seine philosophischen und politischen Ideen. In der Untersuchung "Die Philosophie des Herakleitos" (1857), zahlreichen anderen Schriften, vor allem aber in "Das System der erworbenen Rechte, eine Versöhnung des positiven Rechts und der Rechtsphilosophie" (1860-62) setzte er sich mit Hegel und dem liberalen Bürgertum auseinander und arbeitete heraus, dass ein gleiches Recht für alle erst in einer solidarischen Gesellschaft von politisch und sozial Gleichgestellten ohne (Besitz-) Privilegien zu erreichen sei. Auf ökonomischem Gebiet entwickelte er die These vom "ehernen Lohngesetz", die in der Arbeiterbewegung, vor allem von Marx, kritisiert wurde.<br />
1860-1862 unternahm Lassalle eine Reise durch die Schweiz und Italien. Hier machte er Bekanntschaft mit der national-italienischen revolutionären Bewegung. Durch seine Stellungnahmen zur Arbeiterfrage bekam er engeren Kontakt mit Arbeitervereinen und stieg in den letzten beiden Jahren seines kurzen Lebens zum unumstrittenen Führer und Organisator der ersten selbstständigen deutschen Arbeiterbewegung auf. Riesige Menschenmassen feierten stürmisch ihren erfolgreichen Kämpfer und Helden. Nachdem Lassalle 1862 einige Reden u.a. vor dem Berliner Arbeiterverein und dem Bürgerbezirksverein gehalten hatte, bat ihn das Leipziger Zentralkomitee ein Schreiben zu formulieren, in welchem er die Ziele und Aufgaben der Arbeiterbewegung darstellen sollte. Sein berühmtes "Offenes Antwortschreiben", welches das Lassalle'sche Arbeiterprogramm enthielt, wurde zum Statut des am 23. Mai 1863 gegründeten "Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins" (ADAV). Lassalle hatte die Abschaffung des verhassten Dreiklassenwahlrechts und die Beteiligung der Arbeiter an der Produktion sowie den Aufbau von Produktivassoziationen der Arbeiter mit staatlichen Hilfen gefordert, um soziale Ungleichheiten abzubauen. Er wurde zum ersten Präsidenten des ADAV gewählt und tat sehr viel, um die Ziele und das Programm der Arbeiterbewegung durchzusetzen. Dafür nahm er sogar Kontakt zu Otto von Bismarck auf. Die Gespräche führten allerdings zu keinem Erfolg.<br />
Auf dem Höhepunkt seines Wirkens kam es zu einem tragischen Zwischenfall. Lassalle erlag am 31. August 1864 einer Verletzung, die er sich bei einem Duell wegen einer Frauenaffäre in Genf zugezogen hatte.<br />
Lassalle war einer der führenden deutschen Theoretiker seiner Zeit. Zwar kritisierte Marx diesen mehrfach für seine Fehleinschätzungen sowie für die zum Teil utopischen Theorien, dennoch war Lassalle auch eindeutig ein willensstarker Mensch der Tat. Seine Ideen wirkten in der sozialdemokratischen Arbeitbewegung weiter; der ADAV vereinigte sich 1875 mit der von Liebknecht und Bebel 1869 gegründeten Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SDAP) zur Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands (SAP), die sich seit 1890 Sozialdemokratische Partei Deutschlands nannte. Im Vorderen Westen löste der "Urdemokrat" Lassalle 1947 einen konservativen Verteidiger der Klassengesellschaft des Kaiserreichs als Namenspatron ab, der die Sozialdemokratie heftig bekämpft hatte. (aus: Matthäus, a.a.O.)<br />
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'''Pestalozzistraße'''<br />
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Die ursprüngliche Prinzenstraße erfuhr nach dem Zweiten Weltkrieg eine fortschrittliche Umbenennung, sie wurde nach einem Pädagogen benannt, dessen Auffassungen noch heute bedeutsamt. In Deutschland gibt es wohl zahlreiche "Pestalozzi-Schulen" und auch -straßen.<br />
Johann Heinrich Pestalozzi wurde am 12. Januar 1746 in Zürich geboren. In erster Linie ist er als Erzieher und Schulreformer bekannt, war daneben aber auch Schriftsteller, Politiker und Philosoph. Seine Schriften und sein Wirken ließen ihn zum Wegbereiter der Volksschule werden. Er trat überzeugt für die Volksbildung ein, eine Bildung, die auch den unteren Gesellschaftsschichten zugänglich sein sollte - und nicht nur Prinzen. Dazu nahm erJean Jacques Rousseaus' Ideen auf und verknüpfte diese mit seinen beziehungsweise grenzte sie von eigenen Überzeugungen ab. <br />
Pestalozzi, der seinen Vater bereits in jungen Jahren verlor, besuchte von 1751-54 zunächst die Elementarschule. Hieran sollte sich der Besuch der Lateinschule sowie des Collegium humanitatis anschließen (1754-63). In den folgenden zwei Jahren widmete er sich seinem Philologie- sowie Philosophiestudium am Zürcher Collegium Carolinum (aufklärerische Ausrichtung).<br />
Stark geprägt wurde Pestalozzi durch die so genannte "Helvetische Gesellschaft", der er 1764 schließlich beitrat. Die Ideen dieser Gesellschaft gingen auf Montesquieu und Rousseau zurück. Kritisiert wurden neben der eher einer Oligarchie gleichende Demokratie Zürichs das als "verweichlicht" angesehene Leben der Städter sowie die Unterdrückung der Zürcher Landbevölkerung. Wie andere Mitglieder dieser Gesellschaft geriet auch Pestalozzi schließlich in den Verdacht, sich an Aufrufen gegen Entscheidungen des Züricher Stadtrates beteiligt zu haben, weshalb er am 31.1.1767 in städtischen Arrest genommen wurde.<br />
Für Pestalozzi stand von Beginn an die praktische Tätigkeit stark im Vordergrund. Aus diesem Grund brach er seine weiteren Studien in Theologie und Jura vorzeitig ab und beschäftigte sich mit der Landwirtschaft. Es stand in seiner Absicht, den Bauern ein Beispiel zu geben, wie sie ihre miserable Lage verbessern könnten. Doch dieses Vorhaben Pestalozzis scheiterte.<br />
Nach der Hochzeit mit Anna Schulthess 1769 gründete Pestalozzi gemeinsam mit seiner Frau auf dem Gut Neuhof im Aargau eine Erziehungsanstalt für arme Kinder. Hier wurde Arbeit mit schulischer Bildung verbunden. In den folgenden 20 Jahren widmete er sich in erster Linie der Schriftstellerei. So legte er in zahlreichen Büchern und Schriften seine Erziehungsgrundsätze dar. Um die bedeutendsten seiner Werke zu nennen: "Die Abendstunde eines Einsiedlers" (1780), in dem Pestalozzi sowohl an den mangelnden pädagogischen Kenntnissen in der Gesellschaft als auch an der schulischen Lehrmethodik Kritik übt, welche er durch eine naturgemäße Erziehung ersetzen wollte; "Lienhard und Gertrud" (1781-1787), welches zu einem Welterfolg werden sollte und mit dem er politische und bildungspolitische Zusammenhänge verdeutlichte; "Meine Nachforschungen über den Gang der Natur in der Entwicklung des Menschengeschlechts" (1797), worin eine Auseinandersetzung Pestalozzis mit der Französischen Revolution stattfindet und er die Ansicht vertritt, das "Menschengeschlecht", welches sich von einem "Naturzustand" zu einem "gesellschaftlichen Zustand" entwickelt habe, müsse sich nun zu einem sittlichen erheben; "Wie Gertrud ihre Kinder lehrt" (1801), in dem er seine pädagogischen Erfahrungen aus seiner praktischen Lehrtätigkeit niederschrieb. Anfänglich stützten sich Pestalozzis Überzeugungen noch deutlich auf die von Rousseau vermittelten Grundsätze, dies sollte sich später allerdings ändern. So revidierte er beispielsweise seine anfangs so kritische Einstellung gegenüber der Schule und trat nun für diese ein und war später nicht mehr von einem unbelasteten "Naturzustand" des Menschen überzeugt.<br />
Wirtschaftliche Gründe führten im Jahre 1780 zur Schließung der Gut Neuhofer Einrichtung. So befand er sich nun auf der Suche nach einer Möglichkeit, den Menschen seine volkserzieherischen Auffassungen zu vermitteln. Diese Möglichkeit bot ihm beispielsweise seine Anstellung als Redakteur beim "Helvetischen Volksblatt".<br />
Nachdem Pestalozzi 1792 von der französischen Nationalversammlung zum französischen Ehrenbürger erklärt worden war, übernahm er 1798 das Waisenhaus in Stans. Im kommenden Jahr fand die Gründung des Erziehungsinstituts in Burgdorf statt, in welchem er schließlich auch ein Lehrerseminar einrichtete. Im Jahre 1804 fand dessen Verlegung nach Yverdon statt. Hier wurden seine pädagogischen Grundsätze erprobt. Diese Zeit steht ganz im Zeichen weiterer pädagogischer Ausarbeitungen und Publikationen, die er häufig auch gemeinsam mit seinen Mitarbeitern erarbeitete. Dieses Institut sollte sich zu einem Zentrum der Lehrerbildung in Europa entwickeln. Doch auch diese Einrichtung musste - auf Grund von Unstimmigkeiten unter der Lehrerschaft bezüglich Pestalozzis Nachfolge - im Jahre 1825 geschlossen werden.<br />
Im Zentrum all seiner Bestrebungen stand stets das Ideal der bereits erwähnten Volksbildung. Pestalozzi forderte allgemeine Menschenbildung, Überwindung der Standesunterschiede und Anerkennung der Menschenwürde. Ferner bestand für ihn ein Zusammenhang zwischen Erziehung und politisch-sozialer und ökonomischer Umgebung. So stellte Erziehung für ihn den Ausgangspunkt für eine verbesserte soziale Umgebung dar. Seine so genannte "Idee der Elementarbildung" zielte auf eine Erziehung ab, die die Fähigkeiten von Kopf, Herz und Hand harmonisch miteinander vereinen sollte. Ein Grundsatz, der gerade heute wieder als sehr modern erscheint und als Grundlage pädagogischen Handelns vertreten wird. Pestalozzi war der Überzeugung, dass zu einer intellektuellen Bildung stets die Selbstständigkeit der Schüler gehöre.<br />
Johann Heinrich Pestalozzi starb am 17. Februar 1827 im Alter von 81 Jahren auf Gut Neuhof. Kaum ein anderer Pädagoge beeinflusste die Entwicklung der mitteleuropäischen Schule so grundlegend. Eine möglichst anschauliche Gestaltung des Schulunterrichts bleibt ein wesentlicher Aspekt der Pädagogik, die auf Pestalozzi zurückzuführen ist. (aus: Matthäus, a.a.O.)<br />
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== Weblinks ==<br />
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* Link 1<br />
* Link 2<br />
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== Dateien ==<br />
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== Literatur ==<br />
Wolfgang Matthäus (Hg.), Vom Hohenzollernviertel zum Vorderen Westen. Straßennamen, Geschichte und „Geschichtspolitik“, Kassel 2005<br />
<br />
Wolfgang Matthäus (Hg.), Plätze im Westen. Geschichte(n) eines Kasseler Stadtteils, Kassel 2010<br />
<br />
Thomas Wiegand, Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Kulturdenkmäler in Hessen. Stadt Kassel II, hg. vom Landesamt für Denkmalpflege Hessen, Wiesbaden 2005</div>WMatthäushttp://geowest.vorderer-westen.net/index.php?title=Goethe-Stern&diff=1738Goethe-Stern2013-09-11T09:31:58Z<p>WMatthäus: /* Geschichte */</p>
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== Kurzbeschreibung ==<br />
[[Datei:B13 Plan Goethestern 1908.jpg | thumb | 300px]]<br />
[[Datei:B13 Goethestern-Wo236 28.jpg | thumb | 300px]]<br />
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Etwa hundert Jahre lang war der Kreuzungsbereich dreier Straßen der Schrecken von Fußgängern und später Fahrschülern, ehe 1989 eine künstlerische Aktion die Asphaltwüste mit einer provisorischen Verkehrsinsel versah, auf der danach verschiedene künstlerische Objekte erschienen, aber wieder entfernt wurden. So eigneten sich Frauen den Ort als „Platz der widerstandleistenden Frauen“ an (am Rand lag das erste Frauenzentrum), hatten jedoch damit keinen dauerhaften Erfolg. Demgegenüber kam es zu einer nachhaltigen Verkehrsberuhigung, die seit etwa dem Jahr 2000 durch einen gärtnerisch gestalteten Schmuckplatz erreicht wird. Dieser wird dominiert durch zwei herausragende Beispiele des Jugendstils in Kassel. Lange befand sich zwischen Lassalle- und Pestalozzistraße eine Tankstelle. Sie wich einem Wohngebäude – so wie seit einigen Jahren sämtliche Tankstellen aus dem Stadtteil verschwunden sind. <br />
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|[[Datei:B13 Verkehrsproblem 1979.jpg | thumb | 300px]]<br />
|[[Datei:B13 Platzoval.jpg | thumb | 200px]]<br />
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== Geschichte == <br />
[[Datei:B13 1991-EmmaMurks.jpg | thumb | 400px]]<br />
[[Datei:B13 Auftakt klein.jpg | thumb | 200px]]<br />
Ein Jahrhundert blieb die Kreuzung von drei Straßen nahezu unverändert. Jahrzehntelang war sie der Schrecken aller Fahrschüler, die im „Café Angst“ in unmittelbarer Nähe auf ihre Fahrstunde warteten. Als Platz, den zu überqueren für Fußgänger zum Abenteuer wurde, war sie nicht gedacht. Es bedurfte einer künstlerischen Aktion, um den Anstoß dafür zu geben, dass der erst seit einigen Jahren ganz offiziell als Goethestern bezeichnete Kreuzungsbereich sein heutiges Aussehen erhalten sollte.<br />
„Dass mal etwas auf dem Platz geschieht zum Wohlbefinden der Anwohner“ war eines der Ziele der Künstlergruppe „1 A Kassel“, die im September 1989 einen grünen Teppichboden, einen „Kunstrasen“, auf dem Asphalt in der Platzmitte auslegte und damit eine Verkehrsinsel schuf, deren verkehrsberuhigende Wirkung sich sofort zeigte. Die Aktion „Heimat, dein Stern“, zu der auch ein Rasenmähen und eine Gartenzwergparade gehörten, löste Initiativen - vor allem des Ortsbeirates - aus, die Insel auch weiterhin bestehen zu lassen. Waren sich hier alle im Prinzip einig, war der Weg frei für die Insel, so sollte es dennoch mehr als ein Jahrzehnt dauern, bis der „Platz“ seine heutige Gestaltung erhielt. Noch 1999 sprach die örtliche Presse von einer „Schande“, einer Tristesse im Vorderen Westen.<br />
War man offenkundig mit den Planungen einer „größtmöglichen Insel“ durch die Stadt einverstanden, so waren es vor allem Gestaltungs- und Finanzierungsfragen (der Orstbeirat versuchte immer wieder durch eigene Dispositionsmittel das Vorhaben voran zu bringen), die die Fertigstellung des Vorhabens zu einer unendlich scheinenden Geschichte werden ließen. Dabei gab es die heftigsten Auseinandersetzungen, als zur Walpurgisnacht 1991 Frauen aus der autonomen Frauen- und Lesbenszene sich den Platz aneigneten, ein feministisches Denkmal auf dem noch immer kahlen Oval errichteten und den Ort in „Platz der widerstandleistenden Frauen“ (um)benannten. Die Skulptur „Emma Murcks“ trat in Konkurrenz zu anderen Gestaltungsvorschlägen (vor allem von Friedel Deventer), 1992 aber auch zu einem zweiten Kunstwerk, als Ziggi Böttcher 1992 im Rahmen der documenta-Begleitaktion „Platz da!“ seine überdimensionale Steinschleuder errichtete, die ebenso wie die metallene Saboteurin 1993 wieder abgebaut wurde. <br />
Gestaltungsentwürfe gab es eine ganze Reihe: so die Idee, auf dem Oval die Dapolin-Tankstelle aufzustellen, die dem ICE-Bahnhof Wilhelmshöhe zum Opfer gefallen war, oder auch die zahlreichen in Modellform gekleideten Ideen für ein Denkmal auf dem Podest in der Mitte, die Schülerinnen und Schüler mehrerer Kasseler Schulen auf Anregung des Ortsbeirates entwarfen. Letztlich war die bestehende Tankstelle am Platz eher verschwunden und dort ein Wohngebäude („Goethestern“) errichtet als der Platz begrünt. Erst im Jahre 2000 meldete die HNA: „neuer Glanz für einen Stern“, nachdem Buchsbaumhecken und geplasterte Wege, angelegt worden waren, das Podest in der Mitte einer Buchsbaumpyramide gewichen, die Verkehrsinsel als Schmuckplatz angelegt war. Bänke und die heutige Bepflanzug kamen erst noch ein paar Jahre später hinzu, aber nicht ein Goethedenkmal, das im Stadthallengarten seinen Platz fand. In gleichen Jahr hatten Frauen ein zweites Denkmal errichtet, das nach wenigen Wochen wieder zerstört wurde.<br />
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aus: Wolfgang Matthäus (Hg.), Plätze im Vorderen Westen. Geschichte(n) eines Kasseler Stadtteils, Kassel 2010<br />
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== Architektur ==<br />
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'''Eigentum vepflichtet - Kulturdenkmal Goethestraße 67''' <br />
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Das fünfgeschossige Wohn- und Geschäftshaus an der Ecke Pestalozzistraße/Goethestraße ist in den letzten Jahrzehnten auf vorbildliche, mühsame und liebevolle Weise bis in die Details hinein restauriert worden. So viel Originales wie hier findet sich sonst nicht mehr im Vorderen Westen.<br />
Dass an und in dem 1905 fertig gestellten Gebäude heute nicht nur eine Fassade, sondern vor allem auch gründerzeitliche, vom Jugenstil geprägte Innenarchitektur zu bewundern ist, verdankt sich der Hauseigentümerin, die all dies hat restaurieren, zum Teil erst wieder freilegen lassen: Stuckdecken, Wandvertäfelungen, Jugendstilfliesen, bleiverglaste Fenster und Oberlichter, Deckenmalereien, Stuck, Dienstbotentreppen und andere Zeugnisse der Entstehungszeit - Zeugnisse des Repräsentationsbedürfnisses des Bürgertums zu Beginn des letzten Jahrhunderts.<br />
An das „bessere“ Publikum war nicht nur bei den Wohnungen, sondern auch bei der geschäftlichen Nutzung gedacht. Für das Erdgeschoss war ein Café vorgesehen, das diesem entsprechen sollte. In Anträgen zu seiner Konzessionierung (eine damals schwierige Angelegenheit) hieß es u. a.:<br />
[[Datei:B13 Goethestrasse 67 1998-2.jpg | thumb | 400px]]<br />
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„In dem hier vorliegenden Stadtteil (…), in welchem doch wohl nur besseres Publikum wohnt und verkehrt, ist ein Lokal, wie es von mir zu eröffnen beabsichtigt wird, noch nicht vorhanden. Dass dieser Stadtteil in schneller und blühender Entwicklung begriffen ist, beweist die große Bautätigkeit, die dort herrscht. Abgesehen davon dürfen die bereits errichteten und bewohnten Gebäude und der überaus rege Verkehr, welcher die Kaiserstraße von und nach Wilhelmshöhe belebt, die Bejahung der Bedürfnisfrage genügend rechtfertigen.“ „Alle in der Nähe befindlichen Lokale sind nur ganz gewöhnliche Bierwirtschaften, in denen besseres Publikum nicht verkehren kann. Da aber in jener Gegend fast ausschließlich sogenanntes feines Publikum wohnt, so ist allerdings das Bedürfnis für ein besseres Cafè-Restaurant dort vorhanden. Für das sogenannte feinere in der Kaiserstraße und den Nachbarstraßen wohnende Publikum besteht somit kein Lokal, in dem es verkehren kann.“ „Die Räume erhalten Linoleumbelag, die Decken sind moderne Stuckdecken und die Wände haben hohe Holzlamperie mit Spiegeleinlagen. Das Café hat Centralheizung und elektrische Beleuchtung. Die Ausstattung der Räume soll behaglich sein und besten Ansprüchen genügen, und es wird beabsichtigt das Café so zu bewirtschaften, dass den im Westen wohnenden Herrschaften der weite Weg in die Königsstraße erspart bleibt.“ (Stadtarchiv Kassel A. 3.3.32, 2134, zit. nach Wiegand, S. 258)<br />
Das Café „Prinzenhof“ konnte schließlich 1906 eröffnen, später - bis 1923 - befand sich in den Räumlichkeiten die Gaststätte „Meiningerhof“. Die heutige gewerbliche Nutzung entspricht dem historischen Charakter des Hauses.<br />
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aus: Wolfgang Matthäus (Hg.), Plätze im Vorderen Westen. Geschichte(n) eines Kasseler Stadtteils, Kassel 2010<br />
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==Frauenbewegung in Kassel==<br />
[[Datei:B13 Einweihung 2.jpg | thumb |300px]]<br />
[[Datei:B13 Einweihung 3.jpg | thumb | 300px]]<br />
n den 1970er Jahren zog der Geist der Zeit in die Goethestraße 67 ein. Mit einem Fest weihte die neu entstandene autonome Kasseler Frauenbewegung im Februar 1976 ihr Frauenzentrum in den Parterreräumlichkeiten zur Pestalozzistraße hin ein, die sich aber schon bald als zu klein erwiesen und zu einem Umzug in die Nähe, in das Haus Goethestraße/Ecke Reginastraße, führten, wo sich noch heute das Frauen- und Lesbenzentrum befindet. Von hier aus initiierten Frauen wichtige Projekte - zum Beispiel das Frauenhaus oder das Frauenmagazin „Krampfader“. Themen der Zeit waren vor allem der Paragraph 218, Sexualität, Lohn für Hausarbeit, Gewalt gegen Frauen, Benachteiligung von Mädchen und Frauen in fast allen gesellschaftlichen Bereichen. Im Frauenbuchladen Aradia in unmittelbarer Nähe des Zentrums in der Reginastraße konnten sich allein Frauen über all dies bestens informieren; er befindet sich heute nicht weit vom Goethestern in der Pestalozzistraße - jetzt auch offen für Männer.<br />
Die Goethestraße im Vorderen Westen war bereits vorher - zumindest zweitweise - die Heimat von zwei herausragenden Kämpferinnen für Gleichberechtigung: Nora Platiel wohnte in den 50er Jahren in der Goethestraße 150, später wenige Häuser weiter in der Goethestraße 130, wo die 1896 in einer jüdischen Kaufmannsfamilie geborene Sozialistin, Juristin und Politikerin 1979 starb. Der im Krieg ausgebombten Elisabeth Selbert, gleichfalls Juristin und Politikerin, eine der wenigen Mütter des Grundgesetzes und Hauptverantwortliche für die Formulierung eines strikten Gleichheitsgrundsatzes im Grundgesetz, wurde nach dem Krieg eine Wohnung in der Goethestraße 74 - nicht weit vom Goethestern - zugewiesen: Treffpunkt für den politischen Neubeginn in Kassel.<br />
Die Anfänge einer neuen Frauenbewegung lagen in Kassel bei Stundentinnen der Gesamthochschule. 1975 trat sie bei einer Demonstration gegen den § 218 zum ersten Mal öffentlich in Erscheinung. Unter dem Slogan: „Das Private ist politisch“ ging es ihr um „Selbsterfahrung, Selbsthilfe und Selbstreflexion über die Situation der Frau in der patriarchalischen Gesellschaft“. Mit den Räumlichkeiten in der Goethestraße 67 verfügten Frauen, die sonst in Kleingruppen arbeiteten, seit dem März 1976 über eine zentrale Einrichtung.<br />
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== Bedeutung der Straßennamen ==<br />
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'''Goethestraße'''<br />
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Johann Wolfgang von Goethe wird bis zum heutigen Tage als einer der größten deutschen Dichter und eine der herausragenden Persönlichkeiten der Weltliteratur gehandelt. Er war vielseitig begabt und wird aus diesem Grund nicht nur als bekanntester Vertreter der Weimarer Klassik, sondern auch als Politiker, Kunsttheoretiker und Naturwissenschaftler gepriesen. Während seiner Lebzeiten reiste er viel herum, besuchte viele Städte in Deutschland sowie auch in ganz Europa. Zu den mehrfach besuchten Städten gehörte auch die damalige Residenzstadt Kassel. Allerdings wird seine Vorliebe für die "mannigfachen Sehenswürdigkeiten" Kassels nur selten erwähnt. In dem Buch "Hier war Goethe nicht" konnte Kassel allerdings keine Erwähnung finden.<br />
Goethe wurde am 28. August 1749 in Frankfurt am Main geboren. Seine Mutter, Catharina Elisabeth von Goethe war die Tochter des Bürgermeisters von Frankfurt und sein Vater, Johann Caspar von Goethe, war anerkannter Staatsmann und im kaiserlichen Rat vertreten. Goethes Vater war von Anfang an sehr daran interessiert seinen einzigen Sohn zum Schultheißen in Frankfurt zu machen. Aus diesem Grund hat er ihn schon früh die Rechtsbücher studieren lassen. Deswegen verließ Goethe nach seiner unbeschwerten Kindheit Frankfurt und fuhr 1765 nach Leipzig, um dort Rechtswissenschaften zu studieren. Auf Grund von schwerer Krankheit konnte er sein Studium erst 1772 in Straßburg beenden. Noch im selben Jahr ging Goethe nach Wetzlar, um dort als Rechtspraktikant am Reichkammergericht zu arbeiten. Die Arbeit dort gefiel dem jungen Goethe allerdings nicht; zuwider war ihm die unaufhaltsame Korruption. Sein Interesse für Rechtswissenschaften, welches von Anfang an eher dem Interesse seines Vaters entsprach, verschwand immer mehr. Goethe entdeckte zunehmend seine Reiselust und widmete sich vollends der Poesie. 1774 hatte er mit "Die Leiden des Jungen Werther" seinen ersten großen Erfolg. <br />
Daraufhin ging der junge Dichter nach Weimar, wo er als Geheimer Legationsrat in die Dienste des Herzogs trat. 1779 wurde er schließlich zum Geheimrat befördert. Im selben Jahr besuchte Goethe zum ersten Mal Kassel. Er befand sich mit Herzog Karl August von Weimar auf der Reise in die Schweiz, als er am 14. September 1779 zum ersten Mal im "Posthaus" der Madame Goullon am Königsplatz abstieg. Auf dieser Durchreise machte Goethe Bekanntschaft mit dem jungen Forscher Georg Forster, mit dem er später im regen Briefkontakt stand. Während dieses Aufenthaltes schrieb Goethe in einem Brief an seine Freundin Charlotte von Stein folgendes: "Wir gehen unter den Cassler Herrlichkeiten herum und sehen eine Menge in uns hinein. Die Gemählde-Galerie hat mich sehr gelabt, wir sind wohl und lustig. Es war zeit, daß wir ins Wasser kamen. Schön Wetter haben wir bisher und klare Augen."<br />
Allmählich veränderte sich Goethes Weltanschauung. Die Zeit der Stürmer und Dränger war für ihn vorbei. Er wendete sich den ruhigen Formenschönheiten der Antike und der harmonischen Entfaltung der Persönlichkeiten nach dem Gesetz der Schönheit und Humanität zu. In dieser Phase des dichterischen Reifens fing Goethe außerdem an, sich mit den Naturwissenschaften auseinander zu setzen.<br />
1780 wurd Goethe als Lehrling in die Weimarer Loge Amalia aufgenommen und 1781 bereits zum Gesellen befördert. Nach seiner Ernennung zum Meister im Jahre 1782 machte er eine Reise in den Harz. Auf dieser Reise besuchte er erneut Kassel. Dieses Mal zeigte er dem Sohn seiner Freundin Charlotte von Stein, dem jungen Fritz von Stein, die Sehenswürdigkeiten Kassels. Erneut stieg er dabei in dem Posthaus am Königsplatz ab und besuchte mit Fritz von Stein wiederholt die Gemäldegalerie. Goethe befand sich zu dieser Zeit tief in seinen naturwissenschaftlichen Arbeiten. Deswegen untersuchte er an dem Schädel eines jungen Elefanten aus dem Kasseler Museum seine Theorien und machte bald darauf eine seiner wichtigsten naturwissenschaftlichen Erkenntnisse über die Rückbildung des menschlichen Zwischenkieferknochens. Diesen so genannten "Goethe-Elefanten" kann man heute noch im Naturkundemuseum bewundern.<br />
1786 machte Goethe erneut eine Reise. Er verließ Deutschland fluchtartig und reiste unter dem Namen "Filippo Miller" nach Italien. In Rom lernte er den Kasseler Maler Wilhelm Tischbein kennen, der dort einer seiner engsten Freunde wurde. In diesem Jahr entstand das berühmte Gemälde Tischbeins, welches Goethe als Reisenden in der römischen Campagna zeigt - allerdings mit zwei gleichen Füßen.<br />
Im Dezember 1792 - nachdem Goethe im "Koalitionskrieg" die "Kampagne in Frankreich" unterstützt hatte - war er erneut zu Gast im Kasseler "Posthaus". Goethe selbst schreibt: "Wie düster aber auch in der letzten und schwärzesten aller Nächte meine Gedanken mochten gewesen sein, so wurden sie auf einmal wieder aufgehellt, als ich in das mit hundert und aber hundert Lampen erleuchtete Cassel hineinfuhr. Bei diesem Anblick entwickelten sich vor meiner Seele alle Vorteile eines bürgerlich-städtischen Zusammenseins, die Wohlhäbigkeit eines jeden einzelnen in seiner von innen erleuchteten Wohnung und die behaglichen Anstalten zur Aufnahme der Fremden." Dieser Aufenthalt Goethes war nur sehr kurz, dennoch hat der Poet Zeit gefunden, erneut die Kasseler Gemäldegalerie aufzusuchen. Vom Herkules war er weniger begeistert.<br />
Im August 1801 besucht Goethe das letzte Mal Kassel. Dieses Mal in Begleitung von Christiane Vulpius, seines elfjährigen Sohnes August und von Professor Meyer. Zuvor schrieb Goethe seiner Lebensgefährtin in einem Brief: "Ich freue mich herzlich, Dich wiederzusehen und mit Dir in Cassel unter so viel neuen und schönen Sachen einige Tage zuzubringen. (…) In Cassel kannst du dir ein Hütchen kaufen und ein Kleid, sie haben die neusten Waren dort so gut als irgendwo."<br />
1808 wurde Goethe von Napoléon I. das Kreuz der Ehrenlegion verliehen. Im selben Jahr erschien neben der Gesamtausgabe seiner Werke Faust I. Die letzten Jahre Goethes waren sehr leidvoll. Der Verlust seines Freundes Schiller (1805), seiner Frau (1816) und seines einzigen Sohnes (1830) machten ihn zu einem sehr einsamen Menschen. Ein erneuter Blutsturz 1830 fesselte ihn an sein Bett, das er in den letzten Jahren seines Lebens kaum mehr verließ. Bis zu seinem Tod am 22. März 1832 arbeitete Johann Wolfgang von Goethe aktiv an Faust II, der sein großes Lebenswerk endgültig vollendete.<br />
Obwohl Goethe Kassel nur wenige Male besucht hat, hat er dennoch viele Spuren hinterlassen. So geht aus den zahlreichen Tagebucheinträgen und Briefen deutlich hervor, wie sehr Goethe die Bildergalerie, das Theater, die Museen, die Schlösser, den Bergpark und nicht zuletzt die hervorragenden Einkaufsmöglichkeiten in Kassel begeisterten. Besucher des Landesmuseums in Kassel können dort heute noch Goethes Eintragungen in die Besucherverzeichnisse vorfinden. Außerdem glauben viele Philologen, dass Goethe selbst bei der Niederschrift des 4. Aufzugs des Faust II an Kassel gedacht haben muss. Die Beschreibung des "Ortes der Sinnenlust" und die Erwähnung der "Teufelsbrücke" deuten daraufhin, dass Goethe sich vom Bergpark Wilhelmshöhe hat inspirieren lassen. <br />
Die Bezeichnung Goethestraße ist ein Ergebnis der Umbenennungen in der Nachkriegszeit. Ursprünglich war eine der wesentlichen Achse im Vorderen Westen nach dem Kaiser benannt, der später auf einigen Abschnitten der Erinnerung an den Ersten Weltkrieg weichen musste (Admiral Scheer Straße, Skagerrakplatz). (aus: Wolfgang Matthäus (Hg.), Vom Hohenzollernviertel zum Vorderen Westen. Straßennamen, Geschichte und "Geschichtspolitik", Kassel 2005)<br />
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'''Lassallestraße'''<br />
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Die Lassallestraße hieß bis 1949 Eulenburgstraße. Der Straßenname erinnert an die Gründungsgeschichte der deutschen Sozialdemokratie. Lassalle wurde am 11. April 1825 als Sohn des jüdischen Seidenhändlers Heyman Lassal und seiner Frau Rosalie Heitzfeld in Breslau geboren. Schon früh wurden Lassalles Scharfsinn und seine herausragenden rhetorischen Fähigkeiten deutlich. Heinrich Heine und Alexander von Humboldt bezeichneten ihn mehrfach als "Wunderkind" oder auch als den "neuen Mirabeau". <br />
Auf seinen eigenen Wunsch hin und gegen die Vorstellungen seines Vaters studierte Ferdinand Lassalle 1843-1846 Philosophie und Geschichte in Breslau und Berlin. Während dieser Zeit setzte er sich mit der Geschichtsphilosophie Hegels auseinander. Das Hegelsche Geschichtsdenken wurde nicht nur prägend, sondern auch verbindlich für Lassalle - sein ganzes Leben lang. Eine Universitätslaufbahn (als Dozent) blieb ihm allerdings auf Grund seiner jüdischen Herkunft verwehrt. Dennoch waren es weniger Wünsche nach Judenemanzipation, sondern vielmehr Lassalles demokratisch-revolutionäre Gesinnung sowie sozialistisch-kommunistischen Ideen, welche ihn nach der "Befreiung der Menschheit" streben ließen. Die frühsozialistischen Ideen von Louis Blanc und Joseph Proudhon hatte er auf einer Studienreise nach Paris (1845) kennen gelernt. <br />
Der Scheidungsprozess (1846-1854) der Gräfin Sophie Hatzfeldt, in welchem Lassalle oftmals als Bevollmächtigter der Gräfin agierte, verhalf ihm zu Rang und Namen. Im Verlauf dieses Prozess, den Lassalle selbst auch als einen politischen Kampf gegen die bestehenden sozialen Machtverhältnisse verstand, glänzte dieser mehrfach durch seine brillanten (Verteidigungs-) Reden, litt aber auch unter politischer Verfolgung. Der so genannte "Volksheld der demokratischen Revolution im Rheinland" wurde 1849 auf Grund seines aktiv revolutionären Handelns während der Revolution 1848/49 zu einer sechsmonatigen Haftstrafe wegen Beleidigung eines hohen Staatsbeamten verurteilt. Er musste deshalb die Zusammenarbeit mit Karl Marx und der "Neuen Rheinischen Zeitung" einstellen. Lassalle war zu dieser Zeit bereits nicht nur sehr populär ("Lassalle-Kult"), sondern seine Tätigkeiten hatten ihm auch die erwünschte finanzielle Unabhängigkeit eingebracht.<br />
In Anbetracht der gescheiterten Revolution und wiederholter Verhaftungen gehörte Lassalle zu denjenigen, die ihren demokratischen Prinzipien weiterhin treu blieben. In den fünfziger Jahren war er um schriftstellerisches und wissenschaftliches Ansehen in philosophischen Kreisen bemüht und publizierte seine philosophischen und politischen Ideen. In der Untersuchung "Die Philosophie des Herakleitos" (1857), zahlreichen anderen Schriften, vor allem aber in "Das System der erworbenen Rechte, eine Versöhnung des positiven Rechts und der Rechtsphilosophie" (1860-62) setzte er sich mit Hegel und dem liberalen Bürgertum auseinander und arbeitete heraus, dass ein gleiches Recht für alle erst in einer solidarischen Gesellschaft von politisch und sozial Gleichgestellten ohne (Besitz-) Privilegien zu erreichen sei. Auf ökonomischem Gebiet entwickelte er die These vom "ehernen Lohngesetz", die in der Arbeiterbewegung, vor allem von Marx, kritisiert wurde.<br />
1860-1862 unternahm Lassalle eine Reise durch die Schweiz und Italien. Hier machte er Bekanntschaft mit der national-italienischen revolutionären Bewegung. Durch seine Stellungnahmen zur Arbeiterfrage bekam er engeren Kontakt mit Arbeitervereinen und stieg in den letzten beiden Jahren seines kurzen Lebens zum unumstrittenen Führer und Organisator der ersten selbstständigen deutschen Arbeiterbewegung auf. Riesige Menschenmassen feierten stürmisch ihren erfolgreichen Kämpfer und Helden. Nachdem Lassalle 1862 einige Reden u.a. vor dem Berliner Arbeiterverein und dem Bürgerbezirksverein gehalten hatte, bat ihn das Leipziger Zentralkomitee ein Schreiben zu formulieren, in welchem er die Ziele und Aufgaben der Arbeiterbewegung darstellen sollte. Sein berühmtes "Offenes Antwortschreiben", welches das Lassalle'sche Arbeiterprogramm enthielt, wurde zum Statut des am 23. Mai 1863 gegründeten "Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins" (ADAV). Lassalle hatte die Abschaffung des verhassten Dreiklassenwahlrechts und die Beteiligung der Arbeiter an der Produktion sowie den Aufbau von Produktivassoziationen der Arbeiter mit staatlichen Hilfen gefordert, um soziale Ungleichheiten abzubauen. Er wurde zum ersten Präsidenten des ADAV gewählt und tat sehr viel, um die Ziele und das Programm der Arbeiterbewegung durchzusetzen. Dafür nahm er sogar Kontakt zu Otto von Bismarck auf. Die Gespräche führten allerdings zu keinem Erfolg.<br />
Auf dem Höhepunkt seines Wirkens kam es zu einem tragischen Zwischenfall. Lassalle erlag am 31. August 1864 einer Verletzung, die er sich bei einem Duell wegen einer Frauenaffäre in Genf zugezogen hatte.<br />
Lassalle war einer der führenden deutschen Theoretiker seiner Zeit. Zwar kritisierte Marx diesen mehrfach für seine Fehleinschätzungen sowie für die zum Teil utopischen Theorien, dennoch war Lassalle auch eindeutig ein willensstarker Mensch der Tat. Seine Ideen wirkten in der sozialdemokratischen Arbeitbewegung weiter; der ADAV vereinigte sich 1875 mit der von Liebknecht und Bebel 1869 gegründeten Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SDAP) zur Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands (SAP), die sich seit 1890 Sozialdemokratische Partei Deutschlands nannte. Im Vorderen Westen löste der "Urdemokrat" Lassalle 1947 einen konservativen Verteidiger der Klassengesellschaft des Kaiserreichs als Namenspatron ab, der die Sozialdemokratie heftig bekämpft hatte. (aus: Matthäus, a.a.O.)<br />
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'''Pestalozzistraße'''<br />
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Die ursprüngliche Prinzenstraße erfuhr nach dem Zweiten Weltkrieg eine fortschrittliche Umbenennung, sie wurde nach einem Pädagogen benannt, dessen Auffassungen noch heute bedeutsamt. In Deutschland gibt es wohl zahlreiche "Pestalozzi-Schulen" und auch -straßen.<br />
Johann Heinrich Pestalozzi wurde am 12. Januar 1746 in Zürich geboren. In erster Linie ist er als Erzieher und Schulreformer bekannt, war daneben aber auch Schriftsteller, Politiker und Philosoph. Seine Schriften und sein Wirken ließen ihn zum Wegbereiter der Volksschule werden. Er trat überzeugt für die Volksbildung ein, eine Bildung, die auch den unteren Gesellschaftsschichten zugänglich sein sollte - und nicht nur Prinzen. Dazu nahm erJean Jacques Rousseaus' Ideen auf und verknüpfte diese mit seinen beziehungsweise grenzte sie von eigenen Überzeugungen ab. <br />
Pestalozzi, der seinen Vater bereits in jungen Jahren verlor, besuchte von 1751-54 zunächst die Elementarschule. Hieran sollte sich der Besuch der Lateinschule sowie des Collegium humanitatis anschließen (1754-63). In den folgenden zwei Jahren widmete er sich seinem Philologie- sowie Philosophiestudium am Zürcher Collegium Carolinum (aufklärerische Ausrichtung).<br />
Stark geprägt wurde Pestalozzi durch die so genannte "Helvetische Gesellschaft", der er 1764 schließlich beitrat. Die Ideen dieser Gesellschaft gingen auf Montesquieu und Rousseau zurück. Kritisiert wurden neben der eher einer Oligarchie gleichende Demokratie Zürichs das als "verweichlicht" angesehene Leben der Städter sowie die Unterdrückung der Zürcher Landbevölkerung. Wie andere Mitglieder dieser Gesellschaft geriet auch Pestalozzi schließlich in den Verdacht, sich an Aufrufen gegen Entscheidungen des Züricher Stadtrates beteiligt zu haben, weshalb er am 31.1.1767 in städtischen Arrest genommen wurde.<br />
Für Pestalozzi stand von Beginn an die praktische Tätigkeit stark im Vordergrund. Aus diesem Grund brach er seine weiteren Studien in Theologie und Jura vorzeitig ab und beschäftigte sich mit der Landwirtschaft. Es stand in seiner Absicht, den Bauern ein Beispiel zu geben, wie sie ihre miserable Lage verbessern könnten. Doch dieses Vorhaben Pestalozzis scheiterte.<br />
Nach der Hochzeit mit Anna Schulthess 1769 gründete Pestalozzi gemeinsam mit seiner Frau auf dem Gut Neuhof im Aargau eine Erziehungsanstalt für arme Kinder. Hier wurde Arbeit mit schulischer Bildung verbunden. In den folgenden 20 Jahren widmete er sich in erster Linie der Schriftstellerei. So legte er in zahlreichen Büchern und Schriften seine Erziehungsgrundsätze dar. Um die bedeutendsten seiner Werke zu nennen: "Die Abendstunde eines Einsiedlers" (1780), in dem Pestalozzi sowohl an den mangelnden pädagogischen Kenntnissen in der Gesellschaft als auch an der schulischen Lehrmethodik Kritik übt, welche er durch eine naturgemäße Erziehung ersetzen wollte; "Lienhard und Gertrud" (1781-1787), welches zu einem Welterfolg werden sollte und mit dem er politische und bildungspolitische Zusammenhänge verdeutlichte; "Meine Nachforschungen über den Gang der Natur in der Entwicklung des Menschengeschlechts" (1797), worin eine Auseinandersetzung Pestalozzis mit der Französischen Revolution stattfindet und er die Ansicht vertritt, das "Menschengeschlecht", welches sich von einem "Naturzustand" zu einem "gesellschaftlichen Zustand" entwickelt habe, müsse sich nun zu einem sittlichen erheben; "Wie Gertrud ihre Kinder lehrt" (1801), in dem er seine pädagogischen Erfahrungen aus seiner praktischen Lehrtätigkeit niederschrieb. Anfänglich stützten sich Pestalozzis Überzeugungen noch deutlich auf die von Rousseau vermittelten Grundsätze, dies sollte sich später allerdings ändern. So revidierte er beispielsweise seine anfangs so kritische Einstellung gegenüber der Schule und trat nun für diese ein und war später nicht mehr von einem unbelasteten "Naturzustand" des Menschen überzeugt.<br />
Wirtschaftliche Gründe führten im Jahre 1780 zur Schließung der Gut Neuhofer Einrichtung. So befand er sich nun auf der Suche nach einer Möglichkeit, den Menschen seine volkserzieherischen Auffassungen zu vermitteln. Diese Möglichkeit bot ihm beispielsweise seine Anstellung als Redakteur beim "Helvetischen Volksblatt".<br />
Nachdem Pestalozzi 1792 von der französischen Nationalversammlung zum französischen Ehrenbürger erklärt worden war, übernahm er 1798 das Waisenhaus in Stans. Im kommenden Jahr fand die Gründung des Erziehungsinstituts in Burgdorf statt, in welchem er schließlich auch ein Lehrerseminar einrichtete. Im Jahre 1804 fand dessen Verlegung nach Yverdon statt. Hier wurden seine pädagogischen Grundsätze erprobt. Diese Zeit steht ganz im Zeichen weiterer pädagogischer Ausarbeitungen und Publikationen, die er häufig auch gemeinsam mit seinen Mitarbeitern erarbeitete. Dieses Institut sollte sich zu einem Zentrum der Lehrerbildung in Europa entwickeln. Doch auch diese Einrichtung musste - auf Grund von Unstimmigkeiten unter der Lehrerschaft bezüglich Pestalozzis Nachfolge - im Jahre 1825 geschlossen werden.<br />
Im Zentrum all seiner Bestrebungen stand stets das Ideal der bereits erwähnten Volksbildung. Pestalozzi forderte allgemeine Menschenbildung, Überwindung der Standesunterschiede und Anerkennung der Menschenwürde. Ferner bestand für ihn ein Zusammenhang zwischen Erziehung und politisch-sozialer und ökonomischer Umgebung. So stellte Erziehung für ihn den Ausgangspunkt für eine verbesserte soziale Umgebung dar. Seine so genannte "Idee der Elementarbildung" zielte auf eine Erziehung ab, die die Fähigkeiten von Kopf, Herz und Hand harmonisch miteinander vereinen sollte. Ein Grundsatz, der gerade heute wieder als sehr modern erscheint und als Grundlage pädagogischen Handelns vertreten wird. Pestalozzi war der Überzeugung, dass zu einer intellektuellen Bildung stets die Selbstständigkeit der Schüler gehöre.<br />
Johann Heinrich Pestalozzi starb am 17. Februar 1827 im Alter von 81 Jahren auf Gut Neuhof. Kaum ein anderer Pädagoge beeinflusste die Entwicklung der mitteleuropäischen Schule so grundlegend. Eine möglichst anschauliche Gestaltung des Schulunterrichts bleibt ein wesentlicher Aspekt der Pädagogik, die auf Pestalozzi zurückzuführen ist. (aus: Matthäus, a.a.O.)<br />
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== Weblinks ==<br />
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* Link 1<br />
* Link 2<br />
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== Dateien ==<br />
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== Literatur ==<br />
Wolfgang Matthäus (Hg.), Vom Hohenzollernviertel zum Vorderen Westen. Straßennamen, Geschichte und „Geschichtspolitik“, Kassel 2005<br />
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Wolfgang Matthäus (Hg.), Plätze im Westen. Geschichte(n) eines Kasseler Stadtteils, Kassel 2010<br />
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Thomas Wiegand, Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Kulturdenkmäler in Hessen. Stadt Kassel II, hg. vom Landesamt für Denkmalpflege Hessen, Wiesbaden 2005</div>WMatthäushttp://geowest.vorderer-westen.net/index.php?title=Goethe-Stern&diff=1737Goethe-Stern2013-09-11T09:30:50Z<p>WMatthäus: /* Geschichte */</p>
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== Kurzbeschreibung ==<br />
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[[Datei:B13 Goethestern-Wo236 28.jpg | thumb | 300px]]<br />
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Etwa hundert Jahre lang war der Kreuzungsbereich dreier Straßen der Schrecken von Fußgängern und später Fahrschülern, ehe 1989 eine künstlerische Aktion die Asphaltwüste mit einer provisorischen Verkehrsinsel versah, auf der danach verschiedene künstlerische Objekte erschienen, aber wieder entfernt wurden. So eigneten sich Frauen den Ort als „Platz der widerstandleistenden Frauen“ an (am Rand lag das erste Frauenzentrum), hatten jedoch damit keinen dauerhaften Erfolg. Demgegenüber kam es zu einer nachhaltigen Verkehrsberuhigung, die seit etwa dem Jahr 2000 durch einen gärtnerisch gestalteten Schmuckplatz erreicht wird. Dieser wird dominiert durch zwei herausragende Beispiele des Jugendstils in Kassel. Lange befand sich zwischen Lassalle- und Pestalozzistraße eine Tankstelle. Sie wich einem Wohngebäude – so wie seit einigen Jahren sämtliche Tankstellen aus dem Stadtteil verschwunden sind. <br />
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|[[Datei:B13 Verkehrsproblem 1979.jpg | thumb | 300px]]<br />
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== Geschichte == <br />
[[Datei:B13 1991-EmmaMurks.jpg | thumb | 400px]]<br />
[[Datei:B13 Auftakt klein.jpg | thumb 200px]]<br />
Ein Jahrhundert blieb die Kreuzung von drei Straßen nahezu unverändert. Jahrzehntelang war sie der Schrecken aller Fahrschüler, die im „Café Angst“ in unmittelbarer Nähe auf ihre Fahrstunde warteten. Als Platz, den zu überqueren für Fußgänger zum Abenteuer wurde, war sie nicht gedacht. Es bedurfte einer künstlerischen Aktion, um den Anstoß dafür zu geben, dass der erst seit einigen Jahren ganz offiziell als Goethestern bezeichnete Kreuzungsbereich sein heutiges Aussehen erhalten sollte.<br />
„Dass mal etwas auf dem Platz geschieht zum Wohlbefinden der Anwohner“ war eines der Ziele der Künstlergruppe „1 A Kassel“, die im September 1989 einen grünen Teppichboden, einen „Kunstrasen“, auf dem Asphalt in der Platzmitte auslegte und damit eine Verkehrsinsel schuf, deren verkehrsberuhigende Wirkung sich sofort zeigte. Die Aktion „Heimat, dein Stern“, zu der auch ein Rasenmähen und eine Gartenzwergparade gehörten, löste Initiativen - vor allem des Ortsbeirates - aus, die Insel auch weiterhin bestehen zu lassen. Waren sich hier alle im Prinzip einig, war der Weg frei für die Insel, so sollte es dennoch mehr als ein Jahrzehnt dauern, bis der „Platz“ seine heutige Gestaltung erhielt. Noch 1999 sprach die örtliche Presse von einer „Schande“, einer Tristesse im Vorderen Westen.<br />
War man offenkundig mit den Planungen einer „größtmöglichen Insel“ durch die Stadt einverstanden, so waren es vor allem Gestaltungs- und Finanzierungsfragen (der Orstbeirat versuchte immer wieder durch eigene Dispositionsmittel das Vorhaben voran zu bringen), die die Fertigstellung des Vorhabens zu einer unendlich scheinenden Geschichte werden ließen. Dabei gab es die heftigsten Auseinandersetzungen, als zur Walpurgisnacht 1991 Frauen aus der autonomen Frauen- und Lesbenszene sich den Platz aneigneten, ein feministisches Denkmal auf dem noch immer kahlen Oval errichteten und den Ort in „Platz der widerstandleistenden Frauen“ (um)benannten. Die Skulptur „Emma Murcks“ trat in Konkurrenz zu anderen Gestaltungsvorschlägen (vor allem von Friedel Deventer), 1992 aber auch zu einem zweiten Kunstwerk, als Ziggi Böttcher 1992 im Rahmen der documenta-Begleitaktion „Platz da!“ seine überdimensionale Steinschleuder errichtete, die ebenso wie die metallene Saboteurin 1993 wieder abgebaut wurde. <br />
Gestaltungsentwürfe gab es eine ganze Reihe: so die Idee, auf dem Oval die Dapolin-Tankstelle aufzustellen, die dem ICE-Bahnhof Wilhelmshöhe zum Opfer gefallen war, oder auch die zahlreichen in Modellform gekleideten Ideen für ein Denkmal auf dem Podest in der Mitte, die Schülerinnen und Schüler mehrerer Kasseler Schulen auf Anregung des Ortsbeirates entwarfen. Letztlich war die bestehende Tankstelle am Platz eher verschwunden und dort ein Wohngebäude („Goethestern“) errichtet als der Platz begrünt. Erst im Jahre 2000 meldete die HNA: „neuer Glanz für einen Stern“, nachdem Buchsbaumhecken und geplasterte Wege, angelegt worden waren, das Podest in der Mitte einer Buchsbaumpyramide gewichen, die Verkehrsinsel als Schmuckplatz angelegt war. Bänke und die heutige Bepflanzug kamen erst noch ein paar Jahre später hinzu, aber nicht ein Goethedenkmal, das im Stadthallengarten seinen Platz fand. In gleichen Jahr hatten Frauen ein zweites Denkmal errichtet, das nach wenigen Wochen wieder zerstört wurde.<br />
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aus: Wolfgang Matthäus (Hg.), Plätze im Vorderen Westen. Geschichte(n) eines Kasseler Stadtteils, Kassel 2010<br />
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== Architektur ==<br />
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'''Eigentum vepflichtet - Kulturdenkmal Goethestraße 67''' <br />
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Das fünfgeschossige Wohn- und Geschäftshaus an der Ecke Pestalozzistraße/Goethestraße ist in den letzten Jahrzehnten auf vorbildliche, mühsame und liebevolle Weise bis in die Details hinein restauriert worden. So viel Originales wie hier findet sich sonst nicht mehr im Vorderen Westen.<br />
Dass an und in dem 1905 fertig gestellten Gebäude heute nicht nur eine Fassade, sondern vor allem auch gründerzeitliche, vom Jugenstil geprägte Innenarchitektur zu bewundern ist, verdankt sich der Hauseigentümerin, die all dies hat restaurieren, zum Teil erst wieder freilegen lassen: Stuckdecken, Wandvertäfelungen, Jugendstilfliesen, bleiverglaste Fenster und Oberlichter, Deckenmalereien, Stuck, Dienstbotentreppen und andere Zeugnisse der Entstehungszeit - Zeugnisse des Repräsentationsbedürfnisses des Bürgertums zu Beginn des letzten Jahrhunderts.<br />
An das „bessere“ Publikum war nicht nur bei den Wohnungen, sondern auch bei der geschäftlichen Nutzung gedacht. Für das Erdgeschoss war ein Café vorgesehen, das diesem entsprechen sollte. In Anträgen zu seiner Konzessionierung (eine damals schwierige Angelegenheit) hieß es u. a.:<br />
[[Datei:B13 Goethestrasse 67 1998-2.jpg | thumb | 400px]]<br />
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„In dem hier vorliegenden Stadtteil (…), in welchem doch wohl nur besseres Publikum wohnt und verkehrt, ist ein Lokal, wie es von mir zu eröffnen beabsichtigt wird, noch nicht vorhanden. Dass dieser Stadtteil in schneller und blühender Entwicklung begriffen ist, beweist die große Bautätigkeit, die dort herrscht. Abgesehen davon dürfen die bereits errichteten und bewohnten Gebäude und der überaus rege Verkehr, welcher die Kaiserstraße von und nach Wilhelmshöhe belebt, die Bejahung der Bedürfnisfrage genügend rechtfertigen.“ „Alle in der Nähe befindlichen Lokale sind nur ganz gewöhnliche Bierwirtschaften, in denen besseres Publikum nicht verkehren kann. Da aber in jener Gegend fast ausschließlich sogenanntes feines Publikum wohnt, so ist allerdings das Bedürfnis für ein besseres Cafè-Restaurant dort vorhanden. Für das sogenannte feinere in der Kaiserstraße und den Nachbarstraßen wohnende Publikum besteht somit kein Lokal, in dem es verkehren kann.“ „Die Räume erhalten Linoleumbelag, die Decken sind moderne Stuckdecken und die Wände haben hohe Holzlamperie mit Spiegeleinlagen. Das Café hat Centralheizung und elektrische Beleuchtung. Die Ausstattung der Räume soll behaglich sein und besten Ansprüchen genügen, und es wird beabsichtigt das Café so zu bewirtschaften, dass den im Westen wohnenden Herrschaften der weite Weg in die Königsstraße erspart bleibt.“ (Stadtarchiv Kassel A. 3.3.32, 2134, zit. nach Wiegand, S. 258)<br />
Das Café „Prinzenhof“ konnte schließlich 1906 eröffnen, später - bis 1923 - befand sich in den Räumlichkeiten die Gaststätte „Meiningerhof“. Die heutige gewerbliche Nutzung entspricht dem historischen Charakter des Hauses.<br />
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aus: Wolfgang Matthäus (Hg.), Plätze im Vorderen Westen. Geschichte(n) eines Kasseler Stadtteils, Kassel 2010<br />
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==Frauenbewegung in Kassel==<br />
[[Datei:B13 Einweihung 2.jpg | thumb |300px]]<br />
[[Datei:B13 Einweihung 3.jpg | thumb | 300px]]<br />
n den 1970er Jahren zog der Geist der Zeit in die Goethestraße 67 ein. Mit einem Fest weihte die neu entstandene autonome Kasseler Frauenbewegung im Februar 1976 ihr Frauenzentrum in den Parterreräumlichkeiten zur Pestalozzistraße hin ein, die sich aber schon bald als zu klein erwiesen und zu einem Umzug in die Nähe, in das Haus Goethestraße/Ecke Reginastraße, führten, wo sich noch heute das Frauen- und Lesbenzentrum befindet. Von hier aus initiierten Frauen wichtige Projekte - zum Beispiel das Frauenhaus oder das Frauenmagazin „Krampfader“. Themen der Zeit waren vor allem der Paragraph 218, Sexualität, Lohn für Hausarbeit, Gewalt gegen Frauen, Benachteiligung von Mädchen und Frauen in fast allen gesellschaftlichen Bereichen. Im Frauenbuchladen Aradia in unmittelbarer Nähe des Zentrums in der Reginastraße konnten sich allein Frauen über all dies bestens informieren; er befindet sich heute nicht weit vom Goethestern in der Pestalozzistraße - jetzt auch offen für Männer.<br />
Die Goethestraße im Vorderen Westen war bereits vorher - zumindest zweitweise - die Heimat von zwei herausragenden Kämpferinnen für Gleichberechtigung: Nora Platiel wohnte in den 50er Jahren in der Goethestraße 150, später wenige Häuser weiter in der Goethestraße 130, wo die 1896 in einer jüdischen Kaufmannsfamilie geborene Sozialistin, Juristin und Politikerin 1979 starb. Der im Krieg ausgebombten Elisabeth Selbert, gleichfalls Juristin und Politikerin, eine der wenigen Mütter des Grundgesetzes und Hauptverantwortliche für die Formulierung eines strikten Gleichheitsgrundsatzes im Grundgesetz, wurde nach dem Krieg eine Wohnung in der Goethestraße 74 - nicht weit vom Goethestern - zugewiesen: Treffpunkt für den politischen Neubeginn in Kassel.<br />
Die Anfänge einer neuen Frauenbewegung lagen in Kassel bei Stundentinnen der Gesamthochschule. 1975 trat sie bei einer Demonstration gegen den § 218 zum ersten Mal öffentlich in Erscheinung. Unter dem Slogan: „Das Private ist politisch“ ging es ihr um „Selbsterfahrung, Selbsthilfe und Selbstreflexion über die Situation der Frau in der patriarchalischen Gesellschaft“. Mit den Räumlichkeiten in der Goethestraße 67 verfügten Frauen, die sonst in Kleingruppen arbeiteten, seit dem März 1976 über eine zentrale Einrichtung.<br />
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== Bedeutung der Straßennamen ==<br />
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'''Goethestraße'''<br />
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Johann Wolfgang von Goethe wird bis zum heutigen Tage als einer der größten deutschen Dichter und eine der herausragenden Persönlichkeiten der Weltliteratur gehandelt. Er war vielseitig begabt und wird aus diesem Grund nicht nur als bekanntester Vertreter der Weimarer Klassik, sondern auch als Politiker, Kunsttheoretiker und Naturwissenschaftler gepriesen. Während seiner Lebzeiten reiste er viel herum, besuchte viele Städte in Deutschland sowie auch in ganz Europa. Zu den mehrfach besuchten Städten gehörte auch die damalige Residenzstadt Kassel. Allerdings wird seine Vorliebe für die "mannigfachen Sehenswürdigkeiten" Kassels nur selten erwähnt. In dem Buch "Hier war Goethe nicht" konnte Kassel allerdings keine Erwähnung finden.<br />
Goethe wurde am 28. August 1749 in Frankfurt am Main geboren. Seine Mutter, Catharina Elisabeth von Goethe war die Tochter des Bürgermeisters von Frankfurt und sein Vater, Johann Caspar von Goethe, war anerkannter Staatsmann und im kaiserlichen Rat vertreten. Goethes Vater war von Anfang an sehr daran interessiert seinen einzigen Sohn zum Schultheißen in Frankfurt zu machen. Aus diesem Grund hat er ihn schon früh die Rechtsbücher studieren lassen. Deswegen verließ Goethe nach seiner unbeschwerten Kindheit Frankfurt und fuhr 1765 nach Leipzig, um dort Rechtswissenschaften zu studieren. Auf Grund von schwerer Krankheit konnte er sein Studium erst 1772 in Straßburg beenden. Noch im selben Jahr ging Goethe nach Wetzlar, um dort als Rechtspraktikant am Reichkammergericht zu arbeiten. Die Arbeit dort gefiel dem jungen Goethe allerdings nicht; zuwider war ihm die unaufhaltsame Korruption. Sein Interesse für Rechtswissenschaften, welches von Anfang an eher dem Interesse seines Vaters entsprach, verschwand immer mehr. Goethe entdeckte zunehmend seine Reiselust und widmete sich vollends der Poesie. 1774 hatte er mit "Die Leiden des Jungen Werther" seinen ersten großen Erfolg. <br />
Daraufhin ging der junge Dichter nach Weimar, wo er als Geheimer Legationsrat in die Dienste des Herzogs trat. 1779 wurde er schließlich zum Geheimrat befördert. Im selben Jahr besuchte Goethe zum ersten Mal Kassel. Er befand sich mit Herzog Karl August von Weimar auf der Reise in die Schweiz, als er am 14. September 1779 zum ersten Mal im "Posthaus" der Madame Goullon am Königsplatz abstieg. Auf dieser Durchreise machte Goethe Bekanntschaft mit dem jungen Forscher Georg Forster, mit dem er später im regen Briefkontakt stand. Während dieses Aufenthaltes schrieb Goethe in einem Brief an seine Freundin Charlotte von Stein folgendes: "Wir gehen unter den Cassler Herrlichkeiten herum und sehen eine Menge in uns hinein. Die Gemählde-Galerie hat mich sehr gelabt, wir sind wohl und lustig. Es war zeit, daß wir ins Wasser kamen. Schön Wetter haben wir bisher und klare Augen."<br />
Allmählich veränderte sich Goethes Weltanschauung. Die Zeit der Stürmer und Dränger war für ihn vorbei. Er wendete sich den ruhigen Formenschönheiten der Antike und der harmonischen Entfaltung der Persönlichkeiten nach dem Gesetz der Schönheit und Humanität zu. In dieser Phase des dichterischen Reifens fing Goethe außerdem an, sich mit den Naturwissenschaften auseinander zu setzen.<br />
1780 wurd Goethe als Lehrling in die Weimarer Loge Amalia aufgenommen und 1781 bereits zum Gesellen befördert. Nach seiner Ernennung zum Meister im Jahre 1782 machte er eine Reise in den Harz. Auf dieser Reise besuchte er erneut Kassel. Dieses Mal zeigte er dem Sohn seiner Freundin Charlotte von Stein, dem jungen Fritz von Stein, die Sehenswürdigkeiten Kassels. Erneut stieg er dabei in dem Posthaus am Königsplatz ab und besuchte mit Fritz von Stein wiederholt die Gemäldegalerie. Goethe befand sich zu dieser Zeit tief in seinen naturwissenschaftlichen Arbeiten. Deswegen untersuchte er an dem Schädel eines jungen Elefanten aus dem Kasseler Museum seine Theorien und machte bald darauf eine seiner wichtigsten naturwissenschaftlichen Erkenntnisse über die Rückbildung des menschlichen Zwischenkieferknochens. Diesen so genannten "Goethe-Elefanten" kann man heute noch im Naturkundemuseum bewundern.<br />
1786 machte Goethe erneut eine Reise. Er verließ Deutschland fluchtartig und reiste unter dem Namen "Filippo Miller" nach Italien. In Rom lernte er den Kasseler Maler Wilhelm Tischbein kennen, der dort einer seiner engsten Freunde wurde. In diesem Jahr entstand das berühmte Gemälde Tischbeins, welches Goethe als Reisenden in der römischen Campagna zeigt - allerdings mit zwei gleichen Füßen.<br />
Im Dezember 1792 - nachdem Goethe im "Koalitionskrieg" die "Kampagne in Frankreich" unterstützt hatte - war er erneut zu Gast im Kasseler "Posthaus". Goethe selbst schreibt: "Wie düster aber auch in der letzten und schwärzesten aller Nächte meine Gedanken mochten gewesen sein, so wurden sie auf einmal wieder aufgehellt, als ich in das mit hundert und aber hundert Lampen erleuchtete Cassel hineinfuhr. Bei diesem Anblick entwickelten sich vor meiner Seele alle Vorteile eines bürgerlich-städtischen Zusammenseins, die Wohlhäbigkeit eines jeden einzelnen in seiner von innen erleuchteten Wohnung und die behaglichen Anstalten zur Aufnahme der Fremden." Dieser Aufenthalt Goethes war nur sehr kurz, dennoch hat der Poet Zeit gefunden, erneut die Kasseler Gemäldegalerie aufzusuchen. Vom Herkules war er weniger begeistert.<br />
Im August 1801 besucht Goethe das letzte Mal Kassel. Dieses Mal in Begleitung von Christiane Vulpius, seines elfjährigen Sohnes August und von Professor Meyer. Zuvor schrieb Goethe seiner Lebensgefährtin in einem Brief: "Ich freue mich herzlich, Dich wiederzusehen und mit Dir in Cassel unter so viel neuen und schönen Sachen einige Tage zuzubringen. (…) In Cassel kannst du dir ein Hütchen kaufen und ein Kleid, sie haben die neusten Waren dort so gut als irgendwo."<br />
1808 wurde Goethe von Napoléon I. das Kreuz der Ehrenlegion verliehen. Im selben Jahr erschien neben der Gesamtausgabe seiner Werke Faust I. Die letzten Jahre Goethes waren sehr leidvoll. Der Verlust seines Freundes Schiller (1805), seiner Frau (1816) und seines einzigen Sohnes (1830) machten ihn zu einem sehr einsamen Menschen. Ein erneuter Blutsturz 1830 fesselte ihn an sein Bett, das er in den letzten Jahren seines Lebens kaum mehr verließ. Bis zu seinem Tod am 22. März 1832 arbeitete Johann Wolfgang von Goethe aktiv an Faust II, der sein großes Lebenswerk endgültig vollendete.<br />
Obwohl Goethe Kassel nur wenige Male besucht hat, hat er dennoch viele Spuren hinterlassen. So geht aus den zahlreichen Tagebucheinträgen und Briefen deutlich hervor, wie sehr Goethe die Bildergalerie, das Theater, die Museen, die Schlösser, den Bergpark und nicht zuletzt die hervorragenden Einkaufsmöglichkeiten in Kassel begeisterten. Besucher des Landesmuseums in Kassel können dort heute noch Goethes Eintragungen in die Besucherverzeichnisse vorfinden. Außerdem glauben viele Philologen, dass Goethe selbst bei der Niederschrift des 4. Aufzugs des Faust II an Kassel gedacht haben muss. Die Beschreibung des "Ortes der Sinnenlust" und die Erwähnung der "Teufelsbrücke" deuten daraufhin, dass Goethe sich vom Bergpark Wilhelmshöhe hat inspirieren lassen. <br />
Die Bezeichnung Goethestraße ist ein Ergebnis der Umbenennungen in der Nachkriegszeit. Ursprünglich war eine der wesentlichen Achse im Vorderen Westen nach dem Kaiser benannt, der später auf einigen Abschnitten der Erinnerung an den Ersten Weltkrieg weichen musste (Admiral Scheer Straße, Skagerrakplatz). (aus: Wolfgang Matthäus (Hg.), Vom Hohenzollernviertel zum Vorderen Westen. Straßennamen, Geschichte und "Geschichtspolitik", Kassel 2005)<br />
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'''Lassallestraße'''<br />
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Die Lassallestraße hieß bis 1949 Eulenburgstraße. Der Straßenname erinnert an die Gründungsgeschichte der deutschen Sozialdemokratie. Lassalle wurde am 11. April 1825 als Sohn des jüdischen Seidenhändlers Heyman Lassal und seiner Frau Rosalie Heitzfeld in Breslau geboren. Schon früh wurden Lassalles Scharfsinn und seine herausragenden rhetorischen Fähigkeiten deutlich. Heinrich Heine und Alexander von Humboldt bezeichneten ihn mehrfach als "Wunderkind" oder auch als den "neuen Mirabeau". <br />
Auf seinen eigenen Wunsch hin und gegen die Vorstellungen seines Vaters studierte Ferdinand Lassalle 1843-1846 Philosophie und Geschichte in Breslau und Berlin. Während dieser Zeit setzte er sich mit der Geschichtsphilosophie Hegels auseinander. Das Hegelsche Geschichtsdenken wurde nicht nur prägend, sondern auch verbindlich für Lassalle - sein ganzes Leben lang. Eine Universitätslaufbahn (als Dozent) blieb ihm allerdings auf Grund seiner jüdischen Herkunft verwehrt. Dennoch waren es weniger Wünsche nach Judenemanzipation, sondern vielmehr Lassalles demokratisch-revolutionäre Gesinnung sowie sozialistisch-kommunistischen Ideen, welche ihn nach der "Befreiung der Menschheit" streben ließen. Die frühsozialistischen Ideen von Louis Blanc und Joseph Proudhon hatte er auf einer Studienreise nach Paris (1845) kennen gelernt. <br />
Der Scheidungsprozess (1846-1854) der Gräfin Sophie Hatzfeldt, in welchem Lassalle oftmals als Bevollmächtigter der Gräfin agierte, verhalf ihm zu Rang und Namen. Im Verlauf dieses Prozess, den Lassalle selbst auch als einen politischen Kampf gegen die bestehenden sozialen Machtverhältnisse verstand, glänzte dieser mehrfach durch seine brillanten (Verteidigungs-) Reden, litt aber auch unter politischer Verfolgung. Der so genannte "Volksheld der demokratischen Revolution im Rheinland" wurde 1849 auf Grund seines aktiv revolutionären Handelns während der Revolution 1848/49 zu einer sechsmonatigen Haftstrafe wegen Beleidigung eines hohen Staatsbeamten verurteilt. Er musste deshalb die Zusammenarbeit mit Karl Marx und der "Neuen Rheinischen Zeitung" einstellen. Lassalle war zu dieser Zeit bereits nicht nur sehr populär ("Lassalle-Kult"), sondern seine Tätigkeiten hatten ihm auch die erwünschte finanzielle Unabhängigkeit eingebracht.<br />
In Anbetracht der gescheiterten Revolution und wiederholter Verhaftungen gehörte Lassalle zu denjenigen, die ihren demokratischen Prinzipien weiterhin treu blieben. In den fünfziger Jahren war er um schriftstellerisches und wissenschaftliches Ansehen in philosophischen Kreisen bemüht und publizierte seine philosophischen und politischen Ideen. In der Untersuchung "Die Philosophie des Herakleitos" (1857), zahlreichen anderen Schriften, vor allem aber in "Das System der erworbenen Rechte, eine Versöhnung des positiven Rechts und der Rechtsphilosophie" (1860-62) setzte er sich mit Hegel und dem liberalen Bürgertum auseinander und arbeitete heraus, dass ein gleiches Recht für alle erst in einer solidarischen Gesellschaft von politisch und sozial Gleichgestellten ohne (Besitz-) Privilegien zu erreichen sei. Auf ökonomischem Gebiet entwickelte er die These vom "ehernen Lohngesetz", die in der Arbeiterbewegung, vor allem von Marx, kritisiert wurde.<br />
1860-1862 unternahm Lassalle eine Reise durch die Schweiz und Italien. Hier machte er Bekanntschaft mit der national-italienischen revolutionären Bewegung. Durch seine Stellungnahmen zur Arbeiterfrage bekam er engeren Kontakt mit Arbeitervereinen und stieg in den letzten beiden Jahren seines kurzen Lebens zum unumstrittenen Führer und Organisator der ersten selbstständigen deutschen Arbeiterbewegung auf. Riesige Menschenmassen feierten stürmisch ihren erfolgreichen Kämpfer und Helden. Nachdem Lassalle 1862 einige Reden u.a. vor dem Berliner Arbeiterverein und dem Bürgerbezirksverein gehalten hatte, bat ihn das Leipziger Zentralkomitee ein Schreiben zu formulieren, in welchem er die Ziele und Aufgaben der Arbeiterbewegung darstellen sollte. Sein berühmtes "Offenes Antwortschreiben", welches das Lassalle'sche Arbeiterprogramm enthielt, wurde zum Statut des am 23. Mai 1863 gegründeten "Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins" (ADAV). Lassalle hatte die Abschaffung des verhassten Dreiklassenwahlrechts und die Beteiligung der Arbeiter an der Produktion sowie den Aufbau von Produktivassoziationen der Arbeiter mit staatlichen Hilfen gefordert, um soziale Ungleichheiten abzubauen. Er wurde zum ersten Präsidenten des ADAV gewählt und tat sehr viel, um die Ziele und das Programm der Arbeiterbewegung durchzusetzen. Dafür nahm er sogar Kontakt zu Otto von Bismarck auf. Die Gespräche führten allerdings zu keinem Erfolg.<br />
Auf dem Höhepunkt seines Wirkens kam es zu einem tragischen Zwischenfall. Lassalle erlag am 31. August 1864 einer Verletzung, die er sich bei einem Duell wegen einer Frauenaffäre in Genf zugezogen hatte.<br />
Lassalle war einer der führenden deutschen Theoretiker seiner Zeit. Zwar kritisierte Marx diesen mehrfach für seine Fehleinschätzungen sowie für die zum Teil utopischen Theorien, dennoch war Lassalle auch eindeutig ein willensstarker Mensch der Tat. Seine Ideen wirkten in der sozialdemokratischen Arbeitbewegung weiter; der ADAV vereinigte sich 1875 mit der von Liebknecht und Bebel 1869 gegründeten Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SDAP) zur Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands (SAP), die sich seit 1890 Sozialdemokratische Partei Deutschlands nannte. Im Vorderen Westen löste der "Urdemokrat" Lassalle 1947 einen konservativen Verteidiger der Klassengesellschaft des Kaiserreichs als Namenspatron ab, der die Sozialdemokratie heftig bekämpft hatte. (aus: Matthäus, a.a.O.)<br />
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'''Pestalozzistraße'''<br />
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Die ursprüngliche Prinzenstraße erfuhr nach dem Zweiten Weltkrieg eine fortschrittliche Umbenennung, sie wurde nach einem Pädagogen benannt, dessen Auffassungen noch heute bedeutsamt. In Deutschland gibt es wohl zahlreiche "Pestalozzi-Schulen" und auch -straßen.<br />
Johann Heinrich Pestalozzi wurde am 12. Januar 1746 in Zürich geboren. In erster Linie ist er als Erzieher und Schulreformer bekannt, war daneben aber auch Schriftsteller, Politiker und Philosoph. Seine Schriften und sein Wirken ließen ihn zum Wegbereiter der Volksschule werden. Er trat überzeugt für die Volksbildung ein, eine Bildung, die auch den unteren Gesellschaftsschichten zugänglich sein sollte - und nicht nur Prinzen. Dazu nahm erJean Jacques Rousseaus' Ideen auf und verknüpfte diese mit seinen beziehungsweise grenzte sie von eigenen Überzeugungen ab. <br />
Pestalozzi, der seinen Vater bereits in jungen Jahren verlor, besuchte von 1751-54 zunächst die Elementarschule. Hieran sollte sich der Besuch der Lateinschule sowie des Collegium humanitatis anschließen (1754-63). In den folgenden zwei Jahren widmete er sich seinem Philologie- sowie Philosophiestudium am Zürcher Collegium Carolinum (aufklärerische Ausrichtung).<br />
Stark geprägt wurde Pestalozzi durch die so genannte "Helvetische Gesellschaft", der er 1764 schließlich beitrat. Die Ideen dieser Gesellschaft gingen auf Montesquieu und Rousseau zurück. Kritisiert wurden neben der eher einer Oligarchie gleichende Demokratie Zürichs das als "verweichlicht" angesehene Leben der Städter sowie die Unterdrückung der Zürcher Landbevölkerung. Wie andere Mitglieder dieser Gesellschaft geriet auch Pestalozzi schließlich in den Verdacht, sich an Aufrufen gegen Entscheidungen des Züricher Stadtrates beteiligt zu haben, weshalb er am 31.1.1767 in städtischen Arrest genommen wurde.<br />
Für Pestalozzi stand von Beginn an die praktische Tätigkeit stark im Vordergrund. Aus diesem Grund brach er seine weiteren Studien in Theologie und Jura vorzeitig ab und beschäftigte sich mit der Landwirtschaft. Es stand in seiner Absicht, den Bauern ein Beispiel zu geben, wie sie ihre miserable Lage verbessern könnten. Doch dieses Vorhaben Pestalozzis scheiterte.<br />
Nach der Hochzeit mit Anna Schulthess 1769 gründete Pestalozzi gemeinsam mit seiner Frau auf dem Gut Neuhof im Aargau eine Erziehungsanstalt für arme Kinder. Hier wurde Arbeit mit schulischer Bildung verbunden. In den folgenden 20 Jahren widmete er sich in erster Linie der Schriftstellerei. So legte er in zahlreichen Büchern und Schriften seine Erziehungsgrundsätze dar. Um die bedeutendsten seiner Werke zu nennen: "Die Abendstunde eines Einsiedlers" (1780), in dem Pestalozzi sowohl an den mangelnden pädagogischen Kenntnissen in der Gesellschaft als auch an der schulischen Lehrmethodik Kritik übt, welche er durch eine naturgemäße Erziehung ersetzen wollte; "Lienhard und Gertrud" (1781-1787), welches zu einem Welterfolg werden sollte und mit dem er politische und bildungspolitische Zusammenhänge verdeutlichte; "Meine Nachforschungen über den Gang der Natur in der Entwicklung des Menschengeschlechts" (1797), worin eine Auseinandersetzung Pestalozzis mit der Französischen Revolution stattfindet und er die Ansicht vertritt, das "Menschengeschlecht", welches sich von einem "Naturzustand" zu einem "gesellschaftlichen Zustand" entwickelt habe, müsse sich nun zu einem sittlichen erheben; "Wie Gertrud ihre Kinder lehrt" (1801), in dem er seine pädagogischen Erfahrungen aus seiner praktischen Lehrtätigkeit niederschrieb. Anfänglich stützten sich Pestalozzis Überzeugungen noch deutlich auf die von Rousseau vermittelten Grundsätze, dies sollte sich später allerdings ändern. So revidierte er beispielsweise seine anfangs so kritische Einstellung gegenüber der Schule und trat nun für diese ein und war später nicht mehr von einem unbelasteten "Naturzustand" des Menschen überzeugt.<br />
Wirtschaftliche Gründe führten im Jahre 1780 zur Schließung der Gut Neuhofer Einrichtung. So befand er sich nun auf der Suche nach einer Möglichkeit, den Menschen seine volkserzieherischen Auffassungen zu vermitteln. Diese Möglichkeit bot ihm beispielsweise seine Anstellung als Redakteur beim "Helvetischen Volksblatt".<br />
Nachdem Pestalozzi 1792 von der französischen Nationalversammlung zum französischen Ehrenbürger erklärt worden war, übernahm er 1798 das Waisenhaus in Stans. Im kommenden Jahr fand die Gründung des Erziehungsinstituts in Burgdorf statt, in welchem er schließlich auch ein Lehrerseminar einrichtete. Im Jahre 1804 fand dessen Verlegung nach Yverdon statt. Hier wurden seine pädagogischen Grundsätze erprobt. Diese Zeit steht ganz im Zeichen weiterer pädagogischer Ausarbeitungen und Publikationen, die er häufig auch gemeinsam mit seinen Mitarbeitern erarbeitete. Dieses Institut sollte sich zu einem Zentrum der Lehrerbildung in Europa entwickeln. Doch auch diese Einrichtung musste - auf Grund von Unstimmigkeiten unter der Lehrerschaft bezüglich Pestalozzis Nachfolge - im Jahre 1825 geschlossen werden.<br />
Im Zentrum all seiner Bestrebungen stand stets das Ideal der bereits erwähnten Volksbildung. Pestalozzi forderte allgemeine Menschenbildung, Überwindung der Standesunterschiede und Anerkennung der Menschenwürde. Ferner bestand für ihn ein Zusammenhang zwischen Erziehung und politisch-sozialer und ökonomischer Umgebung. So stellte Erziehung für ihn den Ausgangspunkt für eine verbesserte soziale Umgebung dar. Seine so genannte "Idee der Elementarbildung" zielte auf eine Erziehung ab, die die Fähigkeiten von Kopf, Herz und Hand harmonisch miteinander vereinen sollte. Ein Grundsatz, der gerade heute wieder als sehr modern erscheint und als Grundlage pädagogischen Handelns vertreten wird. Pestalozzi war der Überzeugung, dass zu einer intellektuellen Bildung stets die Selbstständigkeit der Schüler gehöre.<br />
Johann Heinrich Pestalozzi starb am 17. Februar 1827 im Alter von 81 Jahren auf Gut Neuhof. Kaum ein anderer Pädagoge beeinflusste die Entwicklung der mitteleuropäischen Schule so grundlegend. Eine möglichst anschauliche Gestaltung des Schulunterrichts bleibt ein wesentlicher Aspekt der Pädagogik, die auf Pestalozzi zurückzuführen ist. (aus: Matthäus, a.a.O.)<br />
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== Weblinks ==<br />
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* Link 1<br />
* Link 2<br />
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== Dateien ==<br />
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== Literatur ==<br />
Wolfgang Matthäus (Hg.), Vom Hohenzollernviertel zum Vorderen Westen. Straßennamen, Geschichte und „Geschichtspolitik“, Kassel 2005<br />
<br />
Wolfgang Matthäus (Hg.), Plätze im Westen. Geschichte(n) eines Kasseler Stadtteils, Kassel 2010<br />
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Thomas Wiegand, Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Kulturdenkmäler in Hessen. Stadt Kassel II, hg. vom Landesamt für Denkmalpflege Hessen, Wiesbaden 2005</div>WMatthäushttp://geowest.vorderer-westen.net/index.php?title=Datei:B13_Auftakt_klein.jpg&diff=1736Datei:B13 Auftakt klein.jpg2013-09-11T09:30:08Z<p>WMatthäus: Der Goethestern nach der Umgetaltung (Foto Matthäus)</p>
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<div>Der Goethestern nach der Umgetaltung (Foto Matthäus)</div>WMatthäushttp://geowest.vorderer-westen.net/index.php?title=Goethe-Stern&diff=1735Goethe-Stern2013-09-11T09:22:13Z<p>WMatthäus: /* Literatur */</p>
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== Kurzbeschreibung ==<br />
[[Datei:B13 Plan Goethestern 1908.jpg | thumb | 300px]]<br />
[[Datei:B13 Goethestern-Wo236 28.jpg | thumb | 300px]]<br />
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Etwa hundert Jahre lang war der Kreuzungsbereich dreier Straßen der Schrecken von Fußgängern und später Fahrschülern, ehe 1989 eine künstlerische Aktion die Asphaltwüste mit einer provisorischen Verkehrsinsel versah, auf der danach verschiedene künstlerische Objekte erschienen, aber wieder entfernt wurden. So eigneten sich Frauen den Ort als „Platz der widerstandleistenden Frauen“ an (am Rand lag das erste Frauenzentrum), hatten jedoch damit keinen dauerhaften Erfolg. Demgegenüber kam es zu einer nachhaltigen Verkehrsberuhigung, die seit etwa dem Jahr 2000 durch einen gärtnerisch gestalteten Schmuckplatz erreicht wird. Dieser wird dominiert durch zwei herausragende Beispiele des Jugendstils in Kassel. Lange befand sich zwischen Lassalle- und Pestalozzistraße eine Tankstelle. Sie wich einem Wohngebäude – so wie seit einigen Jahren sämtliche Tankstellen aus dem Stadtteil verschwunden sind. <br />
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|[[Datei:B13 Verkehrsproblem 1979.jpg | thumb | 300px]]<br />
|[[Datei:B13 Platzoval.jpg | thumb | 200px]]<br />
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== Geschichte == <br />
[[Datei:B13 1991-EmmaMurks.jpg | thumb | 400px]]<br />
Ein Jahrhundert blieb die Kreuzung von drei Straßen nahezu unverändert. Jahrzehntelang war sie der Schrecken aller Fahrschüler, die im „Café Angst“ in unmittelbarer Nähe auf ihre Fahrstunde warteten. Als Platz, den zu überqueren für Fußgänger zum Abenteuer wurde, war sie nicht gedacht. Es bedurfte einer künstlerischen Aktion, um den Anstoß dafür zu geben, dass der erst seit einigen Jahren ganz offiziell als Goethestern bezeichnete Kreuzungsbereich sein heutiges Aussehen erhalten sollte.<br />
„Dass mal etwas auf dem Platz geschieht zum Wohlbefinden der Anwohner“ war eines der Ziele der Künstlergruppe „1 A Kassel“, die im September 1989 einen grünen Teppichboden, einen „Kunstrasen“, auf dem Asphalt in der Platzmitte auslegte und damit eine Verkehrsinsel schuf, deren verkehrsberuhigende Wirkung sich sofort zeigte. Die Aktion „Heimat, dein Stern“, zu der auch ein Rasenmähen und eine Gartenzwergparade gehörten, löste Initiativen - vor allem des Ortsbeirates - aus, die Insel auch weiterhin bestehen zu lassen. Waren sich hier alle im Prinzip einig, war der Weg frei für die Insel, so sollte es dennoch mehr als ein Jahrzehnt dauern, bis der „Platz“ seine heutige Gestaltung erhielt. Noch 1999 sprach die örtliche Presse von einer „Schande“, einer Tristesse im Vorderen Westen.<br />
War man offenkundig mit den Planungen einer „größtmöglichen Insel“ durch die Stadt einverstanden, so waren es vor allem Gestaltungs- und Finanzierungsfragen (der Orstbeirat versuchte immer wieder durch eigene Dispositionsmittel das Vorhaben voran zu bringen), die die Fertigstellung des Vorhabens zu einer unendlich scheinenden Geschichte werden ließen. Dabei gab es die heftigsten Auseinandersetzungen, als zur Walpurgisnacht 1991 Frauen aus der autonomen Frauen- und Lesbenszene sich den Platz aneigneten, ein feministisches Denkmal auf dem noch immer kahlen Oval errichteten und den Ort in „Platz der widerstandleistenden Frauen“ (um)benannten. Die Skulptur „Emma Murcks“ trat in Konkurrenz zu anderen Gestaltungsvorschlägen (vor allem von Friedel Deventer), 1992 aber auch zu einem zweiten Kunstwerk, als Ziggi Böttcher 1992 im Rahmen der documenta-Begleitaktion „Platz da!“ seine überdimensionale Steinschleuder errichtete, die ebenso wie die metallene Saboteurin 1993 wieder abgebaut wurde. <br />
Gestaltungsentwürfe gab es eine ganze Reihe: so die Idee, auf dem Oval die Dapolin-Tankstelle aufzustellen, die dem ICE-Bahnhof Wilhelmshöhe zum Opfer gefallen war, oder auch die zahlreichen in Modellform gekleideten Ideen für ein Denkmal auf dem Podest in der Mitte, die Schülerinnen und Schüler mehrerer Kasseler Schulen auf Anregung des Ortsbeirates entwarfen. Letztlich war die bestehende Tankstelle am Platz eher verschwunden und dort ein Wohngebäude („Goethestern“) errichtet als der Platz begrünt. Erst im Jahre 2000 meldete die HNA: „neuer Glanz für einen Stern“, nachdem Buchsbaumhecken und geplasterte Wege, angelegt worden waren, das Podest in der Mitte einer Buchsbaumpyramide gewichen, die Verkehrsinsel als Schmuckplatz angelegt war. Bänke und die heutige Bepflanzug kamen erst noch ein paar Jahre später hinzu, aber nicht ein Goethedenkmal, das im Stadthallengarten seinen Platz fand. In gleichen Jahr hatten Frauen ein zweites Denkmal errichtet, das nach wenigen Wochen wieder zerstört wurde.<br />
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aus: Wolfgang Matthäus (Hg.), Plätze im Vorderen Westen. Geschichte(n) eines Kasseler Stadtteils, Kassel 2010<br />
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== Architektur ==<br />
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'''Eigentum vepflichtet - Kulturdenkmal Goethestraße 67''' <br />
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Das fünfgeschossige Wohn- und Geschäftshaus an der Ecke Pestalozzistraße/Goethestraße ist in den letzten Jahrzehnten auf vorbildliche, mühsame und liebevolle Weise bis in die Details hinein restauriert worden. So viel Originales wie hier findet sich sonst nicht mehr im Vorderen Westen.<br />
Dass an und in dem 1905 fertig gestellten Gebäude heute nicht nur eine Fassade, sondern vor allem auch gründerzeitliche, vom Jugenstil geprägte Innenarchitektur zu bewundern ist, verdankt sich der Hauseigentümerin, die all dies hat restaurieren, zum Teil erst wieder freilegen lassen: Stuckdecken, Wandvertäfelungen, Jugendstilfliesen, bleiverglaste Fenster und Oberlichter, Deckenmalereien, Stuck, Dienstbotentreppen und andere Zeugnisse der Entstehungszeit - Zeugnisse des Repräsentationsbedürfnisses des Bürgertums zu Beginn des letzten Jahrhunderts.<br />
An das „bessere“ Publikum war nicht nur bei den Wohnungen, sondern auch bei der geschäftlichen Nutzung gedacht. Für das Erdgeschoss war ein Café vorgesehen, das diesem entsprechen sollte. In Anträgen zu seiner Konzessionierung (eine damals schwierige Angelegenheit) hieß es u. a.:<br />
[[Datei:B13 Goethestrasse 67 1998-2.jpg | thumb | 400px]]<br />
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„In dem hier vorliegenden Stadtteil (…), in welchem doch wohl nur besseres Publikum wohnt und verkehrt, ist ein Lokal, wie es von mir zu eröffnen beabsichtigt wird, noch nicht vorhanden. Dass dieser Stadtteil in schneller und blühender Entwicklung begriffen ist, beweist die große Bautätigkeit, die dort herrscht. Abgesehen davon dürfen die bereits errichteten und bewohnten Gebäude und der überaus rege Verkehr, welcher die Kaiserstraße von und nach Wilhelmshöhe belebt, die Bejahung der Bedürfnisfrage genügend rechtfertigen.“ „Alle in der Nähe befindlichen Lokale sind nur ganz gewöhnliche Bierwirtschaften, in denen besseres Publikum nicht verkehren kann. Da aber in jener Gegend fast ausschließlich sogenanntes feines Publikum wohnt, so ist allerdings das Bedürfnis für ein besseres Cafè-Restaurant dort vorhanden. Für das sogenannte feinere in der Kaiserstraße und den Nachbarstraßen wohnende Publikum besteht somit kein Lokal, in dem es verkehren kann.“ „Die Räume erhalten Linoleumbelag, die Decken sind moderne Stuckdecken und die Wände haben hohe Holzlamperie mit Spiegeleinlagen. Das Café hat Centralheizung und elektrische Beleuchtung. Die Ausstattung der Räume soll behaglich sein und besten Ansprüchen genügen, und es wird beabsichtigt das Café so zu bewirtschaften, dass den im Westen wohnenden Herrschaften der weite Weg in die Königsstraße erspart bleibt.“ (Stadtarchiv Kassel A. 3.3.32, 2134, zit. nach Wiegand, S. 258)<br />
Das Café „Prinzenhof“ konnte schließlich 1906 eröffnen, später - bis 1923 - befand sich in den Räumlichkeiten die Gaststätte „Meiningerhof“. Die heutige gewerbliche Nutzung entspricht dem historischen Charakter des Hauses.<br />
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aus: Wolfgang Matthäus (Hg.), Plätze im Vorderen Westen. Geschichte(n) eines Kasseler Stadtteils, Kassel 2010<br />
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==Frauenbewegung in Kassel==<br />
[[Datei:B13 Einweihung 2.jpg | thumb |300px]]<br />
[[Datei:B13 Einweihung 3.jpg | thumb | 300px]]<br />
n den 1970er Jahren zog der Geist der Zeit in die Goethestraße 67 ein. Mit einem Fest weihte die neu entstandene autonome Kasseler Frauenbewegung im Februar 1976 ihr Frauenzentrum in den Parterreräumlichkeiten zur Pestalozzistraße hin ein, die sich aber schon bald als zu klein erwiesen und zu einem Umzug in die Nähe, in das Haus Goethestraße/Ecke Reginastraße, führten, wo sich noch heute das Frauen- und Lesbenzentrum befindet. Von hier aus initiierten Frauen wichtige Projekte - zum Beispiel das Frauenhaus oder das Frauenmagazin „Krampfader“. Themen der Zeit waren vor allem der Paragraph 218, Sexualität, Lohn für Hausarbeit, Gewalt gegen Frauen, Benachteiligung von Mädchen und Frauen in fast allen gesellschaftlichen Bereichen. Im Frauenbuchladen Aradia in unmittelbarer Nähe des Zentrums in der Reginastraße konnten sich allein Frauen über all dies bestens informieren; er befindet sich heute nicht weit vom Goethestern in der Pestalozzistraße - jetzt auch offen für Männer.<br />
Die Goethestraße im Vorderen Westen war bereits vorher - zumindest zweitweise - die Heimat von zwei herausragenden Kämpferinnen für Gleichberechtigung: Nora Platiel wohnte in den 50er Jahren in der Goethestraße 150, später wenige Häuser weiter in der Goethestraße 130, wo die 1896 in einer jüdischen Kaufmannsfamilie geborene Sozialistin, Juristin und Politikerin 1979 starb. Der im Krieg ausgebombten Elisabeth Selbert, gleichfalls Juristin und Politikerin, eine der wenigen Mütter des Grundgesetzes und Hauptverantwortliche für die Formulierung eines strikten Gleichheitsgrundsatzes im Grundgesetz, wurde nach dem Krieg eine Wohnung in der Goethestraße 74 - nicht weit vom Goethestern - zugewiesen: Treffpunkt für den politischen Neubeginn in Kassel.<br />
Die Anfänge einer neuen Frauenbewegung lagen in Kassel bei Stundentinnen der Gesamthochschule. 1975 trat sie bei einer Demonstration gegen den § 218 zum ersten Mal öffentlich in Erscheinung. Unter dem Slogan: „Das Private ist politisch“ ging es ihr um „Selbsterfahrung, Selbsthilfe und Selbstreflexion über die Situation der Frau in der patriarchalischen Gesellschaft“. Mit den Räumlichkeiten in der Goethestraße 67 verfügten Frauen, die sonst in Kleingruppen arbeiteten, seit dem März 1976 über eine zentrale Einrichtung.<br />
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== Bedeutung der Straßennamen ==<br />
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'''Goethestraße'''<br />
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Johann Wolfgang von Goethe wird bis zum heutigen Tage als einer der größten deutschen Dichter und eine der herausragenden Persönlichkeiten der Weltliteratur gehandelt. Er war vielseitig begabt und wird aus diesem Grund nicht nur als bekanntester Vertreter der Weimarer Klassik, sondern auch als Politiker, Kunsttheoretiker und Naturwissenschaftler gepriesen. Während seiner Lebzeiten reiste er viel herum, besuchte viele Städte in Deutschland sowie auch in ganz Europa. Zu den mehrfach besuchten Städten gehörte auch die damalige Residenzstadt Kassel. Allerdings wird seine Vorliebe für die "mannigfachen Sehenswürdigkeiten" Kassels nur selten erwähnt. In dem Buch "Hier war Goethe nicht" konnte Kassel allerdings keine Erwähnung finden.<br />
Goethe wurde am 28. August 1749 in Frankfurt am Main geboren. Seine Mutter, Catharina Elisabeth von Goethe war die Tochter des Bürgermeisters von Frankfurt und sein Vater, Johann Caspar von Goethe, war anerkannter Staatsmann und im kaiserlichen Rat vertreten. Goethes Vater war von Anfang an sehr daran interessiert seinen einzigen Sohn zum Schultheißen in Frankfurt zu machen. Aus diesem Grund hat er ihn schon früh die Rechtsbücher studieren lassen. Deswegen verließ Goethe nach seiner unbeschwerten Kindheit Frankfurt und fuhr 1765 nach Leipzig, um dort Rechtswissenschaften zu studieren. Auf Grund von schwerer Krankheit konnte er sein Studium erst 1772 in Straßburg beenden. Noch im selben Jahr ging Goethe nach Wetzlar, um dort als Rechtspraktikant am Reichkammergericht zu arbeiten. Die Arbeit dort gefiel dem jungen Goethe allerdings nicht; zuwider war ihm die unaufhaltsame Korruption. Sein Interesse für Rechtswissenschaften, welches von Anfang an eher dem Interesse seines Vaters entsprach, verschwand immer mehr. Goethe entdeckte zunehmend seine Reiselust und widmete sich vollends der Poesie. 1774 hatte er mit "Die Leiden des Jungen Werther" seinen ersten großen Erfolg. <br />
Daraufhin ging der junge Dichter nach Weimar, wo er als Geheimer Legationsrat in die Dienste des Herzogs trat. 1779 wurde er schließlich zum Geheimrat befördert. Im selben Jahr besuchte Goethe zum ersten Mal Kassel. Er befand sich mit Herzog Karl August von Weimar auf der Reise in die Schweiz, als er am 14. September 1779 zum ersten Mal im "Posthaus" der Madame Goullon am Königsplatz abstieg. Auf dieser Durchreise machte Goethe Bekanntschaft mit dem jungen Forscher Georg Forster, mit dem er später im regen Briefkontakt stand. Während dieses Aufenthaltes schrieb Goethe in einem Brief an seine Freundin Charlotte von Stein folgendes: "Wir gehen unter den Cassler Herrlichkeiten herum und sehen eine Menge in uns hinein. Die Gemählde-Galerie hat mich sehr gelabt, wir sind wohl und lustig. Es war zeit, daß wir ins Wasser kamen. Schön Wetter haben wir bisher und klare Augen."<br />
Allmählich veränderte sich Goethes Weltanschauung. Die Zeit der Stürmer und Dränger war für ihn vorbei. Er wendete sich den ruhigen Formenschönheiten der Antike und der harmonischen Entfaltung der Persönlichkeiten nach dem Gesetz der Schönheit und Humanität zu. In dieser Phase des dichterischen Reifens fing Goethe außerdem an, sich mit den Naturwissenschaften auseinander zu setzen.<br />
1780 wurd Goethe als Lehrling in die Weimarer Loge Amalia aufgenommen und 1781 bereits zum Gesellen befördert. Nach seiner Ernennung zum Meister im Jahre 1782 machte er eine Reise in den Harz. Auf dieser Reise besuchte er erneut Kassel. Dieses Mal zeigte er dem Sohn seiner Freundin Charlotte von Stein, dem jungen Fritz von Stein, die Sehenswürdigkeiten Kassels. Erneut stieg er dabei in dem Posthaus am Königsplatz ab und besuchte mit Fritz von Stein wiederholt die Gemäldegalerie. Goethe befand sich zu dieser Zeit tief in seinen naturwissenschaftlichen Arbeiten. Deswegen untersuchte er an dem Schädel eines jungen Elefanten aus dem Kasseler Museum seine Theorien und machte bald darauf eine seiner wichtigsten naturwissenschaftlichen Erkenntnisse über die Rückbildung des menschlichen Zwischenkieferknochens. Diesen so genannten "Goethe-Elefanten" kann man heute noch im Naturkundemuseum bewundern.<br />
1786 machte Goethe erneut eine Reise. Er verließ Deutschland fluchtartig und reiste unter dem Namen "Filippo Miller" nach Italien. In Rom lernte er den Kasseler Maler Wilhelm Tischbein kennen, der dort einer seiner engsten Freunde wurde. In diesem Jahr entstand das berühmte Gemälde Tischbeins, welches Goethe als Reisenden in der römischen Campagna zeigt - allerdings mit zwei gleichen Füßen.<br />
Im Dezember 1792 - nachdem Goethe im "Koalitionskrieg" die "Kampagne in Frankreich" unterstützt hatte - war er erneut zu Gast im Kasseler "Posthaus". Goethe selbst schreibt: "Wie düster aber auch in der letzten und schwärzesten aller Nächte meine Gedanken mochten gewesen sein, so wurden sie auf einmal wieder aufgehellt, als ich in das mit hundert und aber hundert Lampen erleuchtete Cassel hineinfuhr. Bei diesem Anblick entwickelten sich vor meiner Seele alle Vorteile eines bürgerlich-städtischen Zusammenseins, die Wohlhäbigkeit eines jeden einzelnen in seiner von innen erleuchteten Wohnung und die behaglichen Anstalten zur Aufnahme der Fremden." Dieser Aufenthalt Goethes war nur sehr kurz, dennoch hat der Poet Zeit gefunden, erneut die Kasseler Gemäldegalerie aufzusuchen. Vom Herkules war er weniger begeistert.<br />
Im August 1801 besucht Goethe das letzte Mal Kassel. Dieses Mal in Begleitung von Christiane Vulpius, seines elfjährigen Sohnes August und von Professor Meyer. Zuvor schrieb Goethe seiner Lebensgefährtin in einem Brief: "Ich freue mich herzlich, Dich wiederzusehen und mit Dir in Cassel unter so viel neuen und schönen Sachen einige Tage zuzubringen. (…) In Cassel kannst du dir ein Hütchen kaufen und ein Kleid, sie haben die neusten Waren dort so gut als irgendwo."<br />
1808 wurde Goethe von Napoléon I. das Kreuz der Ehrenlegion verliehen. Im selben Jahr erschien neben der Gesamtausgabe seiner Werke Faust I. Die letzten Jahre Goethes waren sehr leidvoll. Der Verlust seines Freundes Schiller (1805), seiner Frau (1816) und seines einzigen Sohnes (1830) machten ihn zu einem sehr einsamen Menschen. Ein erneuter Blutsturz 1830 fesselte ihn an sein Bett, das er in den letzten Jahren seines Lebens kaum mehr verließ. Bis zu seinem Tod am 22. März 1832 arbeitete Johann Wolfgang von Goethe aktiv an Faust II, der sein großes Lebenswerk endgültig vollendete.<br />
Obwohl Goethe Kassel nur wenige Male besucht hat, hat er dennoch viele Spuren hinterlassen. So geht aus den zahlreichen Tagebucheinträgen und Briefen deutlich hervor, wie sehr Goethe die Bildergalerie, das Theater, die Museen, die Schlösser, den Bergpark und nicht zuletzt die hervorragenden Einkaufsmöglichkeiten in Kassel begeisterten. Besucher des Landesmuseums in Kassel können dort heute noch Goethes Eintragungen in die Besucherverzeichnisse vorfinden. Außerdem glauben viele Philologen, dass Goethe selbst bei der Niederschrift des 4. Aufzugs des Faust II an Kassel gedacht haben muss. Die Beschreibung des "Ortes der Sinnenlust" und die Erwähnung der "Teufelsbrücke" deuten daraufhin, dass Goethe sich vom Bergpark Wilhelmshöhe hat inspirieren lassen. <br />
Die Bezeichnung Goethestraße ist ein Ergebnis der Umbenennungen in der Nachkriegszeit. Ursprünglich war eine der wesentlichen Achse im Vorderen Westen nach dem Kaiser benannt, der später auf einigen Abschnitten der Erinnerung an den Ersten Weltkrieg weichen musste (Admiral Scheer Straße, Skagerrakplatz). (aus: Wolfgang Matthäus (Hg.), Vom Hohenzollernviertel zum Vorderen Westen. Straßennamen, Geschichte und "Geschichtspolitik", Kassel 2005)<br />
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'''Lassallestraße'''<br />
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Die Lassallestraße hieß bis 1949 Eulenburgstraße. Der Straßenname erinnert an die Gründungsgeschichte der deutschen Sozialdemokratie. Lassalle wurde am 11. April 1825 als Sohn des jüdischen Seidenhändlers Heyman Lassal und seiner Frau Rosalie Heitzfeld in Breslau geboren. Schon früh wurden Lassalles Scharfsinn und seine herausragenden rhetorischen Fähigkeiten deutlich. Heinrich Heine und Alexander von Humboldt bezeichneten ihn mehrfach als "Wunderkind" oder auch als den "neuen Mirabeau". <br />
Auf seinen eigenen Wunsch hin und gegen die Vorstellungen seines Vaters studierte Ferdinand Lassalle 1843-1846 Philosophie und Geschichte in Breslau und Berlin. Während dieser Zeit setzte er sich mit der Geschichtsphilosophie Hegels auseinander. Das Hegelsche Geschichtsdenken wurde nicht nur prägend, sondern auch verbindlich für Lassalle - sein ganzes Leben lang. Eine Universitätslaufbahn (als Dozent) blieb ihm allerdings auf Grund seiner jüdischen Herkunft verwehrt. Dennoch waren es weniger Wünsche nach Judenemanzipation, sondern vielmehr Lassalles demokratisch-revolutionäre Gesinnung sowie sozialistisch-kommunistischen Ideen, welche ihn nach der "Befreiung der Menschheit" streben ließen. Die frühsozialistischen Ideen von Louis Blanc und Joseph Proudhon hatte er auf einer Studienreise nach Paris (1845) kennen gelernt. <br />
Der Scheidungsprozess (1846-1854) der Gräfin Sophie Hatzfeldt, in welchem Lassalle oftmals als Bevollmächtigter der Gräfin agierte, verhalf ihm zu Rang und Namen. Im Verlauf dieses Prozess, den Lassalle selbst auch als einen politischen Kampf gegen die bestehenden sozialen Machtverhältnisse verstand, glänzte dieser mehrfach durch seine brillanten (Verteidigungs-) Reden, litt aber auch unter politischer Verfolgung. Der so genannte "Volksheld der demokratischen Revolution im Rheinland" wurde 1849 auf Grund seines aktiv revolutionären Handelns während der Revolution 1848/49 zu einer sechsmonatigen Haftstrafe wegen Beleidigung eines hohen Staatsbeamten verurteilt. Er musste deshalb die Zusammenarbeit mit Karl Marx und der "Neuen Rheinischen Zeitung" einstellen. Lassalle war zu dieser Zeit bereits nicht nur sehr populär ("Lassalle-Kult"), sondern seine Tätigkeiten hatten ihm auch die erwünschte finanzielle Unabhängigkeit eingebracht.<br />
In Anbetracht der gescheiterten Revolution und wiederholter Verhaftungen gehörte Lassalle zu denjenigen, die ihren demokratischen Prinzipien weiterhin treu blieben. In den fünfziger Jahren war er um schriftstellerisches und wissenschaftliches Ansehen in philosophischen Kreisen bemüht und publizierte seine philosophischen und politischen Ideen. In der Untersuchung "Die Philosophie des Herakleitos" (1857), zahlreichen anderen Schriften, vor allem aber in "Das System der erworbenen Rechte, eine Versöhnung des positiven Rechts und der Rechtsphilosophie" (1860-62) setzte er sich mit Hegel und dem liberalen Bürgertum auseinander und arbeitete heraus, dass ein gleiches Recht für alle erst in einer solidarischen Gesellschaft von politisch und sozial Gleichgestellten ohne (Besitz-) Privilegien zu erreichen sei. Auf ökonomischem Gebiet entwickelte er die These vom "ehernen Lohngesetz", die in der Arbeiterbewegung, vor allem von Marx, kritisiert wurde.<br />
1860-1862 unternahm Lassalle eine Reise durch die Schweiz und Italien. Hier machte er Bekanntschaft mit der national-italienischen revolutionären Bewegung. Durch seine Stellungnahmen zur Arbeiterfrage bekam er engeren Kontakt mit Arbeitervereinen und stieg in den letzten beiden Jahren seines kurzen Lebens zum unumstrittenen Führer und Organisator der ersten selbstständigen deutschen Arbeiterbewegung auf. Riesige Menschenmassen feierten stürmisch ihren erfolgreichen Kämpfer und Helden. Nachdem Lassalle 1862 einige Reden u.a. vor dem Berliner Arbeiterverein und dem Bürgerbezirksverein gehalten hatte, bat ihn das Leipziger Zentralkomitee ein Schreiben zu formulieren, in welchem er die Ziele und Aufgaben der Arbeiterbewegung darstellen sollte. Sein berühmtes "Offenes Antwortschreiben", welches das Lassalle'sche Arbeiterprogramm enthielt, wurde zum Statut des am 23. Mai 1863 gegründeten "Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins" (ADAV). Lassalle hatte die Abschaffung des verhassten Dreiklassenwahlrechts und die Beteiligung der Arbeiter an der Produktion sowie den Aufbau von Produktivassoziationen der Arbeiter mit staatlichen Hilfen gefordert, um soziale Ungleichheiten abzubauen. Er wurde zum ersten Präsidenten des ADAV gewählt und tat sehr viel, um die Ziele und das Programm der Arbeiterbewegung durchzusetzen. Dafür nahm er sogar Kontakt zu Otto von Bismarck auf. Die Gespräche führten allerdings zu keinem Erfolg.<br />
Auf dem Höhepunkt seines Wirkens kam es zu einem tragischen Zwischenfall. Lassalle erlag am 31. August 1864 einer Verletzung, die er sich bei einem Duell wegen einer Frauenaffäre in Genf zugezogen hatte.<br />
Lassalle war einer der führenden deutschen Theoretiker seiner Zeit. Zwar kritisierte Marx diesen mehrfach für seine Fehleinschätzungen sowie für die zum Teil utopischen Theorien, dennoch war Lassalle auch eindeutig ein willensstarker Mensch der Tat. Seine Ideen wirkten in der sozialdemokratischen Arbeitbewegung weiter; der ADAV vereinigte sich 1875 mit der von Liebknecht und Bebel 1869 gegründeten Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SDAP) zur Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands (SAP), die sich seit 1890 Sozialdemokratische Partei Deutschlands nannte. Im Vorderen Westen löste der "Urdemokrat" Lassalle 1947 einen konservativen Verteidiger der Klassengesellschaft des Kaiserreichs als Namenspatron ab, der die Sozialdemokratie heftig bekämpft hatte. (aus: Matthäus, a.a.O.)<br />
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'''Pestalozzistraße'''<br />
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Die ursprüngliche Prinzenstraße erfuhr nach dem Zweiten Weltkrieg eine fortschrittliche Umbenennung, sie wurde nach einem Pädagogen benannt, dessen Auffassungen noch heute bedeutsamt. In Deutschland gibt es wohl zahlreiche "Pestalozzi-Schulen" und auch -straßen.<br />
Johann Heinrich Pestalozzi wurde am 12. Januar 1746 in Zürich geboren. In erster Linie ist er als Erzieher und Schulreformer bekannt, war daneben aber auch Schriftsteller, Politiker und Philosoph. Seine Schriften und sein Wirken ließen ihn zum Wegbereiter der Volksschule werden. Er trat überzeugt für die Volksbildung ein, eine Bildung, die auch den unteren Gesellschaftsschichten zugänglich sein sollte - und nicht nur Prinzen. Dazu nahm erJean Jacques Rousseaus' Ideen auf und verknüpfte diese mit seinen beziehungsweise grenzte sie von eigenen Überzeugungen ab. <br />
Pestalozzi, der seinen Vater bereits in jungen Jahren verlor, besuchte von 1751-54 zunächst die Elementarschule. Hieran sollte sich der Besuch der Lateinschule sowie des Collegium humanitatis anschließen (1754-63). In den folgenden zwei Jahren widmete er sich seinem Philologie- sowie Philosophiestudium am Zürcher Collegium Carolinum (aufklärerische Ausrichtung).<br />
Stark geprägt wurde Pestalozzi durch die so genannte "Helvetische Gesellschaft", der er 1764 schließlich beitrat. Die Ideen dieser Gesellschaft gingen auf Montesquieu und Rousseau zurück. Kritisiert wurden neben der eher einer Oligarchie gleichende Demokratie Zürichs das als "verweichlicht" angesehene Leben der Städter sowie die Unterdrückung der Zürcher Landbevölkerung. Wie andere Mitglieder dieser Gesellschaft geriet auch Pestalozzi schließlich in den Verdacht, sich an Aufrufen gegen Entscheidungen des Züricher Stadtrates beteiligt zu haben, weshalb er am 31.1.1767 in städtischen Arrest genommen wurde.<br />
Für Pestalozzi stand von Beginn an die praktische Tätigkeit stark im Vordergrund. Aus diesem Grund brach er seine weiteren Studien in Theologie und Jura vorzeitig ab und beschäftigte sich mit der Landwirtschaft. Es stand in seiner Absicht, den Bauern ein Beispiel zu geben, wie sie ihre miserable Lage verbessern könnten. Doch dieses Vorhaben Pestalozzis scheiterte.<br />
Nach der Hochzeit mit Anna Schulthess 1769 gründete Pestalozzi gemeinsam mit seiner Frau auf dem Gut Neuhof im Aargau eine Erziehungsanstalt für arme Kinder. Hier wurde Arbeit mit schulischer Bildung verbunden. In den folgenden 20 Jahren widmete er sich in erster Linie der Schriftstellerei. So legte er in zahlreichen Büchern und Schriften seine Erziehungsgrundsätze dar. Um die bedeutendsten seiner Werke zu nennen: "Die Abendstunde eines Einsiedlers" (1780), in dem Pestalozzi sowohl an den mangelnden pädagogischen Kenntnissen in der Gesellschaft als auch an der schulischen Lehrmethodik Kritik übt, welche er durch eine naturgemäße Erziehung ersetzen wollte; "Lienhard und Gertrud" (1781-1787), welches zu einem Welterfolg werden sollte und mit dem er politische und bildungspolitische Zusammenhänge verdeutlichte; "Meine Nachforschungen über den Gang der Natur in der Entwicklung des Menschengeschlechts" (1797), worin eine Auseinandersetzung Pestalozzis mit der Französischen Revolution stattfindet und er die Ansicht vertritt, das "Menschengeschlecht", welches sich von einem "Naturzustand" zu einem "gesellschaftlichen Zustand" entwickelt habe, müsse sich nun zu einem sittlichen erheben; "Wie Gertrud ihre Kinder lehrt" (1801), in dem er seine pädagogischen Erfahrungen aus seiner praktischen Lehrtätigkeit niederschrieb. Anfänglich stützten sich Pestalozzis Überzeugungen noch deutlich auf die von Rousseau vermittelten Grundsätze, dies sollte sich später allerdings ändern. So revidierte er beispielsweise seine anfangs so kritische Einstellung gegenüber der Schule und trat nun für diese ein und war später nicht mehr von einem unbelasteten "Naturzustand" des Menschen überzeugt.<br />
Wirtschaftliche Gründe führten im Jahre 1780 zur Schließung der Gut Neuhofer Einrichtung. So befand er sich nun auf der Suche nach einer Möglichkeit, den Menschen seine volkserzieherischen Auffassungen zu vermitteln. Diese Möglichkeit bot ihm beispielsweise seine Anstellung als Redakteur beim "Helvetischen Volksblatt".<br />
Nachdem Pestalozzi 1792 von der französischen Nationalversammlung zum französischen Ehrenbürger erklärt worden war, übernahm er 1798 das Waisenhaus in Stans. Im kommenden Jahr fand die Gründung des Erziehungsinstituts in Burgdorf statt, in welchem er schließlich auch ein Lehrerseminar einrichtete. Im Jahre 1804 fand dessen Verlegung nach Yverdon statt. Hier wurden seine pädagogischen Grundsätze erprobt. Diese Zeit steht ganz im Zeichen weiterer pädagogischer Ausarbeitungen und Publikationen, die er häufig auch gemeinsam mit seinen Mitarbeitern erarbeitete. Dieses Institut sollte sich zu einem Zentrum der Lehrerbildung in Europa entwickeln. Doch auch diese Einrichtung musste - auf Grund von Unstimmigkeiten unter der Lehrerschaft bezüglich Pestalozzis Nachfolge - im Jahre 1825 geschlossen werden.<br />
Im Zentrum all seiner Bestrebungen stand stets das Ideal der bereits erwähnten Volksbildung. Pestalozzi forderte allgemeine Menschenbildung, Überwindung der Standesunterschiede und Anerkennung der Menschenwürde. Ferner bestand für ihn ein Zusammenhang zwischen Erziehung und politisch-sozialer und ökonomischer Umgebung. So stellte Erziehung für ihn den Ausgangspunkt für eine verbesserte soziale Umgebung dar. Seine so genannte "Idee der Elementarbildung" zielte auf eine Erziehung ab, die die Fähigkeiten von Kopf, Herz und Hand harmonisch miteinander vereinen sollte. Ein Grundsatz, der gerade heute wieder als sehr modern erscheint und als Grundlage pädagogischen Handelns vertreten wird. Pestalozzi war der Überzeugung, dass zu einer intellektuellen Bildung stets die Selbstständigkeit der Schüler gehöre.<br />
Johann Heinrich Pestalozzi starb am 17. Februar 1827 im Alter von 81 Jahren auf Gut Neuhof. Kaum ein anderer Pädagoge beeinflusste die Entwicklung der mitteleuropäischen Schule so grundlegend. Eine möglichst anschauliche Gestaltung des Schulunterrichts bleibt ein wesentlicher Aspekt der Pädagogik, die auf Pestalozzi zurückzuführen ist. (aus: Matthäus, a.a.O.)<br />
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== Weblinks ==<br />
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* Link 1<br />
* Link 2<br />
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== Dateien ==<br />
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== Literatur ==<br />
Wolfgang Matthäus (Hg.), Vom Hohenzollernviertel zum Vorderen Westen. Straßennamen, Geschichte und „Geschichtspolitik“, Kassel 2005<br />
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Wolfgang Matthäus (Hg.), Plätze im Westen. Geschichte(n) eines Kasseler Stadtteils, Kassel 2010<br />
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Thomas Wiegand, Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Kulturdenkmäler in Hessen. Stadt Kassel II, hg. vom Landesamt für Denkmalpflege Hessen, Wiesbaden 2005</div>WMatthäushttp://geowest.vorderer-westen.net/index.php?title=Karl-Marx-Platz&diff=1734Karl-Marx-Platz2013-09-09T10:13:08Z<p>WMatthäus: /* Sehenswürdigkeiten / Besonderheiten */</p>
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== Kurzbeschreibung ==<br />
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|[[Datei:B2 Karl-Marx-Platz 1908 1908.jpg | thumb | 400px]]<br />
|}<br />
Die Gestaltung des Platzes kann wohl als andauernder Anlass zu Streit gesehen werden, der bis heute nicht beendet ist. Der Platz und seine Umgebung harren noch einer endgültigen Formgebung. Diese Umgebung wird geprägt durch das ehemalige Kasernengelände (als dessen Vorplatz der Platz gedacht war), das mit der heutigen Samuel-Beckett-Anlage die Wandlung einer militärischen über eine Polizeikaserne zu einem Wohngebiet demonstriert, und die 1908 eingeweihte Friedenskirche als weithin sichtbarem Kennzeichen des Zentrums des Vorderen Westens. Für Tradition und Kontinuität über historische Umbrüche hinweg steht ein seit mehr als hundert Jahren hier ansässiger Bäckereibetrieb.<br />
<br />
„Der Stuhl des Chefredakteur Karl Marx“ auf dem Karl-Marx-Platz ist inzwischen zu einem festen Bestandteil des Stadtbildes geworden und gilt als wichtiges Beispiel von Kunst im öffentlichen Raum in Kassel. Hildegard Jaekel schuf diese Plastik, die inzwischen dem Verein Kassel West e. V. gehört.<br />
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|[[Datei:B2 2 Img 9526.jpg | thumb | 300px]]<br />
|[[Datei:B2 5 Img 9586.jpg | thumb | 300px]]<br />
|[[Datei:4 Img 9580.jpg | thumb | 300px]]<br />
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|[[Datei:B2 6 Img 9590.jpg | thumb | 300px]]<br />
|[[Datei:B2 7 Img 9582.jpg | thumb | 300px]]<br />
|[[Datei:8 Img 9579.jpg | thumb | 300px]]<br />
|}<br />
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== Geschichte ==<br />
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'''Verkehrs- und städtebauliche Konflikte'''<br />
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[[Datei:B2 Plan Karl Marx Platz 1909.jpg | thumb | 200px]] <br />
[[Datei:B2 Fußgänger sw Schm.jpg | thumb | 200px]]<br />
[[Datei:B2 KMP05.JPG | thumb | 200px]]<br />
[[Datei:B2 Entwurfsfavorit 1978.jpg | thumb | 200px]]<br />
[[Datei:B2 Vorschlag 1978 1.jpg | thumb | 200px]]<br />
[[Datei:B2 Kompromisslösung.jpg | thumb | 200px]]<br />
[[Datei:B2 Zebramalen-2.jpg | thumb | 200px]]<br />
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„Karl-Marx-Platz und kein Ende“ - mit dieser Schlagzeile brachte die „Hessische Allgemeine“ am 7. April 1992 die Schwierigkeiten und Ärgernisse um dem sternförmigen Platz vor der Friedenskirche auf den Punkt. Bereits 1965 hatte man über seine Umgestaltung Diskussionen geführt, diese sollten allerdings auch nach Erscheinen des Artikels noch lange nicht zu einem versöhnlichen Ende finden. Ganz im Gegenteil: Bis zum endgültigen Umbau im Jahre 1996 wurden die Konflikte immer erbitterter ausgetragen. Doch wieso erhitzte gerade diese Baumaßnahme so sehr die Gemüter? Welche Etappen gab es auf dem langen Weg hin zu dem heutigen Erscheinungsbild des Platzes zwischen Friedrich-Ebert-Straße, Bodelschwinghstraße, Elfbuchenstraße, Pestalozzistraße und Olgastraße?<br />
Der heutige Karl-Marx-Platz ist einer der ältesten Plätze des Vorderen Westens und entstand zunächst als Vorplatz für die 1875 eingeweihte „83er Kaserne“. Bereits in den ersten Planungen wechselte er fortwährend die Form. Damals noch Hohenzollernplatz genannt, plante man ihn 1873 als Rundplatz, bevorzugte vier Jahre später im Bebauungsplan jedoch die rechteckige Form. Mit der Anlage der Elfbuchenstraße und dem Bau der Friedenskirche (eingeweiht 1908) entstand letztlich ein asymmetrisches Polygon, das bis heute in den Grundzügen beibehalten wurde. Auch die Gegend um den damaligen Hohenzollernplatz blieb im Zweiten Weltkrieg nicht von den ganz Kassel betreffenden Zerstörungen verschont. So musste er nach Kriegsende gestaltet und aufgebaut werden. <br />
Während die Hohenzollernstraße in Karl-Marx-Straße umbenannt wurde, erhielt der Platz vor der Friedenskirche zunächst keinen Namen. 1949 schließlich, als die Karl-Marx-Straße in Friedrich-Ebert-Straße umbenannt wurde, entschloss man sich, Karl Marx zumindest als Namensgeber eines Platzes noch in Erinnerung zu halten. So kam der Platz zu seinem noch heute gültigen Namen. <br />
Über diesen sollte es allerdings, genau wie über den Umbau des Platzes, noch einige Kontroversen geben: Diese begannen im Jahr 1965, als der Magistrat der Stadt Kassel erstmals erklärte, dass über den Umbau des Platzes nachgedacht werde. 1968 schließlich starteten die konkreten Planungen, die in der Bevölkerung weitgehend unterstützt wurden. Trotz dieser Befürwortung kam es jedoch in den nächsten Jahren zu keiner Verwirklichung der Pläne. <br />
So waren viele Anwohner erleichtert, als Stadtbaurat Carsten Coordes im Februar 1978 zu einer Versammlung einlud, in der über neuere Umbaupläne beraten werden sollte. In seinem Einladungsschreiben stellte das Dezernat für Bauwesen und Stadtentwicklung einen Verlust des Platzcharakters fest: „Mit diesem Platz hat die Stadtbaukunst der Jahrhundertwende einen Akzent gesetzt: Die städtebaulich hervorragende Stellung der doppeltürmigen Friedenskirche als Endpunkt der Achse der Friedrich-Ebert-Straße in der Gabelung Elbuchenstr. / Friedrich-Ebert-Straße. In unserer Zeit ist dieser Platz (...) ein reiner Verkehrsplatz geworden. (...) Fließendes und ruhendes Blech hat den Platz überflutet.“ Tatsächlich befand sich zu dieser Zeit ein Parkplatz mitten auf dem Platz, die Verkehrsführung war unübersichtlich und die Fußwege und der Einstieg in die Straßenbahnen über die Fahrbahnen hinweg wurden immer wieder als äußerst gefährlich kritisiert. <br />
Deshalb sprach sich die einberufene Anwohnerversammlung nun für einen Umbauplan aus. Der vom Verwaltungsausschuss West favorisierte Entwurf enthielt einen größeren Bereich Grünfläche vor der Friedenskirche zur „umweltfreundlichen Gestaltung“ sowie einen breiten Fußgängerbereich auf der Südseite. Olga- und Pestalozzistraße wurden von dem Platz abgeschnitten. Diese Planung sollte dem „städtebaulichen Anspruch“ des Platzes und den Wünschen der Fußgänger gerecht und innerhalb von fünf bis sechs Monaten realisiert werden. <br />
Doch trotz dieser Zusage an die Anwohner passierte in den nächsten Jahren nichts. Der Ärger und das Unverständnis für diese Politik gegenüber den Fußgängern wuchsen immer mehr. 1982 schließlich machten Anwohner und Aktive der DKP ihrem Ärger Luft und brachten eigenhändig einen Zebrastreifen auf der Fahrbahn an. Damit verliehen sie ihrer Forderung nach einem Fußgängerüberweg und der Entschleunigung des Verkehrs von der Friedrich-Ebert- in die Elfbuchenstraße Nachdruck. Der Karl-Marx-Platz solle nicht länger eine Kreuzung sein, sondern endlich ein Platz werden.<br />
Auch trotz dieser Aktion wurden jedoch keine neuen Umbaupläne entwickelt. Dafür kam ein neuer Streitpunkt um den Karl-Marx-Platz hinzu: Ebenfalls 1982 forderte die Junge Union eine Umbenennung des Platzes in Lech-Walesa-Platz. Dieser stehe im Gegensatz zu Karl Marx für die Freiheit Polens und müsse deshalb auch in Kassel gewürdigt werden. Wegen des beherrschenden Unmuts über die erneute Verzögerung des Umbaus fand dieser Vorschlag jedoch kaum Beachtung.<br />
Dass sich der Umbau nicht nur verzögern, sondern nun gänzlich in die Zukunft verschieben sollte, gab die Stadt Kassel 1986 bekannt. Sie erteilte allen Planungen eine Absage mit der Begründung, der Karl-Marx-Platz werde nur gemeinsam mit der Friedrich-Ebert-Straße umgebaut. Erneut hieß es für die Anwohner und Fußgänger: warten.<br />
Doch schon 1987 sicherte die Stadt überraschenderweise nach weiteren Protesten den Umbau für das Jahr 1988 zu. In die hierfür vorliegenden Pläne sollte dem Ortsbeirat allerdings keine Einsicht gewährt werden. Als dieser gegen diese Einschränkung protestierte, kamen die Planungen wiederum ins Stocken. Und so musste die „Für Uns“ 1989 erneut Kritik üben: „Keine Spur von Platzcharakter“ hieß es damals. Der Platz vor der Friedenskirche sei noch immer „ein verwirrendes Sammelsurium aus KVG-Trasse und abknickenden Straßenzügen“. <br />
Im gleichen Jahr jedoch wurden dem Ortsbeirat drei verschiedene Konzepte zum Umbau vorgelegt. Auf dessen Forderung hin erklärte sich die Stadt bereit, die Entwürfe einer Bürgerversammlung vorzulegen, und so erfuhren auch die Anwohner im Mai 1989 die verschiedenen Planungsvarianten.<br />
Planer der Universität Kassel schlugen die Bildung eines zentralen Platzes vor, um den der Verkehr herumgeführt werden sollte. Fußgängerüberwege sollten die Sicherheit der Fußgänger ermöglichen und eine lebensgroße Figurengruppe bestehend aus Karl Marx, Friedrich Ebert, Friedrich Bodelschwingh und Johann Heinrich Pestalozzi sollte Bezüge zum Quartier herstellen. Der zweite Entwurf von den „Büros zur Landschafts- und Freiraumplanung Dipl.-Ing. Hella Wimmel und Partner“ sah im Gegensatz zu den Planern der Universität mehrere kleine Eckplätze und lediglich eine Straßenbahnhaltestelle in der Platzmitte vor. Der Autoverkehr sollte zur Durchfahrt die Straßenbahntrasse mitbenutzen. Im dritten Entwurf schließlich stellte das „Büro für Stadt- und Landschaftsplanung Böse-Vetter“ seinen Plan für Straßenrandplätze unter Beibehaltung der diagonalen Kreuzungspunkte vor.<br />
Während die Stadt den Plan der Universität favorisierte, sprach sich auf der Anwohnerversammlung eine Mehrheit für den zweiten Entwurf aus. Dieser berücksichtigte am meisten den allgemeinen Wunsch nach einer verbesserten Situation für die Fußgänger, einer Entschleunigung des Verkehrs und Verweilflächen. Für den entsprechenden Umbau wurden im Haushalt 1990 2,4 Mio. Mark vorgesehen. „Karl-Marx-Platz: Endlich geht's voran“ (HNA, 18.5.1989) hieß es deshalb und die Anwohner hofften auf eine schnelle Lösung.<br />
Wenige Monate später dann die erneute Enttäuschung: Es würde wieder kein Geld zur Verfügung stehen. Auch für die nächsten Jahre sollte zunächst keine größere Summe im Haushalt festgeschrieben werden. So wurden zum wiederholten, aber nicht letzten Mal die Hoffnungen der Anwohner in die Kasseler Baupolitik enttäuscht. <br />
Zunächst jedoch gab es 1990 einen erneuten Vorstoß der CDU, den Platz umzubenennen, diesmal in Sacharow-Platz. Nach dem Ende der DDR solle man endlich alles an den Kommunismus Erinnernde beseitigen. „Müssen wir damit rechnen, dass Kassel auch nach dem marxistisch-sozialistischen Kehraus in der DDR seinem ‚heiligen’ Karl Marx die Treue hält?“, stellte ein HNA-Leser eine entsprechende Frage. Trotzdem kam es aufgrund der Ablehnung des Antrags durch die SPD zu keiner Umbenennung. Auch ein Umbau kam nicht wieder zur Sprache.<br />
1991 dann schließlich die Überraschung: Die KVG erklärte sich bereit, im Rahmen ihres Haltestellenbauprogramms, das vom Land gefördert wurde, den Platz umzubauen. Doch schnell stellte man trotz dieses Engagements fest: „Vor 1994 rührt sich nichts“ (HNA, 19.9.1992). Als auch 1995 noch kein Umbau in Sicht war, richtete der Ortsbeirat im Namen der Anwohner einen dringenden Appell an die Verantwortlichen der Stadt Kassel, sich endlich wirklich um eine Verbesserung der Lage zu bemühen.<br />
Damit begann die wohl größte, aber auch entscheidende Diskussion um den Karl-Marx-Platz: So diskutierte der Ortsbeirat 1996 eine Umbauvariante, die eine Verkehrsberuhigung vorsah und vom Stadtteilparlament abgesegnet wurde. Die Autos sollten von nun an, um von der Friedrich-Ebert- in die Elfbuchenstraße zu gelangen, einen Schlenker um die Haltestelle herumfahren, um schwerwiegende Unfälle durch „Rasen“ zu vermeiden; die Elfbuchenstraße sollte also an der Friedenskirche enden. Dieser Vorschlag sei „idiotisch“, stellte jedoch der Verkehrsdezernent und Bürgermeister Jürgen Gehb gemeinsam mit Vertretern der FDP fest und verweigerte die Zustimmung. Es dürften nicht nur die Interessen der Fußgänger und KVG-Benutzer berücksichtigt werden, auch die Autofahrer hätten berechtigte Wünsche.<br />
Nur kurze Zeit später kostete dieses Interesse an einer schnellen Durchfahrt in die Elfbuchenstraße eine ältere Frau das Leben. Sie wurde beim Überqueren der Straße von einem Auto erfasst und erlag im Krankenhaus ihren Verletzungen. Herr Gehb mache „ideologische Verkehrspolitik auf dem Rücken der betroffenen Menschen“, schrieb ein verärgerter HNA-Leser daraufhin und ein anderer erklärte, bei dem Karl-Marx-Platz handele es sich um „ein Autobahndreieck mit Rand-Wohnbebauung“. Zwischen Ortsbeirat und CDU-geführter Regierung kam es zu einem „Kampf der Fraktionen untereinander“ (HNA, 13.03.1996). <br />
Dieser gipfelte darin, dass der Magistrat am 18. März 1996 auf Verlangen und mit der Mehrheit von SPD und Grünen den Umbau nach Vorlage des Ortsbeirats beschloss. Wütende CDU- und FDP-Mitglieder sprachen daraufhin von den „Autofeinden“, die die aus dem Schlenker resultierende Staubildung und Abgasbelastung der Anwohner wissentlich in Kauf nähmen. Damit wollte man sich im Rathaus nicht zufrieden geben. „Die KVG bekam es gestern vom Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung schwarz auf weiß: Die Mittel für den Umbau der KVG-Haltestellen Teichstraße und Karl-Marx-Platz sind bewilligt.“ So schrieb die HNA am 29. März 1996 und ahnte nicht, dass der Oberbürgermeister Georg Lewandowski, CDU, im April ein aufschiebendes Veto gegen den Magistratsbeschluss einlegen würde. Angeblich habe dieser einen früheren Beschluss der Stadtverordnetenversammlung gebrochen, was nun überprüft werden müsse. Die Arbeit des Magistrats wurde verschoben - und somit auch der Umbau.<br />
Hätte man sich nach Ostern nicht doch auf einen Kompromiss geeinigt, wäre es wohl nie zu einer Veränderung am Karl-Marx-Platz gekommen: Der Ortsbeirat gab nach und man einigte sich darauf, die Haltestelle ohne die Umleitung in die Elfbuchenstraße umzubauen. Diese wurde dafür stadtauswärts zur Einbahnstraße, deren Überquerung durch einen Zebrastreifen sicherer gemacht werden sollte. <br />
So begann nun doch endlich der Umbau des Karl-Marx-Platzes - über 30 Jahre nach dem ersten Versprechen dafür. Die Haltestelle wurde dabei in die Platzmitte verlegt. Die geänderte Verkehrsführung in die Elfbuchenstraße wurde noch während des Baus durch die Mehrheit der CDU und FDP im Stadtparlament abgelehnt.<br />
Doch das trübte die Stimmung bei der offiziellen Einweihungsfeier der von „Bodelschwinghstraße“ in „Friedenskirche“ umbenannten Haltestelle am 22. Oktober kaum. Die Ende des Jahres 1996 von der CDU erneut begonnene Diskussion über die Umbenennung des Platzes in „Theodor-Heuss-Platz“ verhallte wirkungslos. <br />
1998 zeigten sich erstmals Passanten einigermaßen zufrieden mit der gegebenen Situation. In einer Umfrage der Verkehrsplanung waren viele der Meinung, dass sich die Situation gebessert habe. Jedoch wurde immer noch ein Mangel an Grünfläche kritisiert. Außerdem stand die Frage im Raum, ob es sich bei dem Platz überhaupt um einen Ort mit wirklichem Platzcharakter handele. Für einige Jahre kehrte jedoch Ruhe ein in die Diskussion, die HNA berichtete über andere Probleme im Kasseler Stadtgebiet. Dies änderte sich im Herbst 2007. Die Zebrastreifen, Symbol für die lang erkämpfte Fußgängersicherheit, wurden wieder beseitigt, denn das Straßenverkehrsamt stellte fest, dass Straßenbahnen den Fußgängern keinen Vorrang gewähren müssten, was zu Unsicherheit führen könne, und zudem Fußgängerüberwege über eine abknickende Vorfahrtstraße laut den gesetzlichen Vorschriften nicht erlaubt seien. So brach trotz der Einrichtung der Tempo-30-Zone rund um den Platz ein neuer Streitpunkt auf. Verärgerung und Verunsicherung der Fußgänger wie auch der Autofahrer dauern bis heute an.<br />
Insgesamt gesehen besteht die Geschichte des Karl-Marx-Platzes also aus einem nie enden wollenden Streit über seine Form und Gestaltung. Vom ersten Versprechen zum Umbau im Jahre 1965 bis zur tatsächlichen Umgestaltung im Jahre 1996 war es ein langer und steiniger Weg. Immer wieder verhinderten Geldknappheit oder Streitigkeiten verschiedener Verkehrspolitiker die schnelle Realisierung der Konzepte, während die CDU beständig eine Umbenennung des Platzes forderte. Besonders kurz vor dem endgültigen Umbau brachen die Konflikte zwischen den verschiedenen verkehrspolitischen Ideologien besonders heftig auf: Verfechter der Fußgängersicherheit und Befürworter der Freiheit der Autofahrer standen sich gnadenlos gegenüber. Letzendlich wurde ein Kompromiss gefunden, der aber bis heute für die meisten Beteiligten nicht zufriedenstellend ist. Und so wird die Diskussion um den Platzcharaker und die Verkehrsführung des Karl-Marx-Platzes wohl immer wieder ein Thema in Kassel sein - mit ungewissem Ausgang.<br />
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Marie-Josephine Damaschke Becker / Annika Vöckel, in: Matthäus (Hg.), Plätze<br />
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'''Bäcker Becker'''<br />
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{|<br />
|[[Datei:B2 Bäcker 1919.jpg | thumb | 200px]]<br />
|[[Datei:B2 Bäcker 1938 Hof.jpg | thumb | 200px]]<br />
|[[Datei:B2 Bäcker Front 1935.jpg | thumb | 200px]]<br />
|[[Datei:B2 Bäcker Provisorium.jpg | thumb | 300px]]<br />
|}<br />
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{|<br />
|[[Datei:B2 Bäcker Baustelle 2.jpg | thumb | 300px]]<br />
|[[Datei:B2 Bäcker Wagen 2.jpg | thumb | 300px]]<br />
|[[Datei:B2 Bäcker Baustelle mit Polizei.jpg | thumb | 300px]]<br />
|}<br />
<br />
Die 1908 gegründete Bäckerei ist seit 1920 am Platz ansässig und steht damit für Tradition über mehrere Generationen hinweg.In ihrer und der Familie Geschichte spiegeln sich auch die großen Ereignisse und Veränderungen des 20. Jahrhunderts.<br />
<br />
== Architektur ==<br />
<br />
== Sehenswürdigkeiten / Besonderheiten ==<br />
'''Friedenskirche'''<br />
<br />
Die Namensgebung erfolgte - natürlich - nicht auf der Grundlage eines weltlichen Begriffes von Frieden (über den es auch keine Übereinkunft gibt), sondern bezieht sich auf das Evangelium des Johannes 14, wo der Evangelist überliefert, was Jesus beim Abendmahl zu seinen Jüngern gesagt haben soll. Vers 27 ist überschrieben mit: “Der Friede Christi” und lautet: “Den Frieden lasse ich euch, den Frieden gebe ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt. Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht.”<br />
Die das Stadtbild des Vorderen Westens prägende Kirche wurde 1905-1908 für die lutherischen Bürger der Stadt erbaut - mit Renaissance-, gotischen, vor allem aber barocken Elementen. Sie ist als Blickfang an einem Straßenstern inszeniert, wie der Architekturführer Kassel meint.<br />
Von Kriegseinwirkungen blieb die Friedenskirche zwar nicht verschont, das Gebäude steht aber heute noch weitgehend in der ursprünglichen Form. Im Innenraum fanden mehrere Modernisierungen statt. Besonders prägend war die farbliche Neugestaltung des Restaurators Rolf-Gerhard Ernst im Jahr 1998.<br />
<br />
<br />
'''Der Stuhl des Chefredakteurs Karl Marx'''<br />
<br />
Er wirkt recht unscheinbar und ist doch nicht zu übersehen: „Der Stuhl des Chefredakteurs Karl Marx“ auf dem Karl-Marx-Platz ist inzwischen zu einem festen Bestandteil des Stadtbildes geworden und gilt als wichtiges Beispiel von Kunst im öffentlichen Raum in Kassel. Hildegard Jaekel schuf die Plastik im Rahmen des 1889 vom Kulturamt der Stadt ausgelobten Projekts „Heimat“, das sich mit dem Vorderen Westen auseinandersetzte. Zu ihrer Inspiration zu dem Kunstwerk sagte die 1939 in Mannheim geborene, freischaffende Künstlerin: „Ich ging also durch den Vorderen Westen spazieren und fand einen kleinen, dreieckigen Platz, der mit Basaltschotter bedeckt war. Poller begrenzten ihn, und rundherum brandete der Verkehr. Eigentlich ein sehr langweiliger Platz, ein Nichts, sehr uninteressant. Aber dieses Plätzchen hatte einen bemerkenswerten Namen: Karl-Marx-Platz! Ich blieb stehen und lachte. Das war's!“ <br />
So machte es sich die Künstlerin zur Aufgabe, Karl Marx auf „seinem Platz“ ein Denkmal zu setzen. Angeregt wurde sie durch ein Foto des Denkers, das ihn als Chefredakteur der „Neuen Rheinischen Zeitung“ 1848/49 in Köln aufrecht stehend neben einem Stuhl zeigt. Diesen Redakteursstuhl bildete sie in Messing nach (15x15x56 cm) und montierte ihn auf einer überproportional großen Stele (40x60x55 cm; Höhe 300 cm) auf einem dreieckigen Podest (132x195x183 cm; Höhe 25 cm). <br />
Der leere Stuhl symbolisiert dabei den „Weggang“ des Redakteurs, der mit dem Niedergang der sogenannten kommunistischen Systeme immer mehr auch als Mensch und Denker aus dem Bewusstsein der Menschen verschwindet. Gleichzeitig kritisiert die Unverhältnismäßigkeit zwischen Stuhl und Unterbau auch gerade diese Verdrängung von Marx’ umfangreichem Gedankengut hinter dem, was historisch aus einigen zusammenhangslosen Schlagworten gemacht wurde. <br />
Zudem beschäftigte sich die Künstlerin allerdings auch mit der städtebaulichen Situation des Platzes: So nimmt die dreieckige Grundform des Podests die einer Verkehrsinsel sehr ähnliche Gestalt des Platzes auf. Das für Podest und Stele verwendete Material, Waschbeton aus Basaltsplitt, ist das gleiche, das auch für den Bau von Pollern verwendet wird, die sich auf vielen modernen Plätzen finden. <br />
So schuf Hildegard Jaekel also nicht nur ein Denkmal für Karl Marx, sondern kritisierte mit seiner Ausgestaltung auch zum einen die mangelnde Würdigung des großen Denkers, zum anderen die unschöne Struktur des Karl-Marx-Platzes in Kassel. <br />
Dabei blieb das am 1. September 1989 aufgestellte Kunstwerk lange Zeit im Privatbesitz der Künstlerin. Die Stadt Kassel beabsichtigte zunächst, die Skulptur nur für kurze Zeit auf dem Platz zu erhalten. Nach Protesten der Anwohner durfte der Stuhl allerdings noch länger an seinem Ort bleiben. Um den endgültigen Verbleib zu sichern, erwarb der „Verein Kassel-West e.V.“ das Denkmal im Dezember 2006 mit Hilfe von Spendengeldern der Anwohner für ca. 5000 Euro. Bewohner aus dem Stadtteil pflegen und reinigen die Plastik in regelmäßigen Abständen. So bleibt Karl Marx sein Sitzplatz vor der Friedenskirche auch weiterhin erhalten. <br />
<br />
aus Matthäus (Hrsg.), Plätze<br />
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<br />
'''Gedenktafel für Friedrich-Wilhelm Murnau'''<br />
[[Datei:3 Img 9589.jpg | thumb | 300px]]<br />
<br />
Am Haus Elfbuchenstraße 4 befindet sich eine Gedenktafel für den großen Filmregisseur Friedrich Wilhelm Murnau, der hier von 1898 bis 1902 lebte (vgl. Weblinks).<br />
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== Bedeutung des Namens ==<br />
Früher den Hohenzollern gewidmet, wurde der Platz zusammen mit der Hohenzollernstraße 1947 nach Karl Marx, dem Begründer und führenden Vertreter des Marxismus bzw. des wissenschaftlichen Sozialismus und Kommunismus benannt.<br />
Marxismus ist die Bezeichnung für die von Marx und Engels entwickelte philosophischen, politischen, sozialen und ökonomischen Theorien und Lehren. Die Geschichte ist demnach die "Geschichte von Klassenkämpfen", die von Unterdrückern und Unterdrückten handelte. Die in der "Urgesellschaft" vorhandene Gleichheit aller soll durch den Kommunismus über den Weg des Sozialismus wieder erreicht werden. Während der historischen Epoche des Kapitalismus, der dem Sozialismus vorausgehe, basiere das Wachstum der Produktion auf der Ausbeutung des Menschen (Proletarier) durch den Menschen (Bourgeoisie). Da die besitzlosen Arbeiter nämlich mit ihrer Arbeitskraft in der Lage seien, den Wert für Waren zu erhöhen (Wertschöpfung), der Kapitalist sich aber die Differenz von produzierten Wert und Lohn, d. h. den Mehrwert, aneigne, werde der Arbeiter nach Marx ausgebeutet.<br />
Der historische Prozess werde vom Widerspruch der Produktivkräfte (u. a. auch menschliche Arbeitskraft) und den Produktionsverhältnissen (soziale Organisationsform von Rechts-, Eigentums- und Herrschaftsverhältnissen) vorangetrieben. Wenn die Produktionsverhältnisse nicht mehr der Fortentwicklung der Produktivkräfte entsprächen, komme es zu gesellschaftlichen Konflikten, die zu einer Revolution und damit zur Ablösung der bestehenden Ordnung führen könnten. Marx erklärt so den historischen Wechsel der herrschenden Klassen. Die historische Aufgabe des Proletariats als Unterdrückter sei es, die politische und ökonomische Macht zu erobern und sozialistische Produktionsverhältnisse, Kollektiveigentum, gesellschaftliche Planung und die "Diktatur des Proletariats" einzuführen. Er geht dabei davon aus, dass die weitere Entfesselung der Produktivkräfte, die der Kapitalismus zunächst ermöglicht, dann aber behindert habe, eine zunehmende Entlastung des Menschen von produktiven Tätigkeiten und damit ein erhöhtes Maß an Freiheit bringe. Wenn dies im Kommunismus erreicht sei, könne der Staatsapparat wegfallen, der Staat absterben.<br />
Karl Heinrich Marx, geboren am 05.05.1818 in Trier, studierte Rechtswissenschaft, Geschichte und Philosophie und beschäftigte sich insbesondere mit der Philosophie Hegels. Ab 1842/1843 war er bis zu ihrem Verbot Redakteur der "Rheinischen Zeitung". Unter dem Einfluss Feuerbachs wandte er sich von der Philosophie Hegels ab (Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie) und ab 1843 in Paris dem Sozialismus zu. Dabei begann er auch die Freundschaft und Zusammenarbeit mit Engels. 1845 aus Frankreich ausgewiesen, zog er nach Brüssel, um dort in enger Zusammenarbeit mit Engels im Auftrag des "Bundes der Kommunisten" das "Kommunistische Manifest" zu verfassen. Nachdem Marx auch aus Belgien ausgewiesen worden war, lebte er 1848 kurze Zeit in Köln, wo er die "Neue Rheinische Zeitung", die leitende Oppositionszeitung, als Chefredakteur über die Wirren der Revolution hinweg leitete. Nach dem Scheitern der Revolution wurde er von Preußen ins Exil geschickt. Darum lebte er bis zu seinem Tod in London. Finanziell von Engels unterstützt, gab er die "Neue Rheinische Revue" heraus, schrieb viele Artikel für die "New York Tribune" zur Weltpolitik und Weltwirtschaft. In London verfasste er dann auch seine eigentlichen wissenschaftliche Werke, wie z. B. "Zur Kritik der politischen Ökonomie" (1859) und den ersten Band von "Das Kapital" (1867). Die weiteren zwei Bände wurden mittels Aufzeichnungen von Engels nach dem Tod Marx' bearbeitet und schließlich 1885 und 1894 publiziert. Karl Heinrich Marx starb am 24.03.1883 in London.<br />
Marx' Denken hatte erheblichen Einfluss auf die deutsche (SPD) und internationale Arbeiterbewegung, aber auch die historischen und Sozialwissenschaften. Revolutionäre des 19. und 20. Jahrhunderts - nicht nur in Mittel- und Osteuropa - beriefen sich auf ihn und rechtfertigten kommunistische Systeme als auf wissenschaftlichen Lehren von Marx (und Lenin) beruhend. Im Sinne des Denkens von Marx wurde aber der "real existierende Sozialismus" auch kritisiert, der ganz gegen den Geist von Marx dessen Gedanken zu einem starren Gebäude und zu fixierten Lehren mache, die Bestehendes rechtfertigen sollten. Im Gefolge der Studentenbewegung in der zweiten Hälfte der 60er Jahre erlebte der Marxismus im Westen eine Renaissance, mit dem Zusammenbruch des Ostblocks scheint derzeit weltweit auch die radikale Kritik, die Marx am Kapitalismus übte, diskreditiert und von den Zwängen einer marktwirtschaftlichen Globalisierung überholt zu sein: einer Globalisierung, die Marx und Engels im kommunistischen Manifest von 1848 schon hellsichtig vorausgesehen hatten.<br />
Zur Zeit der Umbenennung des Platzes war die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) legal. Kommunisten hatten in Kassel zu einem Neuanfang im antifaschistischen Geist beigetragen - zum Teil im Auftrag der amerikanischen Besatzungsmacht, die nach "Unbelasteten" suchte; so waren sie z. B. in der Stadtverordnetenversammlung vertreten. Auch für die SPD spielte zu dieser Zeit marxistisches Denken offiziell noch eine Rolle. Die Partei propagierte in der Nachkriegszeit einen demokratischen Sozialismus, der ein sozialistisches Wirtschaftssystem mit Sozialisierung, Planung und Lenkung der Wirtschaft sowie ein parlamentarisch-demokratisches politisches System meinte. <br />
Die zentrale Straße des Stadtteils nach Karl Marx zu benennen, erschien zwei Jahre später, 1949, dann doch wohl nicht mehr angemessen. Übrig blieb der Karl-Marx-Platz - heute mit einem Denkmal, dem Stuhl des Redakteurs Karl Marx. Das Denkmal für Karl Marx und Friedrich Engels auf dem Alexanderplatz in Berlin ist nach der Vereinigung beschriftet worden: "Sorry Karl. Beim nächsten Mal machen wir es besser."<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
<br />
[http://www.vorderer-westen.net/129/ Informationen zu dem prominenten Anwohner des Karl-Marx-Platzes, Friedrich Wilhelm Murnau, finden Sie auf der Seite von Kassel West e.V.]<br />
<br />
[http://www.vorderer-westen.net/131/ Informationen zu Samuel Beckett, der mehrfach in der Nähe des Platzes für längere Zeit zu Besuch war, finden Sie auf der Seite von Kassel West e.V.]<br />
<br />
[http://www.vorderer-westen.net/143/ Der Stuhl des Redakteur auf der Seite von Kassel West e. V.]<br />
<br />
== Dateien ==<br />
[[Image:FOTO]]<br />
[[Image:FOTO2]]<br />
<br />
== Literatur ==<br />
<br />
Wolfgang Matthäus (Hg.), Plätze im Vorderen Westen. Geschichte(n) eines Kasseler Stadtteils, Kassel 2010 (Schriften der WERKSTATT GESCHICHTE an der Albert-Schweitzer-Schule, Heft 8)</div>WMatthäushttp://geowest.vorderer-westen.net/index.php?title=Karl-Marx-Platz&diff=1733Karl-Marx-Platz2013-09-09T10:11:15Z<p>WMatthäus: /* Sehenswürdigkeiten / Besonderheiten */</p>
<hr />
<div>{| border="1" cellspacing="2" cellpadding="2" align="right"<br />
|- <br />
| align="center" colspan="2" | [[Datei:Vorlage_Bild.jpg|center|thumb|200px]]<br />
|-<br />
| align="center" colspan="2" style="background:#AACCCC;" | ''' Basisdaten '''<br />
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|width="50"| ''' Adresse '''<br />
|width="200"| Hier steht die Adresse<br />
|-<br />
|width="50"| ''' Geo-Position '''<br />
|width="200"| Koordinaten<br />
|}<br />
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== Kurzbeschreibung ==<br />
{|<br />
|[[Datei:B2 1 Img 9585.jpg | thumb | 400px]]<br />
|[[Datei:B2 Karl-Marx-Platz 1908 1908.jpg | thumb | 400px]]<br />
|}<br />
Die Gestaltung des Platzes kann wohl als andauernder Anlass zu Streit gesehen werden, der bis heute nicht beendet ist. Der Platz und seine Umgebung harren noch einer endgültigen Formgebung. Diese Umgebung wird geprägt durch das ehemalige Kasernengelände (als dessen Vorplatz der Platz gedacht war), das mit der heutigen Samuel-Beckett-Anlage die Wandlung einer militärischen über eine Polizeikaserne zu einem Wohngebiet demonstriert, und die 1908 eingeweihte Friedenskirche als weithin sichtbarem Kennzeichen des Zentrums des Vorderen Westens. Für Tradition und Kontinuität über historische Umbrüche hinweg steht ein seit mehr als hundert Jahren hier ansässiger Bäckereibetrieb.<br />
<br />
„Der Stuhl des Chefredakteur Karl Marx“ auf dem Karl-Marx-Platz ist inzwischen zu einem festen Bestandteil des Stadtbildes geworden und gilt als wichtiges Beispiel von Kunst im öffentlichen Raum in Kassel. Hildegard Jaekel schuf diese Plastik, die inzwischen dem Verein Kassel West e. V. gehört.<br />
<br />
{|<br />
|[[Datei:B2 2 Img 9526.jpg | thumb | 300px]]<br />
|[[Datei:B2 5 Img 9586.jpg | thumb | 300px]]<br />
|[[Datei:4 Img 9580.jpg | thumb | 300px]]<br />
|}<br />
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{|<br />
|[[Datei:B2 6 Img 9590.jpg | thumb | 300px]]<br />
|[[Datei:B2 7 Img 9582.jpg | thumb | 300px]]<br />
|[[Datei:8 Img 9579.jpg | thumb | 300px]]<br />
|}<br />
<br />
== Geschichte ==<br />
<br />
'''Verkehrs- und städtebauliche Konflikte'''<br />
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[[Datei:B2 Plan Karl Marx Platz 1909.jpg | thumb | 200px]] <br />
[[Datei:B2 Fußgänger sw Schm.jpg | thumb | 200px]]<br />
[[Datei:B2 KMP05.JPG | thumb | 200px]]<br />
[[Datei:B2 Entwurfsfavorit 1978.jpg | thumb | 200px]]<br />
[[Datei:B2 Vorschlag 1978 1.jpg | thumb | 200px]]<br />
[[Datei:B2 Kompromisslösung.jpg | thumb | 200px]]<br />
[[Datei:B2 Zebramalen-2.jpg | thumb | 200px]]<br />
<br />
<br />
<br />
„Karl-Marx-Platz und kein Ende“ - mit dieser Schlagzeile brachte die „Hessische Allgemeine“ am 7. April 1992 die Schwierigkeiten und Ärgernisse um dem sternförmigen Platz vor der Friedenskirche auf den Punkt. Bereits 1965 hatte man über seine Umgestaltung Diskussionen geführt, diese sollten allerdings auch nach Erscheinen des Artikels noch lange nicht zu einem versöhnlichen Ende finden. Ganz im Gegenteil: Bis zum endgültigen Umbau im Jahre 1996 wurden die Konflikte immer erbitterter ausgetragen. Doch wieso erhitzte gerade diese Baumaßnahme so sehr die Gemüter? Welche Etappen gab es auf dem langen Weg hin zu dem heutigen Erscheinungsbild des Platzes zwischen Friedrich-Ebert-Straße, Bodelschwinghstraße, Elfbuchenstraße, Pestalozzistraße und Olgastraße?<br />
Der heutige Karl-Marx-Platz ist einer der ältesten Plätze des Vorderen Westens und entstand zunächst als Vorplatz für die 1875 eingeweihte „83er Kaserne“. Bereits in den ersten Planungen wechselte er fortwährend die Form. Damals noch Hohenzollernplatz genannt, plante man ihn 1873 als Rundplatz, bevorzugte vier Jahre später im Bebauungsplan jedoch die rechteckige Form. Mit der Anlage der Elfbuchenstraße und dem Bau der Friedenskirche (eingeweiht 1908) entstand letztlich ein asymmetrisches Polygon, das bis heute in den Grundzügen beibehalten wurde. Auch die Gegend um den damaligen Hohenzollernplatz blieb im Zweiten Weltkrieg nicht von den ganz Kassel betreffenden Zerstörungen verschont. So musste er nach Kriegsende gestaltet und aufgebaut werden. <br />
Während die Hohenzollernstraße in Karl-Marx-Straße umbenannt wurde, erhielt der Platz vor der Friedenskirche zunächst keinen Namen. 1949 schließlich, als die Karl-Marx-Straße in Friedrich-Ebert-Straße umbenannt wurde, entschloss man sich, Karl Marx zumindest als Namensgeber eines Platzes noch in Erinnerung zu halten. So kam der Platz zu seinem noch heute gültigen Namen. <br />
Über diesen sollte es allerdings, genau wie über den Umbau des Platzes, noch einige Kontroversen geben: Diese begannen im Jahr 1965, als der Magistrat der Stadt Kassel erstmals erklärte, dass über den Umbau des Platzes nachgedacht werde. 1968 schließlich starteten die konkreten Planungen, die in der Bevölkerung weitgehend unterstützt wurden. Trotz dieser Befürwortung kam es jedoch in den nächsten Jahren zu keiner Verwirklichung der Pläne. <br />
So waren viele Anwohner erleichtert, als Stadtbaurat Carsten Coordes im Februar 1978 zu einer Versammlung einlud, in der über neuere Umbaupläne beraten werden sollte. In seinem Einladungsschreiben stellte das Dezernat für Bauwesen und Stadtentwicklung einen Verlust des Platzcharakters fest: „Mit diesem Platz hat die Stadtbaukunst der Jahrhundertwende einen Akzent gesetzt: Die städtebaulich hervorragende Stellung der doppeltürmigen Friedenskirche als Endpunkt der Achse der Friedrich-Ebert-Straße in der Gabelung Elbuchenstr. / Friedrich-Ebert-Straße. In unserer Zeit ist dieser Platz (...) ein reiner Verkehrsplatz geworden. (...) Fließendes und ruhendes Blech hat den Platz überflutet.“ Tatsächlich befand sich zu dieser Zeit ein Parkplatz mitten auf dem Platz, die Verkehrsführung war unübersichtlich und die Fußwege und der Einstieg in die Straßenbahnen über die Fahrbahnen hinweg wurden immer wieder als äußerst gefährlich kritisiert. <br />
Deshalb sprach sich die einberufene Anwohnerversammlung nun für einen Umbauplan aus. Der vom Verwaltungsausschuss West favorisierte Entwurf enthielt einen größeren Bereich Grünfläche vor der Friedenskirche zur „umweltfreundlichen Gestaltung“ sowie einen breiten Fußgängerbereich auf der Südseite. Olga- und Pestalozzistraße wurden von dem Platz abgeschnitten. Diese Planung sollte dem „städtebaulichen Anspruch“ des Platzes und den Wünschen der Fußgänger gerecht und innerhalb von fünf bis sechs Monaten realisiert werden. <br />
Doch trotz dieser Zusage an die Anwohner passierte in den nächsten Jahren nichts. Der Ärger und das Unverständnis für diese Politik gegenüber den Fußgängern wuchsen immer mehr. 1982 schließlich machten Anwohner und Aktive der DKP ihrem Ärger Luft und brachten eigenhändig einen Zebrastreifen auf der Fahrbahn an. Damit verliehen sie ihrer Forderung nach einem Fußgängerüberweg und der Entschleunigung des Verkehrs von der Friedrich-Ebert- in die Elfbuchenstraße Nachdruck. Der Karl-Marx-Platz solle nicht länger eine Kreuzung sein, sondern endlich ein Platz werden.<br />
Auch trotz dieser Aktion wurden jedoch keine neuen Umbaupläne entwickelt. Dafür kam ein neuer Streitpunkt um den Karl-Marx-Platz hinzu: Ebenfalls 1982 forderte die Junge Union eine Umbenennung des Platzes in Lech-Walesa-Platz. Dieser stehe im Gegensatz zu Karl Marx für die Freiheit Polens und müsse deshalb auch in Kassel gewürdigt werden. Wegen des beherrschenden Unmuts über die erneute Verzögerung des Umbaus fand dieser Vorschlag jedoch kaum Beachtung.<br />
Dass sich der Umbau nicht nur verzögern, sondern nun gänzlich in die Zukunft verschieben sollte, gab die Stadt Kassel 1986 bekannt. Sie erteilte allen Planungen eine Absage mit der Begründung, der Karl-Marx-Platz werde nur gemeinsam mit der Friedrich-Ebert-Straße umgebaut. Erneut hieß es für die Anwohner und Fußgänger: warten.<br />
Doch schon 1987 sicherte die Stadt überraschenderweise nach weiteren Protesten den Umbau für das Jahr 1988 zu. In die hierfür vorliegenden Pläne sollte dem Ortsbeirat allerdings keine Einsicht gewährt werden. Als dieser gegen diese Einschränkung protestierte, kamen die Planungen wiederum ins Stocken. Und so musste die „Für Uns“ 1989 erneut Kritik üben: „Keine Spur von Platzcharakter“ hieß es damals. Der Platz vor der Friedenskirche sei noch immer „ein verwirrendes Sammelsurium aus KVG-Trasse und abknickenden Straßenzügen“. <br />
Im gleichen Jahr jedoch wurden dem Ortsbeirat drei verschiedene Konzepte zum Umbau vorgelegt. Auf dessen Forderung hin erklärte sich die Stadt bereit, die Entwürfe einer Bürgerversammlung vorzulegen, und so erfuhren auch die Anwohner im Mai 1989 die verschiedenen Planungsvarianten.<br />
Planer der Universität Kassel schlugen die Bildung eines zentralen Platzes vor, um den der Verkehr herumgeführt werden sollte. Fußgängerüberwege sollten die Sicherheit der Fußgänger ermöglichen und eine lebensgroße Figurengruppe bestehend aus Karl Marx, Friedrich Ebert, Friedrich Bodelschwingh und Johann Heinrich Pestalozzi sollte Bezüge zum Quartier herstellen. Der zweite Entwurf von den „Büros zur Landschafts- und Freiraumplanung Dipl.-Ing. Hella Wimmel und Partner“ sah im Gegensatz zu den Planern der Universität mehrere kleine Eckplätze und lediglich eine Straßenbahnhaltestelle in der Platzmitte vor. Der Autoverkehr sollte zur Durchfahrt die Straßenbahntrasse mitbenutzen. Im dritten Entwurf schließlich stellte das „Büro für Stadt- und Landschaftsplanung Böse-Vetter“ seinen Plan für Straßenrandplätze unter Beibehaltung der diagonalen Kreuzungspunkte vor.<br />
Während die Stadt den Plan der Universität favorisierte, sprach sich auf der Anwohnerversammlung eine Mehrheit für den zweiten Entwurf aus. Dieser berücksichtigte am meisten den allgemeinen Wunsch nach einer verbesserten Situation für die Fußgänger, einer Entschleunigung des Verkehrs und Verweilflächen. Für den entsprechenden Umbau wurden im Haushalt 1990 2,4 Mio. Mark vorgesehen. „Karl-Marx-Platz: Endlich geht's voran“ (HNA, 18.5.1989) hieß es deshalb und die Anwohner hofften auf eine schnelle Lösung.<br />
Wenige Monate später dann die erneute Enttäuschung: Es würde wieder kein Geld zur Verfügung stehen. Auch für die nächsten Jahre sollte zunächst keine größere Summe im Haushalt festgeschrieben werden. So wurden zum wiederholten, aber nicht letzten Mal die Hoffnungen der Anwohner in die Kasseler Baupolitik enttäuscht. <br />
Zunächst jedoch gab es 1990 einen erneuten Vorstoß der CDU, den Platz umzubenennen, diesmal in Sacharow-Platz. Nach dem Ende der DDR solle man endlich alles an den Kommunismus Erinnernde beseitigen. „Müssen wir damit rechnen, dass Kassel auch nach dem marxistisch-sozialistischen Kehraus in der DDR seinem ‚heiligen’ Karl Marx die Treue hält?“, stellte ein HNA-Leser eine entsprechende Frage. Trotzdem kam es aufgrund der Ablehnung des Antrags durch die SPD zu keiner Umbenennung. Auch ein Umbau kam nicht wieder zur Sprache.<br />
1991 dann schließlich die Überraschung: Die KVG erklärte sich bereit, im Rahmen ihres Haltestellenbauprogramms, das vom Land gefördert wurde, den Platz umzubauen. Doch schnell stellte man trotz dieses Engagements fest: „Vor 1994 rührt sich nichts“ (HNA, 19.9.1992). Als auch 1995 noch kein Umbau in Sicht war, richtete der Ortsbeirat im Namen der Anwohner einen dringenden Appell an die Verantwortlichen der Stadt Kassel, sich endlich wirklich um eine Verbesserung der Lage zu bemühen.<br />
Damit begann die wohl größte, aber auch entscheidende Diskussion um den Karl-Marx-Platz: So diskutierte der Ortsbeirat 1996 eine Umbauvariante, die eine Verkehrsberuhigung vorsah und vom Stadtteilparlament abgesegnet wurde. Die Autos sollten von nun an, um von der Friedrich-Ebert- in die Elfbuchenstraße zu gelangen, einen Schlenker um die Haltestelle herumfahren, um schwerwiegende Unfälle durch „Rasen“ zu vermeiden; die Elfbuchenstraße sollte also an der Friedenskirche enden. Dieser Vorschlag sei „idiotisch“, stellte jedoch der Verkehrsdezernent und Bürgermeister Jürgen Gehb gemeinsam mit Vertretern der FDP fest und verweigerte die Zustimmung. Es dürften nicht nur die Interessen der Fußgänger und KVG-Benutzer berücksichtigt werden, auch die Autofahrer hätten berechtigte Wünsche.<br />
Nur kurze Zeit später kostete dieses Interesse an einer schnellen Durchfahrt in die Elfbuchenstraße eine ältere Frau das Leben. Sie wurde beim Überqueren der Straße von einem Auto erfasst und erlag im Krankenhaus ihren Verletzungen. Herr Gehb mache „ideologische Verkehrspolitik auf dem Rücken der betroffenen Menschen“, schrieb ein verärgerter HNA-Leser daraufhin und ein anderer erklärte, bei dem Karl-Marx-Platz handele es sich um „ein Autobahndreieck mit Rand-Wohnbebauung“. Zwischen Ortsbeirat und CDU-geführter Regierung kam es zu einem „Kampf der Fraktionen untereinander“ (HNA, 13.03.1996). <br />
Dieser gipfelte darin, dass der Magistrat am 18. März 1996 auf Verlangen und mit der Mehrheit von SPD und Grünen den Umbau nach Vorlage des Ortsbeirats beschloss. Wütende CDU- und FDP-Mitglieder sprachen daraufhin von den „Autofeinden“, die die aus dem Schlenker resultierende Staubildung und Abgasbelastung der Anwohner wissentlich in Kauf nähmen. Damit wollte man sich im Rathaus nicht zufrieden geben. „Die KVG bekam es gestern vom Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung schwarz auf weiß: Die Mittel für den Umbau der KVG-Haltestellen Teichstraße und Karl-Marx-Platz sind bewilligt.“ So schrieb die HNA am 29. März 1996 und ahnte nicht, dass der Oberbürgermeister Georg Lewandowski, CDU, im April ein aufschiebendes Veto gegen den Magistratsbeschluss einlegen würde. Angeblich habe dieser einen früheren Beschluss der Stadtverordnetenversammlung gebrochen, was nun überprüft werden müsse. Die Arbeit des Magistrats wurde verschoben - und somit auch der Umbau.<br />
Hätte man sich nach Ostern nicht doch auf einen Kompromiss geeinigt, wäre es wohl nie zu einer Veränderung am Karl-Marx-Platz gekommen: Der Ortsbeirat gab nach und man einigte sich darauf, die Haltestelle ohne die Umleitung in die Elfbuchenstraße umzubauen. Diese wurde dafür stadtauswärts zur Einbahnstraße, deren Überquerung durch einen Zebrastreifen sicherer gemacht werden sollte. <br />
So begann nun doch endlich der Umbau des Karl-Marx-Platzes - über 30 Jahre nach dem ersten Versprechen dafür. Die Haltestelle wurde dabei in die Platzmitte verlegt. Die geänderte Verkehrsführung in die Elfbuchenstraße wurde noch während des Baus durch die Mehrheit der CDU und FDP im Stadtparlament abgelehnt.<br />
Doch das trübte die Stimmung bei der offiziellen Einweihungsfeier der von „Bodelschwinghstraße“ in „Friedenskirche“ umbenannten Haltestelle am 22. Oktober kaum. Die Ende des Jahres 1996 von der CDU erneut begonnene Diskussion über die Umbenennung des Platzes in „Theodor-Heuss-Platz“ verhallte wirkungslos. <br />
1998 zeigten sich erstmals Passanten einigermaßen zufrieden mit der gegebenen Situation. In einer Umfrage der Verkehrsplanung waren viele der Meinung, dass sich die Situation gebessert habe. Jedoch wurde immer noch ein Mangel an Grünfläche kritisiert. Außerdem stand die Frage im Raum, ob es sich bei dem Platz überhaupt um einen Ort mit wirklichem Platzcharakter handele. Für einige Jahre kehrte jedoch Ruhe ein in die Diskussion, die HNA berichtete über andere Probleme im Kasseler Stadtgebiet. Dies änderte sich im Herbst 2007. Die Zebrastreifen, Symbol für die lang erkämpfte Fußgängersicherheit, wurden wieder beseitigt, denn das Straßenverkehrsamt stellte fest, dass Straßenbahnen den Fußgängern keinen Vorrang gewähren müssten, was zu Unsicherheit führen könne, und zudem Fußgängerüberwege über eine abknickende Vorfahrtstraße laut den gesetzlichen Vorschriften nicht erlaubt seien. So brach trotz der Einrichtung der Tempo-30-Zone rund um den Platz ein neuer Streitpunkt auf. Verärgerung und Verunsicherung der Fußgänger wie auch der Autofahrer dauern bis heute an.<br />
Insgesamt gesehen besteht die Geschichte des Karl-Marx-Platzes also aus einem nie enden wollenden Streit über seine Form und Gestaltung. Vom ersten Versprechen zum Umbau im Jahre 1965 bis zur tatsächlichen Umgestaltung im Jahre 1996 war es ein langer und steiniger Weg. Immer wieder verhinderten Geldknappheit oder Streitigkeiten verschiedener Verkehrspolitiker die schnelle Realisierung der Konzepte, während die CDU beständig eine Umbenennung des Platzes forderte. Besonders kurz vor dem endgültigen Umbau brachen die Konflikte zwischen den verschiedenen verkehrspolitischen Ideologien besonders heftig auf: Verfechter der Fußgängersicherheit und Befürworter der Freiheit der Autofahrer standen sich gnadenlos gegenüber. Letzendlich wurde ein Kompromiss gefunden, der aber bis heute für die meisten Beteiligten nicht zufriedenstellend ist. Und so wird die Diskussion um den Platzcharaker und die Verkehrsführung des Karl-Marx-Platzes wohl immer wieder ein Thema in Kassel sein - mit ungewissem Ausgang.<br />
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Marie-Josephine Damaschke Becker / Annika Vöckel, in: Matthäus (Hg.), Plätze<br />
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'''Bäcker Becker'''<br />
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|[[Datei:B2 Bäcker 1919.jpg | thumb | 200px]]<br />
|[[Datei:B2 Bäcker 1938 Hof.jpg | thumb | 200px]]<br />
|[[Datei:B2 Bäcker Front 1935.jpg | thumb | 200px]]<br />
|[[Datei:B2 Bäcker Provisorium.jpg | thumb | 300px]]<br />
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|[[Datei:B2 Bäcker Baustelle 2.jpg | thumb | 300px]]<br />
|[[Datei:B2 Bäcker Wagen 2.jpg | thumb | 300px]]<br />
|[[Datei:B2 Bäcker Baustelle mit Polizei.jpg | thumb | 300px]]<br />
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Die 1908 gegründete Bäckerei ist seit 1920 am Platz ansässig und steht damit für Tradition über mehrere Generationen hinweg.In ihrer und der Familie Geschichte spiegeln sich auch die großen Ereignisse und Veränderungen des 20. Jahrhunderts.<br />
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== Architektur ==<br />
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== Sehenswürdigkeiten / Besonderheiten ==<br />
'''Friedenskirche'''<br />
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Die Namensgebung erfolgte - natürlich - nicht auf der Grundlage eines weltlichen Begriffes von Frieden (über den es auch keine Übereinkunft gibt), sondern bezieht sich auf das Evangelium des Johannes 14, wo der Evangelist überliefert, was Jesus beim Abendmahl zu seinen Jüngern gesagt haben soll. Vers 27 ist überschrieben mit: “Der Friede Christi” und lautet: “Den Frieden lasse ich euch, den Frieden gebe ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt. Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht.”<br />
Die das Stadtbild des Vorderen Westens prägende Kirche wurde 1905-1908 für die lutherischen Bürger der Stadt erbaut - mit Renaissance-, gotischen, vor allem aber barocken Elementen. Sie ist als Blickfang an einem Straßenstern inszeniert, wie der Architekturführer Kassel meint.<br />
Von Kriegseinwirkungen blieb die Friedenskirche zwar nicht verschont, das Gebäude steht aber heute noch weitgehend in der ursprünglichen Form. Im Innenraum fanden mehrere Modernisierungen statt. Besonders prägend war die farbliche Neugestaltung des Restaurators Rolf-Gerhard Ernst im Jahr 1998.<br />
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'''Der Stuhl des Chefredakteurs Karl Marx'''<br />
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Er wirkt recht unscheinbar und ist doch nicht zu übersehen: „Der Stuhl des Chefredakteurs Karl Marx“ auf dem Karl-Marx-Platz ist inzwischen zu einem festen Bestandteil des Stadtbildes geworden und gilt als wichtiges Beispiel von Kunst im öffentlichen Raum in Kassel. Hildegard Jaekel schuf die Plastik im Rahmen des 1889 vom Kulturamt der Stadt ausgelobten Projekts „Heimat“, das sich mit dem Vorderen Westen auseinandersetzte. Zu ihrer Inspiration zu dem Kunstwerk sagte die 1939 in Mannheim geborene, freischaffende Künstlerin: „Ich ging also durch den Vorderen Westen spazieren und fand einen kleinen, dreieckigen Platz, der mit Basaltschotter bedeckt war. Poller begrenzten ihn, und rundherum brandete der Verkehr. Eigentlich ein sehr langweiliger Platz, ein Nichts, sehr uninteressant. Aber dieses Plätzchen hatte einen bemerkenswerten Namen: Karl-Marx-Platz! Ich blieb stehen und lachte. Das war's!“ <br />
So machte es sich die Künstlerin zur Aufgabe, Karl Marx auf „seinem Platz“ ein Denkmal zu setzen. Angeregt wurde sie durch ein Foto des Denkers, das ihn als Chefredakteur der „Neuen Rheinischen Zeitung“ 1848/49 in Köln aufrecht stehend neben einem Stuhl zeigt. Diesen Redakteursstuhl bildete sie in Messing nach (15x15x56 cm) und montierte ihn auf einer überproportional großen Stele (40x60x55 cm; Höhe 300 cm) auf einem dreieckigen Podest (132x195x183 cm; Höhe 25 cm). <br />
Der leere Stuhl symbolisiert dabei den „Weggang“ des Redakteurs, der mit dem Niedergang der sogenannten kommunistischen Systeme immer mehr auch als Mensch und Denker aus dem Bewusstsein der Menschen verschwindet. Gleichzeitig kritisiert die Unverhältnismäßigkeit zwischen Stuhl und Unterbau auch gerade diese Verdrängung von Marx’ umfangreichem Gedankengut hinter dem, was historisch aus einigen zusammenhangslosen Schlagworten gemacht wurde. <br />
Zudem beschäftigte sich die Künstlerin allerdings auch mit der städtebaulichen Situation des Platzes: So nimmt die dreieckige Grundform des Podests die einer Verkehrsinsel sehr ähnliche Gestalt des Platzes auf. Das für Podest und Stele verwendete Material, Waschbeton aus Basaltsplitt, ist das gleiche, das auch für den Bau von Pollern verwendet wird, die sich auf vielen modernen Plätzen finden. <br />
So schuf Hildegard Jaekel also nicht nur ein Denkmal für Karl Marx, sondern kritisierte mit seiner Ausgestaltung auch zum einen die mangelnde Würdigung des großen Denkers, zum anderen die unschöne Struktur des Karl-Marx-Platzes in Kassel. <br />
Dabei blieb das am 1. September 1989 aufgestellte Kunstwerk lange Zeit im Privatbesitz der Künstlerin. Die Stadt Kassel beabsichtigte zunächst, die Skulptur nur für kurze Zeit auf dem Platz zu erhalten. Nach Protesten der Anwohner durfte der Stuhl allerdings noch länger an seinem Ort bleiben. Um den endgültigen Verbleib zu sichern, erwarb der „Verein Kassel-West e.V.“ das Denkmal im Dezember 2006 mit Hilfe von Spendengeldern der Anwohner für ca. 5000 Euro. Bewohner aus dem Stadtteil pflegen und reinigen die Plastik in regelmäßigen Abständen. So bleibt Karl Marx sein Sitzplatz vor der Friedenskirche auch weiterhin erhalten. <br />
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aus Matthäus (Hrsg.), Plätze<br />
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'''Gedenktafel für Friedrich-Wilhelm Murnau'''<br />
[[Datei:3 Img 9589.jpg | thumb 300px]]<br />
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Am Haus Elfbuchenstraße 4 befindet sich eine Gedenktafel für den großen Filmregisseur Friedrich Wilhelm Murnau, der hier von 1898 bis 1902 lebte (vgl. Weblinks).<br />
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== Bedeutung des Namens ==<br />
Früher den Hohenzollern gewidmet, wurde der Platz zusammen mit der Hohenzollernstraße 1947 nach Karl Marx, dem Begründer und führenden Vertreter des Marxismus bzw. des wissenschaftlichen Sozialismus und Kommunismus benannt.<br />
Marxismus ist die Bezeichnung für die von Marx und Engels entwickelte philosophischen, politischen, sozialen und ökonomischen Theorien und Lehren. Die Geschichte ist demnach die "Geschichte von Klassenkämpfen", die von Unterdrückern und Unterdrückten handelte. Die in der "Urgesellschaft" vorhandene Gleichheit aller soll durch den Kommunismus über den Weg des Sozialismus wieder erreicht werden. Während der historischen Epoche des Kapitalismus, der dem Sozialismus vorausgehe, basiere das Wachstum der Produktion auf der Ausbeutung des Menschen (Proletarier) durch den Menschen (Bourgeoisie). Da die besitzlosen Arbeiter nämlich mit ihrer Arbeitskraft in der Lage seien, den Wert für Waren zu erhöhen (Wertschöpfung), der Kapitalist sich aber die Differenz von produzierten Wert und Lohn, d. h. den Mehrwert, aneigne, werde der Arbeiter nach Marx ausgebeutet.<br />
Der historische Prozess werde vom Widerspruch der Produktivkräfte (u. a. auch menschliche Arbeitskraft) und den Produktionsverhältnissen (soziale Organisationsform von Rechts-, Eigentums- und Herrschaftsverhältnissen) vorangetrieben. Wenn die Produktionsverhältnisse nicht mehr der Fortentwicklung der Produktivkräfte entsprächen, komme es zu gesellschaftlichen Konflikten, die zu einer Revolution und damit zur Ablösung der bestehenden Ordnung führen könnten. Marx erklärt so den historischen Wechsel der herrschenden Klassen. Die historische Aufgabe des Proletariats als Unterdrückter sei es, die politische und ökonomische Macht zu erobern und sozialistische Produktionsverhältnisse, Kollektiveigentum, gesellschaftliche Planung und die "Diktatur des Proletariats" einzuführen. Er geht dabei davon aus, dass die weitere Entfesselung der Produktivkräfte, die der Kapitalismus zunächst ermöglicht, dann aber behindert habe, eine zunehmende Entlastung des Menschen von produktiven Tätigkeiten und damit ein erhöhtes Maß an Freiheit bringe. Wenn dies im Kommunismus erreicht sei, könne der Staatsapparat wegfallen, der Staat absterben.<br />
Karl Heinrich Marx, geboren am 05.05.1818 in Trier, studierte Rechtswissenschaft, Geschichte und Philosophie und beschäftigte sich insbesondere mit der Philosophie Hegels. Ab 1842/1843 war er bis zu ihrem Verbot Redakteur der "Rheinischen Zeitung". Unter dem Einfluss Feuerbachs wandte er sich von der Philosophie Hegels ab (Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie) und ab 1843 in Paris dem Sozialismus zu. Dabei begann er auch die Freundschaft und Zusammenarbeit mit Engels. 1845 aus Frankreich ausgewiesen, zog er nach Brüssel, um dort in enger Zusammenarbeit mit Engels im Auftrag des "Bundes der Kommunisten" das "Kommunistische Manifest" zu verfassen. Nachdem Marx auch aus Belgien ausgewiesen worden war, lebte er 1848 kurze Zeit in Köln, wo er die "Neue Rheinische Zeitung", die leitende Oppositionszeitung, als Chefredakteur über die Wirren der Revolution hinweg leitete. Nach dem Scheitern der Revolution wurde er von Preußen ins Exil geschickt. Darum lebte er bis zu seinem Tod in London. Finanziell von Engels unterstützt, gab er die "Neue Rheinische Revue" heraus, schrieb viele Artikel für die "New York Tribune" zur Weltpolitik und Weltwirtschaft. In London verfasste er dann auch seine eigentlichen wissenschaftliche Werke, wie z. B. "Zur Kritik der politischen Ökonomie" (1859) und den ersten Band von "Das Kapital" (1867). Die weiteren zwei Bände wurden mittels Aufzeichnungen von Engels nach dem Tod Marx' bearbeitet und schließlich 1885 und 1894 publiziert. Karl Heinrich Marx starb am 24.03.1883 in London.<br />
Marx' Denken hatte erheblichen Einfluss auf die deutsche (SPD) und internationale Arbeiterbewegung, aber auch die historischen und Sozialwissenschaften. Revolutionäre des 19. und 20. Jahrhunderts - nicht nur in Mittel- und Osteuropa - beriefen sich auf ihn und rechtfertigten kommunistische Systeme als auf wissenschaftlichen Lehren von Marx (und Lenin) beruhend. Im Sinne des Denkens von Marx wurde aber der "real existierende Sozialismus" auch kritisiert, der ganz gegen den Geist von Marx dessen Gedanken zu einem starren Gebäude und zu fixierten Lehren mache, die Bestehendes rechtfertigen sollten. Im Gefolge der Studentenbewegung in der zweiten Hälfte der 60er Jahre erlebte der Marxismus im Westen eine Renaissance, mit dem Zusammenbruch des Ostblocks scheint derzeit weltweit auch die radikale Kritik, die Marx am Kapitalismus übte, diskreditiert und von den Zwängen einer marktwirtschaftlichen Globalisierung überholt zu sein: einer Globalisierung, die Marx und Engels im kommunistischen Manifest von 1848 schon hellsichtig vorausgesehen hatten.<br />
Zur Zeit der Umbenennung des Platzes war die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) legal. Kommunisten hatten in Kassel zu einem Neuanfang im antifaschistischen Geist beigetragen - zum Teil im Auftrag der amerikanischen Besatzungsmacht, die nach "Unbelasteten" suchte; so waren sie z. B. in der Stadtverordnetenversammlung vertreten. Auch für die SPD spielte zu dieser Zeit marxistisches Denken offiziell noch eine Rolle. Die Partei propagierte in der Nachkriegszeit einen demokratischen Sozialismus, der ein sozialistisches Wirtschaftssystem mit Sozialisierung, Planung und Lenkung der Wirtschaft sowie ein parlamentarisch-demokratisches politisches System meinte. <br />
Die zentrale Straße des Stadtteils nach Karl Marx zu benennen, erschien zwei Jahre später, 1949, dann doch wohl nicht mehr angemessen. Übrig blieb der Karl-Marx-Platz - heute mit einem Denkmal, dem Stuhl des Redakteurs Karl Marx. Das Denkmal für Karl Marx und Friedrich Engels auf dem Alexanderplatz in Berlin ist nach der Vereinigung beschriftet worden: "Sorry Karl. Beim nächsten Mal machen wir es besser."<br />
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== Weblinks ==<br />
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[http://www.vorderer-westen.net/129/ Informationen zu dem prominenten Anwohner des Karl-Marx-Platzes, Friedrich Wilhelm Murnau, finden Sie auf der Seite von Kassel West e.V.]<br />
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[http://www.vorderer-westen.net/131/ Informationen zu Samuel Beckett, der mehrfach in der Nähe des Platzes für längere Zeit zu Besuch war, finden Sie auf der Seite von Kassel West e.V.]<br />
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[http://www.vorderer-westen.net/143/ Der Stuhl des Redakteur auf der Seite von Kassel West e. V.]<br />
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== Dateien ==<br />
[[Image:FOTO]]<br />
[[Image:FOTO2]]<br />
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== Literatur ==<br />
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Wolfgang Matthäus (Hg.), Plätze im Vorderen Westen. Geschichte(n) eines Kasseler Stadtteils, Kassel 2010 (Schriften der WERKSTATT GESCHICHTE an der Albert-Schweitzer-Schule, Heft 8)</div>WMatthäushttp://geowest.vorderer-westen.net/index.php?title=Datei:3_Img_9589.jpg&diff=1732Datei:3 Img 9589.jpg2013-09-09T10:10:33Z<p>WMatthäus: Gedenktafel für Friedrich Wilhelm Murnau (Foto Matthäus)</p>
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<div>Gedenktafel für Friedrich Wilhelm Murnau (Foto Matthäus)</div>WMatthäus